Marc Schulte erinnert sich noch gut an die zwei Männer: Beide Handwerker, sie kamen an einem Wochenende in den Papaladen, und sie waren mürrisch. Sie wollten an einer Vater-Kind-Reise teilnehmen. Doch die Herren gaben sich misstrauisch. Sie nahmen eine Abwehrhaltung ein, als wollten sie sagen: „Was ist das für eine Veranstaltung – Vater-Kind-Wochenende? Müssen wir jetzt etwa von unseren Gefühlen erzählen?“
Der Papaladen ist Teil des Berliner Väterzentrums, eine Anlaufstelle für Männer mit Kindern. Er bietet Beratung etwa zum Sorgerecht, aber eben auch Freizeitaktionen wie die Vater-Kind-Ausflüge. Er befindet sich im Prenzlauer Berg, dort, wo Leiter von Grundschulen berichten, dass die deutliche Mehrheit ihrer Schüler Kinder von getrennt lebenden Eltern sind.
Und wenn diese Schüler nach Hause kommen, werden sie meist von ihrer Mutter erwartet: Wenn Eltern sich trennen, ist es meist der Vater, der auszieht. Und seine Kinder seltener sieht.
Marc Schulte ist der Geschäftsführer der Einrichtung. Über die beiden Handwerker sagt er: „Sie waren später die Stars der Kinder auf der Fahrt.“ Sie nahmen sich Zeit, hatten ein großes Herz – und wussten spontan, wie man ein Zelt aufbaut. Auch ohne Hammer und mit verbogenen Heringen. Freiwillig allerdings hätten sie nie einen Fuß in den Papaladen gesetzt. „Ihre Frauen hatten sie für die Väterfreizeit angemeldet“, berichtet Schulte. Die Männer sollten mit ihren Kindern mal etwas unternehmen, hätten sich die Mütter gedacht. Also schickten sie die Väter zum Papaladen.
Was Schulte und sein Kollege Eberhard Schäfer die ganze Zeit ahnten, hat er jetzt sozusagen amtlich: Mann braucht Hilfe bei Erziehung und Trennung – aber sie soll, bitteschön, am besten nicht so heißen. Das hat eine neue Studie ergeben. Demnach kommen 14 % der Männer, weil ihre Frauen sie geschickt haben.
Der Senat von Berlin, der die Einrichtung fördert, hat den Papaladen evaluieren lassen. Solche Gutachten riechen immer nach einer bestellten Rechtfertigung eigener Investitionen, doch die Studie des Soziologen Stefan Reuyß sagt mehr über die Männer aus als über den Laden.
„Vielen Vätern fällt nach wie vor der Schritt nicht leicht, bewusst in eine solche Einrichtung zu gehen“, schreibt Reuyß vom privaten Forschungsinstitut SowiTra. Es gebe eine regelrechte Hemmschwelle.
Sie kommt von den Vorurteilen der Männer, was und wer sie in einem Papaladen erwarten könnte. „Zu esoterisch“ sei die Stimmung da, denken viele. Sie misstrauen dem „Softie-Betroffenen-Laden“. Das haben Teilnehmer in qualitativen Interviews berichtet. Das Vorurteil löste sich bei den Befragten auf. Die Männer „fühlten sich dort aufgehobener und weniger von Frauen ‚belauscht und beobachtet'“, gaben sie zu Protokoll. Der Papaladen sei für sie eine Begegnungsstätte, wo „alle gleich sind, wo es keinen Status mehr gibt“.
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