Das alte Zitat von Wilhelm Busch bekommt eine weitere Bedeutung. In die Auseinandersetzung um die Neuregelung des Sorgerechts für nichteheliche Väter kommt Bewegung, aber leider nicht zugunsten der Väter.
„Eine generelle Zuweisung des gemeinsamen Sorgerechts für nicht miteinander verheiratete und getrennt lebende Eltern ist nicht der richtige Weg bei der Neuregelung der elterlichen Sorge. Diese Position der Union sehen die rechtspolitische Sprecherin der CSU/CSU-Bundestagsfraktion, Andrea Voßhoff und die familienpolitische Sprecherin , Dorothee Bär durch das soeben vom Bundesjustizministerium vorgelegte Gutachten bestätigt.
Ein automatisches gemeinsames Sorgerecht verschließt die Augen davor, dass viele nicht miteinander verheiratete Eltern ihre Elternverantwortung gar nicht gemeinsam wahrnehmen wollen oder können. Außerdem kann nicht immer automatisch von einer tragfähigen Beziehung zwischen den Eltern ausgegangen werden kann. Aber nur diese gewährleistet, dass die Ausübung der gemeinsamen Sorge ohne Konflikte verläuft und das Kindeswohl nicht beeinträchtigt wird.
Diese Einschätzung verkennt zweierlei: Es geht um die Beziehung zum Kind. Die Eltern, also Vater und Mutter, haben die Pflicht und das Recht für ihr minderjähriges Kind zu sorgen. Und aus dieser gemeinsamen Verpflichtung kann auch eine tragfähige Beziehung entstehen. Die Welt zitiert bereits im August aus dem Gutachten, ;… dass bei getrennt lebenden Paaren mit gemeinsamem Sorgerecht die Eltern deutlich häufiger Kontakt untereinander haben (89,1 %) als getrennte Eltern ohne gemeinsames Sorgerecht (68,9 %).‘ Weiterlesen »
Lilly in Potsdam und Amélie in Magdeburg – die Eltern der Mädchen leben nicht mehr zusammen. Amélies Papa und Mama fanden ohne gemeinsames Sorgerecht eine Lösung im Sinne ihrer Tochter. Doch zwischen Lillys Eltern gibt es große Unstimmigkeiten. Ob die Reform des Sorgerechts da Abhilfe schaffen kann? Claudia Dejá und Petra Stahlbock gingen auch dieser Frage nach.
Stefanie empfindet die Neuregelung als bedrohlich. Sie lebt mit ihrer 6-jährigen Tochter Lilly in Potsdam. Mit Robby, dem Vater ihrer Tochter, hat sie nicht nur gute Erfahrungen gemacht: „Er ist unzuverlässig und hält sich nicht an Absprachen“, sagt sie, und: „Zum Glück haben wir nicht das gemeinsame Sorgerecht!“ Robby hingegen fühlt sich zu Unrecht kritisiert, er wünscht sich mehr Mitsprache bei der Erziehung und möchte Lilly öfter sehen. Doch das bedeutet neue Konflikte. Derzeit trifft er seine Tochter alle zwei Wochen für einen Tag.
Immer mehr Paare leben ohne Trauschein zusammen und gründen eine Familie. In etwa der Hälfte der Fälle hat die Mutter das alleinige Sorgerecht. Das ist kein Problem, so lange das Zusammenleben klappt. Geht die Beziehung aber in die Brüche, fühlen sich viele Väter dem Wohl und Wehe der Mutter ausgeliefert. Deshalb setzen sie ihre Hoffnungen auf die aktuelle Reform des Sorgerechts, während viele Mütter nun befürchten, in ihren Rechten beschnitten zu werden.
Wiederholung der Sendung Nah dran vom 9.12. am Montag, den 13. Dezember von 3:10 bis 3:40 Uhr im MDR Fernsehen
Nahezu alle Kinder empfinden die Trennung ihrer Eltern als belastend und bedrohlich. Ohnmächtig müssen sie zusehen, wie sich Vater und Mutter mit Wut, Hass, Demütigungen und Rache bekriegen und verfolgen. Viele Kinder verlieren dabei einen Elternteil – meist den Vater.
In den Schicksalen der vier Trennungsväter, von denen Douglas Wolfsperger in seinem Dokumentarfilm «Der entsorgte Vater» erzählt kommt die ganze emotionale Bandbreite und die belasteten Konsequenzen dieser gescheiterten Beziehungen zum Vorschein.
