Entscheidende Faktoren für das Wohlergehen von Kindern
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Montag 29. April 2013
Das Bildungsniveau von Vätern und Müttern hat einen stärkeren Einfluss auf das Wohlergehen von Kindern als die Höhe des Familieneinkommens. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie, die Forscher der Ruhr Universität Bochum im Auftrag des Bundesfamilienministeriums (BMFSFJ)durchgeführt haben. Auch die gesundheitliche Situation der Kinder wirkt sich deutlich auf ihre gesamte Entwicklung aus. Weitere entscheidende Faktoren sind die Zufriedenheit der Mütter mit ihrer Wohnsituation sowie ihre allgemeine Lebenszufriedenheit.
Die Bochumer Psychologen und Sozialwissenschaftler geben in der heute veröffentlichten Studie erstmals Antworten auf eine brennende Frage der Familien- und Sozialpolitik: Welchen Einfluss haben ehe- und familienbezogene Leistungen auf das Wohlergehen von Kindern? Die Ergebnisse zeigen, dass dem Angebot an Kinderbetreuung eine entscheidende Bedeutung zukommt. Nutzen Eltern eine Einrichtung zur Kinderbetreuung, so ergeben sich positive Effekte auf verschiedene Entwicklungsaspekte wie Alltagsfertigkeiten, Motorik, soziale Kompetenzen und Sprache. Das vermindert mögliche Effekte geringen Einkommens.
Bei Familien, deren finanzielle Lage infolge fehlender regelmäßiger Erwerbseinkünfte oder hoher Mietkosten im untersten Bereich liegt, zeigt sich ein leicht verringertes Wohlergehen der Kinder. Auch ist deren Gesundheitszustand schlechter als bei den Familien mit mittlerem oder höherem Einkommen – und der Gesundheitszustand der Kinder wirkt sich ebenfalls negativ auf das Gesamtwohlergehen aus.
Allerdings weisen die Bochumer Forscher nach, dass eine schwierigere finanzielle Lage der Familie sich wenig oder gar nicht auf die Indikatoren des Wohlergehens von Kindern auswirkt, wenn die Mütter täglich Zeit mit kindbezogenen Aktivitäten wie Singen oder Vorlesen verbringen oder ein Angebot der Kinderbetreuung nutzen. Auch bei Kindern mit Migrationshintergrund ergeben sich in den meisten Altersstufen die gleichen Wohlergehenswerte wie bei Kindern ohne Migrationshintergrund. Ob und in welchem Umfang die Mutter erwerbstätig ist, hat ebenfalls weder positive noch negative Auswirkungen auf das Wohlergehen des Kindes.
Auch wenn die finanzielle Situation nicht der alles entscheidende Knackpunkt ist, so zeigt die RUB-Studie doch deutlich: Die Verlässlichkeit der staatlichen Unterstützung hat für Eltern einen hohen Stellenwert. Die Forscher stellen beispielsweise schwache positive Effekte des Elterngeldes auf Aspekte der kindlichen Entwicklung und auf die Väterbeteiligung an der Erziehung fest.
Für ihre Studie haben die Autoren auf der Grundlage der international etablierten Unicef-Indikatoren des Wohlergehens von Kindern („well-being“) zusätzlich Entwicklungsdimensionen aus der Psychologie herangezogen, die das Wohlergehen von Kindern abbilden – etwa die kognitive, sprachliche und motorische Entwicklung, den Gesundheitszustand, soziale und emotionale Kompetenzen sowie das Selbstvertrauen von Kindern. Auf dieser Grundlage haben sie ein Modell entwickelt, das eine differenzierte Analyse des kindlichen Wohlergehens in unterschiedlichen Altersstufen von der Geburt bis zum Alter von zehn Jahren erlaubt.
Dienstag 30. April 2013 um 04:36
Mir fällt schon in der Einleitung auf, dass für die Autoren der Vater für das Wohlergehen von Kindern offensichtlich eine untergeordnete Rolle spielt, allenfalls als Ernährer. Jedenfalls gibt es einen speziellen Untersuchungsgegenstand „Belastung der Mutter“. Wie ist die korrekte Bezeichnung dafür? Sexismus?!
Dienstag 30. April 2013 um 05:31
Weiter geht es im Abschnitt 2: Hier gibt es ein ganzes Unterkapitel zu sogenannten „Alleinerziehenden“. Dieser Begriff ist nicht nur sexistisch (wenn 90% sog. „Alleinerziehender“ Männer wären, dann gäbe es diesen Begriff so schon längst nicht mehr), er ist vor allem kindeswohlfeindlich.
Es geht zwar hier um staatliche Leistungen, aber für eine ausgewogene, wissenschaftliche Erwägung die auf das Wohlergehen von Kindern abzielen würde, wäre es zwingend notwendig gewesen hier auf die Menschenrechtssituation von Männern im deutschen Kindschaftsrecht einzugehen, insbesondere auf das Unterhaltsmaximierungsprinzip bei völligem staatlichen Desinteresse an weitergehender gemeinsamer Erziehungsarbeit nach Trennung der Eltern als Paar.