Diese Frage steht im Mittelpunkt der Studie von Lisa Wagner, die im Rahmen eines Forschungsprojekts am Lehrstuhl für Diagnostik und Persönlichkeitspsychologie der Universität Zürich durchgeführt wird.
Wer kann teilnehmen und worum geht es?
Die Befragung richtet sich an Väter und Mütter, werdende Väter und Personen mit Kinderwunsch in deutschsprachigen Ländern. In der Studie geht es um die Wahrnehmung verschiedener Persönlichkeitseigenschaften von Kindern. Insbesondere interessiert uns Ihre Meinung zur Erwünschtheit verschiedener Eigenschaften bei Ihren Kindern.
Wie ist der Ablauf der Studie?
In dieser Online-Studie werden Ihnen einige Fragen dazu gestellt, welche Eigenschaften Sie sich bei Ihren Kindern wünschen. Außerdem werden Ihnen einige Fragen zu Ihrem eigenen Erleben und Verhalten gestellt. Am Ende der Studie besteht für Sie die Möglichkeit, Ihre Email-Adresse zu hinterlassen, wenn Sie weitere Informationen wünschen, oder wenn Sie Interesse haben, für eine nachfolgende Studie kontaktiert zu werden. Die Beantwortung der Fragen wird ca.20 Minuten dauern.
Ihnen entsteht durch die Teilnahme an unserer Studie keinerlei Schaden und Sie können auf die Teilnahme verzichten oder diese abbrechen, ohne dass Ihnen daraus ein Nachteil entsteht. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Dipl.-Psych. Lisa Wagner.
Welchen Nutzen hat die Teilnahme für Sie?
Sie erhalten durch Ihre Teilnahme an der Studie einen Einblick in die aktuelle psychologische Forschung. Sie unterstützen durch Ihre Teilnahme die wissenschaftliche Forschung und tragen dazu bei, dass im Gebiet der Positiven Psychologie neue Erkenntnisse gewonnen werden. Auf Wunsch senden wir Ihnen nach Abschluss der Studie gerne eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse zu.
Trauen wir Männern die alleinige Kindererziehung zu?
Oder brauchen Kinder in erster Linie eine weibliche Bezugsperson?
Das Umfeld reagiert oft mit Skepsis, wenn sich Väter alleine um ihre Kinder kümmern. Ein Austausch mit anderen Vätern findet dabei eher selten statt. Dabei wäre es wichtig, sich Hilfe bei anderen Gleichgesinnten zu holen oder über ihre Überforderung zu reden. Denn sie geben alles, damit es den Kindern gut geht und an nichts fehlt. Dabei vergessen die Väter oft ihre eigenen Bedürfnisse. Die Gefahr besteht, dass sie an ihre Grenzen stoßen und psychisch erkranken.
Obwohl sie sich rund um die Uhr um die Kinder kümmern, kann es sein, dass sie zusätzlich noch finanziell bestraft werden, und sie fast die Hälfte ihres Einkommens an die allein lebende Mutter bezahlen müssen. Der Film begleitet Armin, welcher genau in diese Situation geraten ist, und trotz enormer Anstrengung dem finanziellen Ruin entgegen schlittert. Wir erleben die Erleichterung von Alf am 18. Geburtstag seiner Tochter Lily: Endlich ist sie volljährig, und er muss niemandem mehr Rechenschaft ablegen. Hans-Peter erzählt, wie er vor 30 Jahren seinen Sohn alleine aufzog. Seine beruflichen Ambitionen musste der junge Bauingenieur zurückstecken und aus seinem Umfeld spürte er oftmals großes Misstrauen.
Sendetermin: Do 01.12. 23:50 – 00:40 3sat – Dokumentation 50 Min.
