Erstellt von Hans-Georg Nelles am 16. Dezember 2009
Das Jugendamt der Stadt Nürnberg veranstaltete eine Tagung zum Thema „Weder Täter noch Sieger — Jungen, das vergessene Geschlecht?” Mit über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern fand die Veranstaltung eine überraschend starke Resonanz.
Wieso kam es überhaupt zu einer Befassung mit dem vorliegenden Thema? Sollte, wie Teilnehmerinnen es formulierten, die Frauenbewegung provoziert werden? Oder versuchten es jetzt die Männer auf die „weinerliche Tour”?
Nein, der Veranstaltung lagen zwei Motivationen zugrunde, die im Wesentlichen aus Praxiserfahrungen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter resultieren:
Viele sogenannte Jugendprobleme, wie z. B. „Spielsucht”, „Fußballfan – Szene”, Rechtsradikale Tendenzen“, „Alkoholmissbrauch”, „Unverantwortliches Verhalten im Straßenverkehr” usw. stellen sich bei näherer Betrachtung als Probleme männlicher Jugendlicher heraus. Vor dem Hintergrund dieser Tatsache erscheint es umso erstaunlicher, dass die pädagogische Diskussion der vergangenen Jahre sich fast ausschließlich auf die Lebensbedingungen von Mädchen konzentrierte. Jungen dagegen gerieten gar nicht erst ins Blickfeld. Bei all den berechtigten Bemühungen, Benachteiligungen von Mädchen abzubauen, wurde offensichtlich mehr oder weniger bewusst unterstellt, Jungen wüchsen in Freiheit und Zufriedenheit auf. Die Diskrepanz zwischen den erkennbaren Problemlagen männlicher Jugendlicher einerseits und ihrer Nichtbeachtung andererseits liegt auf der Hand.
In vielen offenen Einrichtungen Nürnbergs wird seit längerer Zeit eine engagierte „eigenständige Mädchenarbeit” betrieben. Dabei musste die Erkenntnis gewonnen werden, dass Weiterlesen »
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 27. Juli 2009
Jungen sind später dran in der Entwicklung, nicht so angepasst, oft unorganisiert und wilder als Mädchen. Alles Eigenschaften, die Lehrerinnen in ihrem Unterricht nicht so schätzen. Männer- ob Väter, Erzieher oder Lehrer – gehen in der Regel anders mit Jungs um als Frauen, machen mehr Angebote, die deren Selbstständigkeit fördern, und erklären ihnen die Welt ganz praktisch. Stimmen, die eine explizite Jungenförderung verlangen, werden immer lauter.
Sie gelten als Exoten in Kitas und Grundschulen: Männer. Auch in den Familien sind sie rar, denn entweder sind sie beruflich unterwegs oder gar nicht in die Erziehung mit einbezogen. Aber brauchen die Kinder – und vor allem die Jungen – nicht auch männliche Vorbilder? Einige Bildungsforscher sehen den Grund für das Schwächeln des starken Geschlechts – zumindest in der Schule – darin, dass Erziehung zum großen Teil Frauensache ist. Inzwischen sind die Schulleistungen der Jungen im Durchschnitt schlechter als die der Mädchen. Ist deshalb nach jahrzehntelanger Mädchenförderung jetzt die Zeit der Jungenförderung angesagt? Und warum entscheiden sich so wenig Männer für den Beruf des Erziehers oder Grundschullehrers? fragte Julitta Münch bei „Hallo Ü-Wagen“ am 25. Juli 2009 in Bochum Experten und Publikum.
Gäste waren: Dr. Thomas Gesterkamp (Journalist und Buchautor, Köln), Frank Beuster (Dozent, Hamburg), Ralph Weber-Heggemann (Erzieher, Bergisch-Gladbach), Marit Rullmann (Gast aus Gelsenkirchen), Erwin Steden (Gast aus Bochum) und Dr. Claudia Wallner (Referentin und Autorin, Münster)
Die Sendung kann als mp3 nachgehört werden.
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 3. Mai 2009
Im Interview mit Ulrich Hauser im Stern äußert sich der Düsseldorfer Der Arzt und Psychoanalytiker Matthias Franz über die Lage Alleinerziehender Mütter und geht in dem Gespräch auch auf die Lage der Jungen und die Aufgabe der Väter ein.
‚… Es wird derzeit wieder viel über die Probleme von Jungen diskutiert. Es gibt immer weniger Lehrer und Erzieher, an denen sich Jungs orientieren können. Haben es Kinder von alleinerziehenden Müttern da auch schwerer?
