Kinder bevorzugen den Fahrstil des Vaters
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Samstag 7. April 2012
Das ist ein Ergebnis einer Umfrage unter 500 Kindern im Alter von vier bis 16 Jahren, die das Marktforschungsunternehmen OnePoll im Auftrag des internationalen Automobilzulieferers Continental in Verbindung mit der Verkehrswachtstiftung Niedersachsen durchgeführt hat.
Eltern sollten Vorbilder für ihren Nachwuchs sein und auf einen gepflegten Umgangston und gute Sitten bedacht sein – so zumindest die Theorie. Diesem Anspruch werden Eltern im Auto aber bei weitem nicht immer gerecht, denn die Praxis zeichnet nach Aussagen ihrer Kinder ein gegenteiliges Bild:
Eltern in Deutschland schimpfen (75 %) im Auto oft wie die Rohrspatzen, schreien (54 %) und streiten sich (41 %) im Fahrzeug in Anwesenheit ihrer Kinder. 20 % der Eltern telefonieren sogar mit dem Handy während der Fahrt, 45 % der Eltern wird vom Nachwuchs mangelnde Konzentration am Steuer attestiert. Insgesamt sind Kinder in Deutschland jedoch mit dem Fahrstil der Eltern zufrieden (98 %) und fühlen sich während der Fahrt sicher (94 %).
Weitere Ergebnisse geben Einblick in die unterschiedliche Fahrweise – zumindest in der Wahrnehmung des Nachwuchses – von Vätern und Müttern: Obwohl die Mehrheit (73 %) der befragten Kinder angeben, dass ihr Vater für gewöhnlich schneller fahre als die Mutter und mehr als ein Drittel der Kinder (37 %) das Fahrverhalten des Vaters sogar als rüpelhaft einstuft, präferieren Kinder den väterlichen Fahrstil (49 %).
Es zeigt sich, dass das häufige Schimpfen, Schreien und Streiten nicht spurlos an den Kindern vorüber geht: Manche sind aufgeregt (22 %), nervös (10 %), beschämt (9 %) oder ängstlich (5 %). Obwohl 35 % der Kinder angeben, als Reaktion auf das Schimpfen der Eltern mit Lachen zu reagieren, ermahnt immerhin jedes fünfte Kind die Eltern und bittet darum, mit dem Schimpfen aufzuhören. Auch wenn Eltern verleitet sind, zu schnell zu fahren, greift der Nachwuchs von der Rückbank ein: Mehr als jedes dritte Kind bittet die Eltern schlichtweg, die Geschwindigkeit zu reduzieren. Lediglich jedes zehnte Kind spornt die Eltern zum schnelleren Fahren an.
Neben dem Umgangston im Auto ist die elterliche Konzentration am Steuer oft Anlass zur Sorge: Demnach telefoniert fast jeder fünfte Erziehungsberechtigte im Beisein seiner Kinder mit dem Handy am Ohr während der Fahrt. Insgesamt geben sogar 45 % der Befragten an, dass die Eltern manchmal nicht richtig am Steuer aufpassen.
„Das Ergebnis dieser Studie sollte alle Eltern sehr nachdenklich machen, denn die verkehrsbezogenen Einstellungen und Verhaltensweisen in der Familie beeinflussen nicht nur das zukünftige Fahrverhalten ihrer Kinder sondern auch deren Unfallrisiko. Denn je häufiger Eltern in Verkehrsunfälle verwickelt sind, desto öfter verunglücken ihre Kinder und für Kinder von Eltern, mit drei oder mehr Delikten, liegt die Wahrscheinlichkeit wegen regelwidrigen Verhaltens im Straßenverkehr auffällig zu werden, um 38 % höher als bei Kindern von Eltern mit einer „weißen Weste“. Die Verkehrswachtstiftung Niedersachsen wird deshalb das Ergebnis der Studie zum Anlass nehmen, um neue Anspracheformen für die Präventionsarbeit mit Eltern zu entwickeln“, sagte Cornelia Zieseniß, Geschäftsführerin der Verkehrswachtstiftung Niedersachsen.