Jungenpolitik – Mehr Beteiligung von Anfang an!
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 26. Oktober 2013
„Junge Männer haben Lust auf Teilhabe und gesellschaftliche Mitgestaltung, fühlen sich aber häufig nicht integriert und respektiert. Wir müssen Jungen mehr als bisher an der Gesellschaft partizipieren lassen und ihre Anliegen und Vorstellungen im politischen Alltag stärker berücksichtigen.“
Zwei Sätze aus der Erklärung von Bundesfamilienministerin Schröder bei der Präsentation der Ergebnisse und Empfehlungen des Beirats Jungenpolitik Ende Juni im Berliner Mauerpark. Der Bericht ist unter dem Titel „Jungen und ihre Lebenswelten – Vielfalt als Chance und Herausforderung“ erschienen. Die Empfehlungen des Beirats geben einen guten Überblick über die Wünsche und Vorstellungen junger Männer und zahlreiche Anregungen zur Weiterentwicklung einer Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer.
Sie wollen fast alle gerne Väter werden, orientieren sich aber vielfach noch an hergebrachten Vorstellungen zu einem männlichen Berufsleben. Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist noch kein Thema für junge Männer – obwohl sie gerne Zeit mit ihrer Familie verbringen möchten und männliche Bezugspersonen für Kinder wichtig finden. Auf Herausforderungen, die dadurch in Partnerschaften auf sie zukommen, sind sie ebenfalls nicht vorbereitet. Ihnen fehlen alltagstaugliche Vorstellungen zur Vielfalt moderner Lebensformen.
Jungen und junge Männer haben aber Lust auf Teilhabe und auf gesellschaftliche Mitgestaltung – das ist eine nachdrückliche Erfahrung des Jungenbeirats. Aber sie fühlen sich aktuell nicht angesprochen, nicht einbezogen und häufig nicht respektiert. Das ist eine Aufforderung die Ansprache von Jungen und Mädchen sowie Kommunikations- und Partizipationsstrukturen zu überdenken.
Jungenpolitik ist ein neues Politikfeld und die Arbeit des Beirats zielte auch darauf ab, die Konturen, Möglichkeiten und Prioritäten dafür zu erkunden und zu benennen. Dass in diesem Beirat neue Wege gegangen und nicht nur Experten und Expertinnen über Jungen, sondern Jungen als Experten in eigener Sache einbezogen wurden, macht den besonderen Wert dieses Berichtes aus. Sie beschreiben in sechs Abschnitten ihre Sicht auf relevante Themen innerhalb des neuen Politikfelds.
Moritz Sonnenberg hebt die Bedeutung von männlichen Bezugspersonen im Leben von Jungen hervor. „Meiner Ansicht nach haben männliche Bezugspersonen einen großen Einfluss auf diverse Lebensbereiche der heutigen Jungen, exemplarisch sollen die Bereiche Schule, Familie und Freizeit bzw. Sport stehen. Ich denke die Rolle der väterlichen Bezugsperson wird in der heutigen Gesellschaft unterschätzt. Väter haben einen starken Einfluss auf die Entwicklung ihrer Kinder …“
Sebastian Leisinger setzt sich mit der Bedeutung der Neuen Medien für Jungs auseinander und kommt dabei zu dem Ergebnis, das Politik verstärkt die Kanäle nutzen sollte, die Jungen auch erreichen. Adnan Tuncer erläutert in Interviewform, warum ihm als türkischem Jungen die Freiheit besonders wichtig ist, gerade auch beim Thema Freundschaften.
Nicht nur die Jungenpolitik, zahlreiche der in dem Bericht aufgezeigten Handlungsfelder berühren auch andere Politikressorts, kann also an Glaubwürdigkeit gewinnen, wenn Beteiligung von Jungen keine Eintagsfliege bleibt. Ebenso wichtig ist es, die aufgezeigten Konsequenzen in der kommenden Legislaturperiode umzusetzen und das neue Politikfeld mit ausreichenden Ressourcen auszustatten. Die inzwischen freigeschaltete Internetplattform (http://www.meintestgelaende.de/) von Jungen für Jungen war ein erster, kurzfristig umsetzbarer Schritt. Dabei darf es aber nicht bleiben.
Nomen est Omen? Die Präsentation fand bei strömenden Regen im Strandbereich des Cafés Schönwetter statt.
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