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Warum der Vater ins Abseits gerät

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 16. Januar 2024

Eine Kindes­wohl­ge­fähr­dung fest­zu­stellen, ist für die abklä­renden Sozi­al­ar­bei­tenden anspruchs­voll. Selina Stein­mann hat in ihrer Abschluss­ar­beit für den Master in Sozialer Arbeit Abklä­rungs­be­richte analy­siert und fest­ge­stellt, dass oft nicht das Kind im Fokus steht, sondern in erster Linie die Mutter. Ein Grund dafür sind die Rollen­bilder in den Köpfen der Abklä­renden.

«Trotz zehn Jahren KESB sind Kindes­wohl­abklärungen bis heute unein­heit­lich und wenig trans­pa­rent», sagt Selina Stein­mann. Sie arbeitet als Sozi­al­ar­bei­terin und führt Mandate im Kindes­schutz. 2022 hat sie das Master-Studium in Sozialer Arbeit an der Hoch­schule Luzern abge­schlossen. In ihrer Master-Arbeit unter­suchte sie Abklärungs­be­richte zu Kindes­wohlgefährdungen und ging dabei der Frage nach, welches impli­zite Wissen in den Entschei­dungs­pro­zessen erkennbar ist.

Unre­flek­tierte Rollen­bilder entscheiden mit

Bis heute fehlten verbind­liche Qualitätsstan­dards für Abklärungs­pro­zesse, bedauert die junge Aargauerin. Die von ihr analy­sierten Texte der Abklärenden seien alltags­sprach­lich gehalten und es scheine wenig sozi­al­ar­bei­te­ri­sches Fach­wissen durch. Sie konnte heraus­ar­beiten, dass die Entschei­dungs­pro­zesse vor dem Hinter­grund eigener Rollen­bilder, beson­ders jenem der fami­lia­ri­sierten Kind­heit, abge­han­delt werden. «Im Modell der modernen Familie ist nicht mehr vorge­sehen, dass das Kind mehrere Sorge­per­sonen hat.

Die Erzie­hung und Betreuung – und damit das Sicher­stellen des Kindes­wohls – wird vor allem der Mutter zuge­spro­chen», erläutert Stein­mann. «Der Vater wird oft erst als Sorge­person in Betracht gezogen, wenn die Mutter ausfällt.» Erst wenn die Abklärenden die Mutter als nicht mehr erzie­hungsfähig ansähen, nähmen sie den Vater und das erwei­terte soziale Unterstützungs­system (Groß­el­tern, frei­wil­lige Ange­bote der frühkind­li­chen Bildung, Betreuung und Erzie­hung wie Kitas usw.) in den Fokus. Das Ziel von Maß­nahmen sei stets, die Mutter so zu unterstützen, dass sie in ihrer Rolle hand­lungsfähig bleibe.

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Arbeitsteilung in Partnerschaften

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 19. Dezember 2023

Wie teilen Paare die Haushaltstätigkeiten auf? Welche Vorstellungen haben Jugendliche? Und weshalb kann man auch mit einer als ungerecht empfundenen Aufteilung zufrieden sein? Dazu wurden in einer Online-Erhebung 1.577 Personen zwischen 16 und 88 Jahren befragt. Zwar repliziert die Studie des Österreicher Instituts für Familienforschung das bekannte Bild weiblicher Mehrarbeit, erkennt aber auch Generationenunterschiede. Nicht zuletzt spielen Gefühle eine Rolle: Personen, die mehr emotionale Zuwendung in ihrer Partnerschaft erhalten, berichten über eine größere Zufriedenheit mit der Arbeitsteilung.

Das in der Studie verwendete Modell zur Simulation von Zufriedenheit mit der Arbeitsteilung identifiziert drei Wirkdimensionen, welche die Zufriedenheit beeinflussen:

  1. die praktizierte Arbeitsaufteilung im Haushalt,
  2. das Austauschverhältnis emotionaler Zuwendung und
  3. der realisierte Gerechtigkeitsanspruch.

