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Archiv für März, 2022

Anstieg des Väteranteils beim Elterngeld setzt sich fort

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 31. März 2022

Rund 1,9 Millionen Frauen und Männer in Deutschland haben im Jahr 2021 Elterngeld erhalten. Das waren rund 7.800 oder 0,4 % mehr als im Jahr 2020. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, hat sich die Zahl der Männer mit Elterngeldbezug im Vorjahresvergleich um 9.700 oder 2,1 % erhöht. Dagegen ging die Zahl der leistungsbeziehenden Frauen leicht um 1.900 oder 0,1 % zurück. Dadurch stieg der Väteranteil im Jahr 2021 auf 25,3 % (2020: 24,8 %). Der kontinuierliche Anstieg des Väteranteils hat sich damit fortgesetzt. Im Jahr 2015 hatte er noch bei 20,9 % gelegen. 

Der Väteranteil gibt den Anteil der männlichen Bezieher an allen Elterngeldbezügen an. Er würde also genau 50 % betragen, wenn bei allen Kindern sowohl der Vater als auch die Mutter gleichermaßen Elterngeld beziehen würde. 

Väteranteil in Sachsen am höchsten, in Bremen und im Saarland am niedrigsten 

Spitzenreiter im Bundesländervergleich mit einem Väteranteil von 29,9 % im Jahr 2021 war – wie im Vorjahr – Sachsen, gefolgt von Berlin (27,6 %), Bayern (27,5 %) und Baden-Württemberg (27,4 %). Am niedrigsten lagen die Väteranteile 2021 – ebenfalls wie im Vorjahr – im Saarland (20,1 %) sowie in Bremen (20,3 %). 

Mehr als jede dritte Frau und jeder siebte Mann wählte Elterngeld Plus 

588.000 Bezieherinnen und Bezieher von Elterngeld planten im Jahr 2021 die Inanspruchnahme von Elterngeld Plus, und zwar 36,9 % der berechtigten Mütter und 15,4 % der Väter. Seit seiner Einführung wird das Elterngeld Plus somit immer stärker nachgefragt. Zwar fällt das Elterngeld Plus in der Regel monatlich niedriger aus als das sogenannte Basiselterngeld, wird dafür aber länger gezahlt (bis zu 36 Bezugsmonate für beide Elternteile zusammen im Vergleich zu 14 Monaten beim Basiselterngeld). Der prozentuale Anteil der Empfängerinnen und Empfänger von Elterngeld, die bei ihrem Elterngeldbezug zumindest anteilig auch Elterngeld Plus einplanten, betrug im Jahr 2021 insgesamt 31,4 % (2020: 29,6 %). 

Geplante Bezugsdauer bei Müttern leicht gestiegen, bei Vätern unverändert 

Die durchschnittliche Dauer des geplanten Elterngeldbezugs lag bei den Frauen im Jahr 2021 bei 14,6 Monaten (2020: 14,5 Monate; 2019: 14,3 Monate). Die von Männern angestrebte Bezugsdauer war mit durchschnittlich 3,7 Monaten dagegen deutlich kürzer. Damit blieben die geplanten Bezugsdauern der Väter in den vergangenen Jahren praktisch konstant (2017, 2019 und 2020: ebenfalls 3,7 Monate; 2018: 3,8 Monate). 

Quelle

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Wenn wir eine echte und tatsächliche Gleichberechtigung wollen, dann müssen wir die Väter in den Blick nehmen.

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 23. März 2022

Newsletter 2022-02

… dies sagt Collien Ulmen-Fernandes deren zweiteilige Doku zum Thema „Rabenväter oder Superdads“ auf ZDFneo und der Mediathek zu sehen ist. Darin berichten unter anderem fünf Väter aus ihrem sehr unterschiedlichen Alltag. Außerdem kommen Expert*innen zu Wort, um einzuordnen, wo wir aktuell in der Väterforschung stehen und was sich ändern sollte.

In dem Interview äußert Ulmen-Fernandes weiter: „Wenn man anfängt sich mit diesem Thema zu beschäftigen, dann merkt man wie enorm wichtig die Väterforschung ist. Ich selbst setze mich ja schon seit Jahren für Gleichberechtigungsthemen ein und war, als die Redaktion das Thema angefragt hat, nicht vor Begeisterung vom Stuhl gefallen. Ich hatte ja das weibliche Pendant dazu schon gemacht. In der Recherche zum Thema und in der Auseinandersetzung mit der Väterforschung habe ich dann gemerkt, wie wichtig das Thema eigentlich ist“

Die Mitglieder der LAG haben diese Überzeugung ja schon lange und wir hoffen, dass diese Dokumentation den Rückenwind für unsere Arbeit verstärken wird.

