Schweizer Väter haben es schwer
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 5. Dezember 2010
Im internationalen Vergleich herrscht in vielen Schweizer Familien eine traditionelle Rollenteilung. Väter, die sich mehr um die Erziehung ihrer Kinder kümmern wollen, haben es eher schwer.
In vielen Industrienationen stellen junge Frauen und Männer das klassische Bild, wonach der Vater arbeitet und die Mutter die Kinder erzieht, in Frage. Beide wollen sowohl in der Erziehung ihrer Kinder mitwirken als auch zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. Inwieweit ihnen das gelingt und welchen Hürden sie dabei begegnen, hat das britische «Fatherhood Institute» im Rahmen einer neuen Studie untersucht. Zu diesem Zweck wurden in 21 führenden Industrienationen 10 Indikatoren aufgrund von Daten der OECD gemessen.
Das Ergebnis für die Schweiz ist wenig schmeichelhaft: Sie landet auf dem letzten Platz. Ausschlaggebend für das schlechte Abschneiden sind vor allem das Fehlen eines gesetzlichen Vaterschaftsurlaubs, große Einkommensunterschiede zwischen Mann und Frau, wenig Teilzeit arbeitende Männer und zu wenig staatlich-finanzierte Krippenplätze. Angeführt wird das Ranking einmal mehr von den skandinavischen Ländern.
Patricia Schulz, Direktorin des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) betont, dass die Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie keine Frauenfrage ist, sondern ein brisantes gesellschaftspolitisches Thema, das alle, Väter wie Mütter, betrifft. Dass die Schweiz im internationalen Vergleich hier großen Nachholbedarf habe, sei bekannt.
Rob Williams, Geschäftsführer des «Fatherhood Institute», sieht die Vorteile familienfreundlicher Politik vor allem in der Entwicklung der Kinder. Studien hätten gezeigt, dass diese davon profitieren, wenn die Väter nicht nur Geld verdienen, sondern sich auch in ihrer Erziehung engagieren: Weniger Verhaltensprobleme, weniger Kriminalität und Drogenmissbrauch, höhere Mobilität in Ausbildung und Beruf, mehr Sozialkompetenz und ein höheres Selbstbewusstsein. Eltern mit einer ausgeglicheneren Aufgabenteilung haben auch eine höhere Wahrscheinlichkeit, zusammen zu bleiben und seien im Durchschnitt zufriedener.
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