Darin zeigt sich, dass eine ausgeglichene Arbeitsaufteilung bei Routinetätigkeiten im Haushalt die Zufriedenheit beider Geschlechter stark positiv beeinflusst. Doch „halbe/halbe“ im Haushalt ist nicht allein ausschlaggebend. Der realisierte Gerechtigkeitsanspruch der Arbeitsaufteilung hat wesentlichen Einfluss auf die Zufriedenheit. Selbst wenn die Arbeit im Haushalt ungleich verteilt ist, ist ein Großteil der Männer, aber auch der Frauen, mit ihrer Aufteilung zufrieden, sofern sie keinen besonderen Wert auf eine gerechte Aufteilung legen.

Nicht zuletzt spielen auch immaterielle Gefallens Leistungen eine Rolle: Personen, die mehr emotionale Zuwendung vom Partner/von der Partnerin erhalten, berichten eine größere Zufriedenheit mit der Arbeitsteilung. Das gilt für Frauen mehr als für Männer. Im Sinne der emotionssoziologischen Austauschtheorie ist das kein neues Ergebnis, es unterstreicht aber, wie komplex und auch fragil die Zufriedenheit dort ist, wo soziale Beziehungen in Liebe begründet sind.

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Jugendliche und ihre Väter in Großbritannien

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 22. November 2023

Das „Fatherhoodinstitut“ hat unter der Überschrift ‚The kids are alright – Adolescents and their fathers in the UK’ eine neue Studie veröffentlicht. Dabei konnten sie auf eine einmalige Datenlage zugreifen.

Im Großbritannien gibt es eine Reihe von „Längsschnittstudien“, in denen Kohorten von Kindern über einen längeren Zeitraum hinweg in mehreren Wellen Daten erhoben wurden. Dies ermöglicht es Forscher*innen, über eine gesamte Lebensspanne Zusammenhänge zwischen „Vaterfaktoren“ (Verhalten, Umstände, Eigenschaften, Einstellungen usw. der Väter) und der Entwicklung ihrer Kinder zu verfolgen. Weitere Daten stammen aus großen einmaligen „Momentaufnahmen“, häufig Erhebungen, die Zusammenhänge zwischen den „Vater-Faktoren“ zum jeweiligen Zeitpunkt und der Entwicklung und dem Wohlbefinden der Kinder aufzeigen können. Insgesamt konnten aus 118 Studien und deren detaillierte Analysen Ergebnisse abgeleitet werden

Die wichtigsten Ergebnisse sind:

Erstens wurde festgestellt, dass wir nicht in einer „vaterlosen“ Gesellschaft leben. Letztes Jahr meldeten in England 95,4 % der Mütter und Väter die Geburt ihres Kindes gemeinsam an (die Prozentsätze sind in den anderen Ländern des Vereinigten Königreichs ähnlich); und von den 95 % der Väter, die im Jahr 2000 im Leben ihres Kindes anwesend waren, waren neun von zehn auch noch im Teenageralter Teil ihres Lebens.

Zweitens hat die Forschung gezeigt, dass Väter wichtig sind – vom ersten Tag an. Längsschnittstudien haben ergeben, wenn Väter im Jahr nach der Geburt an Depressionen leiden, ist dies mit schlechteren Schulleistungen im Alter von 16 Jahren und mit höheren Depressionswerten bei 9- bis 10-Jährigen verbunden – und, wenn der Bildungsstand des Vaters niedrig war, sowohl bei Söhnen als auch bei Töchtern im Alter von 16 Jahren.

