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Archiv für September 27th, 2011

‚… Als meine Kinder dann größer wurden,

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 27. September 2011

… veränderte sich auch mein Blick auf gesellschaftliche und politische Fragen. In der Studentenbewegung und darüber hinaus habe ich für ein Gleichheitsideal gekämpft, im Sinne von maximaler Förderung aller Kinder einer Generation. Als Vater hatte ich plötzlich eine sehr individuelle Sicht: Wie kann ich meinem Kind einen guten Platz in der Gesellschaft sichern? Was bedeutet es, wenn das Gymnasium entwertet wird?

Diese alte Geschichte, dass eine soziale Schicht sich nach unten absichern möchte, um den eigenen Status zu reproduzieren – das erkannte ich an mir selbst, ein kritischer Moment. Ich musste mit dem Kopf immer wieder gegen diese Triebkräfte steuern, die von den Zukunftsängsten um die eigenen Kinder mobilisiert werden.

Heute sind meine Kinder 27 und 23 und ich habe das Gefühl, es ist gut gelaufen. Ich habe Glück gehabt. Sie sind gesund und erfolgreich und für mich kommt wieder eine Phase, in der ich mein Leben autonom gestalte.

Ich sehe auch immer schärfer, was ich nicht mehr kann. Ich kann zum Beispiel besser moralische Unterstützung leisten als konkret helfen. Dabei höre ich immer wieder von Vätern, die los ziehen und das Zimmer der Kinder streichen. Aber unsere Kinder können für bestimmte Dienstleistungen einfach bezahlen und sind auch fixer darin, Dinge zu regeln. Und ich sehe, wie unbeschwert mein Sohn die Dinge angeht, während ich selbst immer vorsichtiger werde.

Ich weiß, wie gefährdet das Leben prinzipiell ist und merke, diese Unbeschwertheit, diesen Optimismus kriege ich nicht mehr hin. Was aber bleibt, ist die Freude an der Veränderung. Das ist das Beste daran, ein Vater erwachsener Kinder zu sein. …’

Quelle

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