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Archiv für die 'aktive Vaterschaft' Kategorie

Väter in Vollzeit

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 19. November 2012

Ein Viertel der Väter nimmt heute eine Elternzeit. Wer allerdings ein Jahr von der Arbeit wegbleibt, gilt als Exot – und wird mit Fragen konfrontiert, die sonst nur Frauen kennen. Philipp Krohn beschreibt in seinem Beitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, wie es Vollzeitvätern in Deutschland ergeht.

So langsam wird er etwas nervös. Die kleine Tochter ist hungrig, die größere muss auf Toilette. Die Kleine kann aber nicht allein bleiben. Überall schwirren Leute herum, auf der Freilichtbühne im Frankfurter Günthersburgpark spielt eine Musikband. Es ist ein sommerlicher Abend im Juli. Karsten Grimm verbringt das erste Mal mehrere Tage und die Nächte allein mit den Kindern. Seit gut einem halben Jahr ist er zwar Elternzeitvater – während die Mutter seiner zwei Töchter arbeitet. Aber bislang kam sie immerhin abends zur Unterstützung. Jetzt ist sie verreist. „Endlich weiß ich, wie sich Alleinerziehende fühlen“, scherzt der 43 Jahre alte Vater.

Und auch sonst lernt Grimm gerade viel in den fast zwölf Monaten, die er zu Hause bleibt – allerdings ganz andere Dinge als zuvor. Saß er früher oft bis in den Abend hinein in einem der Bürotürme der Innenstadt, trug Anzug und beschäftigte sich für seinen internationalen Finanzkonzern mit Vermögensverwaltung, verbringt er nun seine Nachmittage auf den Spielplätzen des Frankfurter Nordends, trägt Shorts, T-Shirt, eine dunkle Kappe und Dreitagebart. Rutschen und Obstessen gehören zum Pflichtprogramm. Vorlesen, Legospielen und Kinderturnen – dazu einmal in der Woche der Singkurs mit der Größeren, die drei Jahre alt ist. „Ich bin prägend dabei in einer Zeit, in der sie laufen und sprechen lernen. Es ist eine der spannendsten Phasen ihrer Entwicklung“, sagt er. …

Väter wie Karsten Grimm dagegen, die ein Jahr oder länger zu Hause bleiben, weist die Statistik gar nicht aus. Ihr Anteil dürfte verschwindend gering sein. Noch immer wirken die alten Mechanismen: Der Mann ist der Ernährer, die Frau kümmert sich um die Kinder. Eine Auszeit für Väter gilt vielen als etwas Besonderes, das belegt ein Blick auf den Büchermarkt. Titel wie „Die männliche Mama“, „Wir Wickelprofis – So wird Elternzeit für Väter zum Kinderspiel“ oder „Morgens um sieben ist die Welt schon ein Chaos: Der ganz normale Wahnsinn eines Vaters in Elternzeit und wie man ihn überlebt“ deuten darauf hin, dass es exotisch genug ist, um ein Thema für die Verlage zu sein, und gleichzeitig von wachsendem Interesse, weil mehr Väter heute über ihre Rolle in der Kindererziehung nachdenken. …

Karsten Grimm hat in Kauf genommen, dass seine berufliche Auszeit Abstriche für die Karriere bedeuten könnte. Fast zwei Jahrzehnte hatte er sich in seinem Unternehmen voll eingebracht und eine Stufe nach der anderen erklommen. „Die Selbstverwirklichung war wichtig: Ich arbeitete im internationalen Kontext, konnte viel reisen und hatte flexible Arbeitszeiten“, sagt er. Als er fast 40 ist, wird seine Freundin schwanger. Sie ist als Managerin eines internationalen Finanzkonzerns ebenfalls beruflich stark engagiert. Beide einigen sich darauf, wenn sie in diesem Alter noch Kinder bekommen, dann wollen sie jetzt richtig Eltern sein. Zudem verstehen sie sich als gleichberechtigte Partner. „Es durfte also nicht einer von uns über Gebühr belastet werden“, sagt er.

