Es ist lächerlich, wegen weniger Monate einen Karriereeinbruch zu befürchten
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Mittwoch 15. August 2012
In der vergangenen Woche habe ich bereits über die Personalberatung ePunkt berichtet, deren Geschäftsführer beide Elternzeit in Anspruch genommen haben bzw. aktuell nehmen. Nach der positiven Resonanz, legen sie nun argumentativ nach: Daniel Marwan, hat seine Karenz vor einigen Jahren sehr positiv erlebt und empfiehlt nun allen, die Chance, Zeit mit seinen Kindern zu verbringen, trotz aller eventuellen Widerstände zu nutze
„Die Erfahrung mit den Kindern ist mit nichts zu vergleichen, durch nichts zu ersetzen – das war eine einmalige Chance, die habe ich genutzt“, ist Daniel Marwan auch heute noch von seiner Entscheidung, in Väterkarenz zu gehen, überzeugt. Im Unterschied zu vielen anderen Vätern, die in ihren Unternehmen auf mehr oder minder verhohlenen Widerstand treffen, degradiert werden oder nicht mehr in ihre ursprüngliche Position zurückkehren können, ist ePunkt sehr offen in Sachen Väterkarenz – unabhängig davon, ob es sich bei den Karenzwilligen um Führungskräfte handelt oder nicht. ePunkt beschäftigt zahlreiche Mütter und einige Väter in Karenz bzw. nach der Karenz in Teilzeit und verfügt über ein etabliertes Karenz- und Rückkehrmanagement. Das Unternehmen richtet sich bei der Karenzdauer nach den Wünschen der Mitarbeiter. Karenzierte Mitarbeiter werden regelmäßig ins Büro eingeladen, sind bei allen sozialen Events, wie z. B. Bürofesten und Weihnachtsfeier, dabei und haben Zugriff auf das Intranet, um so auf dem Laufenden und in Kontakt zu bleiben. Der Wiedereinstieg erfolgt in Abstimmung und nach den Bedürfnissen des Mitarbeiters. Teilzeitarbeit ist bei ePunkt ab 4 Stunden pro Woche möglich, einzig bei Führungs- und Vertriebspositionen sind 20 Wochenstunden Zeitengagement notwendig.
Daniel Marwan rät, aus seiner Erfahrung heraus, allen, die in Väterkarenz gehen wollen: „Tut es einfach! Es ist lächerlich, wegen weniger Monate einen Karriereeinbruch zu befürchten. Außerdem ist Kleinkinderbetreuung eine gute Schule für jede Führungskraft. Denn es gibt viele Ähnlichkeiten zwischen Sandkiste und Büro: Häufig geht es nur darum, wer kriegt das Schauferl und wer das Küberl. Man kann an der Sandkiste besser beobachten und viel lernen: Vater bzw. Mutter sein ist vergleichbar mit Führungskraft sein. Kinder fordern unmittelbar Feedback, sind direkt und erbarmungslos, man ist permanent gefordert und hat kaum Rückzugsbereich. Mitarbeiter fordern da viel weniger. Für seinen Einsatz wird man aber auch mit einer täglich wachsenden Beziehung zum Kind belohnt.“
Auch Sam Zibuschka sieht es als Chance, eine intensive und unwiederbringliche gemeinsame Zeit mit seinem Sohn zu verbringen. „Unsere berufliche und finanzielle Situation hat uns erlaubt, eine Väterkarenz überhaupt in Erwägung zu ziehen. Es gibt leider noch immer viele Familien, bei denen eine Väterkarenz aus einem dieser beiden Gesichtspunkte nicht möglich wäre. Hier müssen zum einen Firmen umdenken und die Unternehmer mehr Verständnis aufbringen. Zum anderen sind zwar die neuen einkommensabhängigen Karenzmodelle schon sehr fortschrittlich, trotzdem glaube ich, dass einer der Hauptgründe, die gegen eine Väterkarenz sprechen, noch immer der ist, dass die Familie auf das Gehalt des Mannes nicht verzichten kann. Hier sehe ich noch immer enormen Entwicklungsbedarf. Ich selbst werde während meiner Karenzzeit in völlig neuen Bereichen gefordert sein, mich neu kennenlernen und meine gesamte Managementstrategie in ‚management by loving‘ umstellen müssen.“
Mittwoch 15. August 2012 um 09:53
Und nachdem man sich in all dieser Managementstrategie eingearbeitet hat, wird man von den Anwälten der Kinder vors Gericht gezerrt. Erstaunlich, dass sich kein Schwein in einem Gerichtssaal für eben diese „Managementstrategien“ interessiert.
„Die neuen Väter“ sind seit zig Jahren unter uns. Sie werden aber schlicht und ergreifend nicht wahrgenommen.
Wer genau so gehandelt hat und die kleinen Hände seiner Kinder um seinen Hals spüren durfte, weiss was es bedeutet, wenn er Jahre später aus der Seele seiner Kinder durch seelen- und herzlose Geschäftemacher der Scheidungsindustrie herausgerissen wird.
Spätestens wenn er den Gerichtssaal verlässt, wird dieser „Managementstratege“ feststellen, dass die Reibungswärme, die dabei entstanden ist, dass er durch den eigenen und den gegnerischen Anwalt, durch den Richter und die Mitarbeiter des Jugendamtes sowie Gutachter – kurz durch die Scheidungsindustrie – über den Gerichtstisch gezogen wurde, keine Nestwärme ist.
Die „wenige Monate“ werden solche Väter garantiert nicht die Karriere kosten. Die Trennung von ihren Kindern wird aber umso schmerzhafter ausfallen. Der dabei zugefügte Shmerz scheint volle Absicht zu sein!