Elternkongress in Karlsruhe
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 15. Mai 2016
Seit dem letzten Väterkongress am 23. Juni 2012 zum Thema „Vereinbarkeit auch für Väter – Familie zwischen Eigen- und Fremdbetreuung“ hat sich der Bundesverein Väteraufbruch für Kinder (VAfK) als Antwort auf die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Familien und den noch immer bestehenden Reformbedarf im Kontext von Trennung und Scheidung neu positioniert.
Dies führte zur Konzeption eines „Elternkongresses“, veranstaltet vom VAfK-Landesverein Baden-Württemberg. Der erste Elternkongress findet am 15. Juli 2016 in Karlsruhe statt:
Eltern sein – Eltern bleiben Rahmenbedingungen für gemeinsam oder getrennt erziehende Eltern und die Rolle der familialen Professionen.
Während die Familienpolitik einerseits auf den gesellschaftlichen Wandel, verbunden mit der Auflösung traditioneller Geschlechterrollen und Familienformen reagiert und mit Maßnahmen wie ElterngeldPlus, Flexibilisierung der Elternzeit und Ausbau der Ganztagsbetreuung die partnerschaftliche Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Mütter und Väter im Lebensverlauf fördert, erfolgt andererseits nach Trennung und Scheidung noch immer eine „Rolle rückwärts“ in tradierte Rollenmuster: Ein Elternteil, in der Regel die Mutter, ist schwerpunktmäßig für die Kinderbetreuung und –erziehung zuständig und wird zur „alleinerziehenden Mutter“, während der andere Elternteil, in der Regel der Vater, schwerpunktmäßig für den Kindesunterhalt zuständig ist und zum „Umgangselternteil“ wird. Das führt zu einseitigen Belastungen und verhindert Entwicklungsmöglichkeiten für alle Beteiligten. Die häufige Folge sind eskalierende, sich über viele Jahre hinziehende Elternkonflikte und der Kontaktverlust der Kinder zum getrennt lebenden Elternteil bis hin zur völligen Entfremdung.
Die mit Familienkonflikten befassten („familialen“) Professionen stehen vor der Aufgabe, zu verhindern, dass das Kind in den Brunnen fällt, oder es herauszuholen. Dabei erweist sich elterliche „Hochstrittigkeit“ als umfassende Entwicklungsblockade, oft auch als gezielte Prozesstaktik, vor der selbst Experten kapitulieren. Um elterlichen Konflikt- und auch Verweigerungshaltungen wirksam zu begegnen, bedarf es der interdisziplinären Vernetzung, verbunden mit geeigneten Instrumentarien und eines familienrechtlichen Leitbildes gleichverantwortlicher Elternschaft, das in anderen Ländern längst existiert, in Deutschland jedoch noch heftig umstritten ist.
Somit ist im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlicher Veränderung und Verharren in tradierten Rollenmustern die Frage zu stellen, ob Begriffe und Konzepte wie „Residenzmodell“, „Lebensmittelpunkt des Kindes“, „alleinerziehend“ oder „Ein-Eltern-Familie“ noch brauchbar sind, um vielgestaltige Entwicklungsperspektiven abzubilden, oder ob sie elterliche (Hoch-)Konflikthaftigkeit im Kontext von Trennung und Scheidung sogar fördern. An welchen Begriffen und Konzepten sollte sich eine dringend erforderliche Weiterentwicklung der Gesetzgebung und der
familienrechtlichen Praxis orientieren, um den mit der zunehmenden Anzahl von Trennungsfamilien wachsenden gesellschaftlichen Herausforderungen gerecht zu werden?
Im Rahmen des neu konzipierten Elternkongresses, der sowohl Eltern als auch familiale Professionen anspricht und zusammenführt, sind alle Teilnehmer/innen herzlich eingeladen, sich mit diesen und anderen aktuellen Fragen lösungsorientiert und praxisnah auseinanderzusetzen.
Die Veranstalter freuen sich über die Zusagen der folgenden Referent/inn/en:
- Daniela Conrad-Graf, Richterin am OLG Karlsruhe
- Ursula Kodjoe, Dipl.-Psychologin, Dipl.-Sozialpädagogin, Systemische Therapeutin, Mediatorin
- Jürgen Rudolph, Rechtsanwalt, Familienrichter a. D., Mitbegründer der „Cochemer Praxis“
- Andreas Schneider, Dipl. Psychologe, Transaktionsanalytiker, Familienmediator
- Marc Serafin, Jugendamtsleiter der Stadt Niederkassel, Initiator des Arbeitskreises „Elternschaft nach Trennung und Scheidung“ im Rhein-Sieg-Kreis Weiterlesen »
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