Die Zeichen verdichten sich, dass die mit der Corona-Krise
verbundenen Einschränkungen zu einer Zunahme häuslicher Gewalt führen.
Deshalb veröffentlichen die drei Dachorganisationen der
Fachleute für Jungen-, Männer- und Väterarbeit in Deutschland (Bundesforum
Männer), Österreich (Dachverband
Männerarbeit Österreich) und der Schweiz (männer.ch)
am Mittwoch, 25. März, ein „Survival-Kit für Männer unter Druck“.
Das Merkblatt formuliert Empfehlungen zum Selbstmanagement,
damit Männer gewaltfrei durch die Krise kommen. Das Merkblatt liegt bereits in
acht Sprachen vor. Weitere neun werden folgen (Serbokroatisch, Portugiesisch,
Türkisch, Kurdisch, Arabisch, Farsi / Dari, Tigrinya, Russisch und Tamilisch).
Um der angespannten Lage in der Corona-Krise schnell
Rechnung zu tragen, wurde das Projekt in hohem Tempo aufgegleist: Zwischen Idee
und Umsetzung liegen nur gerade 48 Stunden: 6 erfahrene Fachmänner aus 3
Gewaltberatungsstellen (Agredis Luzern, mannebüro züri
und Fachstelle
Gewalt Bern) haben am Montag, 25. März, die Empfehlungen erarbeitet
und fachlich abgestützt. 16 Übersetzer_innen haben die Empfehlungen am Tag
darauf übersetzt.
Diese Initiative zur Prävention häuslicher Gewalt wurde von
männer.ch im Rahmen des nationalen Programms MenCare
Schweiz angeregt. Wir sagen ganz herzlich Danke an alle, die schnell
und unkompliziert dazu beigetragen haben.
‚Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr …‘
dichtete Wilhelm Busch vor 150 Jahren. Zumindest der zweite Teil des Satzes
gilt bis heute und die Schwierigkeiten haben sich noch erhöht. Vater sein
reicht nicht mehr aus. Die allermeisten Männer die heute Vater werden nehmen
sich vor, ein guter Vater zu sein, es besser zu machen als sie es selbst erlebt
haben. Aber wie geht das, ein guter Vater zu sein, wenn es an erlebten
Vorbildern mangelt. Und, ist überhaupt ausgemacht, was ein Vater ist. Ist er
sowas wie ein Mupa? Eine Kopie der Mutter, oder zumindest ihr guter Assistent?
Es gibt inzwischen zahlreiche Väterratgeber und Erfahrungsberichte von Vätern,
die Elternzeit gemacht haben und davon berichten, vor welchen Herausforderungen
junge Väter und Mütter stehen, die sich aus alten Rollenvorstellungen
emanzipieren wollen und dabei über einen Rollentausch
Björn Vedder bearbeitet in seinem Buch ‚Väter der Zukunft‘ das
Thema völlig anders, in Form eines philosophischen Essays. Er ist von Beruf
Philosoph, Publizist und Kurator im Europäischen Künstlerhaus Oberbayern.
Außerdem ist er selbst Vater von zwei Töchtern und hat selber von den
Erfahrungen zwei grundverschiedener Väter profitieren können.
Mit seinem 150seitigen Essay möchte er Väter aus dem
Schatten des eigenen abwesenden Vaters befreien. Dazu braucht es eine
Beschreibung, wie und was Väter heute sein können und zwar ‚jenseits von
Überkommenen Männlichkeitsvorstellungen, patriarchalen Familienmodellen oder
der Idee einer geschlechtslosen Elternschaft‘. Um es vorwegzunehmen, diesen
Anspruch löst er auch tatsächlich ein und es lohnt sich wirklich, das Buch
Seite für Seite zu lesen, es regelmäßig zur Seite zu legen und die Thesen,
Geschichten und Berichte aus eigenen Erfahrungen, die Vedder virtuos verknüpft,
wirken zu lassen.