Filmemacher Douglas Wolfsperger hat vier Väter mit der Kamera begleitet, denen der Umgang mit den eigenen Kindern verwehrt ist, weil die ehemaligen Lebensgefährtinnen den Umgang von Vater und Kind über Wochen, Monate oder gar Jahre hinweg boykottieren. Dabei geht es nicht so sehr um das Wohl und den Schutz des Kindes, sondern um die Auseinandersetzungen mit dem getrennt lebenden Partner, der so entsorgt werden soll. Die Mütter benutzen die Kinder als Waffe im Geschlechterkrieg und das Rechtssystem steht vermeintlich auf ihrer Seite.
Die missliche Lage, Vater zu sein und doch nicht fürs eigene Kind sorgen zu dürfen, durchlebt Regisseur und Produzent Douglas Wolfsperger seit mehr als vier Jahren. Der Kontakt zu seiner Tochter wird ihm per Gerichtsentscheid verwehrt. Er wurde sogar dazu aufgefordert, sich von seiner Tochter zu verabschieden. Auf seiner vorerst letzten Reise zur Tochter trifft er weitere Väter, die gegen Exfrauen, Ämter und Vorurteile kämpfen.
Wütend, enttäuscht, traurig, manchmal naiv erzählen sie von ihren Erlebnissen. Trotz unterschiedlicher Persönlichkeiten und Lebenswege teilen sie ein Schicksal: Sie können ihre eigenen Kinder nicht sehen. Der Film, der bereits für viel Diskussion und Polemik sorgte, erstellt so ganz nebenbei ein Stimmungsbild von deutschen Befindlichkeiten und vom Zustand unserer Gesellschaft.
Sendetermin Mittwoch, 10. November 2010, um 21.50 UHR
Das Bild der Familie hat sich erheblich gewandelt. Die Konstellationen, unter denen Kinder geboren werden, sind vielfältiger als früher. In manchen Grosstädten liegt die Trennungsrate inzwischen bei 50%.
In der Folge wird die Gesellschaft mit einer ganzen Palette von Problemen belastet: Wachsende Gewaltbereitschaft Jugendlicher, volle Kinder- und Jugendpsychiatrien, sinkende Geburtenraten und einer hohen Selbstmordrate bei Trennungsvätern.
Sind unsere Familienpolitik und ihre Praxis in der Lage, diesen Herausforderungen gerecht zu werden? Reicht unser Instrumentarium aus, um befriedigende Lösungen zu finden?
Wenn früher Väter eher ausgeklammert wurden, um Streit zu vermeiden, setzt sich heute langsam die Erkenntnis durch, dass Eltern nach einer Trennung in einem funktionierenden System von „Nach-Trennungs-Familie“ weiter gemeinsam für ihr Kind verantwortlich sein müssen.
Welche Wege führen zur Einigung der Eltern, damit die Kinder nicht die Leidtragenden sind? Welche Konzepte gibt es?
Der FDP Ortsverband Vorderer Kraichgau hat erfahrene und kompetente Persönlichkeiten eingeladen, an der Diskussionsrunde „Familienpolitik im Wandel“ teil zu nehmen:
Prof. Dr. Ulrich Goll, Justizminister und stellvertretender Ministerpräsident in Baden Württemberg
Edith Schwab, Fachanwältin Familienrecht Bundesvorsitzende des Verband allein erziehender Mütter und Väter. e.V.
Daniela Conrad-Graf, Familienrichterin am Amtsgericht und Oberlandesgericht Karlsruhe
Reinhard Niederbühl, Leiter des Sozialen Dienstes der Jugendbehörde Stadt Karlsruhe
Franzjörg Krieg, Pädagoge Landesvorsitzender Väteraufbruch für Kinder e.V. Baden Württemberg
… möchten die Grünen und schlagen dazu ein niedrigschwelliges Antragsverfahren vor. In der Begründung des dazu in den Bundestag eingebrachten Antrags heißt es unter anderem:
Die gemeinsame Sorgetragung entspricht in der Regel dem Kindeswohl. Ein zeitgemäßes Familienrecht muss die Rahmenbedingungen so gestalten, dass die Ausgangssituation beider Eltern eine möglichst frühe gemeinsame Verantwortungsübernahme begünstigt und ebenso Konflikte so früh wie möglich klärt. Der Gesetzgeber habe durch ein zeitgemäßes Familienrecht die Rahmenbedingungen entsprechend zu gestalten
In dem wenige Tage zuvor in der Fraktion diskutierten Eckpunktepapier wird auch festgestellt:
‚Darüber hinaus wandeln sich auch das Bild und Selbstverständnis von Vätern, die sich weit häufiger als früher zu einer aktiven Vaterrolle bekennen. So steigt etwa die Zahl von Vätern, die die beiden Partnermonate der Elternzeit nutzen und Elterngeld beanspruchen.
