1. Ergänzen Sie bitte den Satz ‚Vater werden ist …‘
…nicht schwer. Vater sein dagegen sehr. Entschuldigt bitte
die (wahre) Floskel zu Beginn. Versuche mich mit solchen Allgemeinplätzen auf
der Lesung zurückzuhalten!
2. Welche Eigenschaften fallen ihnen beim Wort ‚Vater‘ ein?
Kümmernd. Verantwortungsvoll. Zerrissen.
3. Was sollte Mann beim Vater werden unbedingt beachten?
Mann sollte diese neue Lebensaufgabe – denn nicht anderes
ist Vatersein, ganz unpathetisch – und dadurch die eigenen Kinder und deren
Mutter ernstnehmen und die eigenen Bedürfnisse zwar nicht vergessen, aber nicht
an erste Stelle setzen.
4. Was würde Ihrer Meinung nach Vätern in Zukunft das Vater
sein erleichtern?
Väter brauchen mehr gesellschaftliche und wirtschaftliche
Akzeptanz, so selbstverständlich und mit allem was dazugehört Vater sein zu
dürfen (und zu sollen), wie Mütter Mütter sein dürfen (und sollen). Gut, mehr
Elterngeld oder gleich ein bedingungsloses Grundeinkommen würden auch nicht
schaden!
5. An welches Erlebnis mit Ihrem Vater erinnern Sie sich am
liebsten?
Als ich als 16-Jähriger mit ihm und seiner Partnerin an der holländischen Nordsee Urlaub machte, durfte ich für ihn seine Zigaretten drehen (nicht rauchen!). Und in der lokalen Rock-Taverne, in der ich andere Teenager kennenlernte, kam er mit zwei Freunden dazu und ich habe mich für den Alten geschämt – da war er 33 ;-). Zugegeben: Klingt jetzt nicht nach Lieblingserinnerung oder Bilderbuchmoment. Aber allzu viele Erinnerungen an Erlebnisse mit ihm allein habe ich nicht. Vermutlich, weil immer auch Verwandtschaft mit dabei war, und ich ihn nur an Wochenenden und in den Ferien sah.
Um herauszufinden, wie Kinder mit getrennten Eltern gut
aufwachsen können hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und
Jugend im Jahr 2015 die Studie „Kindeswohl und Umgangsrecht“ in Auftrag gegeben.
Zu einer
Veröffentlichung der Studienergebnisse kam es bislang nicht. Auf Nachfrage
teilte die Bundesregierung im Dezember 2020 mit, dass die abschließenden
Arbeiten an der Studie noch immer ausgeführt würden. Nach dem Tod des Studienleiters Herrn Prof. Dr.
Petermann sei die Forschungsdirektorin des Deutschen Jugendinstituts, Frau
Prof. Dr. Walper, zur Auswertung und Finalisierung der Studie hinzugezogen
worden. Auch die mit der Corona-Pandemie verbundenen Einschränkungen hätten zu
weiteren Verzögerungen geführt, sodass eine Veröffentlichung erst im Jahr 2021
möglich sei.
Aus dem
Jahresbericht 2019 der mit der Studie beauftragten Forschungsgruppe Petra geht
hervor, dass entgegen den Erwartungen weiterhin an der Studie „Kindeswohl und
Umgangsrecht“ gearbeitet werden musste, weil es „Modifikationswünsche“ des
Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend umzusetzen galt.
Zudem wurde bekannt, dass das Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend im Verlauf der Studie Vorgaben änderte, obwohl das
Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz in einer Stellungnahme
eine Verfahrensänderung als nicht erforderlich erachtete. Damit ein Kind an der
Studie teilnehmen durfte, mussten fortan beide Eltern der Befragung des Kindes
zustimmen. Zu Beginn der Studie reichte noch die Zustimmung eines Elternteils
aus.
Auch wurde die Studie anfangs von einem wissenschaftlichen
Beirat begleitet, der insgesamt viermal getagt haben soll. Die letzte
Beiratssitzung fand bereits im April 2017 und somit vor Abschluss der Studie statt.
Mitgliedern des Beirates zufolge wurden bereits am 30. April 2019 dem
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend eine „weit
entwickelte Fassung der Studie“ übergeben. Die Frage, was abgegeben wurde,
beschäftigte auch das Verwaltungsgericht Berlin. Laut den Rechtsanwälten der
Auftraggeberin entsprechen die vorgelegten Unterlagen noch keinen
wissenschaftlichen und fachlichen Standards.
Zuletzt wurde bekannt, dass der Bundesbeauftragte für den
Datenschutz und die Informationsfreiheit die weitere Auswertung der Studie
aufgrund von erheblichen datenschutzrechtlichen Bedenken untersagt hat. In dem
entsprechenden Bescheid vom Februar 2021 werden die Einwilligungen der
Studienteilnehmer bemängelt. Bereits im Frühjahr 2017 soll der
Bundesbeauftragte gegenüber dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend erstmals entsprechende Bedenken ge-äußert haben. Laut
Bundesministerium stünden die Behörden seither im Austausch, um offene Fragen
und Beanstandungen zur Studie zu klären. Das Bundesministerium prüft derzeit
die Kritik und ob die Untersagungsverfügung einer verwaltungsgerichtlichen
Überprüfung unterzogen werden soll.
