der VÄTER Blog

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Archiv für Februar 11th, 2009

Heimchen am Herd – wieder gefragt bei Männern?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 11. Februar 2009

Haben junge Männer auch heute noch ein altes Rollenverständnis? Dieser Verdacht drängt sich auf, liest man die Vorwerk-Familienstudie 2008: Nur ein Drittel der befragten Männer zwischen 16 und 29 Jahren unterstützt beim anderen Geschlecht den Wunsch nach Selbstverwirklichung. Während mehr und mehr Frauen beruflich immer besser qualifiziert sind, scheinen viele Männer ihre Partnerin gerne in der Rolle als Hausfrau und Mutter aufgehen zu sehen.

Oder täuscht der Eindruck angesichts der Tatsache, dass sich zunehmend Männer Väterzeit nehmen und sich ihr Selbstbild nicht auf die Rolle des Familienernährers beschränkt?

Welche Vorstellungen von Partnerschaft und Familie werden im Alltag gelebt und wie haben sie sich über die verschiedenen Generationen entwickelt? Wie ist es heute um die gerechte Verteilung und Anerkennung von Hausarbeit, Kindererziehung und Berufstätigkeit bestellt?

Jenseits vom Eva-Prinzip und Rabenmutter-Image der Superweiber, jenseits von karrierefixierten Patriarchen und Hausmanns Dilemma diskutieren wir über die Vielfalt weiblicher und männlicher Beziehungskonzepte.

Am 17. Oktober des vergangenen Jahres haben Dr. Elke Rohmann, Sozialpsychologin der Ruhr- Universität Bochum und Dr. Thomas Gesterkamp, Autor und Männerforscher über dieses Thema im Rahmen der Sendung Lebenszeit im Deutschlandfunk diskutiert. Zugeschaltet war zeitweise auch Rainer Volz, Leiter des Zentrums für Männerarbeit der evangelischen Kirche im Rheinland und Co Autor der Studie ‚Männer im Aufbruch’ aus dem Jahre 1998. Die nach 10 Jahren in 2008 durchgeführte Folgeuntersuchung wird am 18. März in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt, in der Sendung hat Volz aber auf schon einige wichtige Entwicklungen und Veränderungen des  Selbstbildes von Männern und Vätern hingewiesen.

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In Zwangsehen leiden auch die Männer

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 11. Februar 2009

Bisher wurde das Thema Zwangsehe vor allem aus der Perspektive der Frauen betrachtet. Doch es gibt auch Männer, die gegen ihren Willen verheiratet werden. Sie sprechen nur selten über ihr Leid.

„Mein Leben ist vorbei“, sagt Ali Akdeniz. Das sagt er, nachdem er 30 Jahre lang mit einer Frau zusammengelebt hat, die er nicht liebt. 30 Jahre hat er still gehalten, zuerst wegen der Eltern, dann wegen der Kinder.

Ein halbes Jahr zuvor war der Vater alleine in die Türkei gereist. Er brachte ein kleines Foto mit. Es zeigte ein Mädchen, an das sich Ali Akdeniz nur vage erinnern konnte. Als Kind hatte er ein paar Mal im Heimatdorf mit ihr gespielt. Das sei seine Cousine und seine zukünftige Ehefrau, sagte der Vater.

Schicksale muslimischer Mädchen, die zwangsverheiratet werden, die bedroht, geschlagen oder gar ermordet werden, wenn sie sich dem Willen ihrer Familien widersetzen, sind bekannt. Ein Viertel der türkischen Frauen lernt den Ehemann erst bei der Hochzeit kennen. Das zeigt eine Studie im Auftrag des Bundesfamilienministeriums. Neun Prozent gaben an, zur Ehe gezwungen worden zu sein.

Die Perspektive des Mannes hat dagegen bisher kaum jemanden interessiert. „Man ging einfach davon aus, dass Männer von arrangierten Ehen nur profitieren“, sagt Ahmet Toprak, Pädagogik-Professor an der Fachhochschule Dortmund und Experte für deutsch-türkische Migrantenfamilien.

Doch Ali Akdeniz Geschichte ist kein Einzelfall. Im Mädchenhaus Bielefeld gibt es seit 2007 die bundesweit erste Online-Beratung gegen Zwangsheirat. Im vergangenen Jahr haben hier nicht nur Frauen, sondern auch 28 Männer Hilfe gesucht. Auch Kazim Erdogan kennt einige Fälle von jungen Männern, die von ihren Familien in eine Ehe gedrängt wurden – mit Erpressung und Gewalt. Der Psychologe betreut in Berlin-Neukölln ehrenamtlich eine der ersten Beratungsgruppen für türkische Väter. Von 30 Männern hätten alleine vier ihre Hochzeit als Zwang empfunden, sagt er.

„Die Männer waren bisher völlig auf sich allein gestellt“, sagt Kazim Erdogan. „Sie tragen ihre Sorgen in die Moschee und beten.“ Darüber zu sprechen ist fast unmöglich. Es widerspricht ihrem Bild vom starken Mann und Familienvater. „Der Leidensdruck muss sehr groß sein“, sagt Erdogan.

„Hochzeiten mit engen Verwandten sind üblich. Das wird als ein Weg gesehen, der Familie zu helfen“, sagt Ahmet Toprak. Auch wenn ein junger türkischer Mann ein zu offenes Leben führt, trinkt, Drogen nimmt oder viele Freundinnen hat, kann die Heiratsfalle zuschnappen. „Dann sieht die Familie die Hochzeit als Disziplinierungsmaßnahme“, sagt Toprak. Betroffen sind zudem Homosexuelle. „Sie werden zwangsverheiratet, um das bürgerliche Image der Familie zu bewahren“, sagt Toprak. Viele Schwule führen nach der Hochzeit ein Doppelleben, doch die Fassade bleibt bewahrt.

Toprak stammt selbst aus der Türkei und hat als erster Wissenschaftler türkische Männer zum Thema Zwangsheirat befragt. Das Ergebnis: Sie kommen mit Zwangsehen meistens besser klar als Frauen. „Männer haben viel mehr Möglichkeiten, der Situation zu entfliehen, da sie weniger kontrolliert werden“, sagt Toprak. Im Gegenteil: Seitensprünge oder Liebesbeziehungen der Männer würden häufig stillschweigend geduldet. Für die zwangsverheiratete Frau dagegen wird die Ehe oft zum Gefängnis.

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