Mit der Geburt seiner ersten Tochter geht Grimm deshalb in Elternteilzeit, die jeder Arbeitnehmer je Kind bis zu drei Jahre lang nehmen kann. Seine Arbeitszeit reduziert sich auf 30 Stunden. Noch nie vor ihm hat ein Manager seiner Hierarchiestufe in der Firma dieses Modell in Anspruch genommen. Nur zwei Jahre nach der ersten wird seine zweite Tochter geboren. „Weil meine Freundin beim ersten Mal schon neun Monate ausgesetzt hatte und wir unsere beruflichen Ansprüche gleichberechtigt verwirklichen wollten, wollte ich mich jetzt mehr einbringen.“

Gegenüber einigen Kollegen fühlt er sich wie ein Außerirdischer, andere nennen seinen Schritt bemerkenswert. …

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Regierungsrat will den Freitagmorgen für Tätigkeiten im Haushalt frei haben

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 18. November 2012

Baschi Dürr, der 35-jährige Regierungsratskandidat der FDP in Basel, will – falls gewählt – am Freitagmorgen wie bisher seine Kinder betreuen und im Haushalt arbeiten. Er werde den Freitagmorgen nachholen, und daher auf den Lohn in Höhe von 300.000 Franken will er nicht verzichten.

Mit dieser Forderung sticht er in ein Wespennest: «Regierungskandidat B. Dürr will vollen Lohn bei Freizeit für Haushalt. Berufstätige Mütter mit Teilzeitlohn sofort nachfordern!», schrieb Susanne Leutenegger Oberholzer, SP-Nationalrätin aus dem Kanton Basel-Landschaft, gestern auf dem sozialen Netzwerk Twitter. Frauen würden zu tieferen Löhnen arbeiten und Gratisarbeit leisten. «Männer fordern, bevor sie die Arbeit aufgenommen haben», doppelte Leutenegger Oberholzer nach.

«Waschi» Dürr, wie der FDP-Politiker auf Twitter auch genannt wird, muss auch Kritik von der Basler SP-Regierungsrätin Eva Herzog einstecken. «Ein Regierungsrat kann nicht einen fixen halben Tag pro Woche freinehmen», sagte Herzog zur «NZZ am Sonntag». Das Pensum sei zu gross, und es gebe zu viele Termine, bei denen man nicht einfach sagen könne: «Ich bin heute nicht da.»

Andere Politiker wie der Präsident der Basler SVP, Sebastian Frehner, glauben, dass Dürr mit der Aktion eine «gute Marketingstrategie» verfolge, um vor den Wahlen am 25.November noch linke Stimmen zu ergattern. Auch aus Dürrs Partei wird Skepsis geäußert. Kurt Fluri, FDP-Nationalrat, Stadtpräsident von Solothurn und Vater von fünf Kindern, hält die Absicht für «löblich, aber nicht durchsetzbar». In Exekutivämtern sei man bezüglich der Termine im Wesentlichen fremdbestimmt.

«Ein fixer Halbtag – das funktioniert nicht», sagte Fluri auf Anfrage. Dass er alles unter einen Hut bringen könne, verdanke er seiner Frau. «Sie ist voll für die Familie da und deshalb klappt es bei uns», sagt Fluri.

Vonseiten der Frauen ist jedoch auch Begeisterung zu vernehmen. «Ich finde es sehr gut, wenn Repräsentanten der FDP für solche flexible Arbeitsmodelle einstehen», sagt Claudine Esseiva, Präsidentin der FDP Frauen. Dürr gehe in Basel mit gutem Beispiel voran. Sie hoffe, sein Vorhaben werde Schule machen.

In die gleiche Richtung argumentiert Maya Graf, Grüne-Nationalrätin aus dem Kanton Basel-Landschaft, Biobäuerin, zweifache Mutter und bald Nationalratspräsidentin. «Es ist ein wichtiges Thema, das Herr Dürr aufwirft», sagte Graf auf Anfrage. Die dauernde Verfügbarkeit von Kaderleuten müsse diskutiert werden. Man sollte auch dort Teilzeit arbeiten können. Aber natürlich nur, wenn der Lohn angepasst würde.