Es klingt verrückt, aber 1968 war es für rumänische Besucher der DDR für einen kurzen Moment möglich, trotz eingeschränkter Reisefreiheit nach Westdeutschland zu reisen. Klar, dass manche die Gelegenheit, dort einen Asylantrag zu stellen, nutzten. Der Vater von Regisseurin Anca Miruna Lăzărescu hat diese Situation tatsächlich erlebt, seine Tochter rekapituliert seine damaligen Erfahrungen und Erinnerungen mit nostalgischem Charme und einer Prise Ironie mit einer unterhaltsamen und in ein Roadmovie gepackten Geschichtsstunde.
Man muss sich das mal vorstellen: da fährt eine Familie aus Rumänien in den Urlaub in die Deutsche Demokratische Republik, wird dort aber festgenommen und in ein Lager gesteckt. Hintergrund sind politische Unruhen in der Tschechoslowakei, 1968 in die Geschichte eingegangen als „Prager Frühling“. Weil das rumänische Staatsoberhaupt Nicolae Ceauşescu damals den Einmarsch ostdeutscher Truppen in der CSSR kritisierte, wird die Familie ausgewiesen, kann die Rückkehr in ihre Heimat aufgrund der politischen Situation jedoch nur mittels eines Transitvisums über die Bundesrepublik via Österreich und Jugoslawien antreten. Klar, dass dies eine Einladung zur Einwanderung in die BRD bedeutet.
Der Vater von Regisseurin Anca Miruna Lăzărescu hat dies 1968 als 18-Jähriger genau so erlebt, seine Tochter rekapitulierte die Ereignisse nun für ihr Spielfilmdebüt in Form einer Tragikomödie. Herausgekommen ist eine Geschichte, die von der Liebe und der Freiheit handelt, dabei aber auch deutlich macht, wie schwer es sein kann, beides miteinander zu vereinen. Lăzărescu macht aber nicht den Vater, wie man vielleicht meinen könnte, zum Hauptdarsteller. Hierfür gewählt hat sie den jungen Arzt Mihai, der sich nach dem Tod der Mutter um den kranken Vater und den jüngeren Bruder kümmert. Man erfährt nebenbei, dass im rumänischen Radio die Beatles als eine ungarische Rockband gespielt wurden, in einer späteren Szene rechtfertigt der Bruder das Hören von „Strawberry Fields forever“ gegenüber Ostbeamten damit, dass es sich bei diesem Lied doch ganz klar um eine Hymne auf eine kollektive landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft für Erdbeeren handeln würde. …
(La Drum Cu Tata) Deutschland/Rumänien/Ungarn 2016 – 111 Min. – Regie: Anca Miruna Lăzărescu Darsteller: Alex Mărgineanu, Răzvan Enciu, Ovidiu Schumacher, Susanne Bormann, Manuel Klein, Doru Ana, Marcela Nistor
„Ich war 33 Jahre alt als ich meine erste Tochter bekam. Natürlich hatte ich vorher viel mehr Zeit, vor allem für mich. Ich war permanent auf irgendwelchen Kulturevents, habe Konzerte besucht, konnte lange ausschlafen und buchte spontan Reisen, auf die ich Lust hatte. Mittlerweile habe ich zwei Kinder. Da ist Zeit für mich natürlich eher rar. Irgendwie muss ich ja alles unter einen Hut bekommen. Arbeit, Familie und Hobbys: Es passt nicht immer und manchmal ist es sogar schwierig. Irgendeiner kommt immer zu kurz und meistens bin ich das selber. Damit komme ich gut klar, denn ich möchte genauso oft für meine Kinder da sein wie meine Frau.
In Sachen Erziehung setze ich auf eine ausgewogene Mischung aus traditioneller Erziehung und zeitgemäßer Ausprobiermentalität. Ob das modern ist, weiß ich nicht. Ich stelle mir einfach oft vor, was ich damals gerne mit meinem Vater erlebt hätte und frage mich, ‚Hätte mir das Spaß gemacht?‘ Mit dieser Einstellung fahre ich eigentlich ganz gut. Ich genieße es, im Kölner Vorgebirgspark Zeit im Freien zu verbringen oder einfach auf den großen Wiesen ausladende Feste zu feiern.“
Wer auch Interesse hat, seine Geschichte zu erzählen, kann sich gerne bei Janni Orfanidis melden.
