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Archiv für die 'Väterbilder' Kategorie

Kinder haben Väter

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 26. Dezember 2012

In den vergangenen drei Jahren führte die Evangelische Kirche im Rheinland im Auftrag von Kindertageseinrichtungen und Familienzentren insgesamt 49 Wochenend-Seminare für Väter und Kinder durch und wertete das Feedback von Teilnehmern sowie Kitas aus. Ein Ergebnis des vom Land Nordrhein-Westfalen geförderten Projekts:

Sowohl von Seiten der Väter als auch von Seiten der Einrichtungen besteht großer Bedarf an speziellen Vater-Kind-Angeboten. Die rheinische und westfälische Kirche bietet als Konsequenz eine Ausbildung zum Leiter für Vater-Kind-Angebote aus und hat eine Vater-Kind-Agentur ins Leben gerufen, die deren Einsätze koordiniert und Ansprechstelle für interessierte evangelische Kitas ist.

„Unser Projekt mit dem Titel ‚Zeit für Kinder – Familienverantwortung von Vätern unterstützen’ hat eindrucksvoll gezeigt, dass viele Männer sehr an Angeboten interessiert sind, die es ihnen erlauben, Zeit intensiv mit ihren Kindern zu verbringen und die ihnen Orientierung für ihre Vaterrolle geben“, sagt Jürgen Rams von der Männerarbeit der Evangelischen Kirche im Rheinland, der das dreijährige Projekt 2009 ins Leben rief und dafür die Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen gewinnen konnte.

„Die Zusammenarbeit mit drei Kindertageseinrichtungen im Vorfeld des Projekts hatte gezeigt, dass wir Väter über die Kitas gut erreichen können. In diesen Kooperationen kristallisierte sich auch die Angebotsform eines Wochenend-Seminars als zielgruppengerecht heraus.“ Das Projekt „Zeit für Kinder – Familienverantwortung von Vätern unterstützen“ sollte Väter über Kitas im gesamten Rheinland ansprechen und auf breiterer Basis ermitteln, ob Väter solche Vater-Kind-Seminare tatsächlich ausreichend nachfragen.

„Außerdem ging es uns darum, Kita-Teams für Väterarbeit zu sensibilisieren“, sagt Jürgen Rams. „Denn die Einrichtungen können dazu beitragen, Männer in ihrer Vaterrolle zu unterstützen, indem sie sie als Experten für ihre Kinder ernst nehmen, gezielt ansprechen und in die Kita-Arbeit einbinden.“

Der Abschlussbericht kann bei der Männerarbeit der evangelischen Kirche angefordert werden.

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Sandburgen statt Überstunden – Väter und aktive Vaterschaft sind seit 1999 Trend

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 23. Dezember 2012

Zukunftsinstitut Trend VäterIn der Einleitung der Jubiläumsausgabe 10 Jahre Zukunftsletter schreibt Matthias Horx: ‚nach wie vor ist Trend- und Zukunftsforschung mit einer Aura des Geheimnisvollen umgeben. Immer wieder wird in den Medien das Bild von der Kristallkugel bemüht, in die dämonische Auguren hineinblicken, um sybillinische Aussagen über „die Zukunft“ zu machen.

Es ist schwierig, die dazugehörigen Missverständnisse zu widerlegen … Also noch einmal: Wir prophezeien nicht. Wir sagen auch relativ selten etwas voraus. … Trend-Monitoring ist immer ein Vabanquespiel und manchmal ein undankbarer Job. Denn man ist immer ENTWEDER zu spät ODER zu früh. Wenn ein Trend noch klein ist, sagen alle: Wie bitte soll daraus etwas Relevantes werden? Ist er groß, sagen sie: Hättet Ihr das nicht früher sagen können? …‘ Was den Trend ‚Väter‘ angeht, lag das Zukunftsinstitut genau richtig. Die ersten ‚neuen Väter‘ hatte die Zeitschrift Brigitte ja schon 1988 ‚aufgespürt‘. 1999 waren sie Trend:

‚Von der öffentlichen Wahrnehmung teilweise unbemerkt haben sich die Männer auf den Weg gemacht, ein neues Selbstverständnis zu entwickeln. Der Zukunftsletter des Zukunfstinstituts beleuchtete in dem Artikel „Familienpolitik für Männer“ 1999 erstmals ein verändertes Verständnis der Vaterrolle.

