Väter und Elternzeiten in Nordrhein-Westfalen
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 4. Februar 2014
Väter in NRW gehören nicht zu den Spitzenreitern, was die Inanspruchnahme von Elternzeit angeht. Mit inzwischen 20,2 % werden sie nur von Vätern im Saarland unterboten. Woran das liegt wollte die zuständige Ministerin Ute Schäfer wissen und hat gestern in Düsseldorf die Studien von FFP und Prognos präsentiert.
In ihrem Eingangsstatement äußerte sich die Ministerin zu den wesentlichen Ergebnissen: „Die Prognos-Studie zeigt anschaulich, dass der Hauptgrund für die unterdurchschnittliche Nutzung des Elterngeldes durch Väter in der niedrigen Erwerbsbeteiligung der Mütter liegt. Mütter mit Kindern sind nur zu 34,7 Prozent in Nordrhein-Westfalen erwerbstätig.“ Was zu ergänzen wäre und im überwiegenden Maße mit einer geringen Stundenzahl.
Väter zu unterstützen, ihrer Aufgabe in Familie gerecht werden zu können, heißt also in erster Linie Mütter in Erwerbsarbeit bringen, um mehr Vätern eine (längere) Elternzeit oder eine vorübergehende Reduzierung der Arbeitszeit überhaupt zu ermöglichen. Zusätzlich braucht es Ermutigung und passende Rahmenbedingungen in Unternehmen und Gesellschaft, zu denen vor allem auch die Akzeptanz der Wahrnehmung von Fürsorgeaufgaben durch Väter gehört.
Vor diesem Hintergrund empfinde ich die Berichterstattung über die Studien und ihre Konsequenzen verwunderlich und teilweise sogar befremdlich. Den Vogel schießt für mich Florian Pfitzner, NRW Korrespondent der Neuen Westfälischen ab. In seinem Blog Westsidestorys schreibt er unter anderem:
„Links antäuschen, rechts vorbeiziehen – junge Väter in Nordrhein-Westfalen beherrschen den familienpolitischen Übersteiger wie sonst niemand in Deutschland. Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Arbeitsteilung im Haushalt? Partnerschaft auf Augenhöhe? Hört sich alles prima an, und lässt sich vor allem nach außen wunderbar beschwören. Doch wenn’s ernst wird, kneift der moderne Mann in NRW.“
Ich frage mich, ob Pfitzner die Studienergebnisse überhaupt zur Kenntnis genommen hat.
Das NRW und das Saarland die Schlusslichter bei der Elternzeit von Vätern sind, hat übrigens auch etwas mit der gemeinsamen Industriegeschichte von Kohle und Stahl zu tun, die die Einstellungen zur Erwerbstätigkeit von Frauen und dem Vorrang der Mutter bei der Kindererziehung bis heute prägen.
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