Die Bedeutung von Vätern steht für Anna Machin außer Frage. Im Gespräch mit Chris Williamson erläuter sie ihre Forschungsergebnisse, aber auch die Kritik, die sie bekam, als sie das Buch ‚Papa werden‘ geschrieben hat.
Anna Machin ist Evolutionsanthropologin an der Universität Oxford, Forscherin über die Rolle der Vaterschaft im Laufe der Zeit und Autorin. Die moderne Welt hat Väter in vielerlei Hinsicht überflüssig gemacht. Der Versager-Vater ist in Sitcoms und Zeichentrickfilmen so präsent, dass es nicht verwunderlich ist, dass Männer das Gefühl haben, in der Kindererziehung keine Rolle zu spielen. Aber wie wichtig sind Väter für die Entwicklung von Jungen und Mädchen? Und was wissen wir nicht über ihren Einfluss?
Der erste VäterSummit in NRW steht bevor und verspricht
einen Tag voller Erkenntnisse, Austausch und spannender Aktivitäten für Väter
mit ihren Kindern und Fachkräften aus der Familienarbeit.
Es gibt ein Kinderprogramm mit kostenloser Betreuung!
📆 26. Aug. 2023
⏳ 9:30 bis 16:30 Uhr
📍 Hövelstraße 71, 45236
Essen
Am 26. August in Essen erwartet euch ein inspirierender Tag
voller Diskussionen, Impulsvorträge und Sessions. Unter dem Leitthema
„Vater sein… mach, was du kannst!“ widmen wir uns den Fragen: Welche
besonderen Fähigkeiten bringen Väter mit? Was können sie noch dazulernen, um
ihre Rolle zu stärken? Und wie können Väter voneinander lernen und gemeinsam
wachsen? Was brauchen Fachkräfte für die Arbeit mit Vätern?
Keynote 🎤 Teresa Bücker arbeitet
als Journalistin und Autorin zu gesellschaftspolitischen und feministischen
Fragen der Gegenwart und Zukunft und wird in ihrem Vortrag die Frage behandeln,
ob es radikal ist, wenn Väter sich mehr Zeit für die Familie nehmen.
Stand-up & Satire 🎭 Florian Hacke ist der
Vater unter Müttern. Er nimmt euch mit auf eine amüsante Reise durch seine
Erfahrungen als Vater unter lauter Müttern beim Babyschwimmen und auf
Spielplätzen. Mit treffender Mimik, Gestik und satirischen Texten lässt er die
Herausforderungen und Kuriositäten des Elternseins humorvoll aufleben.
🎓 BarCamp Das BarCamp ist
eine Konferenz, in der die Teilnehmenden als Experten Sessions übernehmen. In
zwei Runden gibt es Gelegenheit, sich aktiv einzubringen und gemeinsam mit anderen
Vätern Ideen und Lösungsansätze zu entwickeln.
Jetzt kostenlos anmelden 🙏🏼
Der #VaeterSummitNRW wird von der @vaeterarbeitnrw in Zusammenarbeit mit den Gleichstellungsstellen in Bonn, Dortmund, Essen, Münster und Recklinghausen organisiert.
Lieselotte Ahnert beschreibt in ihrem Buch ‚Auf die Väter kommt es an‘, wie es Paaren gelingen kann, in gemeinsamer Verantwortung ein Kind großzuziehen und zitiert nach dem Modell von Mark Feinberg fünf Kernelemente:
Zufriedenheit mit der Arbeitsteilung in Haushalt
und Kinderbetreuung
Absprachen zum Umgang mit dem Kind
Aushandlungsprozesse
gegenseitige Unterstützung
Solidarität des Elternpaares
Zu dem Punkt der Arbeitsteilung, der ja seit einigen Jahren
unter der Überschrift ‚Mental Load‘ diskutiert wird, führte Feinberg 2003 unter
anderem aus:
Die zweite Komponente der gemeinsamen elterlichen Sorge
bezieht sich auf die Aufteilung der Pflichten, Aufgaben und
Verantwortlichkeiten im Zusammenhang mit der täglichen Routine bei der
Kinderbetreuung und den Aufgaben im Haushalt sowie auf die laufende
Verantwortung für finanzielle, rechtliche und medizinische Fragen im
Zusammenhang mit dem Kind.