Die Qualität der Beziehung zwischen Vater und Kind während der Adoleszenz spielt ebenfalls eine Rolle – und zwar sind sowohl die „Zeit mit Papa“ als auch die Qualität der Beziehung von Bedeutung. Wenn Väter beispielsweise wenig Zeit mit ihren Teenagern verbringen, geht dies mit hohen Werten für „Gesamtschwierigkeiten“ und Hyperaktivität sowie einem niedrigeren Glücksniveau einher – und bei Jungen auch mit Mobbing. Umgekehrt sind Lebenszufriedenheit und Selbstwertgefühl höher, wenn Jugendliche die Beziehung zum Vater als „eng“ erleben, psychische Probleme und Selbstverletzungen sind dann weniger wahrscheinlich.

Nähere Informationen zu der Studie finden Sie hier.

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Männer- & Väterperspektiven

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 17. November 2023

Einstellungen von Männern zu Gleichstellung und Gleichstellungspolitik

Wie blicken Männer heute auf Gleichstellung und Gleichstellungspolitik? Haben sich Einstellungen und Sichtweisen in den letzten Jahren verändert und wenn ja, wie? Um das näher zu beleuchten, hat das Bundesforum Männer die repräsentative Studie „Männerperspektiven. Einstellungen von Männern zu Gleichstellung und Gleichstellungspolitik“ in Auftrag gegeben. Diese schließt an die Untersuchungen „Männer. Rolle vorwärts – Rolle rückwärts“ (2007) sowie „Männer-Perspektiven. Auf dem Weg zu mehr Gleichstellung?“ (2015) an und liefert im Zeitvergleich aktuelle Befunde für ausgewählte Fragestellungen.
Im Rahmen einer Zoom-Konferenz sind heute die Ergebnisse vorgestellt worden. Durchgeführt wurde die Studie von Prof. Dr. Carsten Wippermann (DELTA-Institut für Sozial- und Ökologieforschung GmbH).

zentrale Befunde der Studie sind:

  • 84 % der Männer sind der Auffassung, dass Gleichstellung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt wichtig ist
  • 14 % sind voll und ganz der Überzeugung, dass die Gleichstellung von Frauen und Männern in Deutschland realisiert ist
  • Für 83 % der Männer gilt: Für eine Partnerschaft ist es gut, wenn beide berufstätig sind.
  • Leitbild aktiver Vaterschaft von Anfang an gewinnt an Bedeutung. Nur noch 40 % der Männer antworten auf die Frage „Wer sollte in den ersten Monaten nach der Geburt zuhause bleiben und sich um das Kind kümmern?“ Die Frau.
  • 67 % der Männer finden, Gleichstellungspolitik befasst sich noch zu wenig mit den Bedürfnissen und Anliegen von Männern.
  • Als konkrete Angebote und Maßnahmen der Gleichstellungspolitik halten sie folgende für nützlich:
    86 % Mehr Männer für soziale Berufe gewinnen
    85 % Bundesweite Beratungsangebote für Männer und Jungen als Täter und Opfer von Gewalt
    77 % Ausweitung der Partnermonate beim Elterngeld

Zusammenfassend lässt sich sagen,

  • Eine große Mehrheit der Männer findet Gleichstellung richtig und wichtig – sowohl gesamtgesellschaftlich, mit Blick auf Unternehmen und ihre Vereinbarkeitskultur als auch in Bezug auf die eigene Partnerschaft. Positive Einstellungen und Haltungen von Männern zu Gleichstellung haben seit 2015 nochmals zugenommen.
  • Über zwei Drittel der Männer sind der Ansicht, dass sich Gleichstellungspolitik noch zu wenig mit den Bedürfnissen und Anliegen von Männern befasst. Ebenso viele Männer finden aber auch, dass noch zu wenig für Mütter gemacht werde. 46 % der Männer sind zudem der Ansicht, dass sowohl die Bedürfnisse und Anliegen von Männern als auch die von Frauen noch zu wenig im Fokus der Gleichstellungspolitik stehen.
  • Es zeigt sich eine gegenläufige Entwicklung unter Männern: Zunehmende Zustimmung für Gleichstellung, aber abnehmende Zustimmung für Gleichstellungspolitik. 2015 zählte noch ein gutes Drittel zu den Befürwortern einer aktiven, offensiven Gleichstellungspolitik, heute sind es nur noch ein knappes Viertel. Auf der anderen Seite wuchs im gleichen Zeitraum der Anteil der Gegner einer weiter gehenden Gleichstellungspolitik auf ein gutes Fünftel.

