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Väter müssen Arbeitszeiten mitbestimmen können

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 5. November 2011

‚Zeit für Familie’ lautet der Titel des achten Familienberichts, der Ende Oktober vorgelegt wurde. Ein Ergebnis: Eltern wünschen sich mehr Zeit mit ihren Kindern – stärker als mehr Geld oder eine bessere Kinderbetreuung. Professor Hans Bertram, Leiter des Lehrstuhls für Mikrosoziologie an der Humboldt-Universität Berlin und Vater von drei erwachsenen Söhnen, spricht im Interview mit der der Berliner Morgenpost darüber, wie diese Zeit aussehen könnte.

‚… Berliner Morgenpost: Apropos Rollenmodell: Was halten denn Kinder davon, dass Papa sich im Haushalt beteiligt und Mama arbeiten geht?

Professor Hans Bertram: Da sind die Kinder weiter als wir Erwachsene. Den Kindern ist es egal, wer welche Aufgaben verrichtet. In den 60er-Jahren haben Männer übrigens etwa eine Stunde pro Woche im Haushalt geholfen. Heute arbeiten sie 16 bis 17 Stunden im Haushalt. Das ist zwar noch deutlich weniger als bei den Frauen mit 32 bis 35 Stunden pro Woche, aber immerhin etwas. Und wenn die Mutter beides managt – Haushalt und Job – macht es Kinder stolz. Sie sehen und schätzen auch die ökonomische Sicherheit, die sich daraus ergibt. Die typisch deutsche Debatte über das schlechte Gewissen wegen des Arbeitens kann man sich sparen – so lange genug aktive Eltern-Kind-Zeit übrig bleibt.

Berliner Morgenpost: Hat sich denn der Spagat zwischen Job und Familienleben nicht verschärft?

Professor Hans Bertram: Mit Sicherheit. Das liegt an den flexiblen Arbeitszeiten. Sie haben sich richtiggehend in die Familienzeit “reingefressen”. Wer noch um 20 Uhr als Verkäuferin arbeitet, kann eben nicht mit der Familie gemeinsam am Abendbrottisch sitzen. Die Liberalisierung will ja keiner mehr missen, aber man muss sich bewusst werden, dass dies zu einem Managementproblem in den Familien führt. Noch liegt die Zeitsouveränität beim Arbeitgeber. Das muss sich ändern. Mütter und Väter müssen über die Arbeitszeit und die Arbeitsorganisation mitbestimmen dürfen.

Berliner Morgenpost: Wie kann das aussehen?

Professor Hans Bertram: Es gibt viele gute Ideen. Eine große US-Softwarefirma bietet zum Beispiel an, dass die Kinder die Sporteinrichtungen und die Mensa auf dem Unternehmensgelände mitbenutzen. Das ist praktisch für die Eltern und für die Kinder. Beim Hessischen Rundfunk betreuen pensionierte Redakteure Kinder von Mitarbeitern. Die Betriebe müssen Ideen entwickeln und umsetzen – so, wie sie für die individuellen Bedürfnisse passen.

Berliner Morgenpost: Aber wird denn etwas passieren, so lange es politisch keinen Druck gibt?

Professor Hans Bertram: Natürlich sollte auch die Politik etwas tun. Das Kernproblem ist doch, dass die Arbeitswelt am männlichen Lebensverlaufsmodell orientiert ist. Und da kommt das Kinderkriegen und -versorgen nicht vor. So lange sich das nicht ändert, gibt es auch keine Lösung für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

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