Migrationssensible Väterarbeit

Ist das Schwerpunktthema der LAG im m März und April. Im Gespräch mit Prof. Uslucan haben wir auf das Projekt ‚Interkulturelle Väterarbeit in NRW (IVA)‘ zurückgeschaut und beleuchtet, was auch im Hinblick auf die aktuelle Fluchtbewegung aus der Ukraine von Bedeutung sein wird. „Ein Aspekt war auch die soziale Vernetzung. Dass sie erkannt haben: ‚Es ist wichtig, auch mit andern Vätern ins Gespräch zu kommen‘, weil ‚Es sind nicht nur meine Sorgen, sondern es sind Sorgen auch anderer Väter.‘ Und durch diese Väterarbeit auch eine Art von Vernetzung, was letztlich auch Solidarpotenziale aufbauen hilft und dazu führt, dass man auch entlastet ist, weil man merkt, das ist nicht nur etwas, was einen selbst betrifft.“

In dem Werkstattgespräch am 7. April wird Alexander Stathopoulos vom Verband binationaler Familien in Frankfurt über Erfahrungen des Arbeitskreises Migrationssensibler Väterarbeit (MiseV) in Hessen berichten und Erfolgskriterien skizzieren.

Rückblick

Beim ersten Werkstattgespräch dieses Jahres ging es um die Väterpolitik. Eine Zusammenfassung des Gesprächs und den Link zum Download des Vortrags finden Sie hier.

Der 29. Februar ist der Equal Care Day. An diesem Tag, den es nur alle vier Jahre gibt, wird auf die weitgehend unsichtbare Fürsorge Arbeit aufmerksam gemacht. Die LAG Väterarbeit ist ja unter anderem angetreten, Vätern mehr Engagement in Familie zu ermöglichen und das heißt auch mehr Zeit für fürsorgliches Verhalten und die Übernahme von Care Arbeiten.

Dazu haben wir auch den diesjährigen Equal Care Day genutzt. Im Gespräch mit Nantke Garrelts hatte Hans-Georg Nelles am Gelegenheit im Tagesspiegel die Position der LAG darzulegen. Einen Tag zuvor hat Patricia Cammarata die Perspektive der Frauen dargelegt. Am 28. Februar gab es noch einmal einen zusammenfassenden Beitrag.

Ausblick

Am 15. Mai finden in NRW die Landtagswahlen statt und auch auf Landesebene gilt es Weichen für mehr väterliches Engagement zu stellen. Dazu werden wir Ihre Erwartungen zusammenfassen, Fragen an die Parteien stellen und mit verantwortlichen Politiker*innen ins Gespräch kommen.
Im Sommer wird die LAG ‚Väter und Kinder als Opfer von Gewalt‘ thematisieren. Dazu wird es ebenfalls ein Werkstattgespräch in Präsenz, Interviews mit Expert*innen und verschiedene Fachbeiträge geben.

Alle Beiträge und Terminhinweise finden Sie auf der Webseite www.lag-vaeterarbeit.nrw

Termine

5. April 2022, 2. Online Member Meeting der LAG Väterarbeit

7. April 2022, 15:30 bis 17 Uhr, Online Werkstattgespräch ‚Migrationssensible Väterarbeit‘

Migrationssensible Väterarbeit ist wichtig für die Zukunft unserer Gesellschaft. In Großstädten wie Köln oder Frankfurt haben weit mehr als 50 Prozent der schulpflichtigen Kinder einen sogenannten Migrationshintergrund. Die Väter dieser Kinder können einen bedeutsamen Beitrag zu ihrem guten Aufwachsen und Bildungserfolg leisten.

Bei dem Werkstattgespräch am 7. April wird Alexander Stathopoulos vom Verband binationaler Familien in Frankfurt über die Erfahrungen des Arbeitskreises berichten und wir werden gemeinsam überlegen, wie wir diese für die Väterarbeit in NRW nutzen können.

Zu diesem Gespräch können Sie sich hier anmelden:

https://www.surveymonkey.de/r/LAG_20220407

Quelle

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ZDFneo zeigt ‚Rabenväter oder Super Dads‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 21. März 2022

Die Erwartungen an die Rolle des Vaters haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Galt es früher für den Vater als ausreichend, seine Familie finanziell zu versorgen und sich sonntags Zeit für sie zu nehmen, sind die Ansprüche heutzutage vielfältig: Geburtsvorbereitungskurs, Babyschwimmen, Spielplatzaufsicht, Hausaufgabenhilfe und Haushaltspflichten. Wie sehen Väter selbst ihre Rolle in der Familie? ZDFneo zeigt das zweiteilige Social Factual „Rabenväter oder Super Dads?“ mit Collien Ulmen-Fernandes

https://www.zdf.de/dokumentation/rabenvaeter-oder-superdads

am Donnerstag, 24. März 2022, ab 20.15 Uhr. Beide Teile stehen ab 10.00 Uhr in der ZDFmediathek.  

Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes besucht fünf Väter und ihre Familien in ihrer vertrauten Umgebung: Einen Hausmann, der beim zweiten Kind den größten Teil der Elternzeit übernimmt, einen Vater, der in zweiter Ehe erneut eine Familie gegründet hat und neue Perspektiven für sich und seine Töchter entdeckt, zwei Väter, die sich Kindererziehung und Haushalt teilen und einen Vater, der mit seiner Ehefrau und zwei Kindern eine Familie hat, die in den meisten Bilderbüchern beschrieben wird.   