Aus den Ergebnissen leitet das Bundesforum Männer folgende politische Schlussfolgerungen ab:

  • Gleichstellungspolitik muss Männer differenziert und zielgruppenspezifisch adressieren:
    • Aktive Befürworter von Gleichstellungspolitik weiter ermutigen, bestärken und unterstützen.
    • Wenig an Gleichstellung interessierte Männer und skeptische Gegner mit einladenden und einbeziehenden Maßnahmen überzeugen.

Ein zentraler Hebel für mehr Gleichstellung ist, die Übernahme von Sorgearbeit durch Männer und Väter stärker zu fördern. Wichtige Bausteine dazu sind die Einführung der Vaterschaftsfreistellung nach Geburt (Familienstartzeit), der Ausbau der Partnermonate beim Elterngeld und die Förderung vollzeitnaher Teilzeit.

Um toxische Vorstellungen von Männlichkeit zu überwinden und gesellschaftliche Normen weiter in Richtung Gleichstellung und Vielfalt zu verändern, sind geschlechterreflektierte Ansätze in Bildung, Beratung und psychosozialer Arbeit notwendig. Insgesamt braucht es einen flächendeckenden Ausbau von Bildungs- und Beratungsangeboten für Jungen, Männer und Väter.

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… eine überwältigende Mehrheit assoziiert Pflege mit ‚Liebe’

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 2. November 2023

Financial & Mentalload

Die geschlechtergerechte Aufteilung von Erwerbs- und Pflegearbeit ist auch hierzulande ein Thema. Initiativen wie Equal Care Day und ‚Sorgearbeit fair teilen‘ möchten Gesellschaft und insbesondere Männer dafür zu sensibilisieren. Erfolgversprechende Ansätze dazu liefert auch der Bericht ‚State of the World’s Fathers‘.

Dieser enthüllt eine bemerkenswerte Wertschätzung der Pflege durch die befragten Männer. In einer Online-Umfrage assoziierte eine überwältigende Mehrheit ‚Pflege‘ mit positiven Begriffen. ‚Liebe‘ war das am häufigsten genannte Wort in allen Ländern.

Weitere häufig genannte Wörter waren ‚Hilfe‘, ‚Schutz‘, ‚Aufmerksamkeit‘, ‚Verantwortung‘, ‚Gesundheit‘, ‚Freundlichkeit‘ und ‚Familie‘.

Die meisten der an der Umfrage beteiligten Männer geben an, dass sie Betreuungsarbeit leisten und bereit sind, mehr zu tun. Aber viele Hindernisse stehen ihnen im Weg, einschließlich gesellschaftlicher Normen und finanzieller Zwänge.

Der Bericht stellt fest, dass Mütter nach wie vor einen größeren Teil der Verantwortung für Betreuungsaufgaben wie Putzen, physische und emotionale Kinderbetreuung, Kochen und Partnerpflege tragen. In allen Ländern, die für den Bericht befragt wurden, geben Frauen an, 1,32-mal mehr körperliche Kinderbetreuung und 1,36-mal mehr Hausputz zu leisten als Männer.

Aber auch Väter in so unterschiedlichen Ländern wie Argentinien, Irland, China, Kroatien und Ruanda geben an, dass sie erhebliche Stunden für verschiedene unbezahlte Betreuungsaufgaben im Haushalt aufwenden.

Die Studie ‚State of the World’s Fathers‘ führt diese Verschiebung auf mehrere Faktoren zurück, darunter die Auswirkungen von COVID-19, sich verändernde Geschlechternormen in Bezug auf die Pflege und strukturelle Faktoren wie Pflegesysteme und Elternzeitpolitik.

