30.000 Kinder jährlich erleben in
der Schweiz, wie sich ihre Eltern trennen. Was können Eltern machen, damit der
Bruch für ihre Sprösslinge nicht arg belastend ist? SRF rec.-Reporter Donat
Hofer trifft Familien und bekommt einen intimen Einblick in unterschiedliche
Modelle.
In Biel trifft Donat Hofer eine Familie, die im sogenannten Wechselmodell lebt. Die Eltern teilen sich die Betreuung der Kinder zu gleichen Teilen. Aufgrund unüberbrückbarer Meinungsverschiedenheiten haben die Eltern den Kontakt zueinander auf ein Minimum reduziert. Eine andere Strategie haben Anneka und Sam; sie leben das sogenannte Nestmodell. Ein Elternteil lebt jeweils eine halbe Woche mit den Kindern in der Familienwohnung. So müssen die Kinder nicht zwischen zwei Haushalten pendeln. In Rapperswil besucht Donat eine Familie, die trotz Trennung im selben Haushalt lebt. «Wir sind wie beste Freunde.» Die unterschiedlichen Modelle haben etwas gemeinsam: Im Fokus steht das Wohl des Kindes.
Wenn ein Paar mit Kindern sich trennt ist dies eine enorme
Herausforderung zur Neuorganisation für alle Familienmitglieder. In der Regel
fehlen den Eltern Erfahrungen wie sie ihre Kinder dabei am besten begleiten
können, meist sind sie akut und lange danach damit beschäftigt, ihre eigene
Situation neu einzurichten.
Auch wenn in den letzten Jahren immer mehr Eltern für ihre
Kinder eine gute Regelung suchen und dabei Rat und Hilfe suchen, erleben immer
noch zu viele Kinder unsichere und schlimmstenfalls hochstreitende
Eltern.
Der Familienkongress des Väteraufbruch für Kinder beschäftigt
sich deshalb nach einer Bestandsaufnahme der Lage von Trennungskindern und
ihren Familien mit Konzepten, wie Familien vor, während und nach einer Trennung
unterstützt und wie sie das für sich und ihre Kinder geeignete Betreuungsmodell
finden können.
Der Familienkongress findet von Freitag, den 24. November, 19:00 Uhr bis Sonntag, 26. November, 15:00 Uhr, im Stephanstift, in 30625 Hannover statt.
Referent:innen
Dr. Stefan Rücker, Leitung Forschungsgruppe PETRA u.a.
Prof. Dr. Nina Weimann-Sandig, Professur für Soziologie und Empirische Sozialforschung, EFS Dresden
RA Sabine Hufschmidt, Mediatorin/Anwältin
n.n.
Themen
Von der Bindungsfürsorge bis Eltern-Kind-Entfremdung – wie Erziehungsverhalten getrennter Eltern auf Kinder wirkt (Dr. Stefan Rücker, Leitung Forschungsgruppe PETRA u.a)
Kinder brauchen beide Eltern (Prof. Dr. Nina Weimann-Sandig, Professur für Soziologie und Empirische Sozialforschung, EFS Dresden)
Chancen der Familienmediation – auch bei hochstrittigen Trennungseltern? (RA Sabine Hufschmidt, Mediatorin/Anwältin)
Mutter, Mutter Kind – Regenbogenfamilien und mögliche Eltern-Kind-Beziehungen mit anschließender Diskussion (Film am Vorabend)
Teilnahmebeitrag
In den Kosten ist auch die Verpflegung Mittag-, Kaffee und
Abendessen enthalten.
80,00 € Mitglieder und Kooperationsvereinbarungen mit anderen Verbänden
60,00 € Studierende
110,00 € sonstige Teilnehmende bei Anmeldung bis zum 31.10.2023
140,00 € ab dem 01.11.2023 (soweit noch Plätze verfügbar)
Nähere Informationen zum Programm werden auf der Kongress-Seite veröffentlicht und fortlaufend aktualisiert. Dort ist ab sofort auch eine Voranmeldung möglich.
Um herauszufinden, wie Kinder mit getrennten Eltern gut
aufwachsen können hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und
Jugend im Jahr 2015 die Studie „Kindeswohl und Umgangsrecht“ in Auftrag gegeben.
Zu einer
Veröffentlichung der Studienergebnisse kam es bislang nicht. Auf Nachfrage
teilte die Bundesregierung im Dezember 2020 mit, dass die abschließenden
Arbeiten an der Studie noch immer ausgeführt würden. Nach dem Tod des Studienleiters Herrn Prof. Dr.