Die Rolle der Väter hat Einfluss auf die Entwicklung der Söhne und der Töchter. In der Vergangenheit wurde das von der Wissenschaft häufig unterschätzt. Heutzutage zeigen Studien, dass Väter wesentlichen Einfluss auf die Berufs- und Lebenspläne ihrer Töchter haben. Das Vaterbild ändert sich allmählich, aber stetig. Und auch die Erwartungen der Väter selbst ändern sich. Zunehmend entscheiden sie sich für eine Elternzeit, wenn auch selten für eine, die länger als drei Monate dauert.

Väter sind heute auch selbstverständlich bei der Geburt ihres Nachwuchses dabei, was noch in den 1970er-Jahren ein No-Go war, und sie bereiten sich gewissenhaft auf ihre Rolle als werdende Väter vor. Das zeigt eine Väterschule, die Collien Ulmen-Fernandes besucht. In einem Test beantworten Väter und Mütter die Frage, wer in der Familie für was verantwortlich ist oder sich verantwortlich fühlt. Selbst für Väter, die versuchen, die Aufgaben, die in ihrer Familie für Kinder und Haushalt anfallen, angemessen zu teilen, sind die Ergebnisse überraschend.  

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Niemand wird auf dem Sterbebett bereuen, zu wenig gearbeitet zu haben

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 18. März 2022

Interview mit Fabian Soethof, Autor des Buchs ‚Väter können das auch!

Der Titel deines am 21. März erscheinenden Buches lautet ‚Väter können das auch!‘ Was können Väter und was können sie unter welchen Umständen lernen?

Außer mit der Brust zu stillen und Babys zu gebären – wobei auch das nur auf biologische Männer zutrifft – können sie alles, was Frauen auch können und sich schon viel zu lange viel zu oft allein darum kümmern: Care-Arbeit, Mental-Load-Übernahme, in Elternzeit und Teilzeit gehen, Karriere-„Rückschritte“ in Kauf nehmen, anwesend, aktiv und eine echte Bezugsperson sein. Viele glauben nur, es nicht zu können oder zu dürfen. Weil ihnen in ihrer Sozialisation seit Jahrzehnten nichts anderes erzählt wird. Und weil sie oft nicht gelassen werden: von der Gesellschaft, der Wirtschaft, der Politik – und von sich selbst.

‚Es ist Zeit, Familie endlich gleichberechtigt zu leben‘ steht ebenfalls auf der Titelseite. In der Ausgangslage schreibst du dazu: ‚ich möchte mit dem Buch ein Plädoyer für eine ‚private, gesellschaftliche und politische Veränderung von Familie, Arbeit, Vereinbarkeit und Rollenbildern‘ bieten‘. Was sind die drei wichtigsten Punkte deines Plädoyers und vor allem, wie sieht der Weg der Veränderung aus?

Die drei wichtigsten Punkte auf dem Weg hin zu mehr Gleichberechtigung lauten vielleicht:

  1. Privilegien, patriarchale Strukturen, Rollenbilder und Ungerechtigkeiten erkennen: Nur wer weiß, wie vergleichsweise gut er oder sie es hat, kann dafür sorgen, dass es anderen auch mal besser geht.
  2. Es gibt kein Wissens-, sondern ein Handlungsdefizit: Fast alles, was in meinem Buch steht, ist seit Jahren bekannt. Theoretisch steht Gleichberechtigung also nichts mehr im Wege – praktisch unter anderem das, was ich auf die erste Frage hin antwortete.
  3. Das Private ist politisch (und umgekehrt): Nur wer Gleichberechtigung selbstverständlich in der Familie und von dort hinaus vorlebt, kann zu einem Rollenwandel beitragen. Und nur, wer von Politik und Wirtschaft dabei hinreichend unterstützt wird, kann sein Privatleben ändern.

In dem Buch sprichst du auch eine Einladung an Väter aus, ihr Verhalten und ihre Haltungen zu reflektieren. Was macht es für Väter attraktiv, sich weniger der Erwerbs- und mehr der Carearbeit zuzuwenden?

Zuallererst ist es der Satz: Niemand wird auf dem Sterbebett bereuen, zu wenig gearbeitet und seine Kinder nur am Wochenende gesehen zu haben. Das sage ich wohlwissend, dass gerade geringverdienende Einverdienerhaushalte oft auf jeden Cent angewiesen sind. Eine gute Bindung zu seinen Kindern erscheint mir aber nicht nur für Väter attraktiv. Kinder profitieren von mehreren engen und wichtigen Bezugspersonen und „modernen“ Vorbildern. Und die Gesellschaft profitiert von einem Rollenwandel: Frauen landen als (potentielle) Mütter nicht länger auf dem beruflichen Abstellgleis. Väter tragen den Financial Load nicht länger allein. Und die nächste Generation lernt, dass auch Männer den Haushalt schmeißen und Frauen jeden Job machen können, den sie wollen.

In dem Buch kommen eine Reihe Väterexpert*innen und Feminist*innen zu Wort. Ein Paradigma aus der feministischen Sphäre lautet ‚Don’t fix the women – fix the system‘. Auf die Väter bezogen lautet die Frage also: Welche strukturellen Rahmenbedingungen im ‚System‘ müssen thematisiert und ggf. verändert werden?