Er betrachtet das, was er herleitet, als einen Vorschlag an
Männer, sich von der tradierten Rolle des Patriarchen zu emanzipieren, ohne
einfach die Mutterrolle zu kopieren. Eine angemessene Beschreibung der
Vaterrolle unterstützt sie dabei. Kinder brauchen, das zeigt die
Bindungsforschung, zwei verschiedene, sich ergänzende Bezugspersonen. Eine mit
der sie eine symbiotische Beziehung pflegen und eine andere, die diese
Beziehung nach außen, zur Gesellschaft, zur Welt hin öffnet. Letztere Aufgabe
nehmen die wahr, die üblicherweise ‚Vater‘ genannt werden.
Nach dieser kurzen Beschreibung des Selbstverständlichen
wird es schnell grundsätzlich. Eine Erziehung, die auf der Logik des
Kapitalismus, des Wachstums basiere bereite Kinder nicht darauf vor mit
zukünftigen Herausforderungen des Lebens vor. Das Leben sei keine Goldmine, die
es auszubeuten gelte. Es sei elementar auch mit Verlusten umgehen zu können
gerade weil die Logik des Kapitalismus derartige Erfahrungen ausschließe. An
dieser Stelle komme dem Vater eine zentrale Bedeutung zu: Vedder schlägt vor, ‚dass
sich in der Figur des Vaters ein Ort für diese Erfahrungen findet, … dass es
eine Aufgabe der Väter ist, den Umgang mit Verlust und Verzicht wieder in unser
Leben zu integrieren. Ebendas macht sie zu Vätern der Zukunft.‘
Damit dies gelingen kann, benötigen Väter eine Bedeutung in
der Erziehung der Kinder. Wie diese Rolle auf der ‚familiären Bühne‘ aussehen und
wie sie wahrgenommen werden kann beschreibt der Autor in den folgenden
Abschnitten. Ein roter Faden dabei ist Aspekt der Selbstbeschränkung und des
Verzichts. Er wendet sich explizit gegen eine ‚Eventisierung des Familienlebens‘:
‚Der einzige Ausweg daraus wäre freilich, in das Leben zurückzukehren. Eine
Grenze zu ziehen. Den Sprung in die Beschränkung zu wagen. Sich für das eine
Wirkliche gegenüber den vielen Möglichkeiten zu entscheiden. Entweder oder zu
sagen und zu leben.‘
Es ist Aufgabe des Vaters sich für das gute Leben anstelle
eines schönen Lebens zu entscheiden, nur dann werde er der Bedeutung des Kindes
als eigenständigen Subjektes gerecht. ‚Es ist ein Wesen, das nicht nur eine
Bedeutung für mich hat, sondern für das es selbst Bedeutung gibt.‘ Dieser
Perspektivwechsel auf die Unverfügbarkeit seiner Kinder ist gleichzeitig der
Wechsel ‚vom ästhetischen Standpunkt auf den ethischen, vom schönen Leben in
das gute Leben.‘
In diesem guten Leben gilt es, Entscheidungen zu treffen und
nicht einfach nach Gusto alles zu tun oder zu lassen. Um diese Freiheit,
entscheiden zu können wie ich mich den Dingen, die mir begegnen gegenüber
verhalte, ausüben zu können ist es aber wichtig so wie der Sänger das ganze
Lied vor Augen hat, als Vater das ganze Leben in den Blick zu nehmen, also zum
Tode vorzulaufen. ‚Zum Tode vorzulaufen heißt also, das eigene Leben in den
Griff zu bekommen, es zu leben und nicht nur zu erleben, es zu singen.‘
Was es konkret bedeuten kann, das ‚väterliche Sein zum Tode‘
einzusetzen um den Herausforderungen der Zukunft angemessen begegnen zu können,
verdeutlicht Vedder am Beispiel des Klimawandels. Mit dem Bild des von
Aristoteles skizzierten Hausvaters beschreibt er worauf es ankommt: es geht ‚weniger
um den Erwerb als um die Pflege der Dinge, weniger um ihren Konsum als um ihren
Erhalt. … Die Reflexion unseres Konsums in Bezug darauf, was er mit uns macht,
ist eine Möglichkeit für Väter, unser Wirtschaften zu verändern.