Die meisten Untersuchungen in diesem Bereich haben sich auf
Familien mit zwei Elternteilen, Mutter und Vater, konzentriert. Mütter berichten,
dass die Frage der Hausarbeit der wichtigste Auslöser für Konflikte in der Zeit
nach der Geburt ist. Die Wahrnehmung der Mütter in diesem Bereich scheint von
entscheidender Bedeutung zu sein, wahrscheinlich weil Mütter im Allgemeinen die
meisten Aufgaben im Haushalt übernehmen und die letztendliche Verantwortung für
fast alle kinderbezogenen Fragen tragen.
Die Wahrnehmung der Mütter, dass die Beiträge der Väter fair
sind, steht in Zusammenhang mit einer höheren Ehequalität während des Übergangs
zur Elternschaft, während die Wahrnehmung von Ungerechtigkeit mit einer
geringeren Ehequalität verbunden ist. Die Wahrnehmung der Arbeitsteilung bei
der Kindererziehung durch Mütter oder Väter ist jedoch für sich genommen nicht
aussagekräftig für die Anpassung der Eltern oder des Paares. In diesem Bereich
geht es um die Zufriedenheit: Sind die Eltern sowohl mit dem Prozess des
Aushandelns von Verantwortlichkeiten als auch mit der daraus resultierenden
Aufteilung zufrieden?
Die Zufriedenheit ergibt sich daraus, inwieweit die
Arbeitsteilung mit den Erwartungen und Überzeugungen der Eltern in Bezug auf
ihren Beitrag zur Kindererziehung übereinstimmt. Die Diskrepanz zwischen den
Erwartungen beider Elternteile und der Wahrnehmung der Verantwortung für die
Kinderbetreuung steht in signifikantem Zusammenhang mit Depressionen und der
Anpassung der Ehe beider. Wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden, kann ein
Gefühl der Ungerechtigkeit und des Grolls entstehen, was zu erhöhtem
elterlichen Stress führt, der eine warme, einfühlsame Interaktion mit dem Kind
beeinträchtigen kann.
Väter sind unglaublich flexibel sind, wenn es darum geht,
was sie für ihre Familien leisten können und den Anforderungen der jeweiligen
Situation gerecht werden zu können.
Dr. Mairi Macleod, Evolutionsbiologin, Wissenschaftsautorin
und Beraterin, hat bei einem DADx-Sitzung des Fathers Network Scotland erklärt,
warum Männer biologisch so angepasst sind, dass sie, wenn die Bedingungen
stimmen, zupackende Väter sind, und auch danach zu fragen:
Wie können wir die Praxis am Arbeitsplatz
ändern, damit Väter Väter sein können?
Was sind die Vorteile für Arbeitgeber, Väter und
die ganze Familie?
Und wie könnte die globale Pandemie dazu
beitragen, die Dinge in Zukunft zum Besseren zu wenden?
Dr. Macleod leistet Pionierarbeit, wenn es darum geht, gewachsene Motivationen zu verstehen und aufzuzeigen, wie wir unser Umfeld, unsere Gewohnheiten und unsere Einstellungen so verändern können, dass sie unseren Bedürfnissen in der modernen Welt besser entsprechen.
Der demografische Wandel, die Alterung von Gesellschaften und der Mangel an Fachkräften, gerade auch in der Pflege sind Themen, die in fast allen Ländern an Bedeutung gewinnen. Die aktuelle Studie und der Bericht „State of America’s Fathers“ hat die Einbeziehung von Männern ins Pflegesystem als Jahresthema.
Männer, nicht nur in den in den USA, wollen sich kümmern und übernehmen mehr Pflegearbeit als je zuvor. Die Autor:innen der Studie gehen von der Überzeugung aus, dass die Befähigung und Unterstützung von Männern zur Pflege für alle notwendig ist – für Frauen, für Kinder und für Männer selbst.
