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Arbeitgeber gegen Vater in Elternzeit

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Sonntag 27. Dezember 2009

Susanne Amann beschreibt in Ihrem Beitrag in Spiegel Online ‚ Arbeitgeber gegen Elternzeit – Kind da, Job weg’ die Erlebnisse eines Vaters, der hoch qualifiziert und flexibel gearbeitet hat, dem dann aber der Wunsch nach Elternzeit und einer anschließenden  Reduzierung der Wochenarbeitszeit zum ‚Verhängnis’ wurde. Hier wird meines Erachtens mal wieder die Spitze eines Eisbergs sichtbar, der Väter, insbesondere solche mit Führungsverantwortung, daran hindert, als Vorbilder für Ihre Mitarbeiter und Kollegen neue Rollenmodelle vorzuleben.

Offenbar hat Schneider (der Name ist geändert) etwas getan, was in allen politischen Sonntagsreden zwar gefordert, für ihn selbst schlicht selbstverständlich, aber in den betrieblichen Realitäten noch lange nicht die Unternehmenskulturen prägt:
Als Vater wollte er sich um seine drei Kinder kümmern und deshalb ’nur‘ 30 Stunden dem Arbeitgeber zur Verfügung stehen.  Ob hier wohl mal wieder Anwesenheit mit beruflicher Leistung verwchselt wird?

‚Das macht Schneider nicht nur, weil seine Frau Unternehmensberaterin ist und gleichberechtigt arbeiten will. Sondern auch, weil er es für richtig hält, dass Kinder einen Vater haben, der ansprechbar, greifbar und im Notfall auch da ist.

Genau das sagte Schneider nach eigener Aussage auch seinem Chef, als dieser ihn im Jahr 2005 über einen Headhunter anspricht und für seinen Btrieb gewinnen will. In dem Vertrag, auf den man sich schließlich einigt, wird als Dienstsitz laut Schneider deshalb Weilrod eingetragen, ein kleiner Ort im Herzen des Taunus. Hier wohnt Schneider und von hier aus sollte er  Vollzeit arbeiten. …

Das funktioniert hervorragend – bis Schneider und seine Frau im Jahr 2007 ihr drittes Kind erwarten. „Wir haben uns damals relativ schnell darauf verständigt, beide Elternzeit zu nehmen und unsere Arbeitszeit auf 30 Stunden zu reduzieren“, erzählt Schneider.

Doch was der Familie selbstverständlich erscheint und vom Gesetzgeber ausdrücklich erlaubt, ja sogar mit viel Geld gefördert wird, stößt bei Schneiders Arbeitgeber auf wenig Gegenliebe … und entwickelt sich über die Monate zur persönlichen Katastrophe: Erst verweigert das Unternehmen Schneider die ihm zustehende Elternzeit, dann wird er auf ein anderes Projekt versetzt.

Er, der seit Jahren selbstbestimmt und mit Homeoffice für die Firma tätig ist, muss plötzlich stundengenaue Tätigkeitsnachweise erstellen. Für das Jahr 2007 gibt es erstmals keinen Bonus mehr – stattdessen treffen sich Schneider und sein Arbeitgeber im Dezember 2007 vor Gericht, das den Anspruch auf Elternzeit bestätigt.

Doch da ist das Verhältnis zwischen Schneider und seinem Arbeitgeber längst gestört,  man bietet ihm noch die Versetzung an den Stammsitz drei Stunden entfernt an. Es folgen Kündigungsdrohungen, Stopp der Gehaltszahlungen, man trifft sich erneut vor Gericht, schließlich kommt es zur Kündigung. …’

Und die Konsequenzen?

‚Noch weiß Schneider nicht, wie es weitergehen soll. Er ist nicht sicher, ob er so weitermachen will – in einem anderen Unternehmen, aber im gleichen System. Vielleicht ist er seiner Zeit einfach voraus, ein Vater, an den sich Deutschland erst gewöhnen muss.

Woanders sind sie weiter. Vor kurzem hatte Schneider ein Vorstellungsgespräch bei einem Konzern in Finnland. Die erste Frage des möglichen neuen Arbeitgebers dort war: „Wie können wir dafür sorgen, dass der Job mit deiner familiären Situation vereinbar ist?“’

Da der Arbeitgeber, der aus verständlichen Gründen nicht (mehr) öffentlich genannt werden will, den Darstellungen von Schneider im Spiegel widersprochen und rechtliche Schritte angedroht hat, ist der Artikel bei Spiegel Online nicht mehr online.

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7 Kommentare zu “Arbeitgeber gegen Vater in Elternzeit”

  1. ' + title + ' - ' + basename(imgurl) + '(' + w + 'x' + h +') sagt:

    […] Arbeitgeber gegen Vater in Elternzeit […]

  2. Tracy sagt:

    Leider ist es in Deutschland Gang und gäbe, dass Müttern und neuerdings auch Vätern ein Karriereknick droht, wenn sich jemand um die Erziehung der Kinder kümmern möchte. Spätestens dann kommt das „aus“ für die Karriere. Aber wer ist daran schuld? Schuldig sind die Vorstände und Manager der Unternehmen, welche noch immer an den verkrusteten Vorstellungen von alt hergebrachten „Traditionen“ festhalten. Ich frage mich allen Ernstes, wie solche verkrusteten Männer (es sind ja fast ausschließlich Männer in den Spitzenpositionen) Flexibilität, Teamarbeit, offen sein für Veränderungen usw. fordern- geschweige denn leben können? Solche Männer sind heute einfach nicht mehr zeitgemäß und gehören ausgewechselt. Erst dann wird Deutschland die Krise überwinden können!