In 15 Ländern stimmen zwischen 70 und 90 % der Männer der Aussage zu: ‚Ich fühle mich für die Betreuungsarbeit genauso verantwortlich wie meine Partnerin‘.

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Braucht man tatsächlich einen Vater, um ein Kind zu großzuziehen?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 15. September 2023

Die Bedeutung von Vätern steht für Anna Machin außer Frage. Im Gespräch mit Chris Williamson erläuter sie ihre Forschungsergebnisse, aber auch die Kritik, die sie bekam, als sie das Buch ‚Papa werden‘ geschrieben hat.

Anna Machin ist Evolutionsanthropologin an der Universität Oxford, Forscherin über die Rolle der Vaterschaft im Laufe der Zeit und Autorin. Die moderne Welt hat Väter in vielerlei Hinsicht überflüssig gemacht. Der Versager-Vater ist in Sitcoms und Zeichentrickfilmen so präsent, dass es nicht verwunderlich ist, dass Männer das Gefühl haben, in der Kindererziehung keine Rolle zu spielen. Aber wie wichtig sind Väter für die Entwicklung von Jungen und Mädchen? Und was wissen wir nicht über ihren Einfluss?

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Gelingensfaktoren einer gemeinsamen Elternschaft

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 31. Juli 2023

Lieselotte Ahnert beschreibt in ihrem Buch ‚Auf die Väter kommt es an‘, wie es Paaren gelingen kann, in gemeinsamer Verantwortung ein Kind großzuziehen und zitiert nach dem Modell von Mark Feinberg fünf Kernelemente:

  1. Zufriedenheit mit der Arbeitsteilung in Haushalt und Kinderbetreuung
  2. Absprachen zum Umgang mit dem Kind
  3. Aushandlungsprozesse
  4. gegenseitige Unterstützung
  5. Solidarität des Elternpaares

Zu dem Punkt der Arbeitsteilung, der ja seit einigen Jahren unter der Überschrift ‚Mental Load‘ diskutiert wird, führte Feinberg 2003 unter anderem aus:

Die zweite Komponente der gemeinsamen elterlichen Sorge bezieht sich auf die Aufteilung der Pflichten, Aufgaben und Verantwortlichkeiten im Zusammenhang mit der täglichen Routine bei der Kinderbetreuung und den Aufgaben im Haushalt sowie auf die laufende Verantwortung für finanzielle, rechtliche und medizinische Fragen im Zusammenhang mit dem Kind.

Die meisten Untersuchungen in diesem Bereich haben sich auf Familien mit zwei Elternteilen, Mutter und Vater, konzentriert. Mütter berichten, dass die Frage der Hausarbeit der wichtigste Auslöser für Konflikte in der Zeit nach der Geburt ist. Die Wahrnehmung der Mütter in diesem Bereich scheint von entscheidender Bedeutung zu sein, wahrscheinlich weil Mütter im Allgemeinen die meisten Aufgaben im Haushalt übernehmen und die letztendliche Verantwortung für fast alle kinderbezogenen Fragen tragen.

Die Wahrnehmung der Mütter, dass die Beiträge der Väter fair sind, steht in Zusammenhang mit einer höheren Ehequalität während des Übergangs zur Elternschaft, während die Wahrnehmung von Ungerechtigkeit mit einer geringeren Ehequalität verbunden ist. Die Wahrnehmung der Arbeitsteilung bei der Kindererziehung durch Mütter oder Väter ist jedoch für sich genommen nicht aussagekräftig für die Anpassung der Eltern oder des Paares. In diesem Bereich geht es um die Zufriedenheit: Sind die Eltern sowohl mit dem Prozess des Aushandelns von Verantwortlichkeiten als auch mit der daraus resultierenden Aufteilung zufrieden?