Der österreichische Sozialminister Alois Stöger und Dr. Edit Schlaffer von „Frauen ohne Grenzen“ präsentierten heute im Zuge einer Pressekonferenz das Forschungsprojekt „Väter und Söhne – Zwischen Zwei Welten“. Grundlage für das qualitative Forschungsprojekt boten Interviews mit männlichen Jugendlichen und Vätern mit vorwiegend muslimischem Migrationshintergrund. Insbesondere die Jugendlichen zeigten sich hin- und hergerissen zwischen der „alten Welt“ ihrer Herkunftsfamilie und der „neuen Welt“ ihres unmittelbaren Umfelds in Österreich.
Die Studie, die insgesamt 100 Tiefeninterviews umfasst, zeigt sowohl bei den Vätern als auch bei den Söhnen mit Migrationshintergrund in Bezug auf Integrationsbereitschaft eine durchgängig positive Einstellung. Vorwiegend die Väter sind allerdings auch in einer Ambivalenz zwischen Herkunfts- und Ankunftskultur gefangen. Sie empfinden einen hohen Druck, „aus den richtigen Gründen“ nach Österreich gekommen zu sein. Demokratie und Rechtsstaatlichkeit wird von migrantischer Seite hoher Respekt erwiesen. Bei der überwiegenden Mehrheit der migrantischen Väter und Söhne spielt Religion – im Gegensatz zur Mehrheitsgesellschaft – eine große Rolle. Gehorsam und Nichthinterfragen der väterlichen Autorität sowie relativ deutliche Rollenfixierungen gehören zum Regelsystem in Familien mit Migrationshintergrund.
Die Zukunftspläne der befragten Burschen umfassen Berufsausbildung, Familiengründung, Glück, Geld, Friede und Ruhe. Während junge Österreicher ohne Migrationshintergrund Schule und Ausbildung betonen, heben migrantische Jugendliche oftmals die Familie hervor. Die Zukunftspläne der jungen männlichen Generation sind insgesamt überschattet von Ängsten, die mit sozialen Unsicherheiten jenseits ihrer Lebensgestaltung zusammen hängen. Die Bedrohung durch gewalttägigen Extremismus ist vor allem für die migrantischen Jugendlichen ein großes Problem. Sie argumentieren nicht aus einer Defensivhaltung, sondern eher aus der Perspektive der persönlichen Verunsicherung und mangelnden Zukunftsperspektive auf individueller, aber auch kollektiver Ebene.
Sozialminister Stöger wies darauf hin, dass das Forschungsprojekt die notwendigen Integrationsmaßnahmen wie Spracherwerb, Bildung und erste Zugänge zum Arbeitsmarkt bestätigt. Um gegen eine Spaltung der Gesellschaft zu arbeiten, hob Stöger die Sinnhaftigkeit weiterer Integrationsanstrengungen und die Notwendigkeit des Dialogs mit den Jugendlichen hervor. „Wir müssen Initiativen setzen, um gegen die Entstehung von Parallelwelten wirksam zu sein. Die Jugendlichen sind in hohem Maße integrationsbereit. Nun gilt es, sie zur Mitarbeit in unseren Gemeinden einzuladen und entsprechende Bildungsangebote zur Verfügung zu stellen. Nur so wird Integration gelingen“, so Sozialminister Alois Stöger.
Als handlungsorientiertes Ergebnis der Studie wurde auch ein Kurzfilm präsentiert. Die DVD mit dem Kurzfilm „Zwischen Zwei Welten“ inklusive einer Anleitung zum Einsatz der DVD im Rahmen eines Workshops für die Jugendarbeit ist kostenlos über das Broschürenservice des Sozialministeriums zu bestellen. Der Forschungsbericht steht als Download ebenfalls auf der Website des Sozialministeriums zur Verfügung.