Petermann sei die Forschungsdirektorin des Deutschen Jugendinstituts, Frau
Prof. Dr. Walper, zur Auswertung und Finalisierung der Studie hinzugezogen
worden. Auch die mit der Corona-Pandemie verbundenen Einschränkungen hätten zu
weiteren Verzögerungen geführt, sodass eine Veröffentlichung erst im Jahr 2021
möglich sei.
Aus dem
Jahresbericht 2019 der mit der Studie beauftragten Forschungsgruppe Petra geht
hervor, dass entgegen den Erwartungen weiterhin an der Studie „Kindeswohl und
Umgangsrecht“ gearbeitet werden musste, weil es „Modifikationswünsche“ des
Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend umzusetzen galt.
Zudem wurde bekannt, dass das Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend im Verlauf der Studie Vorgaben änderte, obwohl das
Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz in einer Stellungnahme
eine Verfahrensänderung als nicht erforderlich erachtete. Damit ein Kind an der
Studie teilnehmen durfte, mussten fortan beide Eltern der Befragung des Kindes
zustimmen. Zu Beginn der Studie reichte noch die Zustimmung eines Elternteils
aus.
Auch wurde die Studie anfangs von einem wissenschaftlichen
Beirat begleitet, der insgesamt viermal getagt haben soll. Die letzte
Beiratssitzung fand bereits im April 2017 und somit vor Abschluss der Studie statt.
Mitgliedern des Beirates zufolge wurden bereits am 30. April 2019 dem
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend eine „weit
entwickelte Fassung der Studie“ übergeben. Die Frage, was abgegeben wurde,
beschäftigte auch das Verwaltungsgericht Berlin. Laut den Rechtsanwälten der
Auftraggeberin entsprechen die vorgelegten Unterlagen noch keinen
wissenschaftlichen und fachlichen Standards.
Zuletzt wurde bekannt, dass der Bundesbeauftragte für den
Datenschutz und die Informationsfreiheit die weitere Auswertung der Studie
aufgrund von erheblichen datenschutzrechtlichen Bedenken untersagt hat. In dem
entsprechenden Bescheid vom Februar 2021 werden die Einwilligungen der
Studienteilnehmer bemängelt. Bereits im Frühjahr 2017 soll der
Bundesbeauftragte gegenüber dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend erstmals entsprechende Bedenken ge-äußert haben. Laut
Bundesministerium stünden die Behörden seither im Austausch, um offene Fragen
und Beanstandungen zur Studie zu klären. Das Bundesministerium prüft derzeit
die Kritik und ob die Untersagungsverfügung einer verwaltungsgerichtlichen
Überprüfung unterzogen werden soll.
Das ist ein kurzer Abriss der ‚offiziellen Lesart‘ des
Schicksals der „Petra Studie“, soweit es aus Anfragen der Parteien im Bundestag
nachzuvollziehen ist. Auf der Internetseite www.fragdenstaat.de
ist dazu zu lesen: „Die Ergebnisse liegen schon lange vor und wurden bisher
nicht veröffentlicht. Die Studie wurde mit Steuergeldern finanziert und die
Öffentlichkeit hat ein Recht auf die Ergebnisse. Der Hinweis des Ministeriums
auf „laufende Gerichtsverfahren“ erschien damals schon vorgeschoben und
lässt sich nach weiteren Monaten des Abwartens nicht mehr aufrecht erhalten.“
In einem Spiegel Beitrag vom 11. Februar 2022 wird über die
Entscheidung des Berliner Verwaltungsgerichts vom August 2021 berichtet: „Familienministerium
muss Studie zu Trennungskindern herausgeben“
„Die Studie entspricht absolut den wissenschaftlichen
Gütekriterien, das bestätigen uns auch unabhängige Fachleute. Wir haben die
Vorgaben des Ministeriums, wie besprochen, umgesetzt“, wird Stefan Rücker, Leiter
der Forschungsgruppe Petra dort zitiert.
Gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin legte das
Familienministerium Berufung ein: Es ist nicht der Auffassung, dass es einen
Anspruch auf Zugang zu Entwurfsfassungen gibt. Eine Sprecherin des Ministeriums
teilte jetzt mit, die Studie solle fertiggestellt werden. Die neue
Familienministerin Anne Spiegel (Grüne) messe ihr eine „hohe Bedeutung“ zu.