Damals nutzten zwar gerade einmal 1,5 % der Männer die Möglichkeit, Erziehungsurlaub zu nehmen, jedoch der Trend war schon erkennbar. Erste Unternehmen wurden zu Vorreitern in Sachen Familienpolitik für Väter und nahmen die Entwicklung der Bedürfnisse moderner Familien vorweg. So beschrieb der Artikel damals unter anderem die Hotelfirma Marriott International, die mit der Working Father Campaign Leistungsträgern mit Kindern Fähigkeiten des Familienmanagements näher bringen wollte.

Inzwischen hat sich die Situation grundlegend geändert. Seit der Einführung des Gesetzes zum Elterngeld im Januar 2007 wurden bis einschließlich Juni 2008 beachtliche 14 % der insgesamt 752.000 Anträge auf Elterngeld von Vätern gestellt. Auch in der öffentlichen Wahrnehmung machen sich die aktiven, erziehenden Väter bemerkbar: Nicht nur, dass die „gefühlte Väterdichte“ auf den Spielplätzen und vor den Kindergärten der Republik deutlich zugenommen hat, auch die Blogosphäre ist inzwischen voll von Väterseiten (z. B. www.vaeterblog.de) …

Und die Printmedien greifen die veränderten Rollenerwartungen sowie das neue Informationsbedürfnis schon länger mit eigenen Titeln auf: Die Zeitschrift P wie Papi erscheint seit 2001 2-mal jährlich mit einer Druckauflage von jeweils 300.000 Exemplaren und richtet sich explizit an die „neuen Väter“. …‘

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Du kannst alles, wenn Du willst

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 21. Dezember 2012

Im Interview der Welt äußert sich Sigrid Nikutta, die seit Mai 2010 die Berliner Verkehrsgesellschaft leitet, auch dazu, dass bei ihr als Frau immer die Kinder mit thematisiert werden.

‚… Die Welt: Sie sind Mutter von vier Kindern, ihr jüngstes ist gerade ein Jahr alt. Bei keinem Mann in einer Führungsposition werden die Kinder erwähnt. Sie schaffen alles, weil Ihr Mann seine Karriere der Ihren unterstellt hat. Eigentlich geht es doch gar nicht so sehr um Frauen als Vorbild, sondern um vorbildliche Männer, oder?

Nikutta: Eigentlich schade, dass bei den Männern nicht die Kinder erwähnt werden. Mein Vorstandskollege Henrik Falk hat auch drei kleine Kinder und er wird nie gefragt: Wie machen Sie das? Dabei muss er genau wie ich Beruf und Familie unter einen Hut bringen. Jeder muss sein Familienmodell finden. Dass unser Familienmodell häufig und durchaus auch negativ kommentiert wird, zeigt mir: In unserer Gesellschaft wird immer noch erwartet, dass sich die Frau ausschließlich um die Familie kümmert. Frauen, die Kinder und Karriere vereinen und das auch noch selbstverständlich finden, sind immer noch suspekt und durchaus Angriffen ausgesetzt. Und dann wird gleichzeitig die Frage gestellt, wieso es nicht mehr Frauen so machen.

Die Welt: Was bedeutet Ihnen Erfolg? Und wie gehen Sie mit Misserfolg um?