Das aus der Möglichkeit im Zuge der Corona-Pandemie so
schnell eine wirkliche Herausforderung, nicht nur für Väter geworden ist, hat
Vedder nicht ahnen können. Alle Eventgelegenheiten sind geschlossen, soziale
Kontakte außerhalb der Kernfamilie weitestgehend eingeschränkt und Krankheit
und Tod kommen via Bildschirm und soziale Medien in jedes Haus und Verzicht und
Verlust sind zum Alltag geworden. Die noch existierenden patriarchalen
Strukturen sind genauso ratlos wie die ansonsten so lautstarken Populisten. Sie
versuchen zwar noch mit haarsträubenden und erlogenen Geschichten Einfluss zu
nehmen, werden aber im weiteren Verlauf der Krise verstummen. Sie haben im
wahrsten Sinne des Wortes Nichts zu sagen.
Worauf es ankommt und diese Rolle kommt in den Familien den
Vätern zu, vom Ende der Krise her, im Rahmen einer Regnose, zurückblickend mögliche,
positive und mutmachende Szenarien zu beschreiben. Was das Klima angeht die
Tatsache, dass in diesem Jahr weltweit der CO² Ausstoß sinken wird. Die Bilder
aus Italien mit auf den Balkonen singenden Menschen und den neuen Solidargemeinschaften
die überall entstanden sind. All das sind Geschichten, die Väter erzählen
können, wenn sie mit ihren Kindern am Fluss des Lebens sitzen.
Der philosophische Essay von Björn Vedder ist absolut
empfehlenswert, weil er gerade heute, in dem alte Gewissheiten und Ordnungen
ins Wanken geraten, Männern eine Möglichkeit bietet für ihr Vatersein einen (Nach-)
Denkraum zu öffnen und vielleicht erstmalig Sicherheit in ihrer Rolle als Vater
zu gewinnen. Für diejenigen, die auch im Krimi zuerst das Ende lesen, das kurze
Resümee von Vedder findet sich im einseitigen 8. Kapitel.
In der Zeit unmittelbar vor der Geburt und in der Frühphase
der Elternschaft werden Entscheidungen getroffen, die richtungsentscheidend für
die Ausgestaltung des Familienlebens und die Aufteilung von bezahlter Erwerbs-
und unbezahlter Familienarbeit sind. Junge Familien wünschen sich seit langem
und gleichberechtigte Teilhabe sowie eine partnerschaftliche Aufteilung von
beiden Sphären. Damit sie ihre Wünsche und Lebenskonzepte realisieren können
brauchen sie passende Rahmenbedingungen. Dies ist seit langem bekannt und
politisch diskutiert.
Bereits in der ersten Lesung zur Einführung des
Mutterschaftsurlaubs im März 1979 wird unter Bezugnahme auf die Wünsche junger
Familien, eine partnerschaftliche Aufgabenteilung zu leben, von den Rednern und
Rednerinnen der Regierungsparteien (SPD und FDP) bedauert, dass aus
abstimmungstaktischen Gründen, Väter von dem geplanten Vorhaben ausgeschlossen
werden müssen. Bundesarbeitsminister Ehrenberg (SPD) bezeichnete das Gesetz aber
dennoch als „Beitrag zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie …
und bedauert, dass er nur den Mutterschutz für die leibliche Mutter
fortentwickelt und nicht die Väter und Adoptiveltern miteinbezieht.
