Wie beschreiben Sie die Rolle des Vaters?
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 20. Juni 2020
„Die Väter der Zukunft sitzen mit ihren Kindern am Fluss und sehen zu wie alles vergeht …“ Der Publizit Björn Vedder entwirft im Philosophischen Radio Bilder der ‚Väter der Zukunft‘. Wir leben in einer Gesellschaft, in der die Vaterrolle unklar ist, und das hat Folgen. Der Vater – ist vor allem ein abwesender Vater. Braucht es neue Väter der Zukunft?
Schon in den 1960er Jahren etablierte der Psychologe Alexander Mitscherlich den Begriff der „vaterlosen Gesellschaft“, in der es an vorbildhaften Vaterfiguren mangelt. Heute ist das Problem noch viel drängender und konkreter sichtbar: Leibliche Väter sind oftmals abwesende Väter; sei es, weil Beziehungen zerbrochen sind, sei es, weil sie über die Maßen im Arbeitsprozess gefordert sind. Hinzu kommt: Es existiert im Grunde keine Idee, was eine gute Vaterschaft in diesen Zeiten überhaupt ausmacht. Zeiten, in denen es auch darauf ankommt, dass so eine Idee mit Genderdiskursen und Geschlechtergerechtigkeit vereinbar ist. Geht das überhaupt?
Klarheit, sagt der Philosoph Björn Vedder, gab es in der Frage des Vaterbildes höchstens zu Zeiten des Patriarchats, das mit seinen Vorstellungen von Vaterschaft im Prinzip allerdings seit der Französischen Revolution abgeschafft sei. Trotzdem hallen und wirken noch viele Aspekte dieser Zeit nach, gerade in der Frage der Vaterschaft. Und zum Teil werden sie im Zuge aktueller Wertediskussionen von konservativen Bewahrern sogar wieder zunehmend reaktiviert. Björn Vedder setzt alldem seinen Vorschlag eines demokratischen Vaters entgegen, der nicht formelle Autorität ausübt aus Prinzip, sondern seinen Kindern unterstützend Rahmen und Räume bietet, damit sie selbst ihren Weg in ein gutes Leben finden können. Dazu brauche es: Reflexion, Mut, Demut, Verzicht, Nähe – und natürlich: Liebe.
Die Sendung können Sie hier nachhören.
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