Einen Beitrag zur Entstehung einer vaterlosen Gesellschaft liefert Klaus Roland, 1935 in Mönchengladbach geboren. In dem Interview erzählt von seiner Familie, seinen Erlebnissen und seinen damaligen Vorstellungen vom Krieg.
‚… Zischup: Wurde in ihrer Familie nach dem Krieg noch über ihren Vater gesprochen?
Roland: Nein, obwohl wir ihn alle sehr vermisst haben. Besonders für meine Mutter war es ein absolutes Tabuthema, über den Krieg oder meinen Vater zu sprechen. Die einzige Ausnahme war an seinem Todestag, da haben wir jedes Jahr ein Bild von ihm aufgestellt und für ihn gebetet. Aber man muss auch dazusagen, dass der Tod meines Vaters meinen Bruder, meine Mutter und mich sehr eng zusammengeschweißt hat.
Zischup: Wie wurde denn beispielsweise in der Schule das Thema Krieg behandelt?
Roland: Nach dem Krieg wurde die Rassenlehre sofort aus dem Lehrplan gestrichen. Unsere Lehrer waren insgeheim immer gegen Rassenlehre und Judendiskriminierung gewesen, haben das aber erst nach dem Krieg preisgegeben. Was uns Kinder betrifft, saßen wir fast alle im gleichen Boot, es war eine Ausnahme, wenn ein Kind in unserem Alter zu diesem Zeitpunkt noch einen Vater hatte. Es war zwar kein Tabuthema bei uns, über unsere Väter zu reden, doch trotz allem hat man das eher vermieden.
Zischup: Warum?
Roland: Nun, viele meiner Mitschüler kannten ihre Väter noch sehr gut. Nachdem wir dann erfuhren, dass sie nicht mehr nach Hause kommen, war das für viele von uns ein Schock, denn alle von uns hatten ein sehr gutes Verhältnis zum eigenen Vater gehabt. …
Zischup: Was stellten Sie sich denn damals als Kind unter Krieg vor?
Roland: Uns Kindern wurde immer gesagt, dass unsere Väter gerade in einem großen Abenteuer, also dem Krieg, sind um dem „Führer“ zu helfen. Wir Kinder waren deswegen auch sehr stolz auf unsere Väter, auch wenn wir sie sehr vermisst haben. Schon von klein auf waren wir immer sehr abenteuerlustig und haben mit Pistolen aus Holz oft im Wald Krieg gespielt. …‘
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