Die Kritik von Herzog verstehe sie aber auch. «Wenn das nur eine einzelne Person macht, ist es äußerst schwierig», sagt Graf. Das Wirtschaftssystem sei aber leider so eingerichtet, das man omnipräsent sein müsse. Sie hoffe, dass die Schweiz eines Tages so weit sei, dass die Möglichkeit als selbstverständlich gilt.

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Väter und Söhne – wahre Geschichten

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 14. November 2012

Geschichten über Väter und Söhne, über besondere Beziehungen und gemeinsame Themen oder Aktivitäten gibt es jetzt – fotografisch in Szene gesetzt – in einer Ausstellung im Glashaus in Herten zu bewundern.

Im Rahmen der Männertage haben die Fotografen Wolfgang Quickels (Herten), Thomas Kersten (Unna) und Andreas Mnich (Herten) Bilder geschaffen, die in spannendem Kontrast zu den Werken des in Marl lebenden Fotografen und Redakteurs Oliver Mau mit seinen bewusst stark reduzierten Motiven stehen.

Die Fotoausstellung möchte Väter anregen, ihre Vaterrolle zu reflektieren, den Kontakt zu ihren Söhnen möglicherweise intensiver zu gestalten und die starken Seiten ihrer Beziehung zu erkennen.

“Leider haben in der heutigen, schnelllebigen Zeit Väter oft zu wenig Zeit für bewusste Begegnungen und gemeinsame Erlebnisse mit ihren Söhnen. Für die Identitätsentwicklung und Entfaltung der Persönlichkeit von Jungen ist die Auseinandersetzung mit einem männlichen Vorbild, die Begleitung und Begegnung mit Männern jedoch sehr wichtig”, so Bernd Uppena vom Kulturbüro der Stadt Herten.

Die Fotos und kurzen Ausgangsgeschichten wollen Impulse geben für neue Bande zwischen Väter und Söhnen. Die Ausstellung noch bis zum 25. November im Glashaus in Herten, zu sehen.

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Väter, Töchter und Söhne auf dem Jakobsweg

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 13. November 2012

JakobswegSeit Herbst 2005 wandern Väter mit ihren heranwachsenden Töchtern und Söhnen ab dem 14. Lebensjahr jährlich für eine Woche in den Herbstferien zu Fuß entlang des Jakobusweges. Diese Wanderung ist ein Angebot der Männerpastoral im Erzbistum Köln im Schwerpunkt „Väter-Kinder-Pastoral“.

Es waren Väter aus den bisherigen Väter-Kinder-Zeltlagern „Papa hat Zeit für mich“, ebenfalls einem Angebot der Männerpastoral in den Sommerferien, die diese Wanderung anregten. „Könnt Ihr von der Männerseelsorge nicht etwas für uns Väter mit unseren älteren Kindern außer Zelten anbieten, eine andere Form des gemeinsamen Erlebens?“ Daraus ist das vorliegende Konzept entstanden.

Diese Arbeitshilfe soll Anregungen und Hilfen für Hauptamtliche im Pastoralen Dienst und für engagierte Väter in Gemeinden oder Dekanaten geben, ein solches Angebot selbst durchzuführen.

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Väter in Elternzeit bei Roche Pharma

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 12. November 2012

Das Unternehmen auf ihrem Karriereportal Väter in Elternzeit porträtieren, ist leider noch eine Ausnahme. Das Unternehmen Roche aus Mannheim gehört dazu und der Fachinformatiker Marcus gibt Auskunft über seine Erfahrungen als Vater in Elternzeit:

‚… Warum haben Sie sich dafür entschieden, Elternzeit zu nehmen?
Ich kannte das Thema Elternzeit bereits aus den Medien. Als klar war, dass wir Nachwuchs erwarten, habe ich mich dann genauer informiert. Dass ich mich letztendlich für die Elternzeit entschieden habe, hat auch mit Gesprächen mit meinem Vater und anderen aus dieser Generation zu tun. Sie haben mir erzählt, wie sehr sie im Nachhinein bedauern, zu wenig Zeit mit ihren Kindern verbracht zu haben. Ich möchte an der Erziehung und Bildung meines Kindes Anteil haben – deswegen habe ich Elternzeit genommen.

