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Archiv für Juni, 2009

30 % der Väter nehmen mehr als 2 Monate Elternzeit

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 8. Juni 2009

Für Kinder, die im Januar und Februar 2008 geboren wurden, haben bis März 2009 rund 126 000 Mütter und Väter Elterngeld in Anspruch genommen und den Bezug bereits beendet. Dies teilt das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Basis der aktuellen Daten zum Elterngeld mit.

In knapp 29% dieser Fälle haben Vater und Mutter gleichzeitig oder nacheinander Elterngeld erhalten. Bei diesen Paarbezügen entschieden sich 70% der Väter für eine Bezugszeit von zwei Monaten und rund 4 % für zwölf Monate. Dagegen nahmen 76% der Mütter für zwölf Monate und 4% für zwei Monate Elterngeld in Anspruch.

Der Anteil der Väter an den 126 000 beendeten Leistungsbezügen belief sich auf 16% (20.300 Männer). Den höchsten Väteranteil verzeichneten Berlin (21%) und Bayern (20%). Der geringste Väteranteil fand sich mit 10% im Saarland.

Von Januar 2008 bis März 2009 haben insgesamt rund eine Millionen Väter und Mütter den Bezug von Elterngeld beendet.

Mit der Umstellung der statistischen Erhebung von der sogenannten Antragsstatistik auf die Statistik der beendeten Leistungsbezüge ab Januar 2008 ist ein Perspektivwechsel verbunden. Eine Betrachtung der beendeten Leistungsbezüge erlaubt nun Aussagen über die tatsächliche Inanspruchnahme des Elterngeldes.

Differenzierte Ergebnisse der Elterngeldstatistik für beendete Leistungsbezüge von Januar 2008 bis März 2009 sind abrufbar im Publikationsservice des Statistischen Bundesamtes.

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Entgrenzte Arbeit – entgrenzte Familie

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 7. Juni 2009

Entgrenzte Erwerbsarbeit ist keine exotische Ausnahme mehr, und für eine wachsende Zahl von Beschäftigten bedeutet das, sich auch einer zunehmenden Entgrenzung von Familie sowie von Geschlechterverhältnissen stellen zu müssen.

entgrenzte_arbeit„Grenzmanagement“ heißt für sie die neue, noch ungewohnte Herausforderung: Schon die gemeinsame Anwesenheit von Familienmitgliedern will organisiert sein, Zeitlücken für Familienleben müssen gefunden, Pflichten neu ausgehandelt, Arbeitsteilungsmuster – auch zwischen den Geschlechtern – neu definiert werden.

Anhand einer breit angelegten qualitativen Untersuchung von Müttern und Vätern, die vom Deutschen Jugend Institut (DJI) und der TU Chemnitz durchgeführt wurde, aus Filmwirtschaft und Einzelhandel in Ost- und Westdeutschland, die in diesem Buch dargestellt wird, lässt sich ermessen, wie viel Anstrengungen und Einfallsreichtum notwendig sind, um eine gemeinsame familiale Lebensführung zu etablieren, wenn sich die raum-zeitlichen Bedingungen des Arbeitens und Lebens flexibilisieren.

Sollten sich die mehrfachen Entgrenzungen forciert fortsetzen, droht – ohne politische Unterstützung bzw. Gegensteuerung – eine „Reproduktionslücke“ in Familien mit massiven Konsequenzen für die Wirtschaft und die gesamte Gesellschaft.

Der Band im Rahmen der Reihe Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung, Bd. 100, erscheint im Juni 2009 zum Preis von 24,90 € in der edition sigma.

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Die Schweizer Väter des Jahres

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 6. Juni 2009

Anlässlich des Vätertags, der am Sonntag zum dritten Mal stattfindet, sind drei Männer mit außerordentlichen Familienverdiensten ausgezeichnet worden. Christian Hörler aus Seengen, Louis Iten aus Unterägeri und Martial Cherix aus Syens bekamen als Preis eine Woche Ferien mit ihren Familien im Tirol geschenkt.