Jungen orientieren sich, bei aller Liebe, ab einem gewissen Zeitpunkt eher an männlichen Idealen, bestenfalls an ihren Vätern. Sie brauchen auch deren Vorbild und auch Auseinandersetzung, um sich später abgrenzen und ihren eigenen Weg gehen zu können. Kinder, deren Väter eine aktive Rolle in der Familie spielen, erreichen ein höheres Bildungsniveau, rauchen seltener, und werden weniger häufig kriminell. Wenn Väter sich nach einer Trennung zurück ziehen oder Mütter ihr Verhältnis zu den Vätern nicht geklärt haben, ihren Kindern womöglich einen Umgang erschweren oder verbieten, dann vergreifen sie sich an ihrer Entwicklung. Wir haben es heute mit einer vaterhungrigen Generation zu tun, deren Bedürfnisse immer weniger gestillt werden.
Wie meinen Sie das?
Die vaterlosen Jungs sind längst zu einem Milliardengeschäft geworden. Ob Terminator, ob Sternenkrieger mit ihren Laserschwertern, Obi-Wan Kenobi und wie sie alle heissen: die Macher in der Spiele- und Illusionsindustrie beuten die Nöte vieler vaterloser Jungen schamlos aus. Die kleinen, aber im Grunde verunsicherten und ängstlichen Schulhof-Machos haben dann nur noch mordende und gewalttätige Medienmonster zum Vorbild und lernen gar nicht mehr von echten Männern, wie sie besser mit Konflikten und ihrer Aggressivität umgehen können. Und wenn sie sich im Kindergarten oder auf dem Schulhof mal balgen, brausen – zugespitzt- gleich Erzieherinnen heran und wollen ihnen diese körperliche Erprobung wegerziehen. Sie spüren die heimliche Angst der Jungen, zu Mädchen erzogen zu werden nicht. …’
Nach der Situation und den Problemlagen alleinerziehender Väter fragt der Autor trotz dieser Steilvorlage nicht weiter. Alleinerziehende Eltern sind Mütter, in Wirklichkeit zu 80%.
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 28. März 2009
Auch in der Betreuung stehen sie den Frauen um nichts nach. Allerdings erledigen sie ihre Aufgaben anders. Während bestimmte Verhaltensweisen Mütter auf die Palme bringen, zucken sie nicht einmal mit der Schulter. Und wenn Mamas vor lauter Mitleid mit dem Kind dahin schmelzen, spornen sie es mit Durchhalteparolen an: Väter sind so. Sie reden, reagieren, handeln und bewegen sich anders als Mütter. Männer sind wichtig für Erziehung und Entwicklung der Kinder.
Väter sind als zweite Hälfte des Universums unverzichtbar und ebenso verantwortlich für die Rollenidentität seiner Söhne und Töchter. Sie bringen ganz andere Perspektiven in Beziehungen ein als Frauen. Nicht besser, nicht schlechter, aber anders. Schon früh beginnen Väter ihre Babys zu unterhalten. Während die Mütter mit der Pflege beschäftigt sind, schneidet der Vater Grimassen, macht Geräusche, setzt Reize.
Es ist schon für Babys wichtig, diesen Pluralismus kennenzulernen. Und wenn die Kinder heranwachsen, sind es die Väter, die Bewegung, Sport und wilde Spiele in die Beziehung bringen. Der Vater ist für Jungen das männliche Vorbild und für Mädchen der erste Mann in ihrem Leben – ein Wegbegleiter zur weiblichen Identität. Durch ihn lernen sie, mit Koketterie und Komplimenten umzugehen. Und wenn er sagt, wie hübsch sie geworden sei, dann ist das eine erste Erfahrung im Umgang mit Männern.
Häufig wird die vaterlose Gesellschaft für die zunehmenden Verhaltensauffälligkeiten von Jungen verantwortlich gemacht. Sie sind auffällig, weil es nur weibliche Interventionen und keine männlichen Zugänge bei Problemen gibt. Männer finden oft bessere Möglichkeiten und Lösungen. Nämlich solche, die für Jungen annehmbar sind.
Manchmal kommt es bei der Kinderbetreuung unbewusst zur Ausgrenzung von Männern, weil Frauen ihnen diese nicht zutrauen und meinen, sie müssten es genauso machen wie sie selbst. Das ist ein großer Irrtum, denn Männer können das genauso gut wie Frauen.
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 25. März 2009
Jahrzehntelang galten Mädchen als das schwächere Geschlecht. Heute sorgen sich Pädagogen und Eltern um die Männer von Morgen. Forscher rufen die Jungenkatastrophe aus. Die Verhältnisse haben sich umgekehrt. Jungen sind die neuen Bildungsverlierer und leiden an verschiedenen Defiziten.