Es ist eine Entscheidung (Aktenzeichen XII ZB 280/15) von großer Bedeutung. Vor allem für leibliche Väter, die Schwierigkeiten haben, das Umgangsrecht mit ihren Kindern durchzusetzen. Dies kann etwa passieren, wenn ihre Kinder in einer anderen Familie aufwachsen, und die Eltern dort den Kontakt zwischen biologischem Vater und seinem Kind ablehnen
Erstritten hat die Entscheidung ein Nigerianer, der schon seit vielen Jahren vor Gericht für sein Umgangsrecht kämpft. Vor elf Jahren hatte er mit einer verheirateten Frau Zwillinge gezeugt. Noch vor deren Geburt lebte die Mutter wieder mit ihrem Ehemann zusammen. Mit ihrem Ehemann hatte sie bereits drei Kinder. Nach dem Gesetz ist der Ehemann auch der rechtliche Vater der Zwillinge, obwohl sie nicht von ihm abstammen. Denn laut Gesetz ist zunächst einmal derjenige der rechtliche Vater eines Kindes, der mit der Mutter verheiratet ist.
Der leibliche Vater forderte von Anfang an Umgang mit seinen Kindern. Doch das Ehepaar lehnte dies ab. Der leibliche Vater ließ sich allerdings nicht beirren. Er klagte, zunächst ohne Erfolg. Auch eine Verfassungsbeschwerde wurde zurückgewiesen. Daraufhin zog er vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg und bekam dort Recht. Daraufhin änderte der deutsche Gesetzgeber vor drei Jahren das Familienrecht – und stärkte das Umgangsrecht von leiblichen Vätern. Nach der neuen Vorschrift hat ein leiblicher Vater ein Recht auf Umgang mit seinem Kind, wenn dies dem Kindeswohl dient.
Der Bundesgerichtshof hat diese Vorschrift nun zum ersten Mal ausgelegt und präzisiert, wie sie anzuwenden ist. Wenn – wie im konkreten Fall geschehen – die rechtlichen Eltern behaupten, dass die Kinder durch den Umgang psychisch überfordert werden, müssen die Familiengerichte diese Behauptung streng überprüfen. Das bedeutet, dass Kinder, wenn sie alt genug sind, vom Gericht dazu auch befragt werden müssen.
Außerdem haben die Kinder das Recht zu erfahren, von wem sie abstammen, auch wenn die rechtlichen Eltern dagegen sind. Wenn sich die rechtlichen Eltern weigern, den Kindern Auskunft darüber zu geben, steht es im Ermessen des Familiengerichts, auf welche Art und Weise die Kinder informiert werden.
Die Zeit vergeht. Die Zeit mit Papa bleibt! Zum 11. Mal erscheint der Vater-Kind-Kalender ZEIT MIT PAPA – eine Einladung für das ganze Jahr. Rund 180 Vater-Kind-Paare aus Berlin und anderen Städten haben sich dafür seit 2005 von Fotografen, von Müttern oder Freunden fotografieren lassen. Die aussagekräftigsten Bilder finden sich in einer Fotoausstellung mit inzwischen über 130 Bildern zusammen.
Ein Ausgangspunkt für den Kalender ist der gesellschaftliche Wandel, der dazu führt, dass Männer ihre Vaterrolle zunehmend stärker wahrnehmen wollen – und können! Der aktive, partnerschaftliche Vater ist demzufolge heutzutage längst keine Ausnahme-erscheinung mehr. Väter leisten sich Gefühlsoffenheit, Weichheit, Zärtlichkeit, Fürsorglichkeit und auch Schwäche gegenüber ihren Kindern. Väter bevölkern Spielplätze, kennen die Kinderkleidergrößen ihres Nachwuchses, gehen zum Babyschwimmen, zu PEKiP-Kursen, fahren mit ihren Kindern um die Wette und verbringen ihre freie Zeit immer öfter und vor allem gerne mit ihren Kindern. Bereits vor den Geburten der Kinder findet man immer häufiger Väter in den Geburtsvorbereitungskursen in Hebammenpraxen und Geburtshäusern.
