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Buben-, Männer- und Väterfragen ernst nehmen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Dienstag 14. Dezember 2010

In der Schweiz fordert der grüne Nationalrat Alec von Graffenried in einem parlamentarischen Vorstoß vom Bundesrat ein verstärktes Engagement in Buben-, Männer- und Väterfragen. Der Dachverband der Schweizer Männer- und Väterorganisationen (männer.ch) unterstützt das Anliegen. Der Vorstoß biete eine Chance für die Schweiz, ihren Rückstand auf die Entwicklungen im benachbarten Ausland zu verkürzen.

Die Regierungs- und Verwaltungsorganisationsverordnung des Bundes vom 26. November 2008 schreibt vor, dass in allen außerparlamentarischen Kommissionen des Bundes mindestens 30 Prozent beider Geschlechter vertreten sein müssen. Ausgerechnet in der für Geschlechterfragen zuständigen Kommission – sie trägt bezeichnenderweise den Namen «Eidgenössische Kommission für Frauenfragen» – beträgt der Männeranteil aber nur 14 Prozent. Ebenso fehlt in der Bundesverwaltung eine Kompetenzstelle für Buben-, Männer- und Väterfragen. Auch das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann ist frauendominiert.

Dieses Manko will der grüne Nationalrat Alec von Graffenried mit einem parlamentarischen Vorstoß beheben. Er will den Bundesrat beauftragen, «die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen in eine Eidgenössische Kommission für Geschlechterfragen umzuwandeln resp. eine Kompetenzstelle für Buben-, Männer- und Väterfragen innerhalb der Bundesverwaltung zu bezeichnen und/oder eine Eidgenössische Kommission für Buben-, Männer- und Väterfragen zu gründen.» Dabei untermauert von Graffenried seinen Vorstoß mit der Notwendigkeit, männerspezifische Gesundheitsrisiken und ihre milliardenschweren Folgekosten (Herzinfarkte, Lungenkrankheiten, Sucht, Stress, Burnout etc.) zu verringern, ein bubengerechtes Bildungswesen zu gewährleisten und männerspezifisches Risikoverhalten zu minimieren (Verkehrsunfälle, Gewalttaten, Suizide etc.).

Der Dachverband der Schweizer Männer- und Väterorganisationen, männer.ch, begrüßt den Vorstoß seines prominenten Mitglieds. «Wir haben heute die historische Chance, eine geschlechtergerechte Gesellschaft zu entwickeln», sagt männer.ch Präsident Markus Theunert. «Damit das gelingt, muss Gleichstellungspolitik aber mehr sein als Frauenförderung. Sie muss als geschlechterübergreifendes Projekt verstanden werden. Dafür braucht es Fachlichkeit und Wertschätzung für all die Fragen, welche Buben, Männer und Väter betreffen. Sonst laufen wir Gefahr einer weiteren Polarisierung, wie sie die Antifeminismusbewegung schürt».

In Deutschland verfolgt die Bundesregierung offiziell das Ziel, eine «eigenständige Jungen- und Männerpolitik» zu entwickeln. In Österreich existiert eine Männerpolitische Grundsatzabteilung innerhalb des zuständigen Bundesministeriums. International setzt sich in Forschung und Praxis, Politik wie Verwaltung die Erkenntnis durch, dass der Einbezug der Männer in den gleichstellungspolitischen Diskurs unerlässlich ist. «Die Schweiz ist männerpolitisch noch ein Entwicklungsland», sagt Theunert.

Quelle

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