Da inzwischen weitere zwei Jahre vergangen sind ist davon
auszugehen, dass den politisch Verantwortlichen im Familienministerium, und
seit der Vergabe im Jahr 2015 sind es sechs Ministerinnen: Schwesig, Barley, Giffey,
Lambrecht, Spiegel und Paus, die Ergebnisse der Studie nicht passen und die wichtigste
Zielsetzungen der „PETRA-Studie“, eine empirische Grundlage dafür zu schaffen,
Umgangsregelungen nach einer Trennung der Eltern stärker am Wohl und an den
Bedürfnissen von Kindern anzupassen und Belastungen zu vermindern, nicht zu den
prioritären Zielen gehört. Das erklärt auch, warum wichtige Reformvorhaben im
Familienrecht seit Jahren nicht in die Wege geleitet werden.
Zum Schluss eine kurze Anekdote: der Autor dieses Beitrags war in seiner Eigenschaft als Mitglied im Vorstand des Bundesforum Männer im Juni 2014 bei einem Gespräch im Familienausschuss des Bundestages. Der damalige Vorsitzende Paul Lehrieder nahm bei seiner Begrüßung das gerade erschienene Buch von Frau Sünderhauf: „Wechselmodell: Psychologie-Recht-Praxis; Abwechselnde Kinderbetreuung durch Eltern nach Trennung und Scheidung“ in die Hand und erklärte sinngemäß: Mit dem Thema werden wir uns jetzt auch befassen, aber bevor wir etwas entscheiden, wird es dazu erst einmal eine Studie geben.
Partnerschaften und Ehen scheitern, dass ist
heute nichts Ungewöhnliches. Die Verantwortung als Eltern für die gemeinsamen
Kinder endet aber nicht mit einer Trennung bzw. einer Scheidung. Und obwohl 77%
der Bevölkerung der Überzeugung ist, dass Erziehung und Betreuung von Kindern
nach einer Trennung am besten durch beide Elternteile erfolgen sollten, zieht
sich die Idee des Residenzmodells letztendlich durch alle Rechtsbereiche.
Unter dem Titel ‚Gemeinsam getrennt erziehen‘ hat der Beirat der
Bundesregierung im Oktober 2021 ein Gutachten vorgelegt. Anfang Januar hat die
Familienministerin die Kommission für den 10. Familienbericht berufen, diese
wird sich mit dem Thema „Unterstützung allein- und getrennterziehender Eltern
und ihrer Kinder – Bestandsaufnahme und Handlungsempfehlungen“
beschäftigen, die vielfältigen Lebenslagen von Familien skizzieren und
Empfehlungen für die Familienpolitik geben.
Für uns Anlass genug, in diesem Quartal auf die Lebenswirklichkeiten getrennt
erziehender Väter zu schauen und die Rahmenbedingungen zu beleuchten, die sie
und die Mütter der Kinder brauchen, damit gemeinsam getrennt erziehen gelingen
kann.
Kinder machen Väter – Väterbilder im Wandel
Das Selbstverständnis von Vätern sowie die
Zuschreibungen und Erwartungen an sie sind seit Jahrzehnten im Wandel. Väter
wollen gute Väter sein, von Anfang an für ihre Kinder da sein, ihre Entwicklung
aktiv begleiten, es besser machen als ihre eigenen, vielfach abwesenden Väter. Im
Alltag fällt es ihnen, auch aufgrund von unpassenden Rahmenbedingungen, schwer,
diese Vorstellungen zu leben.
Martin Moog, Fotograf aus Frankfurt, der seit knapp 20 Jahren als ‚Tagesvater‘
arbeitet, hat Väter mit ihren Kindern und Männer, die in verschiedenen
Situationen für Kinder Verantwortung übernommen haben, porträtiert. Seine
Fotografien zeichnen ein Bild davon, wie ‚engagierte Vaterschaft‘ aussehen kann
und welche Zufriedenheit Männer und Kinder in dieser Zweisamkeit ausstrahlen.
