Mutterlohn oder Herdprämie – eine Diskussion ohne Väter
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 6. Januar 2010
Es ist einer der Streitpunkte innerhalb der schwarz-gelben Bundesregierung: das Betreuungsgeld für Kinder. Es soll an die Eltern ausgezahlt werden, die ihre Kinder nicht in eine Kindertagesstätte schicken. Ab 2013 monatlich 150 Euro pro Kind. So steht es im Koalitionsvertrag.
Gleichzeitig sollen die Plätze in den Kindertagesstätten der Republik massiv ausgebaut werden. Es handelt sich also bei dem Betreuungsgeld nicht um eine Wiedergutmachungsprämie für Eltern, die keinen Krippenplatz gefunden haben, sondern um eine Anerkennung der Erziehungsarbeit zu Hause. Sagen die Befürworter des Betreuungsgeldes.
Die Gegner nennen das Ganze schlicht „Herdprämie“, weil das Betreuungsgeld den Mythos von der Mutter nähre, die für die Erziehung am besten geeignet sei und damit tradierte Rollenbilder finanziert würden. Außerdem werde das Geld in bestimmten Schichten nicht den Kindern zugute kommen, sondern in Statussymbole oder Alkohol investiert. Weshalb es zum Beispiel Hartz IV Empfängern als Gutschein ausgezahlt werden solle.
Nach einer aktuellen Studie wäre das Betreuungsgeld ohnehin weitgehend wirkungslos, weil sich die meisten Mütter wegen der 150 Euro Zuschuss nicht anders verhalten würden. Allerdings schaffe das Betreuungsgeld für Familien mit niedrigem Einkommen womöglich einen Anreiz, ihre Kinder nicht in die neu geschaffenen Betreuungseinrichtungen zu schicken. Und damit wären diese Kinder – so die Kritiker des ganzen Vorhabens – von den für die kindliche Entwicklung so wichtigen sozialen Kontakten abgeschnitten.
Eine offene gesellschaftspolitische Debatte ist entbrannt: Wie und wo sollen unsere Kinder erzogen werden?
Studiogäste der HR2 Sendung kontrovers am 2. Januar waren:
Dorothee Bär, MdB, stv. Generalsekretärin der CSU, Vorsitzende der CDU-CSU Fraktionsarbeitsgruppe Jugend und Familie
Dr. Jörg Maywald, Geschäftsführer der deutschen Liga für das Kind in Familie und Gesellschaft
Die Sendung können Sie als podcast nachhören. Aber nicht darüber ärger, dass Väter bei dem Gespräch nur am Rande erwähnt werden.
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