Nikutta: Sowohl Erfolg als auch Misserfolg sind wichtig und gehören dazu. Wenn Sie mit Erfolg meinen, dass ich an der Spitze eines Unternehmens stehe, dann ist das ein gutes Gefühl. Aber für mich ist es viel wichtiger, Dinge zu bewegen. Es macht mir Spaß, Dinge voranzubringen und positiv zu verändern. Wie Sie wissen, bin ich ja nicht nur Vorsitzende, sondern auch Vorstand Betrieb der BVG. Wenn unser Verkehr gut funktioniert, wenn trotz Schnee und Eis bei uns alles läuft, wenn wir schwierige Situationen meistern, wenn wir einen Bahnhof wieder in seinem schönsten Gewand herstellen konnten, dann sind das für mich tolle Erfolge. Und wenn etwas nicht so klappt, dann gehe ich der Sache auf den Grund, damit es beim nächsten Mal gelingt. Bei Misserfolg bin ich der Typ, der dann sagt: jetzt erst recht.

Die Welt: Ihre Eltern und Großeltern prägten Sie in Ihrem Selbstbewusstsein. Was trieb Sie noch an?

Nikutta: Ganz klar – ich bin in dem Bewusstsein aufgewachsen: Du kannst alles, wenn Du willst. Du musst Dich aber anstrengen und es wirklich gut machen. Das ist mein Motto bis heute. Ich arbeite gern mit Kolleginnen und Kollegen zusammen, diskutiere gern, lache gern, bin absolut neugierig und möchte die Dinge verstehen und ihnen auf den Grund gehen.

Die Welt: Sie sagten, Regeln würden eben von Männern gemacht und man müsse sie befolgen, bis man auch oben sei. Und dann? Was machen Sie anders als Ihr Vorgänger?

Nikutta: Habe ich das wirklich so hart gesagt? Aber es stimmt. Die Regeln im Geschäftsalltag sind noch sehr männlich. Was mache ich anders? Bei mir können Sie hören: Wir müssen die Sitzung um einen Tag verlegen, denn in der Schule ist Weihnachtsbasteln. Haben Sie das schon mal von einer männlichen Führungskraft gehört? Ich arbeite wirklich viel und de facto rund um die Uhr – aber ich kommuniziere auch private Termine ganz offen und räume ihnen hohe Priorität ein. …‘

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Väter wollen gewinnen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 19. Dezember 2012

Weihnachten verbringen die meisten Deutschen im Kreis der Familie. Besonders bei Familien mit Kindern stehen dabei Geschenke im Vordergrund. Was früher die elektrische Eisenbahn war, ist heute das elektronische Videospiel. Im Rahmen einer Umfrage im Auftrag von Turtle Beach wurden 1.000 Deutsche ab 18 Jahren zu ihrem Gaming-Verhalten in der Weihnachtszeit befragt.

33 % der Befragten gaben an, an Weihnachten bis zu zwei Stunden gemeinsam mit ihren Kindern bei Videospielen zu verbringen. Bei elf % sind es sogar bis zu sechs Stunden. Dabei geht es in den Familien durchaus ehrgeizig zu: 72 % der befragten Deutschen halten sich für ziemlich kompetitiv beim Spielen, 17 % sogar für sehr kompetitiv. Auch hier sind die Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Befragten gering. Während 70 % der Männer sich für ziemlich ehrgeizig bzw. 21 % der Männer für sehr ehrgeizig halten, sind es bei den Frauen 73 bzw. 13 %.

Die Kinder gewinnen lassen – von wegen. 67 % der befragten Väter versuchen, beim Spielen gegen ihre Kinder zu gewinnen. Bei den Müttern sind 65 % ebenso ehrgeizig. 18 % der Väter ärgern sich zudem, wenn sie das Spiel am Ende verlieren. Mütter stecken dies ein wenig besser weg: nur dreizehn % gaben an, dass sie sich darüber ärgern. 37 % der befragten Eltern geben zudem zu, dem Nachwuchs auch schon einmal weisgemacht zu haben, sie hätten sie gewinnen lassen, obwohl sie in Wirklichkeit Vater oder Mutter fair und eindeutig besiegt haben.