Der Kalender drückt das Schöne, Wichtige und Bindende einer Vater-Kind-Beziehung bildhaft aus. In diesem Jahr wurden 16 Fotos in den Kalender aufgenommen. Neben dem Titelbild und den 12 Monatsbildern gibt es eine kleine Fotogalerie auf der Rückseite des Kalenders. Bei den 16 Bildern bzw. bei den Einsendungen macht es vor allem die Mischung: es gibt Teilnehmer, die schon lange oder auch immer mal wieder im Kalender dabei sind. Die meisten Bilder kommen in diesem Jahr wieder von Uli Malende, der in den letzten Jahren viele schöne Momentaufnahmen von Vätern und ihren Kinder festhalten konnte.
Der neue Vater-Kind-Kalender wird am Samstag, den 26.11.2016 im Stadtteilzentrum Pankow in Berlin veröffentlicht. Der Kalender kann direkt über wortraum bezogen werden. Die Ausstellung zum Kalender mit über 60 gerahmten Bildern ist mobil und kann ebenfalls über wortraum angefordert werden.
Am kommenden Donnerstag, den 3. November, wird um 19 Uhr im Finnland-Institut in Berlin die Fotoausstellung „Sami Parkkinen Vater/ Sohn“ mit musikalischen Beiträgen des Vokalensembles Tuuletar eröffnet. Sie ist kuratiert von Ritva Röminger-Czako und Sami Parkkinen wird anwesend sein.
So einzigartig wie jedes Vater-Sohn-Verhältnis ist diese Serie des finnischen Fotografen Sami Parkkinen. Die Hauptrolle in Vater/Sohn spielt Sami Parkkinens Sohn Arvi, der nicht nur als Modell, sondern auch bei der Bearbeitung der Fotos mitgewirkt hat.
Die Darstellung von Mutter und Kind zählt zu den großen Themen der Kunstgeschichte. Viel seltener aber wurde die Beziehung zwischen Vater und Kind dargestellt. In seiner Serie Vater/Sohn behandelt Sami Parkkinen dieses wenig fokussierte Thema auf beeindruckende Weise. Wie für ihn typisch, kombiniert der Künstler mit einfühlsamer, reduzierter Bildsprache die Methoden dokumentarischer und inszenierter Fotografie. Seine Protagonisten sind er selbst und sein Sohn Arvi. Die Aufnahmen erzählen einerseits über das vom Künstler – in seiner Rolle als Vater – persönlich Erlebte und Empfundene, verwenden andererseits aber gleichzeitig eine Sprache, die jeden Betrachter anspricht.
Die Fotos zeigen sehr unterschiedliche Motive, Situationen und Stimmungen. In den Bildern begegnen sich mal unkonventionell und spielerisch, mal still, nachdenklich, gar melancholisch die geordnete und durchgeplante Welt des Erwachsenen und die unbekümmerte, unschuldige Welt des Kindes. Einige Fotos beispielsweise zeigen Schwarz-Weiß-Aufnahmen des Künstlers, die der Sohn mit Buntstiften „künstlerisch bearbeitet“ hat. Sogar das Gesicht des Vaters wurde vom Sohn mit Farbstiften bemalt. Auf einem Foto sitzt Arvi dem Betrachter und dessen Erwachsenenwelt den Rücken zukehrend in einem Einkaufswagen. Die sicherlich eindringlichste Aufnahme Arvi zeigt das Porträt des damals zweijährigen “kleinen Mannes”, der, in den riesigen Wollmantel des Vaters gehüllt, ernst in seinen eigenen Welt versunken, in die Ferne schaut. In einer Welt, wo so vieles aus dem Lot geraten ist, wirkt dieses Bild wie ein Manifest gegen Gewalt und Terror.