Das ist ein kurzer Abriss der ‚offiziellen Lesart‘ des
Schicksals der „Petra Studie“, soweit es aus Anfragen der Parteien im Bundestag
nachzuvollziehen ist. Auf der Internetseite www.fragdenstaat.de
ist dazu zu lesen: „Die Ergebnisse liegen schon lange vor und wurden bisher
nicht veröffentlicht. Die Studie wurde mit Steuergeldern finanziert und die
Öffentlichkeit hat ein Recht auf die Ergebnisse. Der Hinweis des Ministeriums
auf „laufende Gerichtsverfahren“ erschien damals schon vorgeschoben und
lässt sich nach weiteren Monaten des Abwartens nicht mehr aufrecht erhalten.“
In einem Spiegel Beitrag vom 11. Februar 2022 wird über die
Entscheidung des Berliner Verwaltungsgerichts vom August 2021 berichtet: „Familienministerium
muss Studie zu Trennungskindern herausgeben“
„Die Studie entspricht absolut den wissenschaftlichen
Gütekriterien, das bestätigen uns auch unabhängige Fachleute. Wir haben die
Vorgaben des Ministeriums, wie besprochen, umgesetzt“, wird Stefan Rücker, Leiter
der Forschungsgruppe Petra dort zitiert.
Gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin legte das
Familienministerium Berufung ein: Es ist nicht der Auffassung, dass es einen
Anspruch auf Zugang zu Entwurfsfassungen gibt. Eine Sprecherin des Ministeriums
teilte jetzt mit, die Studie solle fertiggestellt werden. Die neue
Familienministerin Anne Spiegel (Grüne) messe ihr eine „hohe Bedeutung“ zu.
Da inzwischen weitere zwei Jahre vergangen sind ist davon
auszugehen, dass den politisch Verantwortlichen im Familienministerium, und
seit der Vergabe im Jahr 2015 sind es sechs Ministerinnen: Schwesig, Barley, Giffey,
Lambrecht, Spiegel und Paus, die Ergebnisse der Studie nicht passen und die wichtigste
Zielsetzungen der „PETRA-Studie“, eine empirische Grundlage dafür zu schaffen,
Umgangsregelungen nach einer Trennung der Eltern stärker am Wohl und an den
Bedürfnissen von Kindern anzupassen und Belastungen zu vermindern, nicht zu den
prioritären Zielen gehört. Das erklärt auch, warum wichtige Reformvorhaben im
Familienrecht seit Jahren nicht in die Wege geleitet werden.
Zum Schluss eine kurze Anekdote: der Autor dieses Beitrags war in seiner Eigenschaft als Mitglied im Vorstand des Bundesforum Männer im Juni 2014 bei einem Gespräch im Familienausschuss des Bundestages. Der damalige Vorsitzende Paul Lehrieder nahm bei seiner Begrüßung das gerade erschienene Buch von Frau Sünderhauf: „Wechselmodell: Psychologie-Recht-Praxis; Abwechselnde Kinderbetreuung durch Eltern nach Trennung und Scheidung“ in die Hand und erklärte sinngemäß: Mit dem Thema werden wir uns jetzt auch befassen, aber bevor wir etwas entscheiden, wird es dazu erst einmal eine Studie geben.
Gerald Hüther sagt, „Verbundenheit ist ein Grundbedürfnis
unseres Lebens“. Warum ist das so? „Ohne die Zughörigkeit zu anderen
Menschen oder Gruppen würden wir emotional verkümmern und könnten nicht überleben“,
so seine Begründung.
Was empfinden Sie, wenn Sie an Ihre Großeltern denken? War
Ihre Oma nur eine einfache Verwandte oder eine echte Instanz („Meine Oma hat
immer gesagt!“). War Opa für Sie einfach nur ein schön klingender Name oder
war die Person dahinter schon nah dran am Superhelden („Opa wird das schon
regeln!“)?
Opa und Oma sind für viele Menschen etwas ganz Besonderes.
Genauso ist es mit den Enkelkindern für die Großeltern, denn mit Enkeln wird
deren Leben einfach lebenswerter. Und umgekehrt: Enkel lieben Großeltern! Es
scheint also, als wohne der Großeltern-Enkel-Beziehung ein besonderer Zauber
inne. Eben diesen Zauber präsentiert der Film auf sehr unterhaltsame Weise, mit
nachhaltigen Erfahrungen und wertvollen Erkenntnissen.
Der Kinder- und Jugendlichentherapeut Prof. Dr. Klaus
Fröhlich Gildhoff aus Kassel liefert den wissenschaftlichen Input zum Thema,
den er leicht verständlich und mit eigenen Großvater-Erfahrungen gespickt
präsentiert. Außerdem berichten mehrere Großeltern, Enkel sowie deren Eltern
von beglückenden Erlebnissen in dieser Konstellation, an denen die Zuschauer
teilhaben können und dann ganz sicher auch oft schmunzeln werden.
Wer selbst Oma oder Opa ist, wird in diesem Film viele schöne Glücksmomente nacherleben können, die er oder sie selbst bereits mit seinen Enkelkindern hatte. Wer bis jetzt noch keine richtige Verbindung zu seinen Enkelkindern hatte, wird mit diesem Film Anregungen und Impulse bekommen, wie das nun endlich gelingen könnte. Und wer noch keine Enkelkinder hat, wird mit diesem Film in seiner Vorfreude auf die Enkelkinder ganz sicher enorm gestärkt werden.
Hier finden Sie weitere Informationen zu dem Film und eine Bestellmöglichkeit.
