Wie man seine Kinder erzieht, kann man machen, wie man will
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 30. April 2012
Der Familientherapeut Jesper Juul im Gespräch mit der Bild Zeitung über unglückliche Väter, verunsicherte Mütter und ihre gestressten Kinder‘.
‚Herr Juul, welchen Eindruck haben Sie von deutschen Eltern?
Jesper Juul: Deutsche Eltern sind sehr gestresst und wollen alles richtig machen. Der Stress überträgt sich dann aufs Kind. Wenn die Eltern sich schuldig fühlen, werden sich die Kinder nicht gelungen fühlen. Deutsche Eltern denken immer, sie seien schuldig. Und es gibt bei ihnen diesen furchtbaren Zwang: Du musst lieb sein. Wenn du nicht lieb bist, bist du ein Ungeheuer. …
Geben wir Eltern zu oft die Verantwortung an Ärzte, Lehrer, Erzieher ab?
Ja, aus Verunsicherung, aber auch einem großen Vertrauen in Autoritäten. Wenn ein Mann wie ich kommt, dann weiß er es besser. Das ist ja furchtbar!
Sie verdienen Geld damit …
Stimmt. Aber ich habe nie gesagt, dass ich es besser weiß.
Sondern?
Wenn so ein Ding in einer Familie passiert und alle frustriert sind, weiß ich, was man tun kann. Wie man allgemein seine Kinder erzieht, kann man machen, wie man will.
Ein Kollege hält sich für einen nicht empathischen Vater. Sein Problem oder das seines Kindes?
Es gibt viele Männer, die keinen Kontakt zu sich selbst haben. Deshalb haben sie starke Haltungen und Meinungen. Das ist unglücklich für die Väter, denn sie werden sehr schnell sehr einsam. Natürlich ist das auch für das Kind nicht schön, aber Kinder können viel besser ihrem etwas viereckigen Vater verzeihen, als es eine Frau bei ihrem Mann kann.
Also ein Problem der Eltern?
Wenn man als Mutter spürt, irgendetwas fehlt in der Beziehung zwischen meinem Kind und meinem Mann, weiß man ja: Das fehlt auch in unserer Beziehung. Aber wenn die Frau damit klarkommt, kann es auch für das Kind eine Bereicherung sein. Es lernt, wie man mit einem nicht empathischen Menschen umgeht.
Verdrängen die Mütter die Väter absichtlich aus der Erziehung? Weiterlesen »
Abgelegt unter Rolllenbilder, Väter | Keine Kommentare »