Auch Väter haben ein genuines Elternrecht. Ihr Engagement und ihre wachsende Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und sich auch unmittelbar und gleichberechtigt an der Erziehungsarbeit zu beteiligen, wollen wir unterstützen – auch für die Zeit nach einer Trennung oder Scheidung vom anderen Elternteil. Die elterliche Verantwortung drückt sich neben der elterlichen Sorge auch durch die Unterhaltszahlungen und durch den gelebten Umgang aus.’
Warum muss also ein Antrag für etwas gestellt werden, was sowohl genuines Recht als auch zeitgemäß ist und in der Regel auch dem Kindeswohl entspricht. Da verheddern sich die Grünen bereits an der Schwelle, die sie selbst als niedrigschwellig bezeichnen und zementieren zudem traditionelle Rollenvorstellungen.
‚Väter sollen Antrag stellen’, titelt heute die Frankfurter Rundschau in einem Beitrag über den Stand der politischen Diskussion der Neuregelung des Sorgerechts für ledige Väter. Diese ist lange überfällig, nach den Urteilen der EGMR vom Dezember 2009 und des Bundesverfassungsgerichts vom 21. Juli 2010 zwingend geboten.
Zur Diskussion stehen grundsätzlich zwei Varianten: Eine Antragslösung, Väter müssen, wenn die Mutter die gemeinsame Sorge ablehnt, einen Antrag beim Familiengericht stellen und die Widerspruchslösung, Väter erhalten nach Anerkennung der Vaterschaft das Sorgerecht, die Mutter allerdings die Möglichkeit, dagegen Widerspruch einzulegen.
Mich verwundert schon die Eintracht zwischen konservativen Familienpolitikerinnen wie der CSU-Bundestagsabgeordneten Dorothee Bär und dem Verband allein erziehender Mütter, die mögliche Konflikte bei Alltagssituationen wie ‚Auf welche Schule soll das Kind gehen? Darf es mit dem Sportverein auf eine Freizeit? Und soll mit dem Geldgeschenk von Oma sein erstes Konto eröffnet werden?’ als Gründe für den Ausschluss der Väter von der gemeinsamen Sorge von Anfang an begründen und das Kindeswohl im Schilde führen.
Dazu hat das Bundesverfassungsgericht in seinem Urteil im Juli ausgeführt, ‚dass, die dem geltenden Recht zugrunde liegende Annahme des Gesetzgebers, dass die Zustimmungsverweigerung von Müttern in aller Regel auf einem sich nachteilig auf das Kind auswirkenden elterlichen Konflikt basiert und von Gründen getragen ist, die nicht Eigeninteressen der Mutter verfolgen, sondern der Wahrung des Kindeswohls dienen, sich nicht bestätigt hat.’
Auch wenn Eltern sich trennen, bleiben sie immer die Eltern ihrer Kinder – bis zum Tod. Persönliche Verletzungen, Eifersucht gegenüber neuen Partnern des Ex, aber auch Ängste, die Liebe der Kinder zu verlieren, weil man nicht immer für sie da sein kann, bringen starke seelische Belastungen mit sich. Das zu überwinden, um den Kindern eine gute und starke Basis fürs Leben zu geben, ist die größte Aufgabe für getrennte Eltern. Die Sendung 37 Grad präsentiert die Geschichte von drei ‚Ex-Familien’, die versuchen, ihrer Verantwortung für die Kinder gercht zu werden.
Anja setzt ihre 13-jährige Tochter Lillith in den Reisebus nach Lübeck. Sie wird dort ihren Vater und ihre Schwester Helena besuchen. Lillith kennt die Strecke schon in- und auswendig. Seit drei Jahren pendelt sie zwischen Berlin und Lübeck. Sie selbst wohnt mit der Mutter in Berlin, während der Vater mit der Schwester in Lübeck lebt. Der Vater Klaus kommt auch oft nach Berlin, um seine jüngere Tochter zu besuchen. Dann wohnt er bei seiner Ex-Frau Anja. Gern unternimmt das Ex-Paar mit den Kindern etwas zusammen. Sie sind dann eine Familie. Eine Ex-Familie?
