Aufgabenteilung in der Familie ist Verhandlungssache
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Dienstag 28. Mai 2013
Diese Auffassung vertritt Christian Beuker, Koordinator des Väternetzes Niedersachsen, Sozialpsychologe und Pädagoge, im Interview mit der Nordwestzeitung
Frage: Immer mehr Väter beziehen Elterngeld – spricht das für ein sich wandelndes Rollenbild?
Beuker: Das Elterngeld war im Grunde der Auslöser dafür. Ein sich wandelndes Bild in der Rollenverteilung gab es schon vorher, aber durch den Rechtsanspruch haben sich immer mehr Männer getraut, auch tatsächlich zu Hause zu bleiben.
Frage: Welche Rolle spielt denn der ökonomische Gedanke beim Thema Elterngeld?
Beuker: Die Frage ist: „Was will ich?“ Es gibt Familien, da bleibt der Vater der Haupternährer und die Frau findet’s ganz toll. Das ist das klassische Bild. Es geht natürlich auch andersherum. Die Paare müssen für sich entscheiden – wie wollen wir leben und was brauchen wir als Familie? Da kann es auch sein, den Lebensstandard an die Familienzeit und das Einkommen anzupassen.
Frage: Wie kann man Vätern noch weiter Mut machen, ihren Anteil an der Elternzeit wahrzunehmen?
Beuker: Wichtig ist, das Selbstbewusstsein und das Selbstvertrauen der Väter zu stärken. Es können immer wieder Krisen entstehen, wenn der Mann in seiner Betreuungsrolle verunsichert wird. Das geschieht durch das klassische Kontrollbild, wenn Mütter oder Großmütter auf dem Spielplatz genau hinschauen, ob der Vater sich in ihren Augen richtig verhält. Für so etwas gibt es Vater-Kind-Seminare, in denen Väter die Möglichkeit bekommen, sich auszuprobieren und auszutauschen.
Frage: Was ist in Ihren Augen eine moderne Rollenverteilung in der Familie?
Beuker: Modern bedeutet für mich, dass Partner untereinander aushandeln, welche für sie die beste Lösung ist. Es geht nicht darum, sich die Elternzeit einfach in zwei gleichwertige Hälften zu teilen – das ist nur eines von vielen Modellen. Für eine moderne Rollenverteilung sollten sich die Paare fragen: „Wie wollen wir die Zeit gemäß unseren Begabungen gestalten?“
Frage: Ist die moderne Rollenverteilung bei jungen Eltern eher verbreitet als bei Paaren, die in höherem Alter Kinder kriegen?
Beuker: Das hängt auch von der beruflichen Situation ab. Habe ich noch die Möglichkeit, einen Schritt weiterzukommen, oder stecke ich vielleicht sogar noch in Studium oder Ausbildung. Das ist situationsbedingt. Allerdings überwiegt bei jüngeren Paaren die Unsicherheit in ihrer Elternrolle.