Vaterrolle durchlebt enormen kulturellen Wandel
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 26. Januar 2010
Dr. Peter Möhring, Privatdozent für Psychoanalytische Psychosomatik und Krankheitsverarbeitung an der Justus-Liebig-Universität (JLU) referierte in Giessen zum Thema „Dem frühen Vater auf der Spur“.
Er begann seine Ausführungen mit der Feststellung, dass die Vaterrolle in den vergangenen Jahrzehnten einen enormen kulturellen Wandel durchlebt habe. So gehöre der Vater, der seinen Sprössling alleine im Kinderwagen durch die Fußgängerzone schiebt, heute zum alltäglichen Straßenbild.
Derzeit laufe die Entwicklung auf den sogenannten „frühen Vater“ hinaus, auf einen Vater also, der schon während der ersten drei Jahre in das Leben seines Kindes tritt, um die Elternschaft aktiv mitzugestalten. Dieser neue Typus ist Möhring zufolge keine Modeerscheinung: Ein baldiges väterliches Engagement sei vielmehr angebracht, da Säuglinge in der Frühphase wichtige kognitive und emotionale Entwicklungsschritte durchlebten.
Die Grundlagen für eine stabile die Vater-Kind-Beziehung würden schon vor der Geburt gelegt. Eine positive Funktion könne der Mann allein dadurch übernehmen, dass er seine schwangere Partnerin zum Geburtsvorbereitungskurs begleite. Von weit größerer Bedeutung sei die gemeinsame Versorgung und Pflege des Kindes.
Dabei könne es allerdings nicht um die bloße Anwesenheit des Mannes gehen: „Väter müssen auch etwas tun“, forderte Möhring. Im Verlauf ihrer Frühentwicklung bildeten Kinder schnell eine „Bindungshierarchie“ heraus, in der der Vater naturgemäß nur den zweiten Platz hinter der Mutter einnehme.
In diesem Zusammenhang komme es darauf an, die intensive Zweierbeziehung durch eine schnelle Integration des Vaters zu erweitern. Innerhalb dieser „Triade“ könne der Vater als Ausgleich und „ordnendes Element“ zwischen Mutter und Kind fungieren. Studien hätten bewiesen, dass ein geglückter „Triangulierungsprozess“ sich positiv auf die weitere Kindesentwicklung auswirke.
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