… schlechte Performance?
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 3. April 2018
Der Beitrag von Katja Lewina und Tina Epking in der ZEIT hat einigen Wirbel ausgelöst: „Warum wir keine Elternzeit genommen haben“ Die Autorinnen lassen drei Väter zu Wort kommen, die Arbeit und berufliche Entwicklung und ihre Rolle als Familienernährer in den Vordergrund stellen und sich als Väter in die dritte Reihe stellen:
„… Jetzt, wo die Kinder älter sind, spiele ich eine viel größere Rolle für sie als früher. Darum glaube ich auch, dass das erste Jahr, in dem die Kinder allein schon durch das Stillen sehr viel mehr auf die Mutter angewiesen sind, nicht das allergeeignetste für die väterliche Elternzeit ist. Jetzt kann ich meine Frau viel besser entlasten, indem ich zum Beispiel auch mal übers Wochenende mit den Jungs wegfahre. …“
„… Ich habe eine eigene Firma, die so klein ist, dass ich an der Spitze stehe und meine Kunden direkt betreue. … Sie haben meine Mobilnummer und melden sich zu jeder Uhrzeit. Oft geht es um akute Schadensfälle, um die man sich sofort kümmern muss und die keinen Aufschub dulden. Da ist es egal, ob es Wochenende oder spätabends ist oder ich gerade ein Kind bekommen habe. …“
„… Kurz bevor sich die Zwillinge ankündigten, hatte ich das Unternehmen gewechselt und eine neue Führungsposition übernommen. Ich war also gerade aus der Probezeit raus und meine Verantwortlichkeiten wurden nach und nach ausgebaut. In dieser Situation für längere Zeit auszusteigen, hätte mir das Gefühl gegeben, dass ich illoyal gegenüber meinem Arbeitgeber bin. …“
Sind das drei krasse Ausnahmen oder stehen sie stellvertretend für die 65 % Väter, die die Möglichkeit der Partnermonate noch nicht nutzen? Ich denke schon, dass ihre Motive, sich als Väter für die Absicherung der wirtschaftlichen Existenz der Familie verantwortlich zu zeigen, von der überwiegenden Anzahl der Väter, auch derer, die Elternzeit nehmen, geteilt wird. Diese Erwartung wird ja nach wie vor an Männer gerichtet.
Was es braucht ist erstens eine breite Diskussion und einen gesellschaftlichen Konsens darüber, dass Väter von Anfang an Bedeutung für die Entwicklung ihrer Kinder haben und eine Bindung aufbauen können. Und zweitens eine Vereinbarkeitsberatung für junge Paare und werdende Eltern, die die Konsequenzen dieser traditionellen Arbeitsteilung, nicht nur im Trennungs- oder Scheidungsfall, deutlich macht und Wege aufzeigt, wie eine partnerschaftliche Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit realisiert werden kann.
Die im Gleichstellungsbericht geforderten ‚Papawochen‘ sind neben der Elternzeit und einer ausreichenden Anzahl von qualitativ hochwertigen Betreuungsplätzen genauso notwendige Voraussetzung wie (Familien-) Arbeitszeiten und berufliche Entwicklungspfade, die niemanden vor die Alternative ‚Beruf oder Familie‘ und ‚Kinder oder Karriere‘ stellt.
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