Karriere entscheidet sich nicht in zwei Monaten
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 1. Dezember 2006
In einem Interview, das in der Dezember Ausgabe des Newsletters des Netzwerks ‚Erfolgsfaktor Familie‘ abgedruckt ist, setzt sich Volker Baisch, Geschäftsführer von Vaeter e.V. in Hamburg mit dem Thema ‚Vereinbarkeit aus der Sicht von Vätern‘ auseinander:
„Herr Baisch, warum geben sich immer weniger Väter mit der reinen Ernährerrolle in ihrer Familie zufrieden?
Da hat sich grundsätzlich etwas gewandelt. Die meisten wollen es anders machen als ihre eigenen Väter. die oft in wichtigen Momenten nicht da waren. Außerdem ist es in vielen Partnerschaften so. dass Männer ihre Frauen beim schnellen Wiedereinstieg in den Job unterstützen. Für viele Männer ist der Beruf auch nicht mehr das absolut entscheidend Wichtigste. Es geht ihnen vielmehr darum. die Lebensqualität zu verbessern- und zwar mit Kind und Partnerin.
Hat das Elterngeld diesen Trend beschleunigt?
]a. das ist deutlich spürbar. Laut einer Infratest-Studie würde die Hälfte aller Männer gerne Elternzeit in Anspruch nehmen. Früher war die Vereinbarkeit von Beruf und Familie immer eher ein Frauenthema. …
Sind auch Führungskräfte interessiert?
Immer mehr Führungskräfte wissen. dass ihre Karriere nicht in zwei Monaten. sondern über viele Jahre entschieden wird. Natürlich stellt sich die Frage. inwiefern die Auszeit ein Karrierehindernis ist. Aber mit der Einführung des Elterngeldes kann sich da jetzt für Männer und für Frauen einiges ändern. Wenn sowohl die Arbeitgeber mitziehen als auch die Kinderbetreuung für unter Dreijährige verbessert wird. ist das für alle eine Riesenchance.
Auch für die Arbeitgeber?
Auf jeden Fall. Es ist belegt. dass Teilzeitkräfte viel effektiver und strukturierter arbeiten. Hinzu kommen die vielen anderen Fähigkeiten von Eltern. Die Arbeitgeber halten hoch qualifizierte Kräfte und bauen durch die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch langfristig einen absolut loyalen Mitarbeiterstamm auf. Das ist angesichts des Fachkräftemangels für Unternehmen überaus wichtig.
Wie sollten Unternehmen nun darauf reagieren?
Sie sollten auf jeden Fall zum Thema Stellung nehmen. Am besten natürlich. indem sie die Väter zu den Elternmonaten motivieren. Wichtig ist, dass die Geschäftsführung dahinter steht – sonst wird relativ wenig passieren.
Wie können Arbeitgeber Vater, aber auch deren Kolleginnen und Kollegen unterstützen?
Sie sollten das Thema offen ansprechen. Dann ist es wichtig. durch Befragungen den genauen Bedarf herauszufinden. Denn so können die Elternmonate am besten frühzeitig im Team organisiert werden. Arbeitgeber unterschätzen oft die Bereitschaft der Kollegen, werdende Väter zu unterstützen.“
Unterstützung bei diesem Vorhaben erhalten Unternehmen durch das Projekt ‚Väter & Karriere’ .
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