Je höher die Ansprüche, desto größer das Dilemma
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Donnerstag 21. Februar 2008
Sich als Vater und Mutter Erwerbsarbeit, Erziehung und emotionale Fürsorge zu teilen – das wünschen sich fast alle jungen Paare. Aber meist überdauern diese Vorsätze nicht einmal die Elternzeit. Wenn das Geld knapp wird, siegt der Pragmatismus.
Focus Online veröffentlicht einen eindrucksvollen Erfahrungsbericht über das Ringen mit den Ansprüchen und dem Bemühen trotzdem ein guter Vater zu sein.
„Wir wollten nie die traditionelle Rollenverteilung unserer Eltern, aber nach der Geburt unseres zweiten Kindes haben sich die ehemals zentralen Fragen der Partnerschaft von selbst beantwortet. Die Kinder brauchen Betreuung – darüber waren wir uns einig -, und ich hatte den besser bezahlten Job.“ …
Je höher die Ansprüche werden, desto größer das Dilemma. Eine Erkenntnis, die Väter und Mütter gleichermaßen verdrängen. …
Was macht einen guten Vater aus? Für viele bedeutet Vater sein das Jonglieren mit Interessenskonflikten und die ständige Suche nach Kompromissen:
„Wenn ich zehn Stunden im Büro verbracht habe, bin ich abends emotional überladen und würde mir am liebsten den Kopfhörer aufziehen und für zwei Stunden klassische Musik hören. Aber das geht natürlich nicht. Die Kinder ins Bett bringen, Geschichten vorlesen – das sind nicht nur Pflichten, sondern die einzigen Möglichkeiten, für die Kinder präsent zu sein. Manchmal arbeite ich die Mittagspause durch, um früher nach Hause zu kommen. Dass überhaupt alles noch so gut funktioniert, verdanke ich meiner Frau, die mich bei den Kindern vertritt und entschuldigt.“ …
Die Grundlagen für ein funktionierendes Familienleben passen eben nicht in ein Vokabelheft und stehen auch in keinem der zahlreichen Mütter- Erziehungs- und Väterratgeber. Die müssen Paare gemeinsam erproben und täglich neu konstruieren.