Konfrontiert und ergänzt werden die Fotografien mit Wünschen von Vätern sowie
Zahlen und Fakten zu den vielfältigen Lebenswirklichkeiten von Vätern in NRW. Ausstellungseröffnung ist am Dienstag, 16. Mai, um 19 Uhr, in der
Zentralbibliothek Düsseldorf, im KAP 1 mit Tillmann Prüfer, Autor des Buchs
‚Vatersein – Warum wir mehr denn je neue Väter brauchen‘ und der Zeit Kolumne
‚Prüfers Töchter‘. Er wird im Gespräch mit dem Vorsitzenden der LAG-Väterarbeit
darlegen, warum Feminismus eine große Chance für Väter ist, auch ihr Schweigen
zu brechen und aus dem aktuellen Buch lesen.
Die
LAG Väterarbeit unterstützt Sie
…
wenn Sie als Team, Verantwortliche in einer Einrichtung,
Gleichstellungsbeauftragte oder Personalverantwortliche Fragen zu Vätern in
bestimmten Lebenslagen oder auch im Allgemeinen haben, dann finden wir gerne
mit Ihnen gemeinsam in einem Strategiegespräch passgenaue Antworten bzw.
Lösungen.
Die Geschäftsstelle der LAG-Väterarbeit bietet auch Vorträge und Fortbildungen
an, die Beschäftigten verschiedener Einrichtungen oder auch einzelnen Teams die
Möglichkeit gibt, sich intensiv mit einem ‚Väterthema‘ auseinanderzusetzen und
ihre Arbeit mit und die Angebote für Väter weiterzuentwickeln. Melden Sie sich
einfach per Mail bei uns.
In
meinem Enkelkind kann ich mein eigenes Kind wieder erkennen
Lautete eine These von
Jürgen Haas, Referent beim Institut Kirche und Gesellschaft in Villigst, der
beim Werkstattgespräch der LAG Väterarbeit am 16. März Gedanken zur Rolle von
Großvätern referierte.
Einen kurzen Bericht über die Veranstaltung und einen Link zu der
Videoaufzeichnung des Vortrags finden Sie hier.
Junge
Väter in prekären Lebenslagen ansprechen und erreichen
Am 9. Mai 2023 findet im Rahmen des von der Aktion Mensch geförderten Verbundprojekts ‚jugendliche Väter im Blick‘ in Osnabrück eine Fachtagung statt. Impulsgeberinnen sind Prof*in Anna Tarrant von der Universität in Lincoln/ GB die über ihre Erfahrungen in den Projekten Following Young Fathers & Following Young Fathers Further berichtet und Dr*in Kim Bräuer von der TH in Braunschweig, die aktuelle Ergebnisse ihrer Forschung zu Vätern in Deutschland präsentiert. Im Praxisteil der Tagung geht es um die Ansprache und Erreichbarkeit der jungen Väter (nicht nur) im Rahmen der Frühen Hilfen. Hier finden Sie das Programm und eine Anmeldemöglichkeit zu der Fachtagung.
Möglichkeiten der Wahrnehmung väterlicher Verantwortung nachTrennung und Scheidung
Bei
diesem Online-Werkstattgespräch wird Marc Schulte vom Papaladen in Berlin über
die Erfahrungen mit dem von ihm und Eberhard Schäfer entwickelten Ratgebers
‚Stark und verantwortlich – für Väter nach Trennungen‘ und dem damit
verbundenen Gruppenprogramm berichten.
Außerdem geht es um die Ergebnisse der Fachveranstaltung zum Thema ‚Gemeinsam
Getrennt Erziehen‘, am 2. September 2022, bei der Marc Serafin, Leiter des
Jugendamts in Sankt Augustin einen Impuls zum Thema ‚Familienleben und
Rollenleitbilder vor und nach elterlichen Trennungen‘ gehalten hat und bei der
in vier Workshops zu Angeboten für Väter und Familien in Trennungssituationen
gearbeitet wurde. Hier können Sie sich zu dem Werkstattgespräch anmelden:
Nach
den Sommerferien werden wir uns nach dem VäterSummit am 26. August in Essen insbesondere
damit beschäftigen, wie Väter ermutigt werden können, ihr Vatersein so zu
leben, wie sie es sich vorstellen und wünschen. Im Mittelpunkt werden die von
den Vätern entwickelten Gedanken und Ideen stehen.
Termine
16.