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Väter haben ein größeres Problembewusstsein

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 18. Dezember 2012

In seinem Kommentar zur aktuellen Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung betont Reinhard Müller in der FAZ zu Recht, dass es bei der Entscheidung für oder gegen Kinder auch auf die Unternehmenskultur ankommt: ‚Hochdotierte Tätigkeiten ohne Perspektive, aber mit peinlicher Präsenzkultur werden von immer mehr hochqualifizierten Bewerbern abgelehnt. Auch von Männern. Wer gute Mitarbeiter haben und halten will, der muss ihnen ein familienfreundliches Klima bieten.‘

Eine väterbewusste Unternehmenskultur wird durch mehr als klimatische Bedingungen geprägt, es geht um die konkreten Arbeitsbedingungen und den Führungsstil. Dabei kann der Staat förderliche Rahmenbedingungen setzen. Und auch bei der Rollenverteilung hat er die Aufgabe, Voraussetzungen für eine gleichberechtigte Aufgabenteilung zum Beispiel durch passende Gesetze im Steuer- und Familienrecht zu schaffen.

Seine These, ‚Männer tun sich meist leicht mit der Behauptung, Beruf und Familie seien leicht miteinander zu vereinbaren.‘ ist jedoch völlig aus der Luft gegriffen, im Text der Studie steht das Gegenteil: ‚So sind Väter von Kindern unter 18 Jahren zu 88 % der Meinung, dass sich Familie und Beruf in Deutschland nicht gut miteinander vereinbaren lassen (IfD Allensbach 2011). Mütter von Kindern unter 18 Jahren äußern diese Meinung „nur“ zu 78 %. Die große Mehrheit der Betroffenen sieht demnach ein Vereinbarkeitsproblem. Doch die weniger stark betroffenen Männer sind in dieser Hinsicht problembewusster als die eigentlich stärker betroffenen Frauen.‘

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Die Lust auf Kinder geht verloren

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 17. Dezember 2012

Lust auf KinderWieso werden in Deutschland immer weniger Kinder geboren und warum hat das Land im globalen Vergleich einen der höchsten Anteile dauerhaft kinderloser Frauen? Warum werden Frauen zunehmend erst in höherem Alter Mutter? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der neuen Broschüre des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), die die spezifisch deutsche Situation der Geburtenentwicklung differenziert analysiert.

Es wird davon ausgegangen, dass die Ursachen für diese Entwicklung vielschichtig sind und sich nicht auf einen Bereich wie zum Beispiel die ökonomische Situation reduzieren lassen. Die Analysen zeigen vielmehr, dass sozialen und kulturellen Faktoren besondere Bedeutung beizumessen ist.

Die Broschüre beschreibt die aktuelle Situation und die Trends der Geburtenentwicklung mit speziellem Blick auf die unterschiedlichen Tendenzen in Ost- und Westdeutschland. Zum besseren Verständnis der Geburtenrate wird zudem der Zusammenhang von Lebensform und generativem Verhalten in die Analysen einbezogen.

Besonders interessant sind die Abschnitte zu den Vorstellungen von einem Leben mit Kindern und den Erwartungen an die Mutter- bzw. Vaterrolle. ‚Menschen [bleiben] wahrscheinlich dann häufiger kinderlos, wenn sie erwarten, dass sich ihre spezifischen Vorstellungen von Elternschaft nicht realisieren lassen werden. Eine widersprüchliche Kombination aus Ideal und Lebenswirklichkeit ist in dem Fall ausschlaggebend.‘ Zu den widersprüchlichen Idealisierungen gehören vor allem die Erwartungen an die Mütter. ‚Nicht nur die de facto fehlenden Kinderbetreuungseinrichtungen sind demnach dafür verantwortlich, dass sich Frauen vor allem im Westen zwischen Erwerbstätigkeit und Mutterschaft entscheiden müssen, sondern auch ihre eigene Vorstellung, dass sie als Mutter die Betreuung ihres Kindes niemandem guten Gewissens delegieren können.‘ Und das hat Konsequenzen für die Väter.

