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Warum Männer ihre eigenen Interessen sabotieren und was Frauen dadurch entgeht

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Sonntag 31. März 2013

Markus Theunert titelt sein neues Buch etwas anders und auch der Klappentext klingt reißerischer: „Eine Verschwörung gegen die Geschlechtergerechtigkeit. Sie reden wie Männer von morgen und handeln wie Patriarchen von gestern: Co-Feministen sind Wölfe im Schafspelz der Geschlechtergerechtigkeit.“ Ich habe etwas gegen Verschwörungstheorien, sie verweisen in der Regel auf die labile Persönlichkeit derer, die ihr anhängen.

In seinem Buch versucht der Autor aber tatsächliches Verhalten zu erklären, für das es auf den ersten Blick keine vernünftige Erklärung gibt. Warum verhalten sich Männer gegen ihre eigenen Interessen, leugnen ihre Gefühlswelt und heucheln Unterstützung mit der Wirkung des berühmten Dolches hinter dem Rücken.

Das Verhalten und die Menschen, es gibt mit Sicherheit auch Co-Feministinnen, die es ausüben beschreibt Theunert anhand von zahlreichen persönlichen Beobachtungen und Begegnungen nachvollziehbar und plausibel und in dem Abschnitt „Die zehn Spielarten des Co-Feminismus“ präzisiert er seine Typologie mit den Kriterien politische Einstellung, Identität, Motivation, Wertung und Lebenswelt, mit deren Hilfe jeglicher Co-Feminismus, man könnte auch sagen Opportunismus, kategorisiert werden kann.

Die Frage, die sich von Anfang an aufdrängt ist die nach dem Sinn eines solchen Verhaltens. Theunert versucht eine Antwort mit Hilfe des Konzepts der ‚Co-Abhängigkeit‘ deren Definition er an den Beginn des Kapitels „Warum Co-Feminismus?“ stellt: „Co-Feministen sind stets freundlich und höflich und  bemühen sich fortwährend, es anderen recht zu machen. Auch wenn die Befindlichkeit zwischen euphorischer Hoffnung und abgrundtiefer Verzweiflung wechselt …“ Der Autor räumt ein, dass das Konzept durchaus umstritten ist und es andere Erklärungen geben kann.

Meiner Meinung nach geht es bei jeglichem Verhalten, also in unserem Fall auch bei Pro- oder Antifeminismus um den Wunsch nach Anerkennung und Wertschätzung. Anerkennung für die Leistung am Arbeitsplatz, in der Familie und an allen anderen gesellschaftlichen Orten und in jeglichen Beziehungen. Diejenigen, denen Wertschätzung und Anerkennung versagt wird, werden alles unternehmen, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Auch Ablehnung ist eine Form der Anerkennung und hat gerade für Minderheiten stabilisierende Wirkungen.

Was Männer angeht, scheint co-feministisches Verhalten, so wie Theunert es beschreibt, ja mehrheitsfähig zu sein, es garantiert ein Maximum an Anerkennung, bei den Gleichstellungsfrauen, denen Mann verbal Unterstützung heuchelt und bei den Geschlechtsgenossen, denen man signalisiert, dass Veränderungen nur bei den Frauen notwendig sind und das eigene Verhalten nicht betroffen ist. Das erinnert mich an die Aufträge an unzählige Unternehmensberater: Sie dürfen hier alles machen, am Ende darf sich aber nichts verändert haben. Also den Kopf waschen ohne nass zu werden. Auch Kinder wissen schon, dass es einfacher ist, den Eltern nicht zu widersprechen und einfach das Gegenteil zu machen. Das macht ja gerade die fatale Wirkung für die Gleichstellung aus.

Die Befreiung von den Fesseln der alten Rollenmuster wird so zu einer formalen Übung, einer Zählnummer, ohne dass sich etwas verändert. An dieser Stelle entfaltet das Buch von Theunert seine wahre Stärke. Es zeigt auf, wie aus dem Schattenboxen, dem Stellvertreterk(r)ampf unter co-feministischer Regie eine Auseinandersetzung auf Augenhöhe werden kann.

Dazu ist es notwendig, Männer nicht als defizitäre Wesen abzustempeln, die es noch weiter zu schwächen gilt, sondern diejenigen, die sich schwach fühlen oder an den Rand gedrängt fühlen zu stärken und den Fokus auf das zu richten, was Männer sich unter einem attraktivem Leben in einer geschlechtergerechten Gesellschaft vorstellen. Die Antworten auf diese Frage sind nicht durch einseitige Definitionsansprüche zu finden, sondern im Dialog auf Augenhöhe mit dem Anspruch, eigene Anliegen offenzulegen und auf die Antwort des Gesprächspartners neugierig zu sein.

Das Interesse von Markus Theunert an diesem Dialog durchzieht das Buch wie ein roter Faden und die an vielen Stellen geäußerten persönlichen Gedanken und Sichtweisen machen ihn angreifbar, aber dass nimmt er offensichtlich in Kauf. Der Gewinn ist die Glaubwürdigkeit, persönlich und für sein Anliegen einer geschlechtergerechten Gesellschaft, die Männern ein Leben ohne Schattenseiten ermöglicht.

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