Ihnen geht es vor allem darum, Männer als Verbündete in den
Diskurs über die Care Arbeit einzubeziehen und die Leistungen der Männer
anzuerkennen, die sich bereits heute für die Pflegepolitik, die Unterstützung
und die Gleichstellung einsetzen. Die Diskussion über die Pflegearbeit von
Männern ist für sie auch eine Gelegenheit, politische Polarisierungen zu
überwinden und alle Männer dazu aufzurufen, sich zu verbinden, mitfühlend zu
sein und nach Gleichberechtigung zu streben, und die Fortschritte in der
Pflegepolitik zu erreichen, die benötigt werden.
Um eine stärkere Beteiligung von Männern an der Pflege zu
erreichen, ist es unabdingbar Männer und Väter dabei zu unterstützen, sich in
die Pflege einzubringen zu können. Vor allem gilt es, die strukturellen
Faktoren zu verändern, die den Wert der Pflege in der Gesellschaft bestimmen
und beeinflussen, und die festlegen, wer diese Arbeit übernimmt. Zusätzlich
braucht es einen Kulturwandel, der uns davon abbringt, die Pflege durch eine
individuelle Brille zu betrachten, und der uns zu gemeinsamen Problemlösungen
und öffentlichen Lösungen führt.
Konkrete Maßnahmen – große und kleine – können uns zu einer
Welt führen, in der alle ein berufliches und persönliches Leben mit Würde gestalten
können. Dazu gehören Änderungen von Gesetzen und Politiken mit angemessener
Mittelausstattung und klaren Umsetzungsplänen, Änderungen in Schulen, am
Arbeitsplatz und in Gesundheitseinrichtungen, Änderungen kultureller Narrative,
Änderungen der Geschlechternormen im Zusammenhang mit der Pflegearbeit und
Änderungen in unserem öffentlichen und privaten Leben und Lebensunterhalt.
Konkret werden in dem Report unter anderem folgende
Forderungen aufgestellt:
Nationale Politiken für bezahlte Pflegezeit zu
unterstützen, zusammen mit Maßnahmen am Arbeitsplatz, die Männer (und alle
pflegenden Angehörigen) dabei unterstützen, Pflegezeit zu nehmen und Pflege zu
übernehmen.
Herausstellen, dass Pflege durch Männer wichtig
ist, und dies sowohl online als auch an allen Orten, an denen sich Männer
aufhalten
Männer als Aktivisten und Fürsprecher für die
Pflegepolitik zu ermutigen und zu engagieren
Medien dabei unterstützen, über die Pflegearbeit
von Männern zu berichten.
die Art und Weise, wie Jungen sich mit Pflege
auseinandersetzen können, radikal verändern und ihnen von klein auf Möglichkeiten
geben zu erfahren, Pflegeaufgaben ist.
Die Studie „State of America’s Fathers“ bestätigt, was
wir auch in Deutschland schon lange wissen: Eltern und alle Menschen, die sich
um ein Kind oder einen geliebten Menschen kümmern, brauchen Unterstützung dabei,
Fürsorgeaufgaben wahrzunehmen, ohne ihren Job, ihre finanzielle Stabilität oder
ihr Wohlergehen zu riskieren.
… was Väter können, was sie fürs Vatersein noch benötigen
und was sie gemeinsam lernen können
Diese Fragen werden beim ersten VäterSummit in NRW am 26.
August in Essen thematisiert. Am Vormittag wird Teresa Bücker, Journalistin und
Autorin des Buchs ‚Alle Zeit‘ unter der Überschrift ‚Ist es radikal, wenn Väter
sich mehr Zeit für die Familie nehmen?‘ ihre Gedanken und Vorschläge zu dem
Thema formulieren. Eingerahmt wird ihr Beitrag durch Impulse ‚aus dem
Väter-Leben‘ mit Comedian Florian Hacke. Moderiert wird der Väter von Sascha
Verlan, Mitinitiator des ‚Equal Care Days‘
Inhaltlich geht es dann nach der Mittagspause mit einem
BarCamp weiter. Die Väter können ihre Anliegen vorbringen und in zwei Runden
gemeinsam mit anderen Vätern bearbeiten. Unterstützt werden sie dabei unter
anderem Heiner Fischer (www.vaterwelten.de),
Hans-Georg Nelles (www.lag-vaeterarbeit.nrw)
und Sascha Verlan.