Sprechen wir von Arbeitnehmer*innen, so müssen Männer eher gestern als morgen für Arbeitgeber*innen das gleiche „Risiko“ darstellen, wegen bevorstehendem Nachwuchs länger als nur zwei Wochen auszufallen. Damit Frauen zumindest auf dem Arbeitsmarkt nicht länger derart benachteiligt werden. Wir kommen u.a. durch längere Elternzeiten bei Vätern, mehr Männer in Teilzeit und notfalls finanzielle Anreize dahin. Folgen davon könnten eine Verkleinerung des Gender Care Gaps und des Gender Pay Gaps sein, eine positive Kettenreaktion würde in Gang gesetzt. Erst dann wäre auch keine Quote mehr nötig.

In dem Interview mit Uwe von dem Software Unternehmen SAP sagt dieser: ‚Es gibt die X- oder Y- Strategie. Gehe ich davon aus, dass alle Mitarbeiter*innen schlecht sind … oder davon, dass sie alle eigenmotivierte Individuen sind, die ich nur bei Bedarf unterstützen muss?‘ Könnte der Titel deines Buch dementsprechend auch ‚Väter wollen das!‘ lauten?

Naja. Viele Väter wollen „das“ ja nicht, zumindest nicht wirklich. Sonst würden nicht nur rund 30 Prozent aller Väter Elternzeit in Anspruch nehmen, sondern mindestens 60 Prozent. Viele behaupten, dass sie wollen, aber der Chef es ihnen schwer mache und die Familie ja auch auf „sein“ Geld angewiesen sei, oft stecken nur eine Anstrengungsvermeidung oder andere Prioritäten dahinter. Ein Teufelskreis: Mit den Argumenten und der Aufteilung bleiben wir als Familien und als Gesellschaft in puncto Gleichberechtigung noch lange da stecken, wo wir jetzt stehen: auf scheinbar gutem Weg, aber noch längst nicht so weit, wie wir sein könnten. Die Parität des neuen Kabinetts und der Koalitionsvertrag gehen übrigens mit überraschend gutem Beispiel voran. Darin lautet ein hehres Ziel: „Die Gleichstellung von Frauen und Männern muss in diesem Jahrzehnt erreicht werden“. Mark their words!

Vielen Dank für deine Antworten.

Eine Rezension des Titels finden Sie hier.

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Türkische Männer wollen eine andere Form der Väterlichkeit leben

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 14. März 2022

Professor Uslucan im Interview zu den Wirkungen des Projekt ‚Interkulturelle Väterarbeit in NRW‘

Von 2014 bis 2016 wurde das Projekt ‚Interkulturelle Väterarbeit in NRW‘ gefördert. Was waren die Ergebnisse des Vorhabens?

Also wir haben ja das Projekt, was ja unter anderem vor allem von Herrn Michael Tunç durchgeführt wurde, auch unter meiner Leitung. Wir haben es an acht verschiedenen Regionen NRWs durchgeführt. Einmal haben wir festgestellt, dass bestimmte, ich sage mal, Stereotype, Bilder, Vorurteile über Männer beziehungsweise Väter mit Migrationshintergrund grundlegend widerlegt werden konnten. So die Vorstellung, es ist sozusagen, ja, so matriarchal organisiert, Erziehung ist weiblich, weibliche oder beziehungsweise Arbeit der Frauen, Männer halten sich zurück.

Also solche Bilder, vor allem auch über türkische Männer, türkische Väter, herrschten ja lange vor. Und in diesem Projekt haben wir sehen können, dass die Väter, die wir sozusagen auch angetroffen haben, die in diesen Projekten, natürlich ist es eine Selektion, das ist/ das muss man auch wissen. Wir haben natürlich die, die engagiert waren erreicht.

Aber zumindest die haben gezeigt beziehungsweise sich geäußert sowohl in den direkten Gesprächen, aber auch in der Befragung, dass sie ein hohes Maß an Engagement in der Erziehung zeigen, dass sie sozusagen auch eine andere Form von Väterlichkeit auch leben wollen. Auch eine andere, die sowohl von der Mehrheitsgesellschaft als auch vielleicht sozusagen von der eigenen Kultur manchmal zugedacht wird, so im Sinne von, Väter haben ja für das Außen, also sozusagen Geld verdienen und die Außenwirklichkeit, und Mütter für das Innen, das Haus zuständig. Dass sie einfach mit diesem Modell so nicht einverstanden sind, sondern auch andere Rollen, auch andere Formen von Väterlichkeit leben wollen, sich sehr stark engagieren wollen, auch in der Erziehung, Entwicklung ihrer Kinder. Und letztlich dadurch auch an mehrheitsgesellschaftlichen Trends, also jetzt in den letzten zehn, zwanzig Jahren an aktive Väterlichkeit auch teilhaben wollen.