‚Die Idee einer Familie mit einer nicht erwerbstätigen Mutter impliziert gleichzeitig eine bestimmte Rolle des Vaters, nämlich die des Familienernährers. Deshalb wird die Erwerbstätigkeit von Vätern keineswegs in vergleichbarer Weise als problematisch eingestuft. Eher wird erwartet, dass sie Vollzeit erwerbstätig sind, und entsprechend akzeptiert, dass sie sich weniger um die Kinder kümmern können. Dieses Familienbild wirkt bis hin zu der Frage, ob Väter im Allgemeinen genauso geeignet seien wie Mütter, sich um ihre Kinder zu kümmern. Weiterlesen »

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Meine Mutter sprach nie von meinem Vater

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 14. Dezember 2012

My-Mothers-Lovers-Christopher-Hope

Die ersten Sätze aus dem Buch 'My Mothers Lovers'

Die Bedeutung des Vaters wird in der Beschreibung des südafrikanische Schriftsteller Christopher Hope deutlich, der zum ersten Mal das Grab des unbekannten Vaters bei Tel Aviv besucht.

‚Mein Vater verschwand aus meinem Leben, bevor ich ihn kennenlernte. Als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach, meldete er sich für den Kampfeinsatz, was in Südafrika, wo niemand zum Militärdienst verpflichtet war, einen politischen Akt bedeutete. …

Mein Vater wurde zum Jagdflieger ausgebildet, doch meine Tante, die wusste, dass die Lebenserwartung von Jagdfliegern sehr gering war, überredete ihn, zu den Bombern zu wechseln. Ein gut gemeinter Versuch. Eine Zeit lang flog er Boston Marauders, einen Kampfflugzeugtyp, der sich so zuverlässig abwürgen ließ, dass man ihn „Witwenmacher“ nannte. Dann stieg er auf Wellington um, und eines Tages, kurz nach dem Abflug, ein paar Kilometer südlich des Luftwaffenstützpunkts der Royal Airforce in Aqir, stürzte sein Flugzeug ab und riss ihn, seinen Steuermann und seinen Kanonier in den Tod. Er war 25, als er an jenem Ort starb, der damals Britisch- Palästina hieß und heute Israel heißt, ganz in der Nähe der Stadt, die man damals Ramleh nannte. …

Meine Mutter sprach nie von meinem Vater, doch ich besaß eine kleine Sammlung Schwarz-Weiß-Fotografien von ihm in Airforce-Uniform, als er ungefähr 23 Jahre alt gewesen sein musste. Mit diesen Fotos schuf ich mir eine eigene Vorstellung von meinem Vater. Ich hatte die Angewohnheit, mich zu fragen, was er wohl getan hätte, wenn er an meiner Stelle gewesen wäre. Der Mann, den ich erfand, war der Freund an meiner Seite, der Kompagnon, der mich nicht enttäuschte. Ich habe aber nie wirklich daran geglaubt, dass mein Bild von ihm der Wahrheit entspricht.

Ich wusste insgesamt nur vier oder fünf Dinge über ihn: Sein Name war Dennis Hubert Tully; er sang gern, und seine Freunde gaben ihm den Spitznamen „Bing“. Kurz nachdem ich geboren war, wurde ich sehr krank und benötigte Bluttransfusionen, und da nur der Bluttyp meines Vaters passte, bekam er aus familiären Gründen die Erlaubnis, von Palästina nach Johannesburg zurückzufliegen. Ich überlebte, doch meiner Tante erzählte er, dass er, auch wenn mein Leben gerettet worden war, das Gefühl hatte, er würde sein eigenes verlieren. …

Andererseits lässt manche Menschen ihre Familiengeschichte nicht los. Als ich zum ersten Mal zurückkehrte, um das Grab meines Vaters zu besuchen, hatte ich das Glück, mit meinem Sohn Daniel zu reisen. Auf meiner Seite der Familie ist Daniel irischer, katholischer, südafrikanischer Abstammung. Mütterlicherseits ist er der Enkel von jüdischen Deutschen, die in den dreißiger Jahren aus Berlin und Wien nach Südafrika flohen. Wir waren beide fasziniert – und zuweilen abgestoßen – von den Menschen und Orten, die aus uns das gemacht haben, was wir sind, der Reichtum und die Merkwürdigkeit eines Familienstammbaums. …‘