Mai, 19 Uhr, Ausstellungseröffnung ‚Väterbilder‘ mit Tillmann Prüfer im KAP 1
in Düsseldorf
17. Mai, 15:30 bis 17 Uhr, Online-Werkstattgespräch ‚ Möglichkeiten der Wahrnehmung väterlicher
Verantwortung nach Trennung und Scheidung ‘ mit Marc Schulte
23. Mai, 15:30 bis 17 Uhr, Online Member Meeting der LAG-Väterarbeit
12. Juni, 19 Uhr, Finissage mit Lesung von Fabian Soethof, Autor von ‚Väter
können das auch!‘, KAP 1
26. August 2023, VäterSummit in Essen mit einer Keynote von Teresa Bücker
Leben die Eltern nicht mehr zusammen, sind Väter unzufriedener mit den Familienarrangements. Diese und weitere Erkenntnisse liefert eine aktuelle Studie der Eidgenössischen Kommission für Familienfragen (EKFF).
Zwei von fünf Ehen werden in der Schweiz geschieden. Bei
etwas weniger als der Hälfte der Scheidungen (46%) sind minderjährige Kinder
involviert. Doch über den Alltag und die Lebensumstände von Kindern, deren
Eltern nicht mehr zusammenwohnen, ist wenig bekannt.
Diese Lücke schließt eine Anfang Dezember publizierte Studie,
die von der Eidgenössischen Kommission für Familienfragen (EKFF) in Auftrag
gegeben wurde. Diese basiert auf einer repräsentative Onlinebefragung, an der
fast 3000 getrenntlebende Eltern und 244 Jugendliche teilgenommen haben.
Demnach sind fast drei Viertel der Kinder regelmäßig bei
beiden Eltern sind und übernachten auch dort. Allerdings verbringt die Hälfte
der Kinder im Alltag mindestens zwei Drittel der Nächte bei der Mutter.
Weiter legt die Studie dar, dass die Betreuungsanteile von
Mutter und Vater vor der Trennung das Familienarrangement nach der Trennung
beeinflussen. So sei es wahrscheinlicher, dass die Kinder später beim
überwiegend betreuenden Elternteil wohnen, wenn bereits vor der Trennung eine
ungleiche Aufteilung herrschte.
Das gelebte Familienarrangement hängt eng mit dem
Ausbildungsniveau der Eltern – und somit ihren Verdienstmöglichkeiten – zusammen.
So ist der Anteil der Kinder, die in beiden Haushalten wohnen, bei Eltern ohne
Berufsabschluss deutlich tiefer (33%) als bei jenen mit Hochschulabschluss (62%).
Solche Arrangements sind der Studie zufolge in erheblichem Maß eine Frage der
finanziellen Ressourcen.
Drei Viertel der Mütter und zwei Drittel der Väter haben in
der Studie angegeben, dass die aktuelle Lösung für ihre Situation die beste
sei. Bei näherem Hinschauen zeigt sich aber, dass die Väter in allen
Familienarrangements weniger zufrieden sind als die Mütter. ‚Die
Unzufriedenheit der Väter richtet sich insbesondere auch gegen die Aufteilung
der finanziellen Lasten zwischen ihnen und den Müttern‘, schreiben die
Forschenden. …
Eine weitere Erkenntnis, welche die Studie liefert: Eltern
beteiligen die Kinder nach der Trennung häufig nicht an Entscheidungen zum Betreuungsmodell.
‚War ein Kind bei der Trennung zwischen 8 und 17 Jahre alt, so hat ca. die
Hälfte der Eltern es beim Aushandeln des Familienarrangements nach seinen
Wünschen gefragt‘, schreiben die Autor*innen. War das Kind jünger, sinkt der
Anteil auf knapp einen Viertel.
Knapp ein Viertel aller Eltern in Deutschland trennen sich –
jedes Jahr sind davon etwa 200.000 Minderjährige betroffen. Mehr als drei
Millionen Trennungskinder gibt es insgesamt.
Wie erleben Familien die Trennung und wie können Eltern und
Kinder sie gut bewältigen? Was können Eltern beachten, um das Wohl ihrer Kinder
im Blick zu behalten? Vier getrennte Familien zeigen, welche unterschiedlichen
Lösungen sie gefunden haben.
Der erste Teil der Doppelfolge widmet sich der Anfangsphase.
Wie sagt man den Kindern, dass die Eltern sich nicht mehr lieben? Wie gibt man
ihnen Halt, wenn die Familie zerbricht? Über mehrere Monate gewähren
Trennungsfamilien Einblicke in ihr Leben.
Jenny und Alex haben es drei Monate herausgezögert und ihren
vier Kindern dann im Sommerurlaub erzählt, dass sie sich trennen. Bea und
Benedikt wählten das gemeinsame Frühstück. Claudia und Safet stritten sich so
oft und so heftig, dass ihre beiden Söhne die Trennung quasi miterlebt haben.