Partnerschaften und Ehen scheitern, dass ist
heute nichts Ungewöhnliches. Die Verantwortung als Eltern für die gemeinsamen
Kinder endet aber nicht mit einer Trennung bzw. einer Scheidung. Und obwohl 77%
der Bevölkerung der Überzeugung ist, dass Erziehung und Betreuung von Kindern
nach einer Trennung am besten durch beide Elternteile erfolgen sollten, zieht
sich die Idee des Residenzmodells letztendlich durch alle Rechtsbereiche.
Unter dem Titel ‚Gemeinsam getrennt erziehen‘ hat der Beirat der
Bundesregierung im Oktober 2021 ein Gutachten vorgelegt. Anfang Januar hat die
Familienministerin die Kommission für den 10. Familienbericht berufen, diese
wird sich mit dem Thema „Unterstützung allein- und getrennterziehender Eltern
und ihrer Kinder – Bestandsaufnahme und Handlungsempfehlungen“
beschäftigen, die vielfältigen Lebenslagen von Familien skizzieren und
Empfehlungen für die Familienpolitik geben.
Für uns Anlass genug, in diesem Quartal auf die Lebenswirklichkeiten getrennt
erziehender Väter zu schauen und die Rahmenbedingungen zu beleuchten, die sie
und die Mütter der Kinder brauchen, damit gemeinsam getrennt erziehen gelingen
kann.
Kinder machen Väter – Väterbilder im Wandel
Das Selbstverständnis von Vätern sowie die
Zuschreibungen und Erwartungen an sie sind seit Jahrzehnten im Wandel. Väter
wollen gute Väter sein, von Anfang an für ihre Kinder da sein, ihre Entwicklung
aktiv begleiten, es besser machen als ihre eigenen, vielfach abwesenden Väter. Im
Alltag fällt es ihnen, auch aufgrund von unpassenden Rahmenbedingungen, schwer,
diese Vorstellungen zu leben.
Martin Moog, Fotograf aus Frankfurt, der seit knapp 20 Jahren als ‚Tagesvater‘
arbeitet, hat Väter mit ihren Kindern und Männer, die in verschiedenen
Situationen für Kinder Verantwortung übernommen haben, porträtiert. Seine
Fotografien zeichnen ein Bild davon, wie ‚engagierte Vaterschaft‘ aussehen kann
und welche Zufriedenheit Männer und Kinder in dieser Zweisamkeit ausstrahlen.
Konfrontiert und ergänzt werden die Fotografien mit Wünschen von Vätern sowie
Zahlen und Fakten zu den vielfältigen Lebenswirklichkeiten von Vätern in NRW. Ausstellungseröffnung ist am Dienstag, 16. Mai, um 19 Uhr, in der
Zentralbibliothek Düsseldorf, im KAP 1 mit Tillmann Prüfer, Autor des Buchs
‚Vatersein – Warum wir mehr denn je neue Väter brauchen‘ und der Zeit Kolumne
‚Prüfers Töchter‘. Er wird im Gespräch mit dem Vorsitzenden der LAG-Väterarbeit
darlegen, warum Feminismus eine große Chance für Väter ist, auch ihr Schweigen
zu brechen und aus dem aktuellen Buch lesen.
Die
LAG Väterarbeit unterstützt Sie
…
wenn Sie als Team, Verantwortliche in einer Einrichtung,
Gleichstellungsbeauftragte oder Personalverantwortliche Fragen zu Vätern in
bestimmten Lebenslagen oder auch im Allgemeinen haben, dann finden wir gerne
mit Ihnen gemeinsam in einem Strategiegespräch passgenaue Antworten bzw.
Lösungen.
Die Geschäftsstelle der LAG-Väterarbeit bietet auch Vorträge und Fortbildungen
an, die Beschäftigten verschiedener Einrichtungen oder auch einzelnen Teams die
Möglichkeit gibt, sich intensiv mit einem ‚Väterthema‘ auseinanderzusetzen und
ihre Arbeit mit und die Angebote für Väter weiterzuentwickeln. Melden Sie sich
einfach per Mail bei uns.
In
meinem Enkelkind kann ich mein eigenes Kind wieder erkennen
Lautete eine These von
Jürgen Haas, Referent beim Institut Kirche und Gesellschaft in Villigst, der
beim Werkstattgespräch der LAG Väterarbeit am 16. März Gedanken zur Rolle von
Großvätern referierte.
Einen kurzen Bericht über die Veranstaltung und einen Link zu der
Videoaufzeichnung des Vortrags finden Sie hier.
Junge
Väter in prekären Lebenslagen ansprechen und erreichen
Am 9. Mai 2023 findet im Rahmen des von der Aktion Mensch geförderten Verbundprojekts ‚jugendliche Väter im Blick‘ in Osnabrück eine Fachtagung statt. Impulsgeberinnen sind Prof*in Anna Tarrant von der Universität in Lincoln/ GB die über ihre Erfahrungen in den Projekten Following Young Fathers & Following Young Fathers Further berichtet und Dr*in Kim Bräuer von der TH in Braunschweig, die aktuelle Ergebnisse ihrer Forschung zu Vätern in Deutschland präsentiert. Im Praxisteil der Tagung geht es um die Ansprache und Erreichbarkeit der jungen Väter (nicht nur) im Rahmen der Frühen Hilfen. Hier finden Sie das Programm und eine Anmeldemöglichkeit zu der Fachtagung.