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Es kommt auf das väterliche Beziehungsangebot an

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 13. Dezember 2012

Autoritätsverlust, veränderte Männerbilder, Patchwork-Familien kaum eine Rolle ist so sehr im Umbruch wie die des Vaters. Die Verunsicherung ist groß, wie gehen Väter mit der Veränderung ihrer Rolle und der daran gestellten Ansprüche um? Im Interview mit Peter Schipek erläutert Karl Gebauer, ehemaliger Grundschulrektor und Buchautor, die Aufgaben von Vätern.

Peter Schipek Worin sehen Sie die besonderen Aufgaben eines Vaters für eine gelingende Entwicklung seiner Kinder?

Karl Gebauer Mit den Begriffen Zuwendung, Anerkennung, emotionale Achtsamkeit, Anregung, Geborgenheit, Beziehungsvorbild sind grundlegende Merkmale eines zugewandten Vaters im gesamten Entwicklungsprozess skizziert. Es kommt auf das väterliche Beziehungsangebot an. In den ersten Lebensjahren besteht die Aufgabe eines Vaters vor allem darin, körperliche Nähe und ein Gefühl von Geborgenheit zu vermitteln. Er ergänzt und erweitert die wichtige Mutter- Kind-Beziehung und ist für sein Kind der „bedeutsame Dritte“. Darüber hinaus entlastet er die Mutter des Kindes von der oft permanent erforderlichen Präsenz. Seine Aufgabe in der frühen Kindheit liegt auch darin, der Verschmelzung zwischen Mutter und Kind etwas entgegen zu setzen. Neben der wichtigen – manchmal aber zu engen – Beziehung zur Mutter kann das Kind eine Zweierbeziehung zum Vater erleben. …

Peter Schipek Wie sieht es mit konkreten Aufgaben des Vaters aus?

Karl Gebauer Das Haupterfahrungsfeld für Babys und Kinder ist das Spiel. Im Spiel setzt sich ein Kind durch permanente Gestaltung mit sich und der Welt auseinander. Seine Selbstentwicklung basiert auf unendlich vielen Interaktionserfahrungen mit anderen Menschen in der jeweiligen Umwelt. Ein spieleinfühlfähiger Vater trägt nicht nur zu einer stabilen Bindung und der Erfahrung von Geborgenheit bei, er gibt seinem Kind über vielfältige Anregungen die Möglichkeit, die damit verbunden Erfahrungen in inneren Bildern, Geschichten und Erzählungen anzulegen und zu speichern. Somit trägt er entscheidend zur kognitiven Entwicklung bei, denn unser Gehirn enthält nicht Erinnerungen an einzelne Objekte, sondern an die emotionale Einbettung dieser Objekte in eine als bedeutsam erlebte Situation. …‘

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Gestern Exoten, heute Väter 2.0 und morgen Normalität?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 12. Dezember 2012

20121124_112454Die Jahreszeit bringt es mit sich, über getane Arbeit nachzudenken und die Herausforderungen der Zukunft zu sortieren. Die Gespräche mit Vätern in Unternehmen, in Kindertagesstätten und bei vielen anderen Gelegenheiten haben mir bewusst gemacht, dass Männer ihren schon lange geäußerten Wunsch, mehr Zeit für Kinder und Familie haben zu wollen, zunehmend ernst nehmen. Die Veränderungen der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und vor allem die Elternzeitregelungen, erleichtern ihnen dieses Vorhaben.

Was es aber auch braucht sind Unternehmen, in denen Führungspersonen Väter ermutigen, diesen Schritt zu gehen. Wohlwissend, dass das Engagement von Männern und Frauen in Familie keine verlorene Zeit ist, sondern eine Investition in die sozialen Kompetenzen ihrer Beschäftigten. Auch an dieser Stelle hat sich schon einiges getan, die zwei Vätermonate werden in der Regel durchgewunken, das Maß an Ermutigung und Rollenmodellen auf der Führungsebene ist aber noch ausbaufähig.