Ähnlich lief es auch bei Michaela und ihrem Ex-Partner.
Wie wählt man den richtigen Zeitpunkt, es den Kindern zu
sagen und wie geht es danach weiter? Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes
ergründet, was Eltern beachten können. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
aus verschiedenen Fachbereichen geben konkrete Hilfestellungen, wie eine
Trennung zum Wohle aller und insbesondere mit Rücksicht auf die Kinder gelingen
kann.
Welche langfristigen Folgen die Trennung der Eltern auf das
zukünftige Leben der Kinder hat, erforschen Experten der Kinder- und
Jugendpsychiatrie an der Universität Leipzig. Verändert sich das Verhalten von
Kindern, die eine Trennung erleben? Unsere Trennungskinder machen den Test.
Ein Thema – zwei Formate: Während ZDFneo die Perspektive
aller Familienmitglieder beleuchtet, kommen in dem „PUR+ spezial: Meine
Eltern trennen sich“ vor allem die Kinder der Familien zu Wort. Das Format
von ZDFtivi für den KiKA bietet Reportagen und konkrete Tipps für Trennungskinder.
Im Interview mit der WELT äußert
sich die neue Familienministerin Anne Spiegel zu ihren Plänen für die kommenden
vier Jahre. Auf der Agenda stehen einige der Punkte, die auch die LAG
Väterarbeit in NRW seit langem anmahnt. Dies sind zum Beispiel die
Vaterschaftsfreistellung, die Weiterentwicklung der Elternzeit und Reformen im
Unterhalts- und Umgangsrecht.
WELT: Um mehr
Partnerschaftlichkeit in der Kindererziehung zu erreichen, plant die
Ampel-Koalition einen Monat mehr Väterzeit in der Elternzeit. Ist das nicht zu
kurz gesprungen?
Spiegel: Es ist zunächst
mal ein überfälliger und guter Schritt nach vorne, dass wir die Partnermonate
um einen Monat erweitern wollen. Man kann jetzt bedauern, dass wir nicht mehr
tun. Ich tendiere zu einer anderen Sicht. Wir haben uns mit dem
Koalitionsvertrag wirklich viel vorgenommen, und ich kann es kaum erwarten,
jetzt loszulegen.
WELT: Überfällig ist auch
die Umsetzung der EU-Richtlinie für einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub nach
der Geburt. Warum kommt Deutschland damit so spät?
Spiegel: Das müssen Sie
die Vorgängerregierung fragen. Ich habe mich schon als Landesfamilienministerin
in Rheinland-Pfalz dafür eingesetzt. Die Zeit nach der Geburt ist so
entscheidend und wichtig, dass es selbstverständlich sein sollte, wenn beide
Eltern beim Baby sein können.
WELT: Kinder wachsen in
verschiedenen Familienkonstellationen auf. Vor allem Patchwork- und
Stieffamilien sind auf dem Vormarsch – ohne dass die sozialen Eltern
irgendwelche Rechte haben. Wie wollen Sie das ändern?
Spiegel: Das ist für mich
ein absolutes Herzensthema. Es ist dringend erforderlich, dass wir die
rechtlichen Rahmenbedingungen an die gesellschaftliche Realität anpassen. In
Patchwork-Familien wird oft selbstverständlich Verantwortung füreinander
übernommen. Das muss rechtlich abgesichert werden. Wir brauchen ein kleines
Sorgerecht für „Bonuseltern“, wie ich sie gerne nenne.
Wir müssen auch endlich dafür
sorgen, dass lesbische Mütter, die zusammen ein Kind bekommen, von Anfang an
die rechtliche Anerkennung als Eltern bekommen. Und wenn der biologische Vater
zum Beispiel aus dem Freundeskreis kommt, sollte auch er die Möglichkeit
bekommen, aktiv seine Vaterrolle wahrzunehmen. …
WELT: Auch die bereits
existierenden Familienformen sind schon anfällig für Brüche. Ein Großteil der
Kinder erlebt die Trennung der Eltern – Streit um Unterhalt und Betreuung
inklusive. Was wollen Sie für diese Trennungskinder tun?
Spiegel: Vor allem wollen
wir die Trennungs- und Konfliktberatung verbessern und Eltern dabei helfen, das
für sie richtige Betreuungsmodell zu finden, zum Beispiel das Wechselmodell.