Möglichkeiten der Wahrnehmung väterlicher Verantwortung nachTrennung und Scheidung
Bei
diesem Online-Werkstattgespräch wird Marc Schulte vom Papaladen in Berlin über
die Erfahrungen mit dem von ihm und Eberhard Schäfer entwickelten Ratgebers
‚Stark und verantwortlich – für Väter nach Trennungen‘ und dem damit
verbundenen Gruppenprogramm berichten.
Außerdem geht es um die Ergebnisse der Fachveranstaltung zum Thema ‚Gemeinsam
Getrennt Erziehen‘, am 2. September 2022, bei der Marc Serafin, Leiter des
Jugendamts in Sankt Augustin einen Impuls zum Thema ‚Familienleben und
Rollenleitbilder vor und nach elterlichen Trennungen‘ gehalten hat und bei der
in vier Workshops zu Angeboten für Väter und Familien in Trennungssituationen
gearbeitet wurde. Hier können Sie sich zu dem Werkstattgespräch anmelden:
Nach
den Sommerferien werden wir uns nach dem VäterSummit am 26. August in Essen insbesondere
damit beschäftigen, wie Väter ermutigt werden können, ihr Vatersein so zu
leben, wie sie es sich vorstellen und wünschen. Im Mittelpunkt werden die von
den Vätern entwickelten Gedanken und Ideen stehen.
Termine
16.
Mai, 19 Uhr, Ausstellungseröffnung ‚Väterbilder‘ mit Tillmann Prüfer im KAP 1
in Düsseldorf
17. Mai, 15:30 bis 17 Uhr, Online-Werkstattgespräch ‚ Möglichkeiten der Wahrnehmung väterlicher
Verantwortung nach Trennung und Scheidung ‘ mit Marc Schulte
23. Mai, 15:30 bis 17 Uhr, Online Member Meeting der LAG-Väterarbeit
12. Juni, 19 Uhr, Finissage mit Lesung von Fabian Soethof, Autor von ‚Väter
können das auch!‘, KAP 1
26. August 2023, VäterSummit in Essen mit einer Keynote von Teresa Bücker
Eigentlich wollte die ‚neue‘
Vätergeneration schon vor der Einführung von Elterngeld und Vätermonaten so
richtig am Start sein. Und vielen jungen Vätern ist es auch tatsächlich
wichtig, nicht nur am Wochenende Papa-Zeit zu haben.
Doch Rollenmuster sind hartnäckiger als gedacht. Liegt es auch an den Müttern, die nicht loslassen wollen und sich einen Familienernährer wünschen? ‚Die Ratgeber‘ fragen nach, unter anderen bei Nick und Leon von den ‚Bromance Daddys‘ und Martin Noack, Vätercoach aus Wiesbaden.
Interview mit Michaela Kreyenfeld erlätert Frau Prof*in Kreyenfeld unter anderem, welche Rahmenbedingungen ‚gemeinsam getrennt erziehen‘ ermöglicht.
Frau Kreyenfeld, Sie haben an dem Gutachten des Beirats
für Familienfragen der Bundesregierung zum Thema ‚gemeinsam getrennt erziehen
mitgearbeitet. Welche Bedeutung hat das Thema heute schon und wie schätzen sie
die zukünftige Entwicklung ein?
In vielen anderen europäischen Ländern, vor allem in den
Niederlanden, Belgien oder Schweden, ist die geteilte Betreuung nach Trennung
und Scheidung viel verbreiteter als in Deutschland. Wir können aber auch
für Deutschland davon ausgehen, dass geteilte Betreuung in Zukunft an Bedeutung
gewinnen wird. Auch nach Trennung und Scheidung wollen Väter zunehmend im
Leben ihrer Kinder präsent bleiben. Diese sich ändernden Lebensrealitäten
müssen auch im Recht besser abgebildet warden.
Was ist aus der Sicht der Kinder nach dem Scheitern einer
Paarbeziehung am wichtigsten?
Für Kinder ist es vor allem belastend, wenn sie in die
Streitigkeiten ihrer Eltern hineingezogen werden und das Gefühl vermittelt
bekommen, dass sie Partei einnehmen müssen. Eltern müssen in die Lage
versetzt werden — bei allen Streitigkeiten untereinander — das Wohl ihrer
Kinder im Blick zu behalten. Dazu gehört auch, dass Eltern verstehen,
dass zum Wohl des Kindes in der Regel auch gehört, dass beide Eltern im Leben
ihrer Kinder präsent bleiben.
An welchen Stellschrauben muss Familienpolitik
kurzfristig drehen, um die Situationen von getrennt lebenden und erziehenden
Eltern zu verbessern?
Im Gutachten „Gemeinsam Getrennt Erziehen“ haben wir
konkrete Handlungsempfehlungen herausgearbeitet. Die
Familienberatung zu reformieren und Mediationsangebote zu etablieren, das sind
sicherlich naheliegende Stellschrauben. Was die rechtlichen
Rahmenbedingungen betrifft, ist noch sehr viel zu tun. Letztendlich zieht sich
die Idee des Residenzmodells durch alle Rechtsbereiche. Es fängt beim
Melderecht an. Eine Person kann nur einen Hauptwohnsitz in Deutschland haben;
demnach kann das Kind entweder nur beim Vater oder der Mutter gemeldet sein.
Kindergeld kann ebenfalls nicht gesplittet werden. Es geht nur auf das Konto
des Vaters oder der Mutter. Wir haben im Gutachten konkrete Vorschläge zur
Reform des Kindesunterhalts erarbeitet und haben uns hier für ein
„Stufenmodell“ ausgesprochen, das neben dem Residenzmodell die paritätische und
asymmetrische Betreuung im Recht etablieren würde.