Was brauchen unsere Kinder wirklich, damit sie sich gesund und positiv entwickeln. Gert Scobel spricht in seiner Sendung am Donnerstag mit der Reformpädagogin Enja Riegel, dem Kinder- und Jugendpsychologen Allan Guggenbühl und dem Neurobiologen Gerald Hüther über die Jungen in Not.
Die Gäste: Allan Guggenbühl, Kinder- und Jugendpsychologe arbeitet als Kinder- und Jugendpsychologe in Bern und Zürich. Er leitet die Erziehungsberatung des Kantons Bern und gibt Seminare für Psychologie und Pädagogik in Zürich. Guggenbühl hat diverse Bücher zur Jungenproblematik veröffentlicht, darunter „Kleine Machos in der Krise“, „Wie Eltern und Lehrer Jungen besser verstehen“ und „Die Pisa-Falle“.
Gerald Hüther, Neurobiologe: ist der Leiter der Zentralstelle für Neurobiologische Präventionsforschung der Uni Göttingen, Mannheim und Heidelberg. Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, darunter eine „Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn“, „Was Kinder brauchen – Neue Erkenntnisse aus der Hirnforschung“ und „Neues vom Zappelphilipp – ADHS/ADS verstehen, vorbeugen, behandeln“. Aktuell schreibt er ein Buch mit dem Arbeitstitel: Das schwache Geschlecht und sein Gehirn.
Enja Riegel, Reformpädagogin: Fast 20 Jahre war die Reformpädagogin Enja Riegel Direktorin an der Helene-Lange-Schule in Wiesbaden. Die UNESCO-Modellschule hat beim PISA-Test mit großem Abstand als beste deutsche Schule abgeschnitten. Mit Kreativität und Disziplin hat sie neue Methoden und damit ein Modell entwickelt, wie die Schule von morgen aussehen könnte.
Sendetermin: 3Sat, Donnerstag, 26. März 2009, 21.00 Uhr, Wiederholung: 1. April 2009, 5.05 Uhr
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 5. März 2009
Was erwarten Jungen vom Leben? Arbeit und Selbstverwirklichung sind nicht ihre wichtigsten Ziele. Sie wollen eine Familie gründen, in der es emotional und materiell keinen Grund zur Sorge gibt. Das zeigt eine 2009 veröffentlichte Studie, die sich ganz den jungen Vertretern des männlichen Geschlechts widmet.
Obwohl die Familie zentral ist, hat der Vater als Vorbild aber fast ausgedient. Noch 1995 bezeichneten 35 % der Jungen den eigenen Vater als Vorbild. Zehn Jahre später sind es nur noch 16 %. Der Verlust der Vorbildfunktion trifft aber nicht nur die Väter: Auch Sportler und Filmhelden beeindrucken Jungen nicht mehr so wie früher. Aber Sportler sind immerhin noch für 28 % ein Vorbild. Väter dagegen nur für 16 %, Musiker für 14, Computerexperten für 7, Filmhelden und „extreme Typen“ gleichauf für 5 %.
Vorbilder müssen es besser können
Das von Vätern vorgelebte Verhalten ist also nur noch für eine kleine Gruppe von Jungen attraktiv. Wie muss ein Mensch aber sein, um für Jugendliche als Vorbild zu gelten? In erster Linie kompetent. Als „Grund für das Vorbild“ gaben 25 % der Burschen an, es „kann viele Dinge besser als ich“. Sie finden Vorbilder auch gut, wenn sie viel wissen (10 %). Beliebtheit spielt eine geringere Rolle, ebenso das „coole Aussehen“ oder „wird bewundert“. Kompetenzen sind eben besser als Angeberei.
Hier hat sich offenbar die Einstellung der Jungen verändert: Während in eine Studie aus dem Jahr 1998 noch Beliebtheit und „gute Sprüche“ die wichtigsten Kriterien für ein Vorbild waren, müssen diese heute etwas können und viel wissen.
„Jungen – Sorgenkinder oder Sieger?“
Für die Studie „Jungen – Sorgenkinder oder Sieger?“ wurden 1635 Jungen im Alter von 14 bis 16 Jahren befragt. Die Themen der Studie sind breit gefächert: Von Freizeitbeschäftigungen bis Körpergefühl und Gewaltbereitschaft wurde das Selbstverständnis der Jugendlichen Untersucht. Dem Bild von Jungen als Problemkindern widerspricht eine positive Lebenseinstellung. Die meisten der 1635 befragten Jungen gaben an, gut gelaunt und zufrieden zu sein. Sie sind überzeugt von sich und glauben, ihre Ziele im Leben erreichen zu können.
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