Verliehen wurde der Preis von Männer.ch, dem Dachverband der Schweizer Männer- und Väterorganisationen. 20 Mitglieder zählt der vor vier Jahren gegründete Dachverband, darunter regionale Väterinitiativen und Fachstellen für Väterarbeit. Wie Männer.ch-Präsident Markus Theunert an der gestrigen Preisverleihung erklärte, geht es dem Dachverband vor allem darum, Männern eine «aktive Vaterschaft» zu ermöglichen. 58 % der erwachsenen Schweizer Männer seien Väter, viele von diesen hätten teilweise grosse Schwierigkeiten, Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen, klagte Theunert.

27 sei das durchschnittliche Alter, in welchem Schweizer Männer Kinder zu bekommen wünschen. In der Realität sehe dies jedoch meist ganz anders aus, da viele Männer von den erheblichen finanziellen Kosten einer Vaterschaft abgeschreckt würden. «Männer sind zurzeit eine politische Nichtkategorie – Ziel des Vätertags ist es, dies zu ändern».

Andreas Borter, Koordinator des Schweizer Vätertags, unterstrich dies: Mit dem Vätertag, wolle man auf die gesellschaftliche Bedeutung des Vaterseins aufmerksam machen. Durch die Auszeichnung komme vorbildlichen Vätern ihre verdiente Anerkennung zu. Andere Väter sollten sich von diesen gelebten Vorbildern ermutigen lassen, es ihnen gleichzutun. «Männer brauchen Rollenmodelle, um sich in der Gesellschaft orientieren zu können», erläuterte Borter. Jene Rollen, wie sie von den preisgekrönten Vätern gelebt würden, seien ideale Beispiele dafür, wie Arbeit und Familie miteinander vereinbart werden könnten.

Alle ausgezeichneten Väter haben ihre Arbeitspensen reduziert, um mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen zu können. Hörler arbeitet zu 50 Prozent als Banker bei der UBS, den Rest der Woche widmet er seinen Kindern und seiner Frau. Diese ist als Internistin in einer Gemeinschaftspraxis auf dem Lande ebenfalls zu 50 Prozent beschäftigt. Dazu Hörler: «So können wir uns ideal ergänzen.»

Iten ist Telematiker und füllt ein 80-Prozent-Pensum aus. Den Freitag reserviert er sich für die Familie. «Ich würde dieses Arbeitsmodell niemals wieder hergeben», beteuert Iten. Cherix ist Werk- und Handarbeitslehrer an einer Oberstufenschule. Dieses Jahr noch arbeitet er zu 90 Prozent, ab dem nächsten werden es 70 Prozent sein.

Sich aktiv bei der Arbeitsstelle dafür einzusetzen, mehr Zeit für die Familie zu bekommen, war eines der Kriterien, nach welchen die Väter für die Auszeichnung bewertet wurden. Ein weiteres Kriterium war die Mithilfe bei Hausarbeiten und sonstigen familiären Aufgaben; besonders auch bei den unangenehmen, wie Borter betonte. Auch das Ausmass der aktiven Freizeitgestaltung mit den Kindern sowie der Grad der persönlichen Auseinandersetzung mit dem Vatersein als solches, sprich das Besuchen von Elternbildungskursen, wurde von der Jury beurteilt.

Es sind bewusst Familienväter aus ländlichen Gebieten prämiert worden, in denen das Teilzeitarbeitsmodell noch keine Selbstverständlichkeit ist.

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Das Private ist politisch und Familien sichern Zukunft

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 5. Juni 2009

Gestern habe ich an dieser Stelle über das Memorandum ‚Zeit für Familie’ berichtet und geschrieben, dass der Vorschlag eines Familienzeitkredits, insbesondere wenn er im Rahmen eines Lebensarbeitszeitkontos mit staatlicher Bürgschaft eingesetzt werden könnte, bedenkenswert ist.

Dies ist aber nicht vorgesehen und bei näherer Betrachtung erweist sich der Vorschlag als ‚Mogelpackung’, um es einmal vorsichtig auszudrücken. Väter und Mütter die im Berufsleben zurückstecken um Zeit für ihre Kinder oder die Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger aufzuwenden, riskieren neben einer Lücke in ihrer Altersversorgung auch noch einen Schuldenberg.

Wenn Sie dann wieder ‚voll’ im Job einsteigen, werden sie den Mehrverdienst für die Rückzahlung aufwenden müssen, können also weder die Lücken in der Altersversorgung ausgleichen und haben auch nicht mehr für die private Lebensführung zur Verfügung.