In der zweiten Lesung am 10. Mai 1979 verstärkt die
Abgeordnete Matthäus-Maier (FDP) diesen Gedanken. Eine Wahlmöglichkeit der
Eltern wäre „ein guter Beitrag zur Auflockerung der starren Rollenverteilung
gewesen, … die wir ja heute immer noch haben. … bei einer alternativen
Möglichkeit für Vater oder Mutter wüßte ja ein Arbeitgeber, der eine junge Frau
einstellt, nicht, ob nicht möglicherweise, wenn die Frau schwanger wird, der
Vater den Elternurlaub in Anspruch nimmt, so daß auf diese Weise die Gefahr der
Benachteiligung verringert würde. … Aber eines ist klar: Bei der wachsenden
Erkenntnis gerade auch junger Väter, daß es für sie nicht nur eine Pflicht ist,
an der Kindererziehung teilzunehmen, sondern daß sie sich damit ein Recht
nehmen, das ihnen jahrhundertelang verweigert worden ist: sich um ihre Kinder
zu kümmern.“
Mit dem Inkrafttreten des BEEG zum 1. Januar 2007 ist den
Vätern dieses Recht zugesprochen worden und in den vergangenen 13 Jahren ist
das Gesetz durch verschiedene Änderungen den Bedürfnissen von jungen Müttern
und Vätern entgegengekommen.
Die jetzt vorgeschlagenen Novellierungen
Erhöhung der während der Elternzeit zulässigen
Arbeitszeit
Flexibilisierung des Partnerschaftsbonus sowie
der
Zusatzmonat für Eltern, deren Kind sechs Wochen
oder noch früher geboren wurde,
stellen weitere Schritte in diese Richtung dar.
Zu 1. Die während der Elternzeit mögliche Erwerbsarbeitszeit
wird von 30 auf 32 Stunden angehoben. Dies entspricht in etwa einem
Stellenumfang von 80% und wird vor allem Väter in verantwortungsvollen
Tätigkeiten ermutigen, ElterngeldPlus Monate in Anspruch zu nehmen.
Zu 2. Hier wird zum einen der Arbeitszeitkorridor von 24 bis
32 Stunden wöchentliche Arbeitszeit erweitert und die Mindestanzahl der
Partnerschaftsbonusmonate auf zwei reduziert. Eine wesentliche Reduzierung des
Rückzahlungsrisikos stellen die Regelungen in §4b Abs. 5 dar.
Durch diese Regelungen wird die Hürde, eine partnerschaftliche Aufgabenteilung
einfach mal auszuprobieren, deutlich abgesenkt.
Denjenigen, die aber bereits eine 50/50 Regelung leben, bleiben die
zusätzlichen Bonusmonate aber weiterhin vorenthalten.
Zu 3. Eine Frühgeburt vor der 34 SSW stellt Väter und Mütter
vor erhebliche Belastungen und ein zusätzlicher Elternzeitmonat ist ein
passendes Angebot, diesen Mehraufwand partnerschaftlich bewältigen zu können.
Die jetzt vorgeschlagenen Neuregelungen sind an den jeweiligen
Stellen sinnvoll, bleiben aber nach 30 Jahren Erfahrungen mit den bisherigen
Regelungen und vor allem vor dem Hintergrund des Anspruchs, Weichenstellung für
eine partnerschaftliche Arbeitsteilung zu sein, nicht gerecht.
Wir sehen weiteren Entwicklungsbedarf vor allem in folgenden
Punkten:
Ausweitung der für die Partner (Väter)
vorgesehenen Monate
Einführung einer Väterzeit unmittelbar nach der
Geburt im Sinne der europäischen Vereinbarkeitsrichtlinie
Anpassung der Einkommensgrenzen an den Preis-
bzw. Lohnentwicklungsindex
Ermöglichung des Elterngeldbezugs auch für
Getrennterziehende
Verhaltens- und Einstellungsänderungen werden am ehesten
durch eigene, neue Erfahrungen erreicht. Das Elterngeld ist im besten Falle ein
Experimentierfeld, dass Vätern und Müttern neue Erfahrungen ermöglicht;
Erfahrungen, die Sicherheit geben, neue Mischungsverhältnisse von Erwerbs- und
Fürsorgearbeit auch im Anschluss an die Elternzeit fortzuführen und die
nachhaltiger wirken als Forderungen und Appelle.