Denn auch nach einer Trennung gibt es viele Möglichkeiten, sich die Betreuung
für die Kinder partnerschaftlich aufzuteilen.
Eine Trennung ist eine
emotionale Ausnahmesituation, da kann es helfen, sich von Profis beraten zu
lassen. Idealerweise einigt man sich danach außergerichtlich auf ein Modell der
Betreuung, das dem Kindeswohl am besten entspricht. Wir wollen
Partnerschaftlichkeit und die geteilte Verantwortung für Erwerbs- und
Sorgearbeit auch in Trennungsfamilien unterstützen.
WELT: Ein solcher
Paradigmenwechsel würde große Reformen erfordern. Lässt sich das in dieser
Legislaturperiode auf die Beine stellen?
Spiegel: Das ist auf
jeden Fall der Plan. Es ist ein sehr komplexes Vorhaben, da vom Umgangsrecht
über Unterhaltsregelungen bis zum Steuer- und Melderecht viele Bereiche
tangiert sind. Aber der Wille ist da. Wir wollen das jetzt anpacken.
Hoffentlich schaffen wir es parallel, die Kinderrechte im Grundgesetz zu
verankern. Das wäre eine gute Grundlage, solche Prozesse im Sinne der Kinder zu
gestalten. …
In der
Schriftenreihe „ehs-Forschung“ der Evangelischen Hochschule Dresden
(ehs) hat Nina Weimann-Sandig, Professorin für Soziologie und Empirische
Sozialforschung an der ehs, die Ergebnisse ihrer explorativen Untersuchung zu Perspektiven von Familienmitgliedern auf das Wechselmodell veröffentlicht.
Das Wechselmodell gehört in Deutschland zu denjenigen
Betreuungsmodellen, die als Alternative zum traditionellen
Residenzmodell diskutiert werden. Während das Wechselmodell in anderen
Ländern bereits rechtlich abgesichert wurde als zu präferierendes Modell
nach der Trennung von Eltern, konnte sich Deutschland bislang dazu
nicht durchringen. Die Diskussion über das Wechselmodell ist in
Deutschland emotional stark aufgeladen und geprägt von den
unterschiedlichen Interessen der Lobbyverbände getrenntlebender Väter
und Mütter. Um eine Diskussion über elterliche Nachtrennungsfamilien
objektiv führen zu können, braucht es deswegen empirisches
Datenmaterial. Die vorliegende Studie analysiert die Perspektiven von
betroffenen Müttern, Vätern und Kindern auf das Wechselmodell.
Im Koalitionsvertrag der ‚Ampel‘ ist zu diesem Thema zu lesen: „Wir
wollen gemeinsam mit den Ländern die Erziehungs-, sowie Trennungs- und
Konfliktberatung verbessern und dabei insbesondere das Wechselmodell in
den Mittelpunkt stellen.“
Wenn die Liebe aus ist und sich Eltern trennen, muss auch
geregelt werden, wie die gemeinsamen Kinder in Zukunft leben und betreut werden
sollen.
Die meisten Mütter und Väter erziehen die Kinder weiterhin
gemeinsam. Aber bei einigen Paaren beginnt nach der Trennung ein erbitterter
Rosenkrieg. Auch um die Kinder. Je größer die Verletzungen beim verlassenen
Elternteil, umso größer ist manchmal auch der Wunsch, dem Ex-Partner das Kind
zu entziehen. „Ich war so verletzt“, sagt eine Mutter, „so voller Hass, dass
ich mich auf diese Weise gerächt habe. Was das für unsere Kinder bedeutet, habe
ich überhaupt nicht bedacht.“
Meistens sind es Väter, die den Kontakt zum Kind auf diese
Weise verlieren, in etwa 10 Prozent der Fälle verlieren die Mütter das Kind.
Der Entfremdungsprozess beginnt häufig damit, dass vereinbarte Treffen abgesagt
werden, dass Anrufe nicht entgegengenommen und Geburtstags- oder
Weihnachtsgeschenke zurückgeschickt werden. Und das, obwohl doch ein
gemeinsames Sorgerecht vereinbart wurde. „Mich um mein Kind zu kümmern, ist
nicht nur mein Recht, sondern auch meine Pflicht“, beklagt einer der Väter,
„Aber das ist nicht erwünscht. Ich soll nur zahlen, mich ansonsten aber
raushalten. Dabei braucht mein Sohn auch seinen Vater.“
Die betroffenen Eltern gehen zum Jugendamt und zum
Familiengericht. Da wird dann um jede Minute, jede Stunde Umgang mit dem Kind
gestritten. Oft unterstützen Gutachter und Verfahrensbeistände den Elternteil,
bei dem das Kind überwiegend lebt, und befördern damit sogar noch die
Entfremdung zum anderen Elternteil.