Für die Kinder gibt es den ganzen Tag spannende Spiel und
Bastelangebote.
Der #VaeterSummitNRW wird von der LAG Väterarbeit NRW gemeinsam mit den Gleichstellungsstellen in Bonn, Dortmund, Essen und Münster veranstaltet und richtet sich an Väter mit ihren Kindern sowie an Väterarbeit interessierte Fachkräfte. Weitere Informationen und eine Anmeldemöglichkeit zur Veranstaltung am 26. August finden Sie hier.
Vom 16. Mai bis zum 14. Juni zeigte die LAG Väterarbeit NRW
in der Zentralbibliothek in Düsseldorf Schwarz-Weiß-Fotografien von Vätern und
ihren Kindern. Martin Moog, Fotograf aus Frankfurt, der seit knapp 20 Jahren
als ‚Tagesvater‘ arbeitet, hat Väter mit ihren Kindern und Männer, die in
verschiedenen Situationen für Kinder Verantwortung übernommen haben,
porträtiert. Seine Fotografien zeichnen ein Bild davon, wie ‚engagierte
Vaterschaft‘ aussehen kann und welche Zufriedenheit Männer und Kinder in dieser
Zweisamkeit ausstrahlen.
Das Selbstverständnis von Vätern sowie die Zuschreibungen
und Erwartungen an sie sind seit Jahrzehnten im Wandel. Väter wollen gute Väter
sein, von Anfang an für ihre Kinder da sein, ihre Entwicklung aktiv begleiten,
es besser machen als ihre eigenen, vielfach abwesenden Väter.
Im Alltag fällt es ihnen, auch aufgrund von unpassenden Rahmenbedingungen, schwer,
diese Vorstellungen zu leben. Die Bilder sind auch eine Ermutigung, diese
Wünsche nicht vorschnell aufzugeben.
Konfrontiert und ergänzt wurden die Fotografien mit Aussagen
von Vätern sowie Zahlen und Fakten zu den vielfältigen Lebenswirklichkeiten von
Vätern in NRW.
Eröffnet wurde die Ausstellung am Dienstag, den 16. Mai mit einer Lesung von Tillmann Prüfer, Autor des Buchs ‚Vatersein, Warum wir mehr denn je neue Väter brauchen‘ und der Zeit Kolumne ‚Prüfers Töchter‘ Im Gespräch mit dem Vorsitzenden der LAG-Väterarbeit, Hans-Georg Nelles hat er unter anderem die Geschichte der existierenden ‚Väterbilder‘ skizziert und dargelegt, dass es nur eine Person auf der Welt gibt, die einem Mann beibringen kann, wie gutes Vatersein geht: … das eigene Kind.
Zuvor hatte Norbert Kamp, Leiter der Bibliotheken in Düsseldorf,
in seinem Grußwort auf die Aktualität und gesellschaftliche Bedeutung des ‚Väterthemas‘
hingewiesen und Martin Moog etwas zur Idee und Entstehungsgeschichte der Fotografien
erzählt. Der Ort der Ausstellung, der ‚Freiraum‘ befindet sich im
Eingangsbereich der Zentralbibliothek gegenüber der Düsseldorfer Hauptbahnhofs.
Pro Monat hat die Bücherei etwa 100.000 Besucher.