Die Veranstaltung für Väter, die mehr Vereinbarkeit wollen und
Unternehmen, die dafür die richtigen Rahmenbedingungen bieten möchten.
Am 31.01.2020 von 11.00 bis 18.00 Uhr in der Hertie School in Berlin.
Der VÄTER-SUMMIT geht in die zweite Runde! Beim letzten Summit in Frankfurt
hat uns interessiert, wie Väter sich eine gelungene Vereinbarkeit
vorstellen. Dieses Jahr ist es an der Zeit, Vorbilder und Inspirationen
zu präsentieren, wie die Wünsche umgesetzt werden können. Dazu gehört
auch, politische Rahmenbedingungen zu diskutieren, die eine
selbstbestimmte Balance zwischen Familie und Arbeit für Väter
ermöglichen.
Neben der Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey erwarten Euch
spannende Key-Notes, die durch Best-Practice Foren rund um die Themen
Arbeitszeit, Kulturwandel, Mental Load, Partnerschaftlichkeit, Auszeiten
und Erziehung ergänzt werden. Neben handfesten Tools und
inspirierenden, persönlichen Erfahrungsberichten wird auch genügend Zeit
für Austausch und Netzwerken sein.
Sie möchten die Väter in Ihrem Unternehmen dabei unterstützen,
Familie und Beruf gut zu vereinbaren und sich selbst als familien- und
väterbewusster Arbeitgeber positionieren? Dann haben wir ein ganz besonderes Angebot für Sie!
Der VÄTER-SUMMIT 2020 wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.
Das ausführliuche Programm und eine Anmeldemöglichkeit finden Sie hier.
Dr. Anna Machin ist eine in Oxford ansässige Evolutionsanthropologin, Autorin und Rundfunksprecherin, die zehn Jahre lang die Psychologie, Biologie und das Verhalten neuer Väter untersucht hat. Hier erklärt sie, warum dieses neu gewonnene Wissen bedeutet, dass wir die Art und Weise, wie wir über Väter sprechen, ändern müssen, weg von alten Stereotypen, um ihre einzigartige und besondere Rolle im Leben ihrer Kinder und die Macht, die sie besitzen, um echte positive Veränderungen der Ungleichheit in unserer Gesellschaft herbeizuführen, anzuerkennen.
Fachtagung in Frankfurt am 5. und 6. Dezember 2019
Männer mit Migrationsgeschichte werden selten als engagierte
Väter wahrgenommen, obwohl sie in Kita, Schule oder Vereinen als solche präsent
sind. Oft wird ihnen ein traditionalistisches Rollenverständnis unterstellt,
ihre wahren Potentiale kaum berücksichtigt.
Es besteht Bedarf an migrationssensibler, diversitätsbewusster Väterarbeit.
Passgenaue Angebote, Handlungsempfehlungen und Fortbildungen gibt es jedoch nur
vereinzelt.
Die zweitägige Tagung macht auf die differenzierten Bedarfslagen und
Lebenswirklichkeiten von Vätern mit Migrationsgeschichte aufmerksam und
eröffnet Räume für die Reflexion eigener Perspektiven und Haltungen.
Programm Donnerstag, 5.12.2019
12:00 – 13:00 Ankommen und gemeinsames Essen
13:00 – 13:20 Begrüßung
13:20 – 14:45 „Perspektiven, Potentiale und Herausforderungen
von Vätern mit Migrationsgeschichte“, Dr. Michael Tunc, Köln
14:45 – 15:00 Pause
15:00 – 16:00 Vorstellung ausgewählter
Projekte: papa[plus], Daddy be cool, Vaterzeit im Ramadan?!