Wie lange waren Sie daheim?
Ich war drei Monate in Elternzeit – der Großteil der Väter, die Elternzeit nehmen, sind meist zwei Monate daheim. Dabei darf man den finanziellen Aspekt nicht unterschätzen. Wenn man in Elternzeit ist, bekommt man 67 Prozent seines Netto-Gehalts, allerdings maximal 1.800 Euro. Meine Frau war 12 Monate in Elternzeit, einen davon konnten wir gemeinsam daheim verbringen. Ich habe also zwei Monate größtenteils allein für meine Tochter gesorgt.

Wie war das?
Am Anfang zugegebenermaßen sehr schwierig. Es war sehr gut, dass ich einen Monat Zeit hatte, mich einzugewöhnen. Daheim für ein Kind zu sorgen ist genauso stressig und belastend wie der Arbeitsalltag im Büro. Ich behaupte, jeder bekommt das hin, man sollte keine Angst davor haben. Und man wird viel schneller „entlohnt“, das eigene Kind gibt einem so viel zurück. Mir fällt keine Situation während meiner Elternzeit ein, in der ich den Geschäftsalltag vorgezogen hätte.

Was haben Sie mit Ihrer Tochter unternommen?
Wir waren so oft es ging draußen – das hat mir auch gesundheitlich sehr gut getan. Wir sind spazieren und schwimmen gegangen, das liebt meine Tochter. Und immer, wenn es die Zeit zugelassen hat, haben wir die Großeltern besucht, die etwas weiter entfernt wohnen. Außerdem hatte ich viel Kontakt zu anderen Eltern und habe neue Freundschaften geschlossen.

Wie haben Ihr Chef und die Kollegen reagiert?
Mein Chef hat selbst zwei Kinder, er ist ein Familien-Mensch und hat meine Entscheidung begrüßt. Und da wir neben dem Support hauptsächlich Projektarbeit machen, konnte er mein Fehlen auch sehr gut einplanen. Unter den Kollegen gab es schon ein wenig Neid, vor allem bei den jungen, die selbst noch keine Kinder haben. Sie denken dann, dass man so eine Art zusätzlichen Urlaub nimmt. Und die Kollegen mit älteren Kindern bedauern, dass es die Möglichkeit, Elternzeit zu nehmen, nicht schon früher gab.

Anscheinend hat Ihnen die Elternzeit so gut gefallen, dass Sie nun wieder daheim sind?
Ja, seit dem 1. Juni bin ich wieder in Elternzeit. Damit habe ich meine Frau unterstützt, da sie gern wieder Vollzeit arbeiten wollte. Ich arbeite zehn Monate lang in Teilzeit, während meine Tochter in der Kita ist. Die restliche Zeit betreue ich sie. Ich bin sogar international unterwegs. Das funktioniert meistens ganz gut, weil sich meine Projekte zeitlich sehr gut planen lassen.

Haben Sie Sorge, dass die Elternzeit einen „Karriereknick“ nach sich ziehen könnte?
Ich muss zugeben, dass ich mir diese Frage schon oft gestellt habe. Inzwischen denke ich mir: Wenn es Auswirkungen haben sollte, dann muss ich diese nun mal auf mich nehmen. Für mich ist auch Kindererziehung eine Art Karriere beziehungsweise Entwicklung, weil das gar nicht so einfach ist. Und die Erlebnisse mit meiner Tochter kann mir keiner mehr nehmen. …

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Väter prägen eher das Selbstwertgefühl

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 11. November 2012

Die Familie hat nach Ansicht von Professor Dr. Wassilios Emmanuel Fthenakis in ihrer Geschichte noch nie so viele Diskontinuitäten zu bewältigen wie heute. „Deswegen müssen wir uns als Gesellschaft intensiv mit dem Thema ‚Familie’ befassen und entsprechende Modelle entwickeln“, betonte er bei Familienkongress der Räte im Bistum Essen am vergangenen Samstag.