Wenn man das jetzt wissenschaftlich festhalten will, kann man sagen, drei zentrale Ergebnisse waren für uns relevant. Eins ist unabhängig von Migrationshintergrund. Das ist die pädagogisch-psychologische Bedeutsamkeit von Vätern für die Entwicklung von Kindern, von allen Kindern. Nicht nur von einheimischen, sondern auch von Kindern mit Zuwanderungsgeschichte. Das ist immer dort, wo sozusagen Vater-Kind-Konstellationen eng, einfühlsam zusammenarbeiten. Dass es sowohl für das Selbstbewusstsein der Kinder wichtig ist, aber auch für die Selbstwahrnehmung der Väter, also sozusagen pädagogisch-psychologische.

Dann ein Punkt, der vielleicht, ich sage mal, schon auch ein Novum ist für Migrantenfamilien, die wir im Vordergrund hatten, familienpolitische Aspekte. Dass sozusagen dadurch auch in der Partnerschaft sich ändert. Also sagen wir, ein stärkerer Zug zum Egalitarismus, also eine andere Aufteilung der Erziehungsarbeit und letztlich auch dadurch die Entlastung der Mütter beziehungsweise der Frauen. Auch die Wahrnehmung der, ich sage mal, Frau, der Mutter als Partnerin, nicht nur als Mutter. Und durch diese Aufteilung der Rolle auch eine wechselseitige andere Wahrnehmung.

Und ein dritter Punkt, was ich eben gesagt habe, integrationspolitisch, dass dadurch auch die Wahrnehmung der Väter mit Zuwanderungsgeschichte eine andere ist. Ich will nur zwei Punkte aufarbeiten, wo es die größten Differenzen gab.

Die größten Differenzen gab es bei der gewaltfreien Erziehung, also die Relevanz der gewaltfreien Erziehung. Das ist sozusagen, durch die Kurse habe ich erkannt, wie wichtig das ist. Und ein zweiter Aspekt, der nicht minder wichtig ist, die Bedeutung der Schule, der Bildung, also Schulerfolg, sich für den Schulerfolg zu interessieren, zu engagieren.

Ich bin selbst Bildungspsychologe und spätestens seit PISA wissen wir, dass Schülerleistungen nicht nur Schülerleistungen sind, sondern auch Elternleistungen sind, nicht nur Leistungen der Schule, sondern auch die der Eltern. Das ist ungerecht, aber unabhängig davon haben die von uns befragten Väter erkannt, es kommt auch auf mich an. Also es kommt auch auf uns an, dass wir uns engagieren, dass wir uns einbringen, dass wir fördern, dass wir den Kontakt zur Schule halten. Und letztlich sozusagen, wie relevant Väterarbeit für den Schulerfolg der Kinder ist. An den beiden Punkten gab es die größten Differenzen zwischen vorher und nachher.

Ein weiterer Aspekt war auch die soziale Vernetzung. Dass sie erkannt haben: „Es ist wichtig, auch mit andern Vätern ins Gespräch zu kommen“, weil „Es sind nicht nur meine Sorgen, sondern es sind Sorgen auch anderer Väter.“ Und durch diese Väterarbeit auch eine Art von Vernetzung, was letztlich auch Solidarpotenziale aufbauen hilft und dazu führt, dass man auch entlastet ist, weil man merkt, das ist nicht nur etwas, was einen selbst betrifft.

Vor welchen Herausforderungen stehen diejenigen, die interkulturelle Väterarbeit machen heute und in Zukunft?

Wir haben seit 2015 natürlich einen starken Umbruch als Migrationsgesellschaft, als Einwanderungsgesellschaft. Natürlich wäre es wichtig hier, jetzt in einem Folgeprojekt beispielsweise, Kinder und Väter mit Fluchthintergrund in ähnliche Projekte aufzunehmen. Wir haben in unserem Projekt ja sehr stark türkische, spanische, griechische … also die klassische Gastarbeitergeneration gehabt.

Das wäre etwas, was, glaube ich, wichtig ist jetzt nach fünf, sechs Jahren, wo man sagen kann, gut, erste Einbindung in den Arbeitsmarkt, Wohnungsmarkt ist mehr oder weniger einigermaßen gut erfolgt. Was jetzt kommt sind eher so die, ich sage es mal, weichen Aspekte. Vielleicht zum einen Traumabearbeitung, Fragen von Erziehung, aber auch Fragen von Eltern-Kind-Beziehung, Vater-Kind-Beziehung.

Das wäre etwas, was vielleicht künftige Projekte stärker adressieren müssten. Auch dort eine andere Form von Väterlichkeit. Und wenn wir wissen, dass beispielsweise in dem ersten Projekt die Relevanz gewaltfreier Erziehung so ein wichtiger Aspekt ist. Und ja, wir leben jetzt seit zwei Wochen wieder in einer Welt voller Gewalt. Also wie wichtig das ist, sei es gewaltfreie Kommunikation in der Eltern-Kind-Beziehung, aber sei es auch die Rolle von Erziehung, väterlicher Erziehung, stärker zu vermitteln. Da sehe ich einen großen Bedarf in diesen Communities, arabischsprachige, möglicherweise künftig auch russisch-ukrainische. Also wir haben jetzt auch mit neuen Fluchtzuwanderungen zu rechnen. Genau solche Projekte auch in der neuen Zuwanderergruppe zu adressieren, diese Gruppen einzubinden.

