Und jetzt ist Papa dran
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 13. Mai 2021
Nur wenige Väter gehen länger als zwei Monate in Elternzeit. Das liegt an strukturellen Ungleichheiten, an Arbeitgebern – und auch an den Vätern selbst. Doch es gibt Ideen, wie sich das ändern ließe.
Als Hans-Georg Nelles vor 25 Jahren mit seiner Arbeit begann, hieß die Elternzeit noch Erziehungsurlaub. Nur ungefähr ein Prozent der Väter machten damals die Erfahrung, dass es eher Arbeit als All-inclusive-Ferien gleichkommt, ein Baby zu wickeln, zu füttern und herumzutragen, bis es einschlummert. Denn all das erledigten fast immer die Mütter. Wenn in politischen Willenserklärungen und bunten Arbeitgeber-Broschüren von „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ die Rede war, dann ging es meist um Mütter, fast nie um Väter. „Das wollte ich ändern“, sagt Nelles, der selbst drei erwachsene Kinder hat. Heute leitet er die Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit in NRW und berät Unternehmen, wie sie „väterbewusste Personalpolitik“ machen können.
Auch wenn sich in den vergangenen 25 Jahren viel getan hat: Die Arbeit dürfte ihm so schnell nicht ausgehen.
Spricht man mit Aktivisten wie Nelles, mit Juristinnen und Juristen oder Wissenschaftlern, dann wird klar: Ähnlich wie Mütter machen auch Väter im Beruf diskriminierende Erfahrungen. Es fällt nur seltener auf, weil Männer generell seltener und kürzer in Elternzeit gehen. Da ist der Arbeitgeber, der den werdenden Vater sicherheitshalber noch mal fragt, ob er sich das mit der Elternzeit denn gut überlegt habe. Oder der Angestellte, dessen Leistungsbeurteilung nach der beruflichen Auszeit schlechter ausfällt als zuvor. Oder aber, im Extremfall, der Mitarbeiter, dem direkt nach seiner Elternzeit die Kündigung ins Haus flattert. Andererseits gibt es auch Beispiele, die Väter ermutigen könnten, länger im Job auszusetzen.
Bis zu drei Jahre lang können Eltern hierzulande pro Kind in Elternzeit gehen, egal ob Vater oder Mutter. Das Elterngeld, das die damalige Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen im Jahr 2007 auf den Weg brachte, wird in der Basis-Version bis zu 14 Monate an die Eltern ausgezahlt, wobei maximal zwölf Monate von einem Elternteil genommen werden dürfen. In der Praxis beantragt ein Elternteil, meist die Mutter, das Elterngeld in knapp drei Viertel aller Fälle für zwölf Monate, der andere Elternteil, meist der Vater, für zwei. Auch deshalb gelten sie umgangssprachlich als „Vätermonate“. Das kann schon mal zu Missverständnissen führen: „Teilweise fragen Vorgesetzte werdende Väter, ob sie das denn überhaupt dürften – mehr als zwei Monate in Elternzeit gehen“, berichtet Nelles. Er lacht dabei ein wenig verzweifelt. …
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