16:00 – 17:30 Workshops: papa[plus], Daddy-be-cool, Vaterzeit
im Ramadan?!, Getrennt gemeinsam erziehen
17:30 – 18:00 Pause
18:00 – 19:00 Fish bowl – Was nehmen wir an Erkenntnissen
mit? Gemeinsames Abendprogramm
Freitag, 6.12.2019
09:00 – 09:30 Ankommen und
Kaffee
09:30 – 09:50 Begrüßung NN,
HMSI*
09:50 – 10:15 Ergebnisse
des Projekts Abu, Baba, Daddy, Tata – alle sind für Kinder da!
10:15 – 10:30 Pause
10:30 – 12:00 Hessenweite
Zusammenarbeit und Vernetzung, Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit
12:00 – 13:00 Pause
13:00 – 14:00 Erfahrungen
aus der diversitätssensiblen Väterarbeit, Dr. Michael Tunc, Köln
14:00 – 15:00 World Café –
Themen die weiterbearbeitet werden sollen – Erkenntnisse – Herausforderungen –
Bedarfe
… ist das Thema der am 21. Januar 2020 von der
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und dem Bundesministerium
für Gesundheit (BMG) veranstalteten 5. Männergesundheitskonferenz in Berlin.
Die stärkere Sensibilisierung von Männern für Gesundheit ist
nach wie vor ein relevantes Thema. Dabei spielen die Herausforderungen des
digitalen Wandels eine zentrale Rolle und werden in Zusammenhang mit der
Gesundheitsförderung von Männern lebhaft diskutiert. Was mit der Vermittlung
von Gesundheitsinformationen durch „neue Medien“ begann, hat sich zu
fundamental neuen Handlungsoptionen für Männer zur aktiven Gestaltung der
eigenen Gesundheit entwickelt.
Diskutieren Sie auf der 5. Männergesundheitskonferenz mit
Expertinnen und Experten anhand aktueller nationaler und internationaler
gesundheitspolitischer Entwicklungen und Strategien Fragen zum Thema Chancen
und Risiken von digitalen Gesundheitsangeboten. Zudem vermitteln am Nachmittag Beispiele
Guter Praxis anschauliche Ansätze wie Gesundheits-Websites, Gesundheits-Apps
sowie Beratung per Mail oder Chat konkret realisiert werden können.
Ebenfalls sollen die Chancen und Perspektiven der
WHO-Strategie zur Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens von Männern in
der Europäischen Region bei der Konferenz vorgestellt und diskutiert werden. Beispiele
Guter Praxis vermitteln anschauliche Ansätze wie Gesundheits-Websites,
Gesundheits-Apps sowie Beratung per Mail oder Chat konkret realisiert werden
können.
Weitere Informationen, das vollständige Programm sowie eine Anmeldemöglichkeit finden Sie hier.
Dank der zunehmenden Freiheit zwischen Elternschaft und Erwerbstätigkeit zu wählen und die Kinderbetreuung individuell zu gestalten sind Mütter und Väter heute zufriedener mit ihrem Leben als vor 20 oder 30 Jahren. Das zeigt eine Studie auf Basis von Daten der für Deutschland repräsentativen Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel am DIW Berlin, die eine Forschungsgruppe um den Schweizer Soziologen Klaus Preisner erstellt hat.
„Während in der
Öffentlichkeit in den letzten Jahren vermehrt thematisiert wurde, dass Eltern
unter großen Belastungen stehen oder ihre Elternschaft sogar bedauern, zeigen
unsere Analyse das Gegenteil“, sagt Klaus Preisner. In den 1980er-Jahren
gaben Mütter bei Befragungen mehrheitlich an, weniger zufrieden mit ihrem Leben
zu sein als kinderlose Frauen. Das ‚Glücksversprechen Kind‘ – auch eine Folge
des damaligen Tabus, kritisch über die Mutterschaft zu sprechen – wurde damals
nicht eingelöst. „Mit zunehmenden Freiheiten, sich für oder gegen ein Kind
zu entscheiden und die Elternschaft zu gestalten, ist der sogenannte maternal
happiness gap verschwunden. Heute finden wir keine Unterschiede mehr in der
Lebenszufriedenheit von Müttern und kinderlosen Frauen“, so Preisner.