Die Zufriedenheit ergibt sich daraus, inwieweit die Arbeitsteilung mit den Erwartungen und Überzeugungen der Eltern in Bezug auf ihren Beitrag zur Kindererziehung übereinstimmt. Die Diskrepanz zwischen den Erwartungen beider Elternteile und der Wahrnehmung der Verantwortung für die Kinderbetreuung steht in signifikantem Zusammenhang mit Depressionen und der Anpassung der Ehe beider. Wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden, kann ein Gefühl der Ungerechtigkeit und des Grolls entstehen, was zu erhöhtem elterlichen Stress führt, der eine warme, einfühlsame Interaktion mit dem Kind beeinträchtigen kann.

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Dürfen sich Väter mehr Zeit für Familie nehmen?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 18. Juli 2023

Vor einem Monat hat die Veröffentlichung von Umfrageergebnissen der Organisation ‚Plan International‘ großen Wirbel verursacht. Begriffe wie ‚Retraditionalisierung‘ und ‚Rollback in Sachen Geschlechtergerechtigkeit‘ waren noch die harmlosesten, die mit den Antworten der befragten Männer im Alter von 18 bis 35 Jahren in Verbindung gebracht wurden.

Bei den Vorstellungen zur Aufgabenteilung in der Familie sehen 52 Prozent der jungen Männer ihre Rolle darin, im Beruf genug Geld zu verdienen, die Zuständigkeit für die Carearbeit weisen sie ihrer Partnerin zu.
In seiner Stellungnahme hat der Vorstand der LAG Väterarbeit die Frage gestellt, ob diese Rollenerwartung wirklich aus der Welt ist. Das Gerangel um die Familienstartzeit, die als Vaterschaftsfreistellung im Koalitionsvertrag verankert ist, Kürzungen im Bereich des Elterngeldes und ausbleibende Reformen im Familienrecht wecken Zweifel am politischen Willen.

„Wir müssen wieder mehr arbeiten“ wird Michael Hüther, Direktor des arbeitgeberfinanzierten Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), im Spiegel zitiert. Er will dem Fachkräftemangel mit längeren Arbeitszeiten entgegenwirken. Es brauche eine Ausweitung der individuellen Arbeitszeit im Jahr, „nicht den unrealistischen Traum der Viertagewoche“. Bereits im Jahr 2023 würden 4,2 Milliarden Arbeitsstunden fehlen.

An anderer Stelle haben sein und andere Wirtschaftsinstitute vorgerechnet, dass eine Erhöhung der wöchentlichen Arbeitszeit von Müttern mit Kindern unter 18 Jahren um eine Stunde einen jährlichen Zugewinn von mehr als 100 Millionen Stunden bewirken würde.

Eine aktuelle Veröffentlichung zeigt auf, wie es um die Nutzung dieser ‚Stellschraube‘ für die Volkswirtschaft und die Möglichkeiten für Väter zur Reduzierung ihrer Erwerbsarbeitszeit im Sinne einer geschlechtergerechten Aufteilung von Care- und Erwerbsarbeit bestellt ist.

Die Erwerbsbeteiligung von Müttern in Deutschland ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten zwar angestiegen. 2022 gingen 73 Prozent aller Mütter mit minderjährigen Kindern in Westdeutschland und 75 Prozent aller Mütter in Ostdeutschland einer bezahlten Tätigkeit nach, die meisten von ihnen jedoch in Teilzeit. Bei der Einstellung zur Müttererwerbstätigkeit zeigen sich nach wie vor erhebliche Unterschiede, wie die neue Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) belegt. Demnach ist die Einstellung gegenüber einer Erwerbstätigkeit von Müttern stark vom Alter des jüngsten Kindes und der Herkunft der Eltern abhängig.