Kinder brauchen nicht nur Zeit, sondern sind auch unsere Zukunft! Die ‚Lasten’, die mit Ihnen verbunden sind, müssen gleichermaßen verteilt werden. Eine Privatisierung der Kosten und der Zeit (-probleme) führt in die falsche Richtung. Es braucht tarifliche und arbeitsrechtliche Regelungen, die Vätern und Müttern in der Familienphase Zeit verschaffen sowie ein Kinderbetreuungssystem, dass sich an den Bedürfnissen der Beschäftigten orientiert.

Ein Leben auf ‚Pump‘ verschafft keine nachhaltige Zeit für Kinder und Kredite führen (häufig) in die Schuldenfalle. Das hat uns die Politik oft genug vorgeführt.

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Kinderlose Männer glücklicher als Väter

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 4. Juni 2009

Zu diesem Schluss kommt Renske Keizer vom Niederländischen Interdisziplinären Demografischen Institut (NIDI) in Den Haag.

„Väter verdienen im Durchschnitt 6 % mehr als kinderlose Männer“, berichtet Keizer. Dass es Männern ohne Kinder finanziell schlechter geht, liegt der Soziologin zufolge daran, dass Väter häufig die Hauptverdiener und daher motivierter sind, mehr Geld nach Hause zu bringen.

Keizer machte für ihre Studie Gebrauch von einer bestehenden niederländischen Datenbank, die auch demografische Angaben enthält: der sogenannten Kinship Panel Study. Hieraus wählte sie rund 1.500 Männer zwischen 40 und 50 Jahren.

„Kinderlosigkeit bei Männern ist bislang kaum erforscht worden“, sagt Keizer. Es wird immer angenommen, dass das Thema Nachwuchs viel mehr Auswirkungen auf die Frau hat als auf den Mann. „Zu Unrecht“, findet die junge Doktorandin, die zu diesem Thema bereits einige Untersuchungen durchgeführt hat.

Die Männer, die Keizer untersuchte, hatten einen Fragebogen ausgefüllt, in dem es darum ging, ob sie glücklich seien. Es stellte sich heraus, dass die Männer ohne Kinder einen Bruchteil glücklicher waren als die Väter. Laut Keizer haben Männer mit Kindern im Allgemeinen weniger Zeit für sich und ihre Partner, was sie als negativ empfänden.

Schließlich zeigt die Studie auch, dass sich Väter stärker am gesellschaftlichen Leben beteiligen. So haben sie einen besseren Kontakt zu ihrer Familie, zu Nachbarn und Sportvereinen. Für Keizer ist der Grund offensichtlich: „Das liegt an den Kindern. Wenn sie in die Schule gehen und zum Beispiel Mitglied in einem Sportklub sind, kommen die Väter auch oft dorthin.“

Auch die Mutter spielt der Forscherin zufolge hierbei eine wichtige Rolle: „Frauen verbringen grundsätzlich mehr Zeit damit, soziale Kontakte zu pflegen.“

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Familie braucht Zeit

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 4. Juni 2009

… und ungewöhnliche Herausforderungen brauchen neue und mutige Lösungen

„Familie gelingt, wenn Eltern und Kinder ausreichend Zeit haben, die sie gemeinsam und einander zugewandt verbringen können“, sagte die Ministerin gestern bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des Memorandums „Zeit für Familie“. Im Alltag bleibt aber vielen Familien heute nur sehr wenig Zeit für Gemeinsamkeit. Beruf und Alltag geben den Takt vor und dieser ist oft zu schnell – das Familienleben bleibt auf der Strecke.

Das Memorandum „Zeit für Familie“ wurde vom Kompetenzzentrum für Familienbezogene Leistungen beim Bundesfamilienministerium erarbeitet und macht konkrete Vorschläge, wie Eltern und Kindern auch in Zeiten wirtschaftlicher Schwierigkeiten mehr gemeinsame Zeit ermöglicht werden kann. Denn ob Familien zufrieden sind, hängt – so das Memorandum – vor allem davon ab, ob genügend Zeit für Zuwendung und gemeinsame Aktivitäten zur Verfügung steht.

Aktuelle repräsentative Befragungen zeigten, dass Zeitmangel überwiegend durch berufliche Anforderungen und die Organisation des Alltags entsteht (Allensbach und Forsa, April 2009). So würden 34 % der Eltern (40 % der Väter und 29 % der Mütter) mit jüngeren Kindern gern mehr Zeit mit der Familie verbringen (Allensbach April 2009).