In ihrem neuen Dokumentarfilm porträtiert die Luzerner Filmerin Ursula Brunner alleinerziehende Väter. Es ist bereits das zweite Mal, dass sie sich mit dem Thema der Alleinerziehenden beschäftigt. Männer müssten in dieser Frage noch stärker um Anerkennung kämpfen als Frauen.
Ursprünglich wollte Ursula Brunner einen Film über Alleinerziehende machen. Schon bald stellte sie aber fest, dass es einen Unterschied gibt, ob Mütter ihre Kinder alleine groß ziehen oder Väter. Deshalb entschied sie sich, zwei Filme zu machen, einen über die Mütter und einen über die Väter.
«Ich habe den Eindruck, dass alleinerziehende Väter heute so exotisch sind, wie meine Mutter, die uns vor 40 Jahren alleine erzog», sagt Brunner. Ihre Mutter war eine der Protagonistinnen in ihrem letzten Film «Keine Hand frei».
Väter müssten heute immer noch um Anerkennung kämpfen, während alleinerziehende Mütter nicht mehr außergewöhnlich und oft gut vernetzt seien. Wenn es aber darum gehe, dass Alleinerziehende mit Geldproblemen kämpften und oft erschöpft seien und kaum Zeit hätten, sehe sie keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen.
Schicksalsschlag als Ursache
Bis heute ist es eher die Ausnahme, dass Männer das Sorgerecht für ihre Kinder erhalten. Oft sei ein schwerer Schicksalsschlag wie der Tod der Mutter oder eine schwere Krankheit Grund dafür. «Mit alleinerziehenden Vätern sind oft wirklich schwierige Geschichten verbunden», sagt Brunner. Drei solche Geschichten erzählt sie in ihrem neuen Film.
Thema Alleinerziehende am Schweizer TV:
Dienstag 1. November im Club auf SRF 1 um 22:25 Uhr
Mittwoch 2. November Ursula Brunners Dokumentation «Keine Hand frei – aus dem Leben alleinerziehender Mütter» auf SRF 1 um 22:55 Uhr
Donnerstag 3. November Ursula Brunners Dokumentation «Alleinerziehende Väter» auf SRF 1 um 20:05 Uhr
«Der Vater im Büro, die Mutter daheim – so wie es früher war, will ich es nicht. Ich möchte, dass mein Sohn schöne Erinnerungen an mich hat», sagt Gianfranco Sabatino. Der 29-jährige Bündner verbringt jeden Donnerstag daheim mit Sohn Noah. Trotzdem arbeitet der Bautechniker 100 Prozent: Er packt seine 42-Stunden-Woche einfach in vier Tage. Diesen Spagat zwischen Vollzeit-Job und Engagement als Vater machen viele Männer.
Väter leisten immer mehr Haushalts- und Betreuungsarbeit, das zeigen die jüngsten Zahlen des Bundesamtes für Statistik. Zugleich reduzieren sie nicht im Job: Nur 11 Prozent der Väter arbeiten Teilzeit, und nur ein Drittel von diesen gibt die Kinderbetreuung als Grund dafür an.
Die Männer bemühen sich zwar, engagierte Väter zu sein – machen im Job aber keine Abstriche. Diese Doppelbelastung bringt viele Väter an den Rand ihrer Kräfte, wie eine Recherche der «Rundschau» zeigt.
Auch Markus Theunert ist einer von ihnen. Der Vordenker der Schweizer Männerbewegung kämpft zwar für einen Rollenwandel, zerreisst sich selber aber zwischen 50-Stunden-Woche und Vaterpflichten.
«Auch ich möchte mich als Mann fühlen, der etwas schafft, eine Spur hinterlässt, etwas erreicht. Darauf will ich nicht verzichten »nur« weil ich Vater bin.» Denn Befriedigung zögen die Männer noch immer primär aus dem Job – und nicht aus der Kinderbetreuung, sagt Männerlobbyist Theunert.