Die Bundesjustizministerin hatte bereits Mitte letzten Jahres einen Gesetzentwurf zum Gemeinsamen Sorgerecht von nicht miteinander verheirateten angekündigt, diesen allerdings bis heute noch nicht vorgelegt. Die grüne Bundestagsabgeordnete Katja Dörner hat die Bundesregierung deshalb in einer schriftlichen Frage zum Stand des Verfahrens befragt.
Die Antwort ist mehr als ernüchternd: Die Bundesregierung kann die Frage, wann mit einem Gesetzentwurf zu rechnen sei, nicht beantworten und hat diesbezüglich offensichtlich keine weiteren Ambitionen. Seit dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte von Dezember 2009 und dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts von August letzten Jahres steht die Bundesregierung unter Druck, die Sorgerechtsregelung zu reformieren.
Scheinbar keine leichte Aufgabe für Schwarz-Gelb, denn (auch) bei diesem Thema gehen die Vorstellungen so weit auseinander, dass gar nichts mehr passiert.
Aus den Schriften der antiken Gesellschaften weiß man, dass der Vater als Ernährer, Beschützer und Lehrer ein hohes Ansehen genoss und sich auch dementsprechend verhalten hat. Auch die aktuelle Väterforschung zeigt, dass sich väterliches Engagement positiv auf die Seele der Kinder auswirkt. Väter und Mütter sind in gleichem Umfang für das Wohlbefinden und die Lebenszufriedenheit eines Kindes wichtig.
Aus Studien der letzten Jahre weiß man, dass Kinder, die ohne fürsorgliche Väter aufwachsen, erhebliche Nachteile haben: Schlechte Schulnoten, kriminelle Handlungen, psychische Erkrankungen sowie impulsives und aggressives Verhalten kommen bei ihnen häufiger vor. So erkranken Kinder, deren Vater an einer postpartalen Depression leidet, dreimal häufiger am Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom als Kinder von psychisch gesunden Vätern. Suchtprobleme und Teenagerschwangerschaften gibt es häufiger bei Kindern von Alleinerziehenden.
Heute weiß man, dass Väter ihre Kinder auf unterschiedliche Weise prägen. Einerseits spielen sie mehr und wilder mit dem Nachwuchs als Mütter. Sie verwenden auch komplexere Satzkonstruktionen, was die Sprachentwicklung der Kinder fördert. Zudem sind Kinder von aktiven Vätern selbständiger.
Laut Umfragen wollen sich Väter hierzulande gerne mehr an der Kindererziehung beteiligen. Die damit gewonnene Erfahrung würde den Männern auch helfen, die Väterrolle weiter aufzufächern – nicht nur Brotverdiener und Spielkamerad zu sein, sondern beispielsweise auch Tröster, Erzieher und Pfleger. Die Struktur der Arbeitswelt lässt diesen Wunsch jedoch in weite Ferne rücken.
Für 60 Prozent der Deutschen ist das Bild des Mannes als Alleinverdiener in der Familie ein Auslaufmodell. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage von TNS Emnid im Auftrag der Expertenkommission Familie der Bertelsmann Stiftung. In immer mehr Haushalten muss der Partner mitverdienen, um den Lebensunterhalt zu sichern. Alleinerziehende scheinen ihre finanzielle Situation noch bedrückender zu sehen. Zwei Drittel befürchten, in naher Zukunft Transferleistungen in Anspruch nehmen zu müssen.
Als zweithäufigsten Grund für den Abschied vom Alleinverdiener-Modell nennen mehr als 30 % der Befragten, dass Frauen grundsätzlich berufstätig und in Gesellschaft und Beruf gleichberechtigt sein sollten. Während in den alten Bundesländern primär ökonomische Zwänge Ursache für eine Abnahme der traditionellen Familienform sind, spielt bei der ostdeutschen Bevölkerung die Verwirklichung der Frau und die allgemein gesellschaftliche Entwicklung hin zur Gleichberechtigung der Geschlechter eine größere Rolle. So halten es hier 17 % für wichtig, dass Frauen auch Karriere machen können. Im Westen meinen dies lediglich 5 %.
Neben der ehelichen Familie halten die meisten Befragten die gesetzliche Gleichstellung von anderen Lebensformen für zeitgemäß, Weiterlesen »