Welche nachhaltigen Wirkungen sind heute, 6 Jahre nach dem Ende der Förderung, noch zu sehen bzw. zu spüren.

Empirisch kann ich das jetzt nicht beantworten, weil wir jetzt keine Befragung gemacht haben. Aber generell ist es so, immer dort, wo Menschen sozusagen in die Kurse selbst einbezogen sind, selbst mitmachen, selbst aktiv sind, so etwas ist immer nachhaltiger als nur, ich sage mal, Belehrung, als nur jetzt mit den Vätern einen Kurs zu machen, wo sie über richtige Erziehung belehrt werden.

Wie stark das nachhaltig ist, wie weit das sozusagen durchgeführt wird, das hängt natürlich auch von sehr vielen andern Faktoren ab. Das sind nicht nur Aspekte des Kurses, ne? Manchmal ist es ja auch eine veränderte Wahrnehmung, dass plötzlich sozusagen auch die Familienkonstellation besser ist, das Kinder dadurch leichter erziehbar werden. Und wenn sie leichter erziehbar sind, sind Effekte oft besser zu erreichen, als wenn man immer wieder mit, ja, Windmühlen, mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat.

Direkt empirisch kann ich Ihnen keine Zahl jetzt nennen, wie stark die Effekte sind. Aber zumindest aus den Gesprächen mit den Vätern wissen wir, dass das etwas war, wo sie sich zum ersten Mal auch gefragt fühlen, adressiert fühlen und sagen: „Okay, also wir werden als kompetent wahrgenommen.“ Und das ist, glaube ich, ein ganz wichtiger Aspekt, dass sie in ihrer Kompetenz und nicht nur defizitär gesehen werden.

Vatersein ist was Schönes, und wenn sie über individuelle Erfahrungen aus der eigenen Kindheit positive Aspekte zum eigenen Vater, Väterlichkeit anders wahrnehmen können. Also wo wir wirklich Personen, ich sage mal, so fast zwingen, positive Aspekte zu sehen, auch wenn sie eine schwierige Kindheit hatten, dann aber merken: „Ja, stimmt, Mensch. Also wie kann ich das, was ich selbst als Kind positiv erfahren habe von meinem Vater, wie kann ich das meinem Kind weitergeben?“ Also diese Art der Reflexion ist für Väter, die vielleicht jetzt nicht akademisch, sozialwissenschaftlich-pädagogisch geschult sind, schon was Neues.

Und da glaube ich, dass das in der Tat was nachhaltig ist. Es ist eine Perspektivübernahme, denk mal darüber nach, also entdecke das Kind in dir selber. Und das ist ja so etwas, was sie sonst im eigenen Alltag so nie konfrontiert werden mit diesen Fragen. Da, glaube ich, ist eine starke Nachhaltigkeit. Für andere, die ohnehin jetzt pädagogisch arbeiten, ist das vielleicht Teil des Tagesgeschäftes, sozusagen Perspektivübernahme, Rollenübernahme, sich selbst aus der Situation des Kindes zu sehen. Aber für genau diese Väter war das schon was Novum und war das ein Novum und hat dazu gebracht, Dinge anders zu sehen, auch aus der Perspektive des Kindes zu sehen, ne? Also wenn man mit einem Kind spricht, vielleicht wirklich auch runterzugehen auf Augenhöhe, im physischen Sinne auf Augenhöhe. Und da hat es für diese Väter schon sehr viel gebracht.

Endbericht des Projekts „Praxisforschung für nachhaltige Entwicklung interkultureller Väterarbeit in NRW“ ZfTI-Väterprojekt-Evaluation

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Werkstattgespräch Migrationssensible Väterarbeit

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 11. März 2022

Migrationssensible Väterarbeit ist wichtig für die Zukunft unserer Gesellschaft. In Großstädten wie Köln oder Frankfurt haben weit mehr als 50 Prozent der schulpflichtigen Kinder einen sogenannten Migrationshintergrund. Die Väter dieser Kinder können einen bedeutsamen Beitrag zu ihrem guten Aufwachsen und Bildungserfolg leisten.

Väter mit Migrationsgeschichte sind jedoch in öffentlichen Debatten und im Alltagsleben häufig Vorurteilen, negativen Zuschreibungen und Verallgemeinerungen ausgesetzt. Die Vielfalt ihres Lebensalltags und ihre Potenziale, insbesondere im Hinblick auf Vaterschaft, werden genauso wenig wahrgenommen wie ihre individuellen Ressourcen und Anpassungsleistungen. Eher selten werden sie in Angeboten adressiert oder mitgedacht.

Ihre Perspektiven und Potentiale können zum Wohl ihrer Kinder viel stärker einbezogen und genutzt werden. Vor diesem Hintergrund haben sich das Hessische Ministerium für Soziales und Integration und der Verband binationaler Familien und Partnerschaften, iaf e.V. im Rahmen eines Integrationsvertrages unter anderem das Ziel gesetzt, gemeinsam einen Beitrag zur Entwicklung einer migrationssensiblen, diversitätsbewussten Väterarbeit in Hessen zu leisten.