Zum Abschluss der Ausstellung gab es am 12. Juni eine Finissage mit Fabian Soethof. „Väter können das auch!“, der Titel des Buchs von Fabian Soethof ist eine klare Ansage. Es ist wirklich Zeit, Familie gleichberechtigt zu leben. Die Fragen und Zweifel, die in dem Zusammenhang auftauchen drehen sich eher um das Wollen und Dürfen. Das wurde auch bei dem Talk und im Gespräch mit den Zuhörenden deutlich
Väter und Mütter wollen raus aus den traditionellen Mustern,
Erwartungen und Klischeefallen, das Vater- und Elternsein anders gestalten als
die eigenen Eltern. Das ist eine große Chance, aber auch eine Herausforderung,
die nicht nur aus unpassenden strukturellen Rahmenbedingungen besteht.
Fabian Soethof begleitet seine Leser:innen bei den
anstrengenden und verunsichernden Prozessen, Gewohntes in Frage zu stellen und
eigene Vorstellungen von Mann- und Vatersein auf den Prüfstand zu stellen.
Gleichzeitig inspiriert und ermutigt er Väter und Mütter, miteinander neue Wege
zu gehen.
Als die drei wichtigsten Punkte auf dem Weg zu mehr
Gleichberechtigung benannte er:
Privilegien,
patriarchale Strukturen, Rollenbilder und Ungerechtigkeiten erkennen: Nur
wer weiß, wie vergleichsweise gut er oder sie es hat, kann dafür sorgen,
dass es anderen auch mal besser geht.
Es
gibt kein Wissens-, sondern ein Handlungsdefizit: Fast alles, was in
meinem Buch steht, ist seit Jahren bekannt. Theoretisch steht
Gleichberechtigung also nichts mehr im Wege – praktisch unter anderem das,
was ich auf die erste Frage hin antwortete.
Das
Private ist politisch (und umgekehrt): Nur wer Gleichberechtigung
selbstverständlich in der Familie und von dort hinaus vorlebt, kann zu
einem Rollenwandel beitragen. Und nur, wer von Politik und Wirtschaft
dabei hinreichend unterstützt wird, kann sein Privatleben ändern.
Da es während der Ausstellung schon Fragen danach gab: die Ausstellung kann ausgeliehen und an anderen Orten gezeigt werden. Nachfragen können Sie gerne an die LAG-Väterarbeit stellen, die Ihr Vorhaben in NRW gerne unterstützt.
Partnerschaften und Ehen scheitern, dass ist
heute nichts Ungewöhnliches. Die Verantwortung als Eltern für die gemeinsamen
Kinder endet aber nicht mit einer Trennung bzw. einer Scheidung. Und obwohl 77%
der Bevölkerung der Überzeugung ist, dass Erziehung und Betreuung von Kindern
nach einer Trennung am besten durch beide Elternteile erfolgen sollten, zieht
sich die Idee des Residenzmodells letztendlich durch alle Rechtsbereiche.
Unter dem Titel ‚Gemeinsam getrennt erziehen‘ hat der Beirat der
Bundesregierung im Oktober 2021 ein Gutachten vorgelegt. Anfang Januar hat die
Familienministerin die Kommission für den 10. Familienbericht berufen, diese
wird sich mit dem Thema „Unterstützung allein- und getrennterziehender Eltern
und ihrer Kinder – Bestandsaufnahme und Handlungsempfehlungen“
beschäftigen, die vielfältigen Lebenslagen von Familien skizzieren und
Empfehlungen für die Familienpolitik geben.
Für uns Anlass genug, in diesem Quartal auf die Lebenswirklichkeiten getrennt
erziehender Väter zu schauen und die Rahmenbedingungen zu beleuchten, die sie
und die Mütter der Kinder brauchen, damit gemeinsam getrennt erziehen gelingen
kann.
Kinder machen Väter – Väterbilder im Wandel
Das Selbstverständnis von Vätern sowie die
Zuschreibungen und Erwartungen an sie sind seit Jahrzehnten im Wandel. Väter
wollen gute Väter sein, von Anfang an für ihre Kinder da sein, ihre Entwicklung
aktiv begleiten, es besser machen als ihre eigenen, vielfach abwesenden Väter. Im
Alltag fällt es ihnen, auch aufgrund von unpassenden Rahmenbedingungen, schwer,
diese Vorstellungen zu leben.