Lebenszufriedenheit beider Elternteile hat zugenommen
Für die Männer gilt: Im Unterschied zu Frauen wurde von
Vätern früher nicht erwartet, sich an der Kinderbetreuung zu beteiligen,
Elternzeit zu nehmen oder die Erwerbsarbeit zumindest zeitweise einzuschränken.
Den Freuden der Vaterschaft standen also kaum häusliche Verpflichtungen
entgegen und Männer mit Kindern waren genauso zufrieden wie Männer ohne Kinder.
Obwohl sich die Erwartungen an Väter geändert haben, hat sich ihre
Lebenszufriedenheit dadurch kaum verändert. Väter sind heute nach wie vor
genauso zufrieden wie kinderlose Männer. „Der Grund dafür liegt darin,
dass Väter, die den neuen Erwartungen gerecht werden, heute mit viel privater
und öffentlicher Anerkennung für ihr Engagement belohnt werden“, sagt
Preisner.
Moderne Familienpolitik nützt sowohl Eltern wie auch Kindern
Mit den veränderten normativen Erwartungen seien auch neue
familienpolitische Massnahmen wie etwa die Elternzeit nach der Geburt eines
Kindes sowie die Schaffung von Betreuungsmöglichkeiten außerhalb der Familie
möglich geworden, erklären die AutorInnen. So könnten Mütter und Väter freier
entscheiden, wie sie ihre Elternschaft im Hinblick auf Eigen- und
Fremdbetreuung gestalten wollen. Darüber hinaus seien die Rollen und Aufgaben
zwischen Müttern und Vätern heute weniger ungleich verteilt. Beides wirke sich
positiv darauf aus, wie zufrieden Eltern mit ihrem Leben sind. „Diese
familienpolitischen Maßnahmen sind nicht nur im Sinne der Gleichstellung von
Frauen und Männern von großer Bedeutung. Ebenso wichtig sind sie im Hinblick
auf die Lebenszufriedenheit der Eltern und damit letztlich auch der
Kinder“, sagt Klaus Preisner.
Wie ist das, wenn man sich nach einem erfolgreichen
Berufsleben im Ruhestand noch den Wunsch nach einem Kind erfüllt? Radikale
Selbstverwirklichung oder eine große Verantwortung in einer Lebensphase, in der
andere nach Ruhe suchen? Wie ist er, der späte Vater: überfordert oder ganz
besonders zugewandt? Und wie ist der Blick, der deutlich jüngeren Frau und des
Kindes auf den Partner und Vater im Rentenalter?
75 Jahre liegen zwischen der einjährigen Lauren und ihrem
Vater Bernhard. Der hat die ganze Welt gesehen, frönte ausgefallenen Hobbys und
lebte die meiste Zeit allein. Ein Kind war nie sein Plan, bis er in Afrika die
Frau traf, für die er sein Leben radikal auf den Kopf stellte. Wie ist das,
wenn man sich mit 75 Jahren auf ein schreiendes Kleinkind einstellen muss, das
gerade Zähne bekommt? Jetzt trägt Bernhard plötzlich für eine Kleinfamilie die
volle Verantwortung. Wie geht es ihm damit? Sind das zu viele Aufgaben
und Verpflichtungen für einen 76-jährigen?