Familienministerin Paus hat Sie und sechs weitere
Kolleg*innen Anfang Januar in die Sachverständigenkommission zum 10.
Familienbericht berufen. Die Kommission soll unter anderem Empfehlungen
formulieren, um im Interesse von Trennungsfamilien bestehende politische
Instrumente weiterzuentwickeln sowie neue zu entwickeln. Wo sehen sie dabei
aufgrund Ihrer bisherigen Arbeit Ansatzpunkte im Interesse von Trennungsvätern?
Thema des Familienberichts sind Alleinerziehende und
getrennt erziehende Eltern. Damit sind Trennungsväter automatisch auch im
Blick. Ein stärkeres väterliches Engagement kommt nicht nur Vätern und Kindern
zugute. Es muss in der Debatte auch klarer werden, dass Mütter auch davon
profitieren können, wenn sie Betreuung und Erziehung mit dem Ex-Partner teilen
können. Allerdings können wir die Augen auch nicht vor den gegebenen Realitäten
verschließen. Die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen sind
enorm in Deutschland. Nach wie vor sind es eher Mütter als Väter, die
nach der Geburt des Kindes aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden und zugunsten der
Familienarbeit im Beruf zurückstecken. In einigen Partnerschaften führt
erst die Scheidung und Trennung von der Partnerin dazu, dass Väter sich ihrer
Väterrolle bewusst werden und Betreuungs- und Erziehungsverantwortung
wahrnehmen und auch einfordern. Das ist auch gut so. Aber eine Politik, die
erst bei Scheidung und Trennung ansetzt, kommt zu spät. Väterliches Engagement
in der bestehenden Partnerschaft sollte genauso selbstverständlich sein, wie
die mütterliche Erwerbsintegration. Unser Ziel ist es aktuelle Strukturen
zu hinterfragen, die es Eltern zum Teil schwierig machen, nach Trennung und
Scheidung geteilte Betreuung für ihre Kinder zu realisieren.
Michaela Kreyenfeld ist Professor of Sociology an der Hertie School. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Familiendemographie und Familiensoziologie. Bis 2016 leitete sie die Forschungsgruppe „Lebenslauf, Sozialpolitik und Familie” am Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock. Sie ist Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, des Kuratoriums des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), des wissenschaftlichen Beirats des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sowie des Beirats für Familienfragen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Sie leitet derzeit die Sachverständigenkommission des 10. Familienberichts.
Tillmann Prüfer
ist Vater von vier Töchtern und lebt mit seiner Familie in Berlin. Er
ist Autor des Buchs ‚Vatersein, Warum wir mehr denn je neue Väter
brauchen‘ und der Zeit Kolumne ‚Prüfers Töchter‘. Bei der Eröffnung
derAusstellung ‚kinder machen Väter – Väterbilder im Wandel‘ am 16. Mai,
um 19 Uhr, im KAP1 in Düsseldorf, wird im Gespräch mit dem Vorsitzenden
der LAG-Väterarbeit darlegen, warum Feminismus eine große Chance für
Väter ist, auch ihr Schweigen zu brechen und aus dem aktuellen Buch
lesen.
Ergänzen Sie bitte den Satz ‚Vater werden ist …‘
das Größte, was man im Leben erleben kann, besser wird es dann nicht mehr.
Welche Eigenschaften fallen ihnen beim Wort ‚Vater‘ ein?
Ein Vater soll der sein, der seinen Kindern Zuversicht vorlebt, der
zeigt, dass das Leben mit allem was es bietet, bewältigbar und
spannend ist. Er soll trösten können und nahbar sein – und er soll
vermitteln das dort immer jemand ist, auf den man sich verlassen kann.
Kurz: Er soll da sein (all das kann eine Mutter übrigens genauso gut).
Was sollte Mann beim Vater werden unbedingt beachten?
Man soll sich gut darauf vorbereiten, genau wie man sich auf alle
andere wichtige im Leben vorbereitet. Am besten zusammen mit der
Partnerin.
Was würde Ihrer Meinung nach Vätern in Zukunft das Vater sein erleichtern?
Wenn Sie von der Idee befreit werden, dass ein guter Familienvater auch immer ein Vollzeit-Familienernährer sein muss.
An welches Erlebnis mit Ihrem Vater erinnern Sie sich am liebsten?
Als er mir sehr überzeugend davon berichtet hat, dass er als Pirat in der Karibik gearbeitet hatte, bevor er wegen des Kinder seinen Job gewechselt hatte.
… und liegt der Redaktion des ARD Hauptstadtstudios ‚exklusiv‘ vor. Das meldet der Sender gestern Nachmittag und titelt mit der Überschrift „Gesetzentwurf Sonderurlaub nach Geburt des Kindes“ Bundesfamilienministerin Lisa Paus wolle mit dem „Familienstartzeitgesetz“ eine gerechtere Verteilung der Kinderbetreuung und Hausarbeit stärken. Der Partner oder die Partnerin der entbindenden Person soll künftig zwei Wochen nach der Geburt bezahlt freigestellt werden. Finanziert werden soll die Freistellung durch eine Umlage analog zur Mutterschaftsfreistellung sechs Wochen vor und acht nach der Geburt. Über die Höhe der Lohnersatzleistung wird in dem Beitrag nichts gesagt.