Martin Moog, Fotograf aus Frankfurt, der seit knapp 20 Jahren als ‚Tagesvater‘
arbeitet, hat Väter mit ihren Kindern und Männer, die in verschiedenen
Situationen für Kinder Verantwortung übernommen haben, porträtiert. Seine
Fotografien zeichnen ein Bild davon, wie ‚engagierte Vaterschaft‘ aussehen kann
und welche Zufriedenheit Männer und Kinder in dieser Zweisamkeit ausstrahlen.
Konfrontiert und ergänzt werden die Fotografien mit Wünschen von Vätern sowie
Zahlen und Fakten zu den vielfältigen Lebenswirklichkeiten von Vätern in NRW. Ausstellungseröffnung ist am Dienstag, 16. Mai, um 19 Uhr, in der
Zentralbibliothek Düsseldorf, im KAP 1 mit Tillmann Prüfer, Autor des Buchs
‚Vatersein – Warum wir mehr denn je neue Väter brauchen‘ und der Zeit Kolumne
‚Prüfers Töchter‘. Er wird im Gespräch mit dem Vorsitzenden der LAG-Väterarbeit
darlegen, warum Feminismus eine große Chance für Väter ist, auch ihr Schweigen
zu brechen und aus dem aktuellen Buch lesen.
Die
LAG Väterarbeit unterstützt Sie
…
wenn Sie als Team, Verantwortliche in einer Einrichtung,
Gleichstellungsbeauftragte oder Personalverantwortliche Fragen zu Vätern in
bestimmten Lebenslagen oder auch im Allgemeinen haben, dann finden wir gerne
mit Ihnen gemeinsam in einem Strategiegespräch passgenaue Antworten bzw.
Lösungen.
Die Geschäftsstelle der LAG-Väterarbeit bietet auch Vorträge und Fortbildungen
an, die Beschäftigten verschiedener Einrichtungen oder auch einzelnen Teams die
Möglichkeit gibt, sich intensiv mit einem ‚Väterthema‘ auseinanderzusetzen und
ihre Arbeit mit und die Angebote für Väter weiterzuentwickeln. Melden Sie sich
einfach per Mail bei uns.
In
meinem Enkelkind kann ich mein eigenes Kind wieder erkennen
Lautete eine These von
Jürgen Haas, Referent beim Institut Kirche und Gesellschaft in Villigst, der
beim Werkstattgespräch der LAG Väterarbeit am 16. März Gedanken zur Rolle von
Großvätern referierte.
Einen kurzen Bericht über die Veranstaltung und einen Link zu der
Videoaufzeichnung des Vortrags finden Sie hier.
Junge
Väter in prekären Lebenslagen ansprechen und erreichen
Am 9. Mai 2023 findet im Rahmen des von der Aktion Mensch geförderten Verbundprojekts ‚jugendliche Väter im Blick‘ in Osnabrück eine Fachtagung statt. Impulsgeberinnen sind Prof*in Anna Tarrant von der Universität in Lincoln/ GB die über ihre Erfahrungen in den Projekten Following Young Fathers & Following Young Fathers Further berichtet und Dr*in Kim Bräuer von der TH in Braunschweig, die aktuelle Ergebnisse ihrer Forschung zu Vätern in Deutschland präsentiert. Im Praxisteil der Tagung geht es um die Ansprache und Erreichbarkeit der jungen Väter (nicht nur) im Rahmen der Frühen Hilfen. Hier finden Sie das Programm und eine Anmeldemöglichkeit zu der Fachtagung.
Möglichkeiten der Wahrnehmung väterlicher Verantwortung nachTrennung und Scheidung
Bei
diesem Online-Werkstattgespräch wird Marc Schulte vom Papaladen in Berlin über
die Erfahrungen mit dem von ihm und Eberhard Schäfer entwickelten Ratgebers
‚Stark und verantwortlich – für Väter nach Trennungen‘ und dem damit
verbundenen Gruppenprogramm berichten.
