Herddienstverweigerung
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Donnerstag 21. Februar 2008
… das könnte das Unwort des Jahres werden.
Im Spiegel Online Interview mit Lisa Ortgies, der künftigen Chefin von Emma, versucht Spiegel Redakteurin Ulrike Demmer, die aktiven Väter als jammernde Minderheit darzustellen.
Ortgies stellt dagegen den Wert der Vätermonate heraus und zeigt die Perspektiven der Gleichstellungspolitik für die nächsten Jahre auf:
… SPIEGEL ONLINE: 90 Prozent der Männer verweigern bislang noch den Dienst am Herd. Wie kommt das?
Ortgies: Um Elternzeit zu bitten, das ist ein emotionales Statement im Job. Ein persönlicher Wunsch. So etwas kommt nicht gut an beim Arbeitgeber. Die meisten Männer ziehen da schon in vorauseilendem Gehorsam den Kopf ein. Selbst die Männer, die sich trauen, verkaufen ihre Eltern-Auszeit gerne als Sabbatical, als Urlaub oder Notfall.
SPIEGEL ONLINE: Kann man denn dann überhaupt die Vätermonate als großen Wurf auf dem Weg zur Gleichberechtigung bezeichnen?
Ortgies: Auf jeden Fall. Entscheidend ist die Signalwirkung. Die Männer lernen in ihrer Elternzeit – und sei sie auch noch so kurz -, welch ein Fulltimejob es ist, den ganzen Tag ein Baby zu versorgen. Und wenn sie dann zurück ins Büro kommen, sprechen sie mit Kollegen und Mitarbeitern über ihre Erfahrungen, spüren plötzlich, wie familienfeindlich die Rahmenbedingungen in der Arbeitswelt sind. Erkennen, wie unsinnig Konferenzen am späten Abend sind, wie überflüssig die weit verbreitete Anwesenheitskultur, frei nach dem Motto: Wer zuletzt das Büro verlässt, hat gewonnen. …
In Zukunft werden die Frauen die Machtfrage stellen müssen. Denn die Aufteilung der Familienarbeit ist nichts anderes als ein Machtkampf. Da geht es nicht nur um zwei, vier oder sechs Monate Elternzeit, sondern um ihre ganze Lebensplanung. Da geht es um Geld, um soziale Stellung, um Prestige.
Wer darf in der Partnerschaft seine Privilegien behalten, wer wechselt die Windeln? Und wer darf weiter auf die Anerkennung und den Zuspruch im Job zählen? Wer endet nach der Trennung als Harz IV-Empfänger? Frauen haben jahrzehntelang Übung darin, diesen Knick zu erleben. Für Männer ist das komplett neu, das wird hart. …
Donnerstag 21. Februar 2008 um 21:36
Puh, ja genau. Elternzeit als erzieherische Maßnahme für Männer. Mir kommt gleich das Abendessen… Warum ist das immer so „die“ und „wir“? Je mehr ich mich damit beschäftigte, desto wütender und verzweifelter werde ich!
Freitag 22. Februar 2008 um 09:48
Mir geht das ebenfalls gehörig auf den Senkel. Ein Beispiel: nachdem ich eine Talkrunde mit Frau Kroetz-Relin gesehen hatte, bin ich als Sohn einer (ex-)alleinerziehenden Mutter sofort auf zur http://www.hausfrauenrevolution.com, habe mich registriert und fleißg mitdiskutiert.
Nach anfänglichen Willkommensgrüßen (ich war der gefühlte zweite Mann in der gesamten Community) kamen auch schon die ersten Vorwürfe. Die wurden dann so heftig, dass ich mich nach einigen erfolglosen Beschwichtigungsversuchen nicht mehr beteiligt habe.
Seit der Zeit bin ich der Meinung: Die Forderung nach Emanzipation ist eine schöne Verpackung für die Sehnsucht, das Geschlechterverhältnis von vor etwa 100 Jahren schlicht zugunsten der Frauen umzukehren. Und das geht mir zu weit. Eine Frau als Boss ist dabei nicht mein Problem (siehe oben), sondern die Zerfleischung der Männerwelt, sobald man den kleinen Finger hinhält.
Freitag 22. Februar 2008 um 14:13
Bingo! Andreas, du bringst es gut auf den Punkt. Ich bin nur froh, dass ich eine Frau hab, mit der ich die Sachen teile und wir uns klar drüber sind, dass wir beide einen Teil zum Ganzen beitragen (müssen) und nicht in Kleinkriege gehen. Ich hoffe sehr, dass das so bleibt.