Roland war 66, als seine Tochter Wilma auf die Welt kam. Er
und seine Freundin Elena kannten sich da noch nicht allzu lange. Von einem Kind
war in ihrer Beziehung nie die Rede gewesen. Wilma war nicht geplant. Jetzt ist
sie da und wird heiß geliebt. Aber das
„Entspannt-in-den-Tag-hineinleben“, geht zu Ende. Der Musiker Roland geht mit
seiner Band wieder auf Tournee und Elena beginnt ein Studium in einer anderen
Stadt. Wie kriegen sie das hin? Konzerte, Studium, das aufreibende Leben mit
einem Kleinkind, der eine 67, die andere Ende 20.
Auch Lisa, Petra und Gary stehen vor großen Aufgaben: Erst
vor wenigen Jahren hat die Familie im Westerwald einen Reiterhof gekauft. Der
wird jetzt renoviert. Alle packen mit an: die 17-jährige Lisa, ihre Mutter
Petra und Gary. Der passionierte Westernreiter ist schon 82 und steht immer
noch mitten im Leben: Stallarbeit, neue Koppeln anlegen, Reitstunden. Als Lisa
auf die Welt kam, war er 64. Gary zeigt Lisa, wie man Traktor fährt. Das ist
ihm wichtig. Denn es könnte ja sein, dass sie und ihre Mutter eines Tages noch
mehr Verantwortung übernehmen müssen… Wie sieht das Mädchen ihren Vater? Was
teilen Sie? Hat sie auch manchmal Angst ihn bald zu verlieren?
Drei ungewöhnliche Väter. Alle Männer stehen mitten im
Leben. Noch im Alter sind sie stark gefordert. Die späten Väter liegen im
Trend. Jedes zwanzigste Kind hat heute einen Vater über 50 bei seiner Geburt.
Die Tendenz ist steigend. Eine große Herausforderung für alle
Beteiligten…
Geborgenheit, Nähe und Unterstützung sind wesentliche Faktoren, die zu einer sicheren und zuverlässigen Bindung zwischen Kindern und ihren Eltern beitragen. Welche finanziellen Konsequenzen eine fehlende oder schwache Eltern-Kind-Bindung hat, untersucht erstmals Professor Dr. Dr. Christian Bachmann aus der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/ Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm in der Studie „The cost of love: financial consequences of insecure attachment in antisocial youth“. Die Studie wurde am ersten Oktober im Journal of Child Psychology and Psychiatry veröffentlicht.
Gemeinsam mit Kolleg*innen der London School of Economics
und des Institute of Psychiatry, Psychology & Neuroscience, London hat der
Ulmer Kinder- und Jugendpsychiater herausgefunden, dass eine sichere Bindung
zwischen Kindern und Eltern mit signifikant geringeren gesamtgesellschaftlichen
Kosten – wie schulische Fördermaßnahmen, außerhäuslicher Unterbringung oder
Krankenhausaufenthalten – verbunden ist. Die elterliche Fürsorge im Kindesalter
wirkt sich positiv auf die soziale Entwicklung der Kinder aus und führt zu
geringeren Kosten für das Gesundheitswesen.
Noch ausgeprägter als bei der Mutter ist der Effekt bei der
Bindung an den Vater und bleibt auch nach der Kontrolle von Einflussfaktoren
wie Geschlecht, Alter oder sozioökonomischem Status bestehen.
Die Ergebnisse der Studie sind auch im Hinblick auf die
Frage der Frühbetreuung von Kindern und der dafür erforderlichen Personalschlüssel
in Kindergärten und Kinderkrippen interessant. „Aus unserer Sicht liefern die
Ergebnisse der Studie ein Argument für die Förderung guter Bindungsqualität
bereits im Baby- und Kleinkindalter, da in diesem Alter die Grundlagen für das
zukünftige Bindungsverhalten gelegt werden“, sagt Professor Dr. Dr. Christian
Bachmann.
An der Untersuchung auf Basis zweier hochwertig
randomisierter und kontrollierter Langzeitstudien beteiligten sich 174 Familien
aus Großbritannien mit Kindern im Alter von neun bis 17 Jahren.