Die Leidtragenden einer solchen Entwicklung sind vor allem
die Kinder. Sie werden oftmals unbewusst zu Komplizen des die Entfremdung
forcierenden Elternteils und übernehmen die Gefühle desjenigen, mit dem sie den
größten Teil der Zeit verbringen. Aus Angst, diesen auch noch zu verlieren –
sagen Psychologen. „Ich hatte solche Schuldgefühle,“ erklärt ein junger Mann,
der seiner Mutter sagte, dass er sie nicht mehr besuchen will. Er leidet bis
heute darunter, obwohl er wieder Kontakt zur Mutter hat.
Laut Forschungen von Dr. Stefan Rücker von der Universität
Bremen gibt es pro Jahr etwa 120.000 Scheidungskinder und 80.000
Trennungskinder unverheirateter Elternpaare – in Summe erleben also jährlich
etwa 200.000 Kinder die Trennung ihrer Eltern. 10 bis 15 Prozent von ihnen
verlieren zu einem Elternteil den Kontakt.
In der Dokumentation von Liz Wieskerstrauch erzählen betroffene Väter und Mütter was es bedeutet, das eigene Kind erst immer seltener und schließlich gar nicht mehr zu sehen. Und ein inzwischen erwachsenes Kind schildert die Not, in der es sich befunden hat, und die Auswirkungen auf sein Leben heute. Um die Entfremdung eines Elternteils zu verhindern, helfe nur, rechtzeitig, also direkt nach der Trennung, zu intervenieren, sagt Dr. Stefan Rücker. Getrennte Eltern sollten sich Hilfe holen und eine Mediation in Anspruch nehmen, damit sie lernen, trotz Trennung ihre Elternschaft gemeinsam wahrzunehmen, egal ob die Kinder und Eltern im Residenzmodell oder im Wechselmodell leben. https://www1.wdr.de/fernsehen/die-story/sendungen/kampf-ums-kind-100.html
Sendetermin: Die Story, am 27. Mai 2020, 22.15 – 23.00 Uhr im WDR Fernsehen
Die Befragung hat zwar einen anderen Hintergrund, da aber da auch wegen Corona viele Kontakte fragiler geworden sind, aktueller denn je, es geht ja ums gesundbleiben.
Eine Studie der norwegischen Universität Bergen hat nun untersucht, was mit der Kommunikation zwischen Scheidungskindern und ihren Eltern passiert und wie dies die Gesundheit der Kinder beeinflusst. Die Studie umfasste 1225 Jugendliche, die 2011 und 2013 befragt wurden. Zu Beginn waren 213 der Teenager Scheidungskinder, zwei Jahre später 270. Sie gaben Auskunft, ob sie es als schwierig empfinden, mit ihren Eltern zu sprechen, und ob sie den Kontakt zu einem Elternteil verloren haben. Zudem wurden sie zu ihrem Selbstvertrauen und zu gesundheitlichen Problemen wie Kopfschmerzen, Depressionen und Schlafstörungen befragt.
Die Studie ergab, dass insbesondere die Kommunikation
zwischen den Kindern und dem Vater leidet. «Die meisten gesundheitlichen
Probleme hatten Kinder, die angaben, den Kontakt zum Vater verloren zu haben,
oder die es schwierig fanden, nach der Scheidung mit ihm zu sprechen», schreibt
Eivind Meland, Professor am Institut für öffentliche Gesundheit. Besonders den
Mädchen falle es schwer, mit ihrem Vater zu sprechen. Die Scheidung scheint die
Kommunikation mit der Mutter nicht zu beeinflussen. Dass insbesondere das
Vertrauensverhältnis zum Vater leidet, führt der Studienautor darauf zurück,
dass vor Gericht oft die Mütter das Sorgerecht bekämen.
Die Studie zeigte aber auch, dass die Trennung das Selbstvertrauen und die Gesundheit derjenigen Teenager nicht negativ beeinflusste, die nach der Scheidung angaben, ein gutes Verhältnis zu beiden Elternteilen zu haben.