Verglichen mit der Bedeutung des Themas ‚aktive Vaterschaft‘ zur Jahrtausendwende in Unternehmen, ist der Bewusstseinsstand aber schon gut entwickelt. Ich erinnere mich noch genau an meine ersten Akquisegespräche, ausgesucht hatte ich mir das halbe Dutzend Unternehmen in NRW, die damals schon das Audit ‚berufundfamilie‘ hatten. Die Frage nach der Bedeutung des Themas ‚Väter‘ im Rahmen der familienfreundlichen Aktivitäten ergab in der Regel einige Schweigesekunden als Antwort. In einem Fall erhielt ich danach die Erklärung: ‚Väter? Sie meinen die Exoten, die Erziehungsurlaub nehmen? Da haben wir zur Zeit keinen, im letzten Jahr gab es einen.‘

Das mit den ‚Exoten‘ hat sich inzwischen erledigt, aus den Einzelfällen sind in fast allen Betrieben mehrere Fälle pro Jahr geworden. Immerhin nehmen inzwischen 27,3 % der Väter Elternzeit. Wir bezeichnen diese Männer als ‚neue, moderne‘  Väter oder ‚Väter 2.0‘ um auszudrücken, dass diese voll im Trend liegen.

Damit machen wir aber gewollt oder nicht deutlich, dass es anscheinend immer noch nicht Normalität ist, dass Väter neben ihrer Erwerbstätigkeit auch Fürsorgeaufgaben in der Familie übernehmen, erst Recht nicht nach den 2 Monaten Elternzeit. Und genau dies ist, das haben mir meine zahlreichen Gespräche mit Vätern und Führungspersonen deutlich gemacht, ein Grund dafür, dass viele Männer ihren Wunsch doch (noch) nicht umsetzen. Sie wollen nicht aus der Rolle fallen und Anerkennung für etwas ‚Außergewöhnliches‘ erhalten sondern Wertschätzung für normales und alltägliches Handeln erfahren.

Für Männer ist da, abgesehen von den Vätermonaten, anscheinend immer noch ausschließlich Erwerbsarbeit vorgesehen, so nehmen sie es mehrheitlich wahr und verpassen so die Rolle ihres Lebens. In diesem Sinne wären die Väter 2.0 die neuen Exoten.

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Wir brauchen mehr Vaterliebe

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 11. Dezember 2012

Mädchen bekommen mehr Zuwendung als Jungen – und diese erhalten heute weniger Liebe, aber mehr Hiebe. Diese These vertrat gestern der Kriminologe Christian Pfeiffer beim Jahresempfang des Sprengels Osnabrück

„Wir brauchen mehr Vaterliebe“ forderte Pfeiffer. Der Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen meinte, zwei Drittel der Väter seien „emotionale Krüppel“, ein Drittel mache sich bei der Erziehung ganz „aus dem Staub“. Es gebe viele „gepanzerte Männer, die Emotionen nicht richtig rauslassen könnten“.

„Die Krise der Männer ist bedrohlich“, sagte Pfeiffer und machte einen „Wandel der Erziehungskultur“ aus: Schon im Kindergarten bekämen Mädchen mehr Streicheleinheiten und würden öfter auf den Arm genommen als Jungen. Diese Tatsache sei den Erzieherinnen aber meistens gar nicht bewusst.

Jungen bräuchten Vorbilder, Gemeinschaften und Aufgaben, an denen sie wachsen könnten. Es sei nötig, „Lust auf Leben zu wecken“, etwa in der Schule mit attraktiven Sport- und Musikangeboten am Nachmittag – wie in Neuseeland. Von diesem Angebot sei Deutschland „meilenweit entfernt“, . Nötig sei eine Stärkung der Schule von außen.

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