Darüber hinaus wurden auch die Einstellungen zur Erwerbstätigkeit von Vätern erfasst. Die Mehrheit der befragten Männer und Frauen spricht sich hier für eine Vollzeiterwerbstätigkeit aus. Ist das jüngste Kind in der fiktiven Konstellation zwei Jahre alt, findet eine Teilzeiterwerbstätigkeit von Vätern zwar durchaus noch Zustimmung – ab einem Alter von vier Jahren aber nicht mehr. Frauen befürworten zudem eher als die Männer selbst eine Teilzeitbeschäftigung von Vätern.

Diese Erwartungen erfüllen Väter vollumfänglich. Väter von kleinen Kindern mit einer Vollzeitstelle arbeiten durchschnittlich 44 Stunden pro Woche. Und die Ausgangsfrage lässt sich momentan leider nur mit ‚NEIN‘ beantworten.

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Hürden in der Welt der Erwerbstätigkeit für Väter und Mütter

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 8. Juni 2023

Väter wollen mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen und Frauen finden Karriere besser als Kinder

„Wenn wir über Frauen nachdenken, kommen wir immer mehr von einem ‚Und‘ zu einem ‚Oder‘. Die Wahl: Familie oder Erwerbstätigkeit.“ So Jutta Allmendinger

Frauen in Deutschland ist es nicht mehr so wichtig, Kinder zu bekommen. Das ist nachvollziehbar und legitim – zeichnet sich bei näherer Betrachtung jedoch als unfreiwillige und dramatische Entwicklung ab. Beim ZEIT für Arbeit-Event am 23. Mai in Berlin haben Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschafts­zentrums Berlin für Sozial­forschung (WZB), und Lena Hipp, Leiterin der Forschungs­gruppe „Arbeit und Fürsorge“ am WZB, die Ergebnisse der vierten Vermächtnisstudie vorgestellt.

Fragen zur Einschätzung von Vätern in Deutschland wurde 2023 erstmals erhoben. Bei den Antworten fällt auf, dass Väter Kritik an sich selbst äußern: Väter sollten in Zukunft mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen, als sie es heute tun. Wer mehr arbeitet (Vollzeit im Vergleich zu Teilzeit oder nicht arbeitstätig), stimmt der Aussage, dass er genügend Zeit mit der Familie verbringt, weniger zu. Die befragten Väter reflektieren also, dass mehr Arbeit weniger Zeit für die Familie bedeutet.

Sie wünschen sich für die Zukunft mehr Zeit in der Familie und gehen auch davon aus, dass Väter in Deutschland mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen werden, als sie es heute tun.

Hürden für Väter

Woran liegt es, dass Männer in Deutschland nicht genügend Zeit mit ihren Kindern verbringen? Auch dazu wurden die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer befragt. Auf einer Skala von 1 bis 7 sollten sie angeben, welche Gründe ihrer Meinung nach Väter davon abhalten, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Nachstehend werden die gewichteten Antworten von rund 2.160 Frauen und 2.040 Männern auf diese Frage abgebildet.

Das Haupthindernis sind finanzielle Gründe. Das sehen sowohl Männer als auch Frauen so. An zweiter Stelle werden Hürden in der Arbeitswelt genannt: Rund zwei Drittel der Männer in Deutschland und ein knappes Viertel der Frauen stimmen der Aussage, dass der „Druck vom Arbeitgeber“ Männer davon abhielte „mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen“ zu bzw. sehr zu. Interessant ist, dass weniger als die Hälfte der Männer und Frauen den Druck seitens der Kollegen als Hindernis ausmachen. 45 Prozent der Männer und 31 Prozent der Frauen sagen, dass das nicht bzw. überhaupt nicht zutrifft. Fehlender Mut der Väter scheint jedoch ein gewichtigeres Hindernis zu sein. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung im Alter von 23 bis 65 Jahren sieht den mangelnden Mut als Ursache, warum Väter in Deutschland nicht genügend Zeit mit ihren Kindern verbringen.