In Hessen hat sich deswegen 2020 der Fachkreis migrationssensibler Väterarbeit in Hessen (MISEV) gegründet und führt regelmäßig Austauschtreffen und Workshops durch. Die Arbeit des Fachkreises orientiert sich an den Aufgabenfeldern und Bedarfen der Teilnehmenden, ermöglicht gegenseitige Unterstützung und bezieht Erkenntnisse aktueller Väterforschung mit ein.

Als erster Schritt wurde 2019 eine hessenweite Befragung von Einrichtungen und Expert*innen der Väterarbeit durchgeführt, um einen Einblick in bereits bestehende Angebote der Väterarbeit, deren Herausforderungen und Erfolgsfaktoren zu gewinnen.

Bei dem Werkstattgespräch am 7. April wird Alexander Stathopoulos vom Verband binatinaler Familien in Frankfurt über die Erfahrungen des Arbeitskreises berichten und wir werden gemeinsam überlegen, wie wir diese für die Väterarbeit in NRW nutzen können.

Hier können Sie sich zu der Veranstaltung anmelden:

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Auch bei Hebammen fehlen oft Vorbilder einer fürsorglichen Vaterschaft

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 7. März 2022

Das Schwerpunktthema der aktuellen Hebammenzeitschrift (DHZ 3-2022) lautet ‚Elternwerden aus feministischer Sicht‘. Das es dabei auch auf ‚aktive Vaterschaft von Anfang an‘ ankommt haben Karsten Kassner, Hans-Georg Nelles, Holger Strenz und Carsten Vonnoh in ihrem Beitrag dargelegt.

Neben einer auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Geburtsvorbereitung und dem Austausch mit anderen Vätern spielen passende gesellschaftliche Rahmenbedingungen eine entscheidende Rolle. Dazu heißt es im Beitrag unter anderem:

Darüber hinaus setzen familienpolitische Regelungen – aber auch betriebliche Kontexte – den Rahmen, in dem Männer ihre Vaterschaft gestalten können. Mit dem Elterngeld ist seit 2007 ein Weg eingeschlagen worden, der eine »leise Revolution« nach schwedischem Vorbild einleiten sollte. Seitdem ist einiges in Bewegung geraten, die geltende Regelung mit zwei zusätzlichen Partnermonaten und die seit Einführung unangetastete finanzielle Ausgestaltung sind jedoch nicht ausreichend.

Viele Arbeitgeber:innen stehen beruflichen Auszeiten von Männern aufgrund von Sorgeverantwortung weiterhin skeptisch gegenüber. Das zeigt aktuell auch die Diskussion um die bezahlte Vaterschaftsfreistellung nach Geburt, also die Möglichkeit für Väter und andere zweite Elternteile, 14 Tage nach der Geburt bei vollem Gehalt die Partnerin im Wochenbett zu unterstützen und selbst in die neue Rolle hineinzuwachsen.

Insofern ist es sehr zu begrüßen, dass es in Deutschland mit der geplanten Einführung einer Vaterschaftsfreistellung perspektivisch eine solche familien- und gleichstellungspolitische Leistung als gesetzlichen Anspruch geben wird. Die Diskussionen um entsprechende Regelungen machen die gesellschaftlichen Normen und Erwartungen an Väter und Mütter sichtbar, die es Vätern erschweren, sich von Anfang an gleichberechtigt zu beteiligen.

Statt zu monieren, dass Väter in der Regel lediglich die zwei zusätzlichen Partnermonate beim Elterngeld in Anspruch nehmen, bräuchte es viele weitere mutige Schritte und strukturelle Rahmensetzungen, um Sorgearbeit gleichberechtigter zwischen den Geschlechtern aufzuteilen. Beispielsweise eine deutliche Ausweitung der Partnermonate beim Elterngeld und mehr monetäre Anreize, sich das Elterngeld gleichmäßiger aufzuteilen, etwa durch die Einführung einer Dynamisierung, wie im 9. Familienbericht der Bundesregierung vorgeschlagen

Darüber hinaus wäre die Einführung einer Familienarbeitszeit ein wichtiger Schritt, um eine lebenslaufbezogene Arbeitszeitpolitik zu etablieren, die für beide Eltern Arbeitszeitreduktion oder vollzeitnahe Teilzeit für Phasen mit erhöhter Verantwortung für Sorgearbeit vorsieht

Darüber hinaus wäre die Einführung einer Familienarbeitszeit ein wichtiger Schritt, um eine lebenslaufbezogene Arbeitszeitpolitik zu etablieren, die für beide Eltern Arbeitszeitreduktion oder vollzeitnahe Teilzeit für Phasen mit erhöhter Verantwortung für Sorgearbeit vorsieht.

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… es muss Geld in die Hand genommen werden

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 1. März 2022

Beim Werkstattgespräch der LAG-Väterarbeit am 24. Februar ging es um aktuelle politische Weichenstellungen für Väter: Unterhalts- und Umgangsregelungen, Abstammungsrecht, Vaterschaftsfreistellung, Vereinbarkeit und partnerschaftliche Arbeitsteilung … Die Liste der erforderlichen Reformen im Familienrecht ist lang.