Die Empfehlungen des Memorandums lesen sich wie die Begründung des Wahlprogramms der Unionsparteien. Neben den schon bekannten Elementen ‚Erweiterung der Partnermonate’ und ‚Teileltergeld kommt der Familienzeitkredit neu dazu.

Der Familienzeitkredit soll die finanzielle Lage von Beschäftigten in Phasen erleichtern, in denen sie mehr Zeit für ihre Familien brauchen. Ein solcher Zeitkredit ist ein zinsgünstiges Darlehen, mit dem vor allem Erwerbstätige vorübergehend aus dem Beruf aussteigen oder die Arbeitszeit verringern können, wenn die familiäre Situation dies erfordert. Vorbild wäre der bereits existierende Bildungskredit.

Das ist vom Grundsatz her ein richtiger Ansatz, effektiver wären aber meiner Ansicht nach Bürgschaften bzw. gesetzliche Absicherungen von Arbeitszeitguthaben und -krediten, die im Rahmen einer biografieorientierten Lebensarbeitszeit genutzt werden können. Ausstiege machen zudem kostenintensive Wiedereinstiege erforderlich.

Arbeitszeitregelungen, die Vollzeit nach der Ausbildung oder dem Studium mit 50 Stunden und in der Familienphase mit 25 Stunden ermöglichen flankiert von einem Familiensplitting, das eine partnerschaftliche Aufteilung der Erwerbsarbeit fördert, sind Ziel führender. Benötigen aber mehr Mut. Der ist in Wahlkampfzeiten aber leider kaum vorhanden.

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Diversity, Work – Life Balance und Nachhaltigkeit …

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 3. Juni 2009

… diese Themen gewinnen im Unternehmensalltag immer stärker an Bedeutung. Um dem gestiegenen Informationsinteresse zu diesen Themen gerecht zu werden, haben sich Studenten, professionelle Journalisten und Grafiker aus ganz Deutschland zusammengetan und ein neues Informationsangebot entwickelt: ‚DIVMAG’, das monatliche Magazin für Unternehmens- und Alltagskultur.

Im DIVMAG werden wissenswerte Entwicklungen aus den Bereichen Praxis, Politik und Privatleben zusammengestellt – Personalien, Strategien und Beispiele guter Praxis aus Unternehmen ebenso beschrieben wie Gesetze, Initiativen und sonstige Impulse aus dem öffentlichen Sektor.

Zudem werden relevante Entwicklungen außerhalb von Büro und Arbeitswelt beobachtet und dokumentiert.

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Schwule Pinguine werden Väter

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 3. Juni 2009

Zwei schwule Pinguine im Bremerhavener Zoo am Meer sind glückliche Väter geworden. Sie adoptierten vor einiger Zeit ein Ei, das andere Pinguine verstoßen hatten. Beide brüteten das Ei abwechselnd aus und ziehen nun das Küken auf. Es ist nach Angaben von Zoo-Tierarzt Joachim Schöne vier Wochen alt und bekommt Fischbrei.

Das Junge hat noch keinen Namen, auch das Geschlecht steht noch nicht fest. Zoo-Arzt Schöne kündigt an, dass dem Jungtier bald eine Feder gezogen und das Geschlecht im Labor bestimmt wird. Um Nachwuchs für die vom Aussterben bedrohten Pinguine zu bekommen, wurden eigens schwedische Pinguin-Weibchen in den Zoo am Meer geholt. Doch die Weibchen erwiesen sich als zu schüchtern, sie nahmen kaum Kontakt zu den Männchen auf. Die schwulen Pinguine hielten an ihrer Beziehung fest.

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Vielen Eltern fehlt die Gelegenheit zu spontanem Sex

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 2. Juni 2009

Kinder nehmen Eltern oft die Möglichkeit, auch mal spontan intim zu werden.

In einer repräsentativen Umfrage der GfK Marktforschung in Nürnberg erklärten 56,2 % der Mütter und Väter, ihnen fehle die Gelegenheit zu spontanem Sex.

26,3 % haben oft Angst davor, von ihren Kindern im Bett überrascht zu werden. 35,7 % erklärten, die täglichen Sorgen und Probleme mit ihren Kindern nähmen ihnen die Lust am Sex.