Bezüglich der Familie habe ein großer Paradigmenwechsel stattgefunden. Indikatoren für den strukturellen Wandlungsprozess seien zunehmende Scheidungsraten und die steigende Zahl von Singles. „Aber auch qualitative Wandlungsprozesse gibt es“, so der Professor und nannte hier Veränderungen in der Motivation zu Ehe und Familie, den veränderten Wert des Kindes, mittel- und langfristige Auswirkungen elterliche Beiträge auf die kindliche Entwicklung  sowie die „stille Revolution und die subjektiven Konzepte“. …

Was den Einfluss der Elternteile auf die Entwicklung des Kindes betreffe, prägten Väter stärker das Selbstwertgefühl der Kinder, die Mütter eher deren Beziehungsfähigkeit. Auch auf die Rolle des Vaters in der Familie ging Fthenakis ein. Eine von der Bundesregierung in Auftrag gegebene Studie habe gezeigt, dass nicht die „Brotverdiener-Funktion“ des Vaters dominant sei, sondern dessen soziale Funktion für die wichtigste gehalten wird, also darauf zu achten, dass das Kind sich anderen gegenüber behaupten kann und als Vater offen zu sein für die Anliegen des Kindes. Die „instrumentelle Funktion“ – dem Kind Wissen und Allgemeinbildung vermitteln – rangiere an dritter Position. Am unwichtigsten sei der Karriereverzicht. Wenn eine Partnerschaft nicht funktioniere, würden Väter eher zur Brotverdiener-Funktion tendieren. „Wenn die Beziehung aber funktioniert, dann lassen sich Männer besser steuern“, so der humorige Tipp des Professors an die anwesenden Frauen.

Mit Blick auf die verschiedenen Formen und Konzepte gelebter partnerschaftlicher Beziehungen dürfte es nach Ansicht von Fthenakis keine Probleme geben „bei der Etablierung symmetrischer, partnerschaftlich organisierter Beziehungen zwischen Männern und Frauen, bei der Einbindung von Männern als Väter in der Erziehungsverantwortung und bei der Bewältigung des generativen Problems, wenn die Menschen die Chance hätten, die von ihnen präferierten Konzepte zu realisieren“. Doch der Wissenschaftler hatte auch eine schlechte Nachricht zu überbringen: „Das System ist hochgradig effizient organisiert, wenn es darum geht, die Umsetzung solcher Konzepte zu verhindern.“ …

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Den Erkenntnissen müssen Taten folgen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 9. November 2012

Christoph Lippok bringt das Dilemma vieler Väter in seinem Blogbeitrag ‚Organisieren, Flexibilisieren und Kommunizieren‘ auf den Punkt: Der Erkenntnis, dass Familie systemrelevant ist, muss die Bereitschaft folgen, das Berufsleben zu verändern, auch das der Väter. Und der verbalen Aufgeschlossenheit in vielen Sonntagsreden vor allem Taten, in Politik und Wirtschaft.

‚Der Mann kommt nach Hause. Es ist knapp nach 23 Uhr. Nach einem intensiven Austausch zum Thema Familie-, Familienbildung und Väterarbeit. Die Frau sitzt noch am Schreibtisch, Unterricht für die kommenden Tage vorbereiten. Ein Gespräch mit den Updates des Tages muss auf später verschoben werden. Vertieftes Arbeiten. Er schleicht nach oben, setzt sich noch an den Rechner. …

Um 6.20 Uhr steht der Große vor dem Bett: “Papa, kommst Du runter?” “Gleich!” 10 Minuten später ist Papa unten. Frühstück wird vorbereitet, Papierkram erledigt. Der zweite Sohn kommt auch angeschlichen. Frühstück, eine willkommene Pause mit wenigstens einem Teil der Familie. …

So oder so ähnlich sieht es in vielleicht hunderttausenden Familien in Deutschland aus. Organisieren, Flexibilisieren und Kommunizieren auf höchstem Niveau. Wenn es nur in Ansätzen in den Unternehmen der Republik so laufen würde, dann ginge es der Wirtschaft und Gesellschaft deutlich besser.