Bereits im Dezember 2021 habe ich in einem Interview
Stellung zu den ‚kritischen‘ Punkten dieses Vorhabens, dass nach EU Recht auch
in Deutschland schon längst gängige Praxis sein müsste, Stellung bezogen.
Wo könnte es Herausforderungen oder Stolpersteine bei der
Umsetzung geben?
… Eine Herausforderung ist sicherlich die Finanzierung. Wenn
diese jedoch analog zum Mutterschaftsgeld organisiert, also in einem
Umlageverfahren durch alle Arbeitgebenden finanziert wird, sehe ich an dieser
Stelle keine großen finanziellen Belastungen auf die durch Corona strapazierte
Staatskasse und einzelne Arbeitgebende zukommen.
Zufriedene Väter sind ein Gewinn für jeden Betrieb und die Kompetenzen, die sie
durch ihr Engagement in Familie erwerben, gleichen die Kosten für die Umlage
sehr schnell wieder aus.
Sind zwei Wochen bezahlter Urlaub für das zweite
Elternteil genug, um eine Bindung zum Neugeborenen aufzubauen?
Die zwei Wochen bezahlte Freistellung sind meines Erachtens
kein ‚Urlaub‘ im landläufigen Sinn. Sie ermöglichen einen niedrigschwelligen
Einstieg ins Vatersein, nach der Geburt hat jeder neuer Vater die Möglichkeit,
seine Partnerin in der Zeit des Wochenbetts zu unterstützen und eine Beziehung
zu seinem Kind aufzubauen. Für eine sichere Bindung sind zwei Wochen eine zu
kurze Zeit, aber es geht um einen guten Einstieg und die gesellschaftliche
Zuschreibung ‚Mann du kannst ein guter Vater sein und du bist bedeutsam für die
Entwicklung deines Kindes‘.
Wie viele Elterngeldmonate für Paare würden Sie sich
wünschen? Wie viel bezahlte Freistellung beider Elternteile ist Ihrer Meinung
nach nötig?
Bislang gibt es ja 14 Elterngeldmonate, die nach dem Muster
12 plus 2 konstruiert sind und durch Regelungen wie ‚Elterngeld-Plus Monate‘
und dem ‚Partnerschaftsbonus‘ auf bis zu 28 bezahlte Monate Elternzeit ausgedehnt
werden können. Die Regelungen sind kompliziert, auch wenn in der Corona Zeit
schon einiges vereinfacht worden ist.
Ich würde mir wünschen, dass es für Väter und Mütter jeweils
8 reservierte Elterngeldmonate gibt und dass es weitere 8 bezahlte Monate gibt,
die flexibel bis zum Schuleintritt des Kindes eingesetzt werden können. Damit
würde ein klares Signal dafür gesetzt, dass Väter und Mütter gleichermaßen für
ihre Kinder verantwortlich sind und die damit verbundenen Aufgaben und Arbeiten
von Anfang an partnerschaftlich aufgeteilt werden können.
Die weiteren acht Monate bieten den Eltern dann die
Möglichkeit sich nach Bedarf und flexibel Zeit für die Kinder zu nehmen, wenn
sie gebraucht wird. Neben dem Geld spielt die Zeit, die Väter und Mütter
einsetzen können eine große Rolle.
Dazu kommt noch die Infrastruktur, also zum Beispiel die qualitativ
hochwertigen Kinderbetreuungsangebote, die in ausreichender Zahl und mit
passenden Öffnungszeiten wohnungsnah zur Verfügung stehen.
Gibt es etwas anders, was Sie sich hinsichtlich der
Elternzeit-/Elterngeldregelung wünschen würden?
Ja, ich wünsche mir, dass das Engagement von Vätern für ihre
Familie und insbesondere für ihre Beteiligung an der Erziehung ihrer Kinder
nicht als ‚Ergänzung‘ oder ‚Unterstützung‘ der Leistungen der Mütter betrachtet
werden sondern als genauso notwendig wie selbstverständlich. Und zwar von
Anfang an und nicht nach dem Motto ‚krabbeln lerne ich bei Mama, laufen dann
bei Papa‘.
Damit das Wirklichkeit werden kann, braucht es, quasi als notwendige
Bedingung, gute gesetzliche Regelungen zu Elterngeld und Elternzeit, aber auch
passende strukturelle Rahmenbedingungen wie Arbeitszeitregelungen und
Kinderbetreuungsangebote.
Damit es hinreicht, sind aber auch Haltungen erforderlich,
die Vätern von Anfang an, also schon lange vor der Geburt, Kompetenzen
zuschreiben und ihnen von Geburt an Möglichkeiten geben, diese zu erwerben und
weiterzuentwickeln.
In diesem komplexen Gebilde sind die zwei Wochen Vaterschaftsfreistellung ein ganz wichtiger Baustein.
Die steigende Lebenserwartung führt zu dem Phänomen, dass
Großeltern eine sehr lange Zeitspanne zusammen mit ihren Enkelkindern
verbringen können. Diese Entwicklung wirft die Frage auf, ob und wie Familien
diese Möglichkeit, der von den verschiedenen Generationen gemeinsam verbrachten
Zeit nutzen.
Großväter und Großmütter gestalten heute diese
generationenübergreifen- den Beziehungen gezielt und aktiv. Dabei sind die
Großeltern-Enkelkind-Beziehungen meist von Wärme und Nachsicht geprägt. Diese
intensiven gegenseitigen Kontakte entstehen, obwohl die verschiedenen
Generationen heute meist getrennt voneinander wohnen.
