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Gefühle von Vätern und Müttern beeinflussen den Selbstwert eines Kindes

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Sonntag 16. September 2018

Cyril Lüdin praktiziert seit 30 Jahren als Kinderarzt. Einer seiner Schwerpunkte ist die Eltern-Kind-Bindung. Im Interview mit Fritz und Fränzi berichtet er von seinen Erfahrungen.

„Herr Lüdin, was brauchen Kinder, um stark zu sein?

Kinder brauchen eine verlässliche Bindung an primäre Bezugspersonen, in der Regel Mutter und Vater. Werden sie zudem im Umfeld von verlässlichen Personen umsorgt, erlangen sie eine gute soziale Kompetenz, zeigen eine adäquate Stressresistenz und neigen weniger zu psychischen Erkrankungen.

Sie haben den Zusammenhang zwischen früher Bindung und dem Einfluss auf die Hirnstruktur des Kindes erkundet. Welches sind Ihre wichtigsten Erkenntnisse?

Wir wissen aus den Erkenntnissen der pränatalen Psychologie und aus der Hirnforschung, dass ein ungeborenes Kind mit seinen Sinnen alles aufnimmt und speichert. Es spürt, wenn die Eltern in Verbindung mit ihm stehen. Gefühlserfahrungen während der Schwangerschaft, sowohl positive wie auch negative, werden im Gehirn als emotionale Muster abgelegt. Das ungeborene Kind möchte anerkannt werden. Es ist hilflos, wenn sich die Mutter oder der Vater seelisch verschließen.

Sie sagen, Berührung, Bewegung und Sprache seien die wichtigsten Elemente für ein gesundes Gedeihen der Kinder.

Als soziale Wesen reagieren Kinder auf körperliche wie auf emotionale Einflüsse. Schon der direkte Körperkontakt in den Wochen nach der Geburt vermittelt Sicherheit und Geborgenheit. Berührung ist ganz essenziell für die Sicherheit und das Wohlbefinden in einer Eltern-Kind-Beziehung. Bewegung fördert die Entwicklung der motorischen, geistigen und sprachlichen Fähigkeiten. Schon in der Schwangerschaft setzt die Bewegung des Babys Reize für die Entwicklung des Gehirns ungeborene Kind möchte anerkannt werden. Es ist hilflos, wenn sich die Mutter oder der Vater seelisch verschließen.

Auch wenn das Kind schon älter ist?

Ja. Erinnern Erlebnisse in der frühen Kindheit an vorgeburtliche negative Muster, so können sie irrationale Ängste auslösen. Solche Ängste sind ein Risikofaktor für spätere Lernstörungen, Aggressionen und asoziales Verhalten.

Wie muss ich mir ein solches Muster vorstellen?

Ängste sind in unserer Zeit allgegenwärtig. Sie entstehen schon in der Schwangerschaft, indem die werdende Mutter durch die Hektik im Alltag und durch medizinische Interventionen kaum mehr zur Ruhe kommt. Eltern in freudiger Erwartung geben dem Kind Sicherheit. Alle Sinne des Embryos sind aktiv, er lebt bewusst! Das Ungeborene ist … in der gleichen Stimmung wie seine Umgebung und schüttet bei Unruhe oder Angst ebenso das Stresshormon Kortisol als Abbauprodukt ins Fruchtwasser aus. Unterschätzt wird, dass der entsprechende Geschmack vom Embryo wahrgenommen und nach der Geburt am Körper der Eltern wiedererkannt wird. Auch in der Stillzeit riecht die Mutter unterschiedlich, je nachdem, ob sie in Ruhe oder in Anspannung ist. Neugeborene schmiegen sich an – oder sie schreien, quengeln und wenden sich ab. Egal, wie alt die Kinder sind, sie spüren jede Stimmung von uns Erwachsenen.

Wie wichtig ist Kommunikation und Sprache zwischen Kind und Eltern?

Kommunikation ist das A und O. Sie bedeutet Wahrnehmung, Interaktion und Anregung. Sie funktioniert nur in der Beziehung. Im Kontakt zum Kind müssen wir emotional und gedanklich dabei sein. Hantieren wir am Smartphone, sind wird nicht wirklich verfügbar. So fehlt schon dem Kleinkind die sprachliche Auseinandersetzung und damit die kommunikative Kompetenz. Zum Lernen braucht es persönliche Beziehungen. Geschichten vorlesen und erzählen hilft den Kindern, Ruhe zu finden und sich zu konzentrieren. Im Blick- oder Körperkontakt können wir uns gut rückversichern, ob das Kind noch emotional «dabei ist». Wir geben Fähigkeiten und Fertigkeiten weiter, ebenso Vorstellungen von Regeln, von Haltungen und Orientierungen. Ich wiederhole mich: Kinder brauchen uns als Vorbilder und als Gegenüber. …“

Quelle

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