Wie sehr beschleicht mich Unbehagen und Wut, wenn ich Geschichten höre, dass Teilzeitarbeit verweigert wird und man Väter und Mütter für unfähig hält, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen und ihnen vorwirft, sie hätte ein Organisationsproblem. Und wenn Frauen zugebilligt wird, dass sie das Zeug Führungspositionen haben, nur eben nicht mehr nach der Geburt eines Kindes und dem Wunsch, im alten Job Teilzeit zu arbeiten. Plötzlich haben sie ihre Qualifikation verloren und müssen in die zweite oder dritte Reihe zurücktreten. Absurd. Oder wenn man Geschichten hört, dass Mann oder Frau selbst Schuld sind, wenn sie sich für Familie statt Beruf entscheiden. Dann sind sie eben auch selbst Schuld, wenn sie nur noch Aufgaben zweiter und dritter Klasse bewältigen dürfen. Diese Aufzählung ließe sich unendlich fortsetzen. …‘

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Die Rolle des Vaters neu bestimmen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 8. November 2012

Bei meinen Recherchen bin ich auf ein SPIEGEL-Interview mit dem Kinderpsychologen Wassilios Fthenakis aus dem Jahr 1980 gestoßen. Ich finde es äußerst spannend, was aus den dort aufgezeigten Entwicklungslinien (nicht) geworden ist.

‚SPIEGEL: Neuerdings wird dem Vater eine größere Rolle bei der Kindererziehung zugestanden. Sie selber haben seit längerem darauf hingewiesen, daß die überlieferte Vaterrolle überholt sei — wie ist sie entstanden?

FTHENAKIS: Die Vaterrolle war in unserer Kultur sehr stark durch die jüdisch-christliche Tradition geprägt, besonders durch die Vorstellung von Gott als dem strafenden und über seine Kinder erzürnten Vater. In den Beschreibungen des vorigen Jahrhunderts finden wir den Vater dargestellt als tyrannisches Familienoberhaupt, distanziert, mit wenig emotionaler Beziehung zu seinen eigenen Kindern.

SPIEGEL: Gibt es nicht auch gesellschaftliche Ursachen für dieses Vaterbild?

FTHENAKIS: Sicher, die industrielle Revolution hat dieses Bild wesentlich mitgeprägt: Infolge sich wandelnder Arbeitsverhältnisse war der Vater länger von zu Hause abwesend, und die Kinder konnten sich nur selten eine Vorstellung von seiner Arbeit machen; diese Distanz bestimmte auch die Beziehung zwischen Vater und Kindern. Das hat sich erst in den letzten Jahren geändert — offenbar wenden sich die Väter jetzt eher den Kleinkindern zu.

SPIEGEL: Hat das vielleicht auch etwas mit der Frauenbewegung zu tun?

FTHENAKIS: Es sieht so aus, als ob der Frauenbewegung eine Männerbewegung vorausgegangen sei, die eine Aufwertung der Vaterrolle zur Folge hatte. Zweifellos hat das wachsende Interesse der Männer an der Kinderpflege das soziale Prestige dieser Tätigkeit erhöht, so daß sie auch für die Frauen nicht mehr als minderwertig gelten muß.

SPIEGEL: Sind das Vermutungen oder Tatsachen?

FTHENAKIS: Auf diesem Gebiet gibt es viele Spekulationen, aber erst wenige empirische Untersuchungen, zumindest zur Zeit. …‘

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Akzeptanz der Elternzeit von Vätern – Erfahrungen aus den nordischen Staaten

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 7. November 2012

Die Einführung der Elternzeit hat in Deutschland zu lebhaften Debatten über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geführt. Derzeit wird dabei auch ausdrücklich die Rolle des Vaters diskutiert. Mittlerweile nehmen über ein Viertel der Väter in Deutschland zumindest die zwei so genannten „Vätermonate“, Tendenz steigend.