Während man im Bereich der internationalen Forschung viel
Literatur zur Großeltern-Enkelkind-Beziehung finden kann, ist dieses Thema in
Deutschland bisher wenig untersucht worden. Studien aus Deutschland beschränken
sich häufig auf den Aspekt der Enkelkinderbetreuung und haben nicht so sehr die
Beziehung an sich im Fokus.
Familiale Beziehungen haben sich von Zweckgemeinschaften hin
zu einer emotionalen Beziehung, welche von Liebe, Zuneigung und Kontakt auf
Augenhöhe geprägt ist, entwickelt. Dieser Prozess betrifft auch die
Generationenbeziehungen. Gleichwohl spielen wechselseitige Unterstützungsleistungen
zwischen den Generationen eine wichtige Rolle, auch wenn die Generationen nur
noch selten im gemeinsamen Haus(-halt) leben.
Dementsprechend hat sich in der Familienforschung immer mehr
der von Hans Bertram geprägte Begriff der „multilokalen
Mehrgenerationenfamilie“ durchgesetzt. Die internationale Forschung legt nahe,
dass sich die räumliche Distanz unweigerlich auf die intergenerationellen
Kontakte insbesondere im Alltag auswirkt. Trotz des getrennten Wohnens der
verschiedenen Generationen ist die emotionale Nähe zwischen den Generationen
sehr hoch, was auch als „Intimität auf Distanz“ bezeichnet wird.
Mit Hilfe von Sekundärdatenanalysen und Experteninterviews hat die DJI Studie „Generationenübergreifende Zeitverwendung: Großeltern, Eltern, Enkel“ die nachfolgenden Fragen beantwortet.
Wie gestaltet sich die Kontaktstruktur zwischen
Großeltern und Enkeln? Gibt es Unterschiede zwischen Großmüttern und
Großvätern? Gibt es Unterschiede zwischen Enkeln und Enkelinnen? Unterscheiden
sich die Kontakte zu Kindern von Söhnen zu denen von Töchtern
Wie ist die Qualität der
Großeltern-Enkel-Beziehung? Wie lässt sich die gemein- sam verbrachte Zeit
beschreiben? Welche Themen verbinden Großeltern und Enkel? Ergeben sich
Unterschiede aus der Perspektive der Großeltern und der der Enkel?
Was sind Einflussfaktoren auf die
Kontakthäufigkeit zwischen Großeltern und Enkel und die Qualität der Beziehung?
Welche Rolle spielen Merkmale von Großeltern und Enkel, wie Alter, Geschlecht
und Wohnort, aber auch der Gesundheitszustand der Großeltern? Wie relevant sind
sozioökonomische Faktoren, wie Bildung, Einkommen und Erwerbstätigkeit von
Großeltern und Eltern? Welche Bedeutung haben die Eltern für die
Großeltern-Enkel-Beziehung? Welche Bedeutung hat beispielsweise die Einstellung
der Eltern zu Großeltern allgemein und die Beziehung zwischen Eltern und
Großeltern?
Die Großelternrolle wird von den meisten Betroffenen als
positiv erlebt. Die große Mehrheit der Großeltern bezeichnet ihre
Großelternrolle im Jahr 2014 subjektiv als sehr wichtig (55,8 %) oder wichtig
(36,2). Im Vergleich zur Einschätzung der Wichtigkeit der Großelternschaft im
Jahr 2008 bleibt dieser Wert stabil hoch. Verschiedene Studien haben gezeigt,
dass eine positive Großelternidentität sowie emotionale Nähe zwischen
Großeltern und Enkeln mit Wohlbefinden und psychischer Gesundheit, z. B. einem
höheren Selbstwert und geringer Depressivität einhergehen.
Dieser positive Effekt gilt sowohl für die Großeltern selbst als auch für die Enkelkinder. Engagierte Großeltern können dazu beitragen, familialen Stress, elterliche Doppelbelastung oder Vernachlässigung der Kinder zu reduzieren, insbesondere bei zwei vollerwerbstätigen Elternteilen oder bei alleinerziehenden Vätern oder Müttern.
Während das Geschlecht von Großeltern und Enkelkindern bei
der Ausgestaltung des Kontaktes keine Rolle spielt, ist das Geschlecht der
Eltern von Bedeutung: Großeltern haben häufiger Kontakt zu Enkelkindern von
Töchtern. Neben dem Geschlecht der Eltern ist auch der Familienstand der Eltern
entscheidend. Zu Enkelkindern von alleinstehenden Söhnen haben Großeltern am
wenigsten Kontakt. Die Eltern spielen eine wichtige Mittlerrolle für den
generationenübergreifenden Kontakt. Wie häufig Großeltern Kontakt mit den
Eltern der Enkelkinder haben, wirkt sich selbst bei jugendlichen und jungen
erwachsenen Enkelkindern auf die Kontakthäufigkeit aus. Und auch die Qualität
der Beziehung zu den Eltern beeinflusst, wie häufig der Kontakt mit den Enkelkindern
zustande kommt.
Das Vorhandensein eines Partners wirkt sich sowohl in der
Großeltern- als auch in der Elterngeneration positiv auf die
Großeltern-Enkelkind-Beziehung aus, was darauf hindeutet, dass Beziehungen
innerhalb von Familiensystemen eine gewisse Tendenz zur Kongruenz aufweisen.