Der Vorsitzende Hans-Georg Nelles, hat auf der Grundlage der Ergebnisse der Fachtagung im November die Vorhaben der neuen Bundesregierung dahingehend überprüft, welche Weichen für mehr väterliches Engagement bereits gestellt, welche geplant und wo noch Umleitungen eingerichtet sind.

Bevor er auf die im Koalitionsvertrag beschriebenen und teilweise von den zuständigen Minister*innen bereits angekündigten Vorhaben einging, skizierte er die Handlungsfelder einer ganzheitlichen Väterpolitik, die sich nicht auf einzelne Lebensabschnitte beschränken dürfen, auch wenn diese, wie die zum Beispiel Geburt(svorbereitung) oder Elternzeit, zentrale Bedeutung haben.

Vor dem Hintergrund der drei Säulen, die der Familienpolitik zugrunde liegen, Geld, Zeit und Infrastruktur, geht vor allem darum, Vätern in allen Lebensabschnitten mehr Zeit mit der Familie und für die Übernahme von Care-Arbeiten zu ermöglichen.

‚Mehr Fortschritt wagen‘ lautet der Titel des Koalitionsvertrags und in zwei Abschnitten geht es um für Väter relevante Politikfelder. ‚Zeit für Familie‘ ist das erste überschrieben und an erster Stelle steht „Wir werden Familien dabei unterstützen, wenn sie Zeit für Erziehung und Pflege brauchen und dabei Erwerbs- und Sorgearbeit partnerschaftlich aufteilen wollen.“ Das klingt gut, die beschriebenen Vorhaben beziehen sich in erster Linie auf Elternzeit und Elterngeld, also die ersten drei Lebensjahre eines Kindes. Die von der ehemaligen Familienministerin Manuela Schwesig 2015 vorgeschlagene ‚Familienarbeitszeit‘, also die Möglichkeit für Väter und Mütter nach der Elternzeit Arbeitszeiten partnerschaftlich zu reduzieren, ist nicht auf der To Do Liste.

Die von der LAG-V unterstützte Forderung nach der Einführung einer Vaterschaftsfreistellung unmittelbar nach der Geburt, ist jedoch dabei und wurde bereits von der Ministerin in Interviews angekündigt.

Der Abschnitt ‚Familienrecht‘ ist mit dem Leitgedanken „Wir werden das Familienrecht modernisieren.“ überschrieben und insbesondere die Punkte

  • Wir werden die partnerschaftliche Betreuung der Kinder nach der Trennung fördern, indem wir die umgangs- und betreuungsbedingten Mehrbelastungen im Sozial- und Steuerrecht besser berücksichtigen.
  • Wir wollen allen Familien eine am Kindeswohl orientierte partnerschaftliche Betreuung minderjähriger Kinder auch nach Trennung und Scheidung der Eltern ermöglichen und die dafür erforderlichen Bedingungen schaffen.
  • Wir wollen im Unterhaltsrecht die Betreuungsanteile vor und nach der Scheidung besser berücksichtigen, ohne das Existenzminimum des Kindes zu gefährden.

wecken die Erwartung, dass der Reformstau der letzten 8 Jahre endlich aufgehoben wird.

Der zuständige Minister Buschmann hat als erste Maßnahme, die er umsetzen möchte, die Änderung der Rechtslage für lesbische Mütter angekündigt. Hier gilt es aus Väterperspektive darauf zu achten, dass das Recht der Kinder auf Kenntnis der Abstammung und der Beziehung zu ihren leiblichen Vätern beachtet wird.

Nach einer kurzen Diskussion über die bundespolitischen Vorhaben ging es im Hinblick auf die am 15. Mai in NRW stattfindenden Landtagswahlen um väterpolitische Anliegen und Forderungen hierzulande.

Vor dem Hintergrund, dass insbesondere im ländlichen Raum kaum Angebote für Väter existieren und abgesehen von einigen Leuchttürmen wie ‚Väter in Köln‘ auch in größeren Kommunen diese Arbeit überwiegend ehrenamtlich gestemmt wird, ist die Forderung nach finanziellen Mitteln für die Väterarbeit gut nachvollziehbar.

Es geht, so waren sich die Teilnehmenden einig, um eine Strukturbildung für Väterarbeit in NRW, die ohne zusätzliche finanzielle Ausstattung nicht erreicht werden kann. Dass Handlungsbedarfe auch in den bereits existierenden Strukturen ‚Familienbildung‘ und Familienberatung‘ bestehen, hat die von der Landesregierung beauftragte Evaluation der familienpolitischen Leistungen ja bereits offengelegt.

Aufgabe der LAG Väterarbeit wird es sein, auch nach den Wahlen im Mai bestehende Gesprächskanäle und Vernetzungen weiter auszubauen und gemeinsam mit den anderen Playern im Feld die Bedeutung fürsorgliches Väterarbeit, gerade auch für die nachhaltige Veränderung von tradierten Rollenbildern und eine geschlechtergerechte Gesellschaft, hervorzuheben.

Quelle

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