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Archiv für April 9th, 2009

‚Politik wirkt erst in 15 Jahren’

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 9. April 2009

Im Gespräch mit der Berliner Tageszeitung (taz) relativiert der Familienforscher Hans Bertram, selbst Vater von 3 Söhnen, die politische Aufgeregtheit um die aktuell vorgelegten Geburtenzahlen und macht deutlich, was langfristig getan werden kann um jungen Menschen die Entscheidung für Kinder zu erleichtern.

taz: Herr Bertram, noch vor wenigen Wochen verkündete Familienministerin von der Leyen gestiegene Geburtenzahlen. Jetzt hat das Statistische Bundesamt niedrigere Zahlen verkündet. Was ist da passiert?

Hans Bertram: Ende des Jahres 2008 sind einfach viel weniger Kinder zur Welt gekommen als im früheren Jahresverlauf. Für zwei Monate ein Minus von 8.000 Kindern vorherzusehen, würde wahrscheinlich übersinnliche Kräfte voraussetzen – solche Schwankungen sind statistisch normal.

Sieht man schon nach einem Jahr den Effekt politischer Maßnahmen?

Nein. Wir müssen zehn, vielleicht 15 Jahre warten, bis wir wissen, ob tatsächlich demografische Effekte durch eine neue Familienpolitik zu beobachten sind. Glücklicherweise funktionieren Menschen nicht so mechanisch, dass die Regierung nur einen Hebel umzulegen braucht und dann sagt: „Wunderbar, jetzt tut ihr das, was wir wollen.“ …

Wie muss die Politik handeln, damit sie ihr Ziel schnell erreicht?

Der Ausbau der Kinderbetreuung ist unzureichend. Die Vorstellung, wir würden mit der Vorschulbetreuung zu einem vernünftigen Vereinbarkeitskonzept kommen, halte ich für hoch problematisch. Das Zweite ist die Frage, wie wir eigentlich sicherstellen können, dass die Berufswelt die unterschiedlichen Zeitbedürfnisse von Kindern und Familien besser reflektiert, als das heute der Fall ist.

Wie steht Deutschland familienpolitisch im internationalen Vergleich da?

Wir sind, was die Geburtenraten angeht, europäisches Mittelmaß. Die nordeuropäischen Länder haben immer versucht, mit einer forcierten Gleichstellungspolitik die Partizipation der Frauen an der Gesellschaft so zu garantieren, wie Frauen selbst sich es wünschen. Da hat Deutschland noch einen weiten Weg vor sich.

Ist der demografische Wandel überhaupt noch zu stoppen?

Der Geburtenrückgang hat ungefähr 1972 eingesetzt. Jetzt fehlen natürlich die jungen Frauen, die Kinder bekommen können. Diesen Prozess, der vor zwei Generationen eingesetzt hat, den können Sie gar nicht mehr stoppen. Das hat mit der demografischen Entwicklung, was Geburten angeht, nur noch wenig zu tun.

Warum sollten sich Menschen überhaupt durch die Politik in ihrer Familienplanung beeinflussen lassen?

Nachhaltige Politik kann Rahmenbedingungen schaffen, die es den jungen Leuten ermöglicht, sich zu überlegen, wie sie die unterschiedlichsten Dinge realisieren können. Ob sich die Leute danach richten, ist eine individuelle Entscheidung – und auf die darf die Gesellschaft auch keinen Druck ausüben.

Quelle

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Heiraten: ein Trick der Männer?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 9. April 2009

Laut einer Studie der Uni Lausanne denken die Männer schneller an Heirat, wenn ihre Freundin schwanger wird. Die Frauen zieht es kaum in den Hafen der Ehe.

(c) photocase John Krempl

(c) photocase John Krempl

Über die Hälfte der befragten Männer wollten ihre schwangere Freundin unbedingt heiraten. ‚Frauen erwähnten eine mögliche Ehe hingegen nur, wenn sie von ihrem Partner dazu gedrängt wurden‘, bestätigt die Lausanner Sozialwissenschaftlerin Valérie-Anne Ryser einen Bericht von Le Matin.

Grund für den Heiratswunsch der werdenden Väter ist nicht etwa ein plötzlicher Anflug von Sentimentalität: «Der Mehrheit geht es darum, auch rechtlich einen Anspruch auf ihr Kind zu haben», so Ryser. Bei unverheirateten Paaren gehe das Sorgerecht automatisch an die Mutter. Es gebe aber noch einen weiteren Grund: «Es ist so für den Vater einfacher, seinen Namen an das Kind weiterzugeben», so Ryser.

Paartherapeut Klaus Heer sieht im überraschenden Studienergebnis ein Zeichen der fortschreitenden Emanzipation: ‚Frauen sind inzwischen so selbstsicher, dass sie sich im Notfall auch eine Alleinelternschaft vorstellen können.‘ Die Männer hingegen verstünden die Ehe als eine Art Garant für ihren Status als Vater.

«Der Wunsch der Väter in spe nach sofortiger Heirat spiegelt die geschwächte Position der Männer wider», sagt Pius Hoffmann, Präsident der Interessengemeinschaft Väter Schweiz. ‚Ist das Paar verheiratet, kommt eine Trennung vor den Richter. Dies erhöht die Chance, dass der Vater zumindest einen Teil des Sorgerechts erhält.‘

Quelle

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