Außerdem geht es um die Ergebnisse der Fachveranstaltung zum Thema ‚Gemeinsam
Getrennt Erziehen‘, am 2. September 2022, bei der Marc Serafin, Leiter des
Jugendamts in Sankt Augustin einen Impuls zum Thema ‚Familienleben und
Rollenleitbilder vor und nach elterlichen Trennungen‘ gehalten hat und bei der
in vier Workshops zu Angeboten für Väter und Familien in Trennungssituationen
gearbeitet wurde. Hier können Sie sich zu dem Werkstattgespräch anmelden:
Nach
den Sommerferien werden wir uns nach dem VäterSummit am 26. August in Essen insbesondere
damit beschäftigen, wie Väter ermutigt werden können, ihr Vatersein so zu
leben, wie sie es sich vorstellen und wünschen. Im Mittelpunkt werden die von
den Vätern entwickelten Gedanken und Ideen stehen.
Termine
16.
Mai, 19 Uhr, Ausstellungseröffnung ‚Väterbilder‘ mit Tillmann Prüfer im KAP 1
in Düsseldorf
17. Mai, 15:30 bis 17 Uhr, Online-Werkstattgespräch ‚ Möglichkeiten der Wahrnehmung väterlicher
Verantwortung nach Trennung und Scheidung ‘ mit Marc Schulte
23. Mai, 15:30 bis 17 Uhr, Online Member Meeting der LAG-Väterarbeit
12. Juni, 19 Uhr, Finissage mit Lesung von Fabian Soethof, Autor von ‚Väter
können das auch!‘, KAP 1
26. August 2023, VäterSummit in Essen mit einer Keynote von Teresa Bücker
Eigentlich wollte die ‚neue‘
Vätergeneration schon vor der Einführung von Elterngeld und Vätermonaten so
richtig am Start sein. Und vielen jungen Vätern ist es auch tatsächlich
wichtig, nicht nur am Wochenende Papa-Zeit zu haben.
Doch Rollenmuster sind hartnäckiger als gedacht. Liegt es auch an den Müttern, die nicht loslassen wollen und sich einen Familienernährer wünschen? ‚Die Ratgeber‘ fragen nach, unter anderen bei Nick und Leon von den ‚Bromance Daddys‘ und Martin Noack, Vätercoach aus Wiesbaden.
… und liegt der Redaktion des ARD Hauptstadtstudios ‚exklusiv‘ vor. Das meldet der Sender gestern Nachmittag und titelt mit der Überschrift „Gesetzentwurf Sonderurlaub nach Geburt des Kindes“ Bundesfamilienministerin Lisa Paus wolle mit dem „Familienstartzeitgesetz“ eine gerechtere Verteilung der Kinderbetreuung und Hausarbeit stärken. Der Partner oder die Partnerin der entbindenden Person soll künftig zwei Wochen nach der Geburt bezahlt freigestellt werden. Finanziert werden soll die Freistellung durch eine Umlage analog zur Mutterschaftsfreistellung sechs Wochen vor und acht nach der Geburt. Über die Höhe der Lohnersatzleistung wird in dem Beitrag nichts gesagt.
Bereits im Dezember 2021 habe ich in einem Interview
Stellung zu den ‚kritischen‘ Punkten dieses Vorhabens, dass nach EU Recht auch
in Deutschland schon längst gängige Praxis sein müsste, Stellung bezogen.
Wo könnte es Herausforderungen oder Stolpersteine bei der
Umsetzung geben?
… Eine Herausforderung ist sicherlich die Finanzierung. Wenn
diese jedoch analog zum Mutterschaftsgeld organisiert, also in einem
Umlageverfahren durch alle Arbeitgebenden finanziert wird, sehe ich an dieser
Stelle keine großen finanziellen Belastungen auf die durch Corona strapazierte
Staatskasse und einzelne Arbeitgebende zukommen.
