Vertrauen ist gut! Ist Kontrolle besser?
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 14. Mai 2014
Ludger Pütz hat 2011 herausgefunden, dass sein Sohn nicht sein leiblicher ist. Da er weder im Netz noch sonst wo Informationen zum Thema fand, gründete er den Kuckucksvaterblog und eine Selbsthilfegruppe für Kuckuckskinder, Scheinväter, leibliche Väter und Kuckucksmütter auf Facebook.
In einem Gastbeitrag im Schweizer Mamablog erklärt er, warum nur ein Vaterschaftstest Gewissheit gibt, aber auch, welche Nebenwirkungen er haben kann:
„Es ist das Schönste im Leben, durch ein Kind zu Papa oder Mama zu werden. Eigentlich. Dieses ‚eigentlich‘ ist der Haken, der auch in meinem Leben eine einschneidende Rolle spielte. Denn nicht selten wird die Freude der Mutter- beziehungsweise Vaterschaft getrübt und führt nicht wenige früher oder später zu der Frage: «Bin ich bzw. ist er wirklich der Vater?» Der Zweifel an der Vaterschaft ist auch unter Müttern in nicht geringem Ausmaß verbreitet: Über ein Drittel der privat angestrengten Vaterschaftstests wird von Frauen veranlasst.
Ob ein anderer Mann als Vater infrage kommen könnte, das weiß die Frau naturbedingt mit Bestimmtheit. Bei Männern hingegen braucht es einen Anfangsverdacht, etwas, was sie stutzig werden lässt. Nur die wenigsten sind sich bewusst, dass die Vaterschaft generell unsicher ist. Und so sind es zumeist erst entsprechende Umstände, die den Vater hellhörig werden lassen, zum Beispiel, wenn er erst seit wenigen Wochen mit der werdenden Mutter zusammen ist oder wenn er Kenntnis von ihrer Affäre hat. In anderen Fällen melden sich die Zweifel direkt nach der Geburt, etwa, wenn man am Neugeborenen so gar keine Ähnlichkeit mit sich selbst findet oder wenn sogar die frisch gebackene Großmutter väterlicherseits skeptisch ihren Kopf schüttelt. Was soll der Mann in solchen Fällen tun? Soll er seine Partnerin um einen DNA-Test bitten, um sich die eigene Vaterschaft zweifelsfrei belegen zu lassen? Dies ist ein sehr schwerer Schritt.
Wer es trotzdem wagt, muss mit Protest und Vorwürfen rechnen, denn die meisten Mütter verbinden mit dieser Frage unweigerlich die Unterstellung, fremdgegangen zu sein. Auf den ersten Blick ist die Empörung darüber durchaus nachvollziehbar. Doch wer dem Mann daraus einen Strick dreht, der übersieht dessen Bedürfnis nach Gewissheit. Schließlich geht mit der Vaterschaft auch Verantwortung und emotionale Bindung einher.
Und was macht die Mutter, wenn sie unsicher über die Vaterschaft ist? Sollte sie nach einem DNA-Test fragen? Würde sie es machen, wäre klar, dass sie eine Affäre hatte, ansonsten bestünde ihrerseits ja kein Anlass zum Zweifel.
Aus meiner Erfahrung im Kuckucksvaterblog heraus lässt sich sagen, dass sich Väter und Mütter in den meisten Fällen erst an uns wenden, wenn das Kind bereits im Kleinkindalter oder älter ist. Bis dahin ist bereits eine Vater-Kind-Beziehung aufgebaut, die eventuellen Zweifel an der Vaterschaft sind gerade erst entstanden oder haben sich weiter verdichtet. Nun wird es aber noch schwieriger.
Mit der Bitte nach einem Vaterschaftstest riskiert ein Vater nicht nur einen Bruch mit der Kindesmutter, sondern einen Bruch mit den eigenen Gefühlen zum Kind. Konflikte jeglicher Art sind vorprogrammiert, gleichgültig, welche Entscheidungen getroffen werden. Nicht nur in der Partnerbeziehung, nicht nur zum Kind, sondern auch mit Eltern, Schwiegereltern, den Familien und im Freundeskreis. Man hat nur noch die Wahl zwischen Pest und Cholera.“ weiterlesen
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