An der Umfrage im Auftrag des in Baierbrunn bei München erscheinenden Magazins «Apotheken Umschau» nahmen 413 Männer und Frauen mit minderjährigen Kindern teil.

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‚Für die Männer wird’s schwieriger’

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 1. Juni 2009

Im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt skizziert Birte Kruse-Gobrecht, die neue Gleichstellungsbeauftragte von Stormarn, zukünftige Aufgaben und Entwicklungen.

‚Kruse-Gobrecht: … Wir haben heute andere Themen als noch vor 20 oder 30 Jahren. Ich muss heute nicht mehr so feministisch sein wie meine Vorgängerinnen. Aber ohne die Anfangsarbeit und ohne deren Intensität wären wir nicht da, wo wir heute sind.

Abendblatt: Wie steht’s aktuell um die Gleichberechtigung von Frauen und Männern?

Kruse-Gobrecht: Es gibt nach wie vor viele Bereiche, in denen es für Frauen schwieriger ist als für Männer. Aber gerade vor dem Hintergrund von Elterngeld, Elternzeit und einer damit verbundenen neuen Aufgabenverteilung in vielen Familien wird es für die neuen Männer in unserer Generation schwieriger. Ich habe Studien gelesen, denen zufolge immer mehr Männer sagen, sie wollen mehr Familienzeiten, sie wollen stärker an der Erziehung beteiligt sein. Erste Erfahrungsberichte zeigen, dass das auch für Männer das Karriere-Aus bedeuten kann.

Abendblatt: Haben Sie schon von solchen Fällen gehört?

Kruse-Gobrecht: Ja, aber es war noch keiner bei mir. Wir erleben für die Männer eine eher rückläufige Entwicklung. Die Frauendiskriminierung färbt ein Stück weit auf die männliche Welt ab. In anderen europäischen Ländern hat es eine ganz andere Selbstverständlichkeit, dass Beruf und Familie miteinander vereinbar sind. …

Abendblatt: … Sie gehen davon aus, dass bald auch Männer Ihre Hilfe benötigen.

Kruse-Gobrecht: Ja. In der ganzen Zeit hat man die Männer nicht mitgenommen. Warum haben wir keine Männer in den sozialen und pflegerischen Einrichtungen oder in den Grundschulen? Da wird in den jetzt heranwachsenden Generationen Handlungsbedarf bestehen. Ich glaube, dass sich da für Männer ganz neue Chancen auftun. Und ich will gleichermaßen Ansprechpartnerin für die Männer zu sein.

Abendblatt: Wie wollen Sie die Wirtschaft davon überzeugen, dass Mütter und Väter nach der Familienzeit bessere Chancen haben?

Kruse-Gobrecht: Familienfreundlichkeit und Gesundheitsmanagement sind Wettbewerbsvorteile. Es ist belegt, dass Menschen, die selber Wertschätzung erfahren, für ein Unternehmen sehr viel effektiver arbeiten. Man geht davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt infolge der Wirtschaftskrise um sieben Prozent zurückgeht. Zum Vergleich: Psychische Belastungen, Stress, Depressionen und Burn-out-Syndrom senken das Bruttoinlandsprodukt um fünf Prozent. Aber das Jahr für Jahr. Ich möchte die Firmen davon überzeugen, dass sie von zufriedenen Mitarbeitern letztlich betriebswirtschaftlichen Nutzen haben, weil sie Personalkosten sparen, weil sie mehr Umsatz machen, weil ihre Mitarbeiter durch ihre Außenwirkung die beste Werbung sind. …

Abendblatt: Ist die Wirtschaftskrise denn der richtige Zeitpunkt für Veränderungen?

Kruse-Gobrecht: Gerade die Krise können wir als Umbruch begreifen, um den Standort neu aufzustellen. Typisch deutsch ist dieser sture Maßnahmenkatalog: Befristete werden nicht entfristet, Neueinstellungen werden gestoppt, Kurzarbeit. Stattdessen müssen wir gucken, wie man die Krise als Chance nutzen kann. Dann relativieren sich die Zahlen: Fünf Prozent Ausfall durch psychische Erkrankungen Jahr für Jahr gegen sieben Prozent Ausfall durch die Krise. …’

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