Zufriedene Väter sind ein Gewinn für jeden Betrieb und die Kompetenzen, die sie
durch ihr Engagement in Familie erwerben, gleichen die Kosten für die Umlage
sehr schnell wieder aus.
Sind zwei Wochen bezahlter Urlaub für das zweite
Elternteil genug, um eine Bindung zum Neugeborenen aufzubauen?
Die zwei Wochen bezahlte Freistellung sind meines Erachtens
kein ‚Urlaub‘ im landläufigen Sinn. Sie ermöglichen einen niedrigschwelligen
Einstieg ins Vatersein, nach der Geburt hat jeder neuer Vater die Möglichkeit,
seine Partnerin in der Zeit des Wochenbetts zu unterstützen und eine Beziehung
zu seinem Kind aufzubauen. Für eine sichere Bindung sind zwei Wochen eine zu
kurze Zeit, aber es geht um einen guten Einstieg und die gesellschaftliche
Zuschreibung ‚Mann du kannst ein guter Vater sein und du bist bedeutsam für die
Entwicklung deines Kindes‘.
Wie viele Elterngeldmonate für Paare würden Sie sich
wünschen? Wie viel bezahlte Freistellung beider Elternteile ist Ihrer Meinung
nach nötig?
Bislang gibt es ja 14 Elterngeldmonate, die nach dem Muster
12 plus 2 konstruiert sind und durch Regelungen wie ‚Elterngeld-Plus Monate‘
und dem ‚Partnerschaftsbonus‘ auf bis zu 28 bezahlte Monate Elternzeit ausgedehnt
werden können. Die Regelungen sind kompliziert, auch wenn in der Corona Zeit
schon einiges vereinfacht worden ist.
Ich würde mir wünschen, dass es für Väter und Mütter jeweils
8 reservierte Elterngeldmonate gibt und dass es weitere 8 bezahlte Monate gibt,
die flexibel bis zum Schuleintritt des Kindes eingesetzt werden können. Damit
würde ein klares Signal dafür gesetzt, dass Väter und Mütter gleichermaßen für
ihre Kinder verantwortlich sind und die damit verbundenen Aufgaben und Arbeiten
von Anfang an partnerschaftlich aufgeteilt werden können.
Die weiteren acht Monate bieten den Eltern dann die
Möglichkeit sich nach Bedarf und flexibel Zeit für die Kinder zu nehmen, wenn
sie gebraucht wird. Neben dem Geld spielt die Zeit, die Väter und Mütter
einsetzen können eine große Rolle.
Dazu kommt noch die Infrastruktur, also zum Beispiel die qualitativ
hochwertigen Kinderbetreuungsangebote, die in ausreichender Zahl und mit
passenden Öffnungszeiten wohnungsnah zur Verfügung stehen.
Gibt es etwas anders, was Sie sich hinsichtlich der
Elternzeit-/Elterngeldregelung wünschen würden?
Ja, ich wünsche mir, dass das Engagement von Vätern für ihre
Familie und insbesondere für ihre Beteiligung an der Erziehung ihrer Kinder
nicht als ‚Ergänzung‘ oder ‚Unterstützung‘ der Leistungen der Mütter betrachtet
werden sondern als genauso notwendig wie selbstverständlich. Und zwar von
Anfang an und nicht nach dem Motto ‚krabbeln lerne ich bei Mama, laufen dann
bei Papa‘.
Damit das Wirklichkeit werden kann, braucht es, quasi als notwendige
Bedingung, gute gesetzliche Regelungen zu Elterngeld und Elternzeit, aber auch
passende strukturelle Rahmenbedingungen wie Arbeitszeitregelungen und
Kinderbetreuungsangebote.
Damit es hinreicht, sind aber auch Haltungen erforderlich,
die Vätern von Anfang an, also schon lange vor der Geburt, Kompetenzen
zuschreiben und ihnen von Geburt an Möglichkeiten geben, diese zu erwerben und
weiterzuentwickeln.
In diesem komplexen Gebilde sind die zwei Wochen Vaterschaftsfreistellung ein ganz wichtiger Baustein.