Samstags gehört Vater mir (nicht mehr)
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Sonntag 20. Dezember 2009
Für eine wachsende Zahl von Arbeitnehmern ist der Samstag kein Familientag mehr. Gut 45 % der abhängig Beschäftigten arbeiten samstags zumindest hin und wieder wie an ganz normalen Arbeitstagen, zeigt eine aktuelle Auswertung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung. Das sind knapp 14,8 Millionen Menschen. Im Jahr 1991 waren erst rund 11 Millionen Arbeitnehmer, knapp 33 % der Beschäftigten, von Samstagsarbeit betroffen.
Die Rückkehr zur Samstagsarbeit bedeute kein Zurück zur Sechs-Tage-Woche der 1950er-Jahre, erläutert WSI-Arbeitsmarktexperte Dr. Alexander Herzog-Stein. Fünf Arbeitstage pro Woche sind heute die Regel – aber die freien Tage fallen nicht mehr automatisch aufs Wochenende.
Damit „verliert das lange Wochenende als gesellschaftliche Zeitinstitution an Bedeutung“, so Herzog-Stein. Familien- und übriges Sozialleben zu organisieren, falle vielen Beschäftigten immer schwerer – zumal sich „im Kielwasser der Samstagsarbeit auch die Sonntagsarbeit ausbreitet“.
So arbeiteten 2008 rund 26 % der Beschäftigten zumindest gelegentlich am Sonntag. 1991 waren es gut 17 %. Auch andere Formen atypischer Arbeitszeiten wie Nachtarbeit oder Tätigkeit in Wechselschicht haben seit Anfang der 1990er Jahre zugenommen.