Die Veranstaltung wirft einen Blick auf die nordischen Staaten, die oft als die geschlechtergerechtesten Staaten der Welt bezeichnet werden und auch im Bereich der Elternzeit als Vorreiter gelten. Schon lange haben hier etwa Länder wie Schweden oder Island einige Monate der Elternzeit auch speziell für die Väter reserviert, um die Auszeit der Eltern nach der Geburt eines Kindes geschlechtergerechter zu gestalten.

Wie hat sich hier die Akzeptanz der Elternzeit für Väter – bei den Männern selbst und auf dem Arbeitsmarkt – entwickelt? Welche weiteren gesellschaftlichen und politischen Weichenstellungen waren dafür nötig? Und welche Maßnahmen wären eventuell auch für Deutschland hilfreich?

Diese und weitere Fragen werden wir mit Experten aus Schweden und Island diskutieren.

Wir laden Sie hiermit herzlich zum Zuhören und Diskutieren ein. Die Veranstaltung findet am 15. November in der Friedrich-Ebert Stiftung in Berlin statt und wird deutsch-englisch simultan übersetzt. Eine Anmeldung ist bis zum 11. November 2012 per Mail möglich.

Programmablauf:

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Die Vätermonate haben Norwegen verändert

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 5. November 2012

„Paaaappiiii – komm mal!“ hallt es über den Flur des norwegischen Arbeitgeberverbandes. „Paaappiiii“, fordert der kleine Junge in grünen Cargohosen und mit Stoffhase unter dem Arm vehement. Sein Vater steht vom Schreibtisch auf, kurz darauf laufen beide mit einem Stapel Kopien unter dem Arm um die Wette. Der Kleine ist zu krank, um in die Schule zu gehen, aber nicht so krank, dass sein Vater mit ihm zu Hause bleiben wollte. „Es ist durchaus üblich, die Kinder an solchen Tagen mit ins Büro zu bringen“, sagt Kristina Hagen vom norwegischen Arbeitgeberverband.

In weniger als zwei Jahrzehnten hat sich das Gesellschaftsbild in Norwegen rapide gewandelt. Das alte Familienbild – Mann arbeitet bis zum Umfallen, Frau kümmert sich um Haus und Kinder – wurde von einem Doppelverdiener-Modell abgelöst, das gleichzeitig ein Doppeleltern-Modell ist. „Wir wollen mit unserer Familienpolitik den Frauen die Möglichkeit geben zu arbeiten, und den Männern die Möglichkeit, für ihre Kinder zu sorgen“, sagt die Ministerin für Kinder, Gleichberechtigung und soziale Inklusion Inga Marte Thorkildsen der FTD. „Das stärkt die Position der Frauen auf dem Arbeitsmarkt und in ihrer Karriere.“

Die Soziologin Anne Lise Ellingsäter von der Universität Oslo führt den Wandel auf die Politik zurück. „Institutionen und Politik sind maßgeblich, um den Alltag zu strukturieren“, sagt sie. Die wichtigste Errungenschaft: die Einführung der Vätermonate. Ähnlich wie in Deutschland bekommen Eltern nach der Geburt eines Kindes ein Jahr lang Elterngeld, 80 Prozent des Lohns. In Norwegen sind 14 Wochen für die Väter reserviert. „Die Vätermonate haben das Elternbild in Norwegen und damit auch die gesamte Gesellschaft nachhaltig verändert“, sagt sie. Der fürsorgliche Vater ist allgegenwärtig: Indem er seinen kranken Sohn mit ins Büro nimmt oder den Kinderwagen schiebt. „Mit den veränderten Gewohnheiten hat sich auch die Einstellung geändert“, sagt Ellingsäter.

Manchen geht der Kulturwandel allerdings zu weit. Die Ausdehnung der Vätermonate von 14 Wochen auf 18 Wochen scheitert bislang auch am Widerstand etlicher Frauengruppen. Jahrelang haben sie für das Recht der Frauen gekämpft, sich um ihre Babys sorgen zu dürfen, diese Errungenschaft wollen sie nicht wieder abgeben.‘

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