Von den etwas mehr als 1.500 Befragten, die auf die Frage, ob es „aus Ihrer Sicht noch andere Gründe … [gibt], warum nicht alle Väter in Deutschland so viel Zeit mit ihren Kindern verbringen, wie sie gerne möchten“ geantwortet haben, wissen wir außerdem: Vorherrschende Rollenbilder, Egoismus und Desinteresse der Väter werden noch als weitere wichtige Hindernisse wahrgenommen. Auch Karriere und die Wünsche und das Verhalten von Müttern wurden von mehr als 10 Prozent der Befragten als Hindernis angegeben

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Väter_Forscherinnen ehren

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 16. März 2023

Am 8. März 2006 wurde der Preis ‚Spitzenvater des Jahres zum ersten Mal verliehen. Die Verleihung stieß auf heftige Kritik, warum bekommen Väter einen Preis für etwas, was eigentlich selbstverständlich ist und von Müttern täglich geleistet wird. Der Begriff des #MentalLoad war damals noch nicht so gebräuchlich.

Das die Motive der Initiatorin des Preises, Frau Ulrike Detmers, aber 17 Jahre später immer noch aktuell sind, macht die Aktion des @Fatherhood Institute aus London deutlich. Es würdigte am Weltfrauentag die Arbeit von sechs Väterforscherinnen und veröffentlichte ihre Antworten auf die Frage „: Warum ist es für Sie, für Frauen und für die Gesellschaft wichtig, Männer als engagierte Väter und Betreuer zu unterstützen?“.

Auch ich teile die Vision von einer Gesellschaft, in der alle Kinder eine starke und positive Beziehung zu ihrem Vater haben, in der sowohl Mütter als auch Väter als Erwerbstätige und Betreuungspersonen unterstützt werden und in der Jungen und Mädchen auf ihre künftige gemeinsame Rolle bei der Betreuung von Kindern vorbereitet werden.

Die Beteiligung der Väter bringt nicht nur ihren Kindern viele Vorteile. Auch für die Mütter ist sie von Bedeutung, denn sie trägt dazu bei, ihre Mutterschaft und ihre Beziehung zu ihrem Baby zu gestalten, und ermöglicht eine gleichberechtigtere Aufteilung von Betreuung und Hausarbeit.

Aus diesem Grund ist meine Unterstützung engagierter Vaterschaft ein Schlüssel zu einer geschlechtergerechten Welt – einer Welt frei von Vorurteilen, Stereotypen und Diskriminierung.

Gewürdigt wurden Dr. Helen Norman, Dr. Jasmine Kelland, Jane van Zyl, Professorin Tina Miller, Nikki van der Gaag und Dr. Anna Machin, deren Buch „The Life of Dad: The Making of the Modern Father“ auch in Deutschland unter dem Titel „Papa werden, Die Entstehung des modernen Vaters“ erschienen ist. Ihr Antwort lautet:

„Wir wissen, dass Männer biologisch genauso für die Elternschaft prädestiniert sind wie Frauen, dass sie genauso starke Bindungen aufbauen wie Mütter, sich aber in einzigartiger und wichtiger Weise von ihnen unterscheiden, und dass sie eine einzigartige und eigenständige Rolle in der Entwicklung ihres Kindes spielen.  Als Gesellschaft müssen wir die Väter als die große ungenutzte Taskforce für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen anerkennen: Ihre besondere Rolle beim Aufbau von Resilienz kann das Risiko von Einsamkeit, geringem Selbstwertgefühl und Depressionen bei unseren Kindern verringern.“

Der Preis „Spitzenvater des Jahres“ ist übrigens eingestellt worden. In der Stellungnahme von Frau Detmers heißt es dazu: „Auch wegen der stark angestiegenen Energiekosten und erhöhten Rohstoffpreise mussten wir leider als Familienunternehmen kurzfristig diverse Sparmaßnahmen ergreifen. Das hat unter anderem dazu geführt, dass der Gleichstellungspreis Spitzenvater des Jahres ab sofort eingestellt werden musste.“

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