Welche Gewaltdynamiken bestehen in Paarbeziehungen?
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 16. November 2010
Im Gespräch mit Miriam Hollstein über seine Studie „Männer – die ewigen Gewalttäter?“ räumt Peter Döge mit einigen Klischees auf.
‚Berliner Morgenpost: Herr Döge, Männer sind Täter, Frauen Opfer – alles falsch?
Peter Döge: Es ist nicht komplett falsch, aber es kommt darauf an, wie man sich dem Thema nähert. Wenn man Gewalt nicht differenziert, sondern nur als schwere körperliche Gewalt definiert, stimmt das Schema. Aber das ist problematisch, weil es nicht klarmacht, welche Gewaltdynamiken sich da zwischen den Beteiligten abspielen.
Berliner Morgenpost: Aber es ist doch ein Unterschied, ob ein Mann seine Frau schlägt oder eine Frau zu ihrem Mann „Du Idiot“ sagt …
Peter Döge: Vielleicht für die einmalige Gewalthandlung. Aber man geht heute davon aus, dass psychische Gewalt auf Dauer dieselben Folgen haben kann wie physische Gewalt. Abgesehen davon machen die schweren Gewalthandlungen bei den männlichen Taten gegen die Partnerin nur ein Fünftel aus. Die anderen 80 Prozent sind Schreien und leichte körperliche Gewalt – und da unterscheiden sich Männer und Frauen nicht so besonders: Auch Frauen treten und verteilen Ohrfeigen.
Berliner Morgenpost: Kritiker solcher Studien sagen, damit würde die Gewalt an Frauen verharmlost.
Peter Döge: Die Frage ist doch, was man mit solchen Studien will. Will man Geschlechterthesen belegen, die einfach nicht mehr stimmen, oder will man einen Beitrag zur Gewaltprävention leisten? Ich habe häufig den Eindruck, in der feministischen Gewaltdebatte geht es oftmals gar nicht so sehr um Gewaltprävention, sondern vielmehr darum, immer wieder eine Ideologie bestätigt zu bekommen. Aber wenn man akzeptiert, dass auch Frauen physisch gewalttätig sind, muss man doch fragen, welche Gewaltdynamiken da in Paarbeziehungen bestehen. Nur so kann man wirklich präventiv tätig sein.‘
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