  3. ErrEff sagt:

    Unglaublich! Was sind das nur für Un-Menschen in Deutschland (in dem Fall die Vorgesetzten),sie sollten sich was schämen. Das wäre für mich ein Grund, mich selbständig zu machen-dann kann ich mir meine Zeit so einteilen, dass sie meinen Kindern und der Familie zugute kommt.

  4. Anonym sagt:

    Ich werde demnächst 10 Monate Elternzeit Beantragen. Ich persönliche habe ein wenig angst bzw. weiß eigentlich schon das mein Chef sauer sein wird.
    Ich war bei meinem ersten Kind schon mal in Elternzeit für zwei Monate Teilzeit (da war die Reaktion auch nicht so toll wie ich es eigentlich gedacht habe, weil ich dem Arbeitgeber meines Erachtens damals freiwillig entgegen gekommen bin).
    Aber leider ist auch dieses Gesetzt (erste 7 Wochen vor beginn der Elternzeit Kündigungsschutz zu haben) perfekt dafür den Arbeitgeber so richtig auf die Palme zu bringen.
    Klar man könnte sagen „Mann“ könnte ja schon andeuten in Elternzeit zu gehen aber leider zeigen doch immer wieder beispiele das „Mann“ es lassen sollte!
    ich muss ende Woche die Elternzeit schriftlich einreichen……………..ich kann nicht vorausplane was passiert da ich der erste Mann in meiner Firma bin der Elternzeit in so einem großen Stil nimmt………………….ich rechne mal damit das ich nach den 10 Monaten nur noch ein kurzen 3-4 Monatigen Gast-Auftritt in meiner Firmer haben werde….ich werd mich auf jeden Fall noch mal melden Gruß Herr Anonym

  5. Hans-Georg Nelles sagt:

    Hallo,

    da lässt sich vielleicht noch etwas dran ’schrauben‘. Melden Sie sich doch per PM oder Telefon bei mir.

    beste Grüße

    Hans-Georg Nelles

  6. ' + title + ' - ' + basename(imgurl) + '(' + w + 'x' + h +') sagt:

    […] hat ein anonymer Leser einen Kommentar zu dem Artikel ‚Arbeitgeber gegen Vater in Elternzeit’ vom vergangenen Dezember gepostet, der mich nachdenklich macht. Nicht nur, dass die in dem […]

  7. Thomas sagt:

    Auch wenn ich hier Prügel beziehe, ich bin anderer Meinung.
    Ich halte das Väterzeitmodell für nen Irrweg. Warum?
    1.) Es missachtet die Bedürfnisse der KINDER in der frühesten Jugend. Ein Kleinkind braucht, entwicklungspsychologisch betrachtet, weniger den Vater, als die Mutter. In der Zeit des Heranwachsens, ab dem 10. oder 12. Jahr ist die Werte- Entwicklung und -vermittlung gefragt- DA ist der Vater wichtig: Selbst Oskar Lafontaine beklagt Werteverfall- DER! Warum? Abwesende Väter in der JUGEND!
    Es mag anti- natürlich oder anti- biologistisch Denkenden ein Dorn im Auge sein, aber wir vergewaltigen die kindliche Seele, wenn wir deren Bedürfnisse ignorieren, weil wir
    2.) hier nur versuchen, ideologische, pseudowissenschaftliche Gender-Thesen zu verwirklichen, um auf Teufel komm raus eine „andere, moderne Gesellschaftsstruktur“ zu entwickeln, um nur ja „zeitgemäß“ sein zu wollen. (Was war den 1933 bitte „zeitgemäß“?)
    Das Kind sollte Maßstab des Handelns und Wollens sein, keine Ideologie.
    3.)Diese hohe Flexibilisierung der Arbeitswelt ist ein Traum, den sich der öffentliche Dienst vielleicht (zu Lasten der Steuerzahler, der produktiven Abeiter) leisten kann- aber Firmen, die im Internationalen Geschäft stehen, die 24- Stunden rund um den Globus Kundenkontakte pflegen (und das betrifft heute auch Mittelständler!) können es sich genau so wenig leisten, das väterliche Kuschelbedürfnis zu honorieren, wie kleine Handwerksbetriebe, in denen es auf jede arbeitende Hand ankommt, damit der Laden läuft, also nachhaltig, ohne wg. 2 kuschelnden Vätern dicht machen zu müssen.
    Die ganze Diskussion wird IMHO von ver.di befeuert, die in die eigne Tasche arguentieren, den öffentlichen Dienst mit Mitgliedern und Beiträgen aufblasen wollen,
    mit Unterstützung der rot-grün durchsetzten Medien, in denen vom Mutter- und Frau- Sein frustrierte Frauen den Ton angeben (wollen).
    So sehe ich das, ich kann nicht anders.

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