Während um 1900 nur 1,3 % der Ehen geschieden wurden, liegt heute die Scheidungsquote schon seit über zehn Jahren um die 50 %. Der Film ‚Eltern für immer’ von Silvia Kaiser klagt diese Entwicklung nicht an, sondern versucht, mit den Paaren nach vorne zu schauen und zu fragen: Was kommt nach der Trennung? Mit der Trennung und Scheidung ist die Familie noch nicht zu Ende. Sie verwandelt nur ihr Erscheinungsbild.
Sendetermin: ZDF, 37 Grad, Dienstag 14. September 2010, 22.15 Uhr.
Der Väteraufbruch für Kinder (VAfK) sich mit einer ungewöhnlichen Idee in die Diskussionen um das neu zu schaffende Gesetz zum Sorgerecht eingeschaltet. Dem Nachrichtenmagazin FOCUS zufolge fordert der Verein Väteraufbruch für Kinder, bei Konflikten zwischen den Eltern einen so genannten Kooperationsmanager einzusetzen. Diese Person solle mit gleichen Rechten ausgestattet sein wie Eltern, also auch das Sorgerecht erhalten.
Bundesvorstand Rainer Sonnenberger sagte FOCUS: „Wir halten dies für eine demokratische Lösung, denn die Eltern müssten dann zusammen mit dem Kooperationsmanager agieren. In Streitfällen könnte der Dritte eine schnelle Entscheidung herbeiführen.“ Als Schlichter sollen seiner Ansicht nach Familienpsychologen oder Mediatoren fungieren, die per Gerichtsbeschluss ein zeitlich befristetes Sorgerecht für ein Trennungskind erhielten.
In der Wochendausgabe der Times beschreibt William Leith, selbst Trennungsvater, die Leiden der Väter, die ihre Kinder nicht oft genug sehen können. Die Väter, Prominente wie Bob Geldorf und Dougray Scott, aber auch Väter aus der Nachbarschaft beschreiben eindrucksvoll ihre Gefühle, die Sie bei den Momenten mit ihren Kindern haben und die Sorgen und Nöte, die die Trennung verursacht hat.
‘… And then I would hear Billy’s voice. My son! There was always a rush of emotion, a balloon expanding in my chest. As a father, when you are separated from your child, you feel vulnerable, even if you see him a lot. It’s the separation. It’s the sense of not belonging. You stand on the doorstep, and you hear your son’s voice, and you feel two things, the tremendous rush of love for your son existing inside the hollow pang of separation. The door opens. Now you must say something. It’s not surprising that your voice sounds weird. …
When you have children, the centre of your world changes. To have them taken away from you is incredibly painful and disorientating. I look at the world in a different way now. Lots of things have been tarnished. I’ve found it difficult to meet someone else and to trust another person. …’
Die Schlussfolgerungen, die Dougray Scott aus der Trennungssituation zieht, machen die Parallelen zur aktuellen Diskussion um Sorgerecht hierzulande deutlich:
‘I would like to see my children more often than I do. Weiterlesen »
Diese Frage wird am Freitag im SWR2 Forum diskutiert. Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts Anfang August wurde als ein ‚Sieg der Väter’ gewertet. Bislang bekamen unverheiratete Väter ein Sorgerecht für ihre Kinder nur mit Einverständnis der Mütter zugesprochen. Jetzt muss eine Neuregelung her.
Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger möchte Mütter und Väter völlig gleichstellen. Die Väter sollen, sobald sie die Vaterschaft anerkennen, automatisch ein Sorgerecht bekommen. Doch wird aus diesem Sieg der Väter auch ein Sieg der Kinder? Ja, sagen die einen: Weil das Sorgerecht damit nicht mehr zur Waffe im Trennungsstreit werden kann. Andererseits: Dient es wirklich dem Wohl des Kindes, wenn eine Mutter bei jedem Arztbesuch und Schulwechsel des Kindes die Meinung des Vaters einholen muss – selbst wenn der vielleicht schon ganz woanders lebt?
In der Sendung diskutieren:
Katrin Hummel, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Buchautorin
Ursula Kodjoe, Familientherapeutin und Mediatorin, Emmendingen