Geschlechtsunterschiede gemäß der „Kin- Keeper“ Theorie wurden zum Teil auf
Großeltern- und insbesondere auf Elternebene gefunden
Auch wenn Großmütter die Beziehung zu ihren Enkelkindern
etwas positiver einschätzen und mehr Freude in ihrer Rolle als Großeltern
empfinden, zeigen auch die Großväter ein großes Engagement im Kontakt zu den
Enkelkindern. Enkelkinder haben somit die Chance, sowohl zum Großvater als auch
zur Großmutter eine enge Beziehung aufzubauen.
Mit Blick auf das Geschlecht der Eltern lassen sich
Unterschiede feststellen. Großeltern geben häufiger an, mindestens
wöchentlichen Kontakt zu Enkelkindern von Töchtern (46 %), als zu Enkelkindern
von Söhnen (33 %) zu haben. Dies zeigt, dass insbesondere die Töchter darum
bemüht sind, den Kontakt zu ihrer eigenen Herkunftsfamilie aufrecht zu erhalten
und auch ihre Kinder in dieser Richtung prägen. Hinzu kommt, dass im Falle einer
Scheidung der Eltern die Kinder oftmals bei der Mutter aufwachsen. In ihrer
Rolle als Alleinerziehende ist die familiäre Unterstützung durch die Großeltern
besonders hilfreich.
Auch in einer anderen Studie berichten die Enkelkinder, mehr
Kontakt zu Großeltern mütterlicherseits zu haben. 52 Prozent der Enkelkinder
geben an, ihre Großmutter mütterlicherseits mindestens wöchentlich zu sehen
(siehe Abb. 14). Beim Großvater mütterlicherseits ist der Prozentsatz mit
mindestens wöchentlichem Kontakt mit 44 Prozent bereits deutlich geringer,
liegt jedoch trotzdem noch höher als die Angaben zu den Großeltern
väterlicherseits (Großmutter: 39 %; Großvater: 34 %).
Für volle Parität sind weitere gesetzliche Maßnahmen erforderlich
Wie Destatis heute berichtet, hat sich die Zahl der Männer
mit Elterngeldbezug im Vorjahresvergleich um 10.000 oder 2,1% erhöht. Dagegen
ging die Zahl der leistungsbeziehenden Frauen um 32.800 oder 2,3% zurück.
Dadurch stieg der Anteil der männlichen Bezieher an allen Elterngeldbezügen
(Väteranteil) im Jahr 2022 auf 26,1 % (2021: 25,3 %). Der
kontinuierliche Anstieg des Väteranteils hat sich damit fortgesetzt. Im Jahr
2015 hatte er noch bei 20,9 % gelegen.
Der Väteranteil gibt den Anteil der männlichen Bezieher an
allen Elterngeldbezügen an. Er würde also genau 50 % betragen, wenn bei allen
Kindern sowohl der Vater als auch die Mutter gleichermaßen Elterngeld beziehen
würde.
Die Stellschrauben, die eine Entwicklung zu dieser
partnerschaftlichen Aufteilung beschleunigen können, sind hinlänglich bekannt.
Da die Weichen unmittelbar nach der Geburt gestellt werden, ist eine voll
bezahlte ‚Vaterschaftsfreistellung‘ in Höhe von mindestens 14 Tagen, wie in der
EU Vereinbarkeitsrichtlinie vorgesehen, ein erster Schritt.
Der zweite wäre eine gleichmäßige Aufteilung der für Väter
und Mütter vorgesehenen bezahlten Elterngeldmonate, mindestens aber eine
deutliche Ausweitung auf 4 Monate, wie auch vom Bündnis Sorgearbeit fair
teilen, gefordert. Dazu muss auch noch eine Angleichung der 2007 festgelegten
Elterngeldbeträge an die Preisentwicklung sowie eine Vereinfachung der Anträge erfolgen.
606 000 Bezieherinnen und Bezieher von Elterngeld
planten im Jahr 2022 die Inanspruchnahme von Elterngeld Plus, und zwar
38,7 % der berechtigten Mütter und 16,1 % der Väter. Seit seiner
Einführung wird das Elterngeld Plus somit immer stärker nachgefragt.
2016, im ersten Jahr nach seiner Einführung, bezogen 20,1 % der Mütter und
8,2 % der Väter Elterngeld Plus. Zwar fällt das Elterngeld Plus in der
Regel monatlich niedriger aus als das sogenannte Basiselterngeld, wird dafür
aber länger gezahlt.
Der Vollständigkeit halber auch die weiteren in der
Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes veröffentlichten Zahlen: Die
durchschnittliche Dauer des geplanten Elterngeldbezugs lag bei den Frauen im
Jahr 2022 – wie schon im Vorjahr – bei 14,6 Monaten (2020: 14,5 Monate; 2019:
14,3 Monate). Die von Männern angestrebte Bezugsdauer war mit durchschnittlich
3,6 Monaten dagegen deutlich kürzer und hat sich im Vergleich zu den
vergangenen Jahren sogar leicht verringert (2019 bis 2021: 3,7 Monate).
Spitzenreiter im Bundesländervergleich mit einem Väteranteil
von 30,2 % im Jahr 2022 war – wie im Vorjahr – Sachsen, gefolgt von
Thüringen (28,4 %), Bayern (28,3 %) und Baden-Württemberg
(28,3 %). Am niedrigsten lag der Väteranteil 2022 – ebenfalls wie im
Vorjahr – im Saarland (20,8 %).