Erstellt von Hans-Georg Nelles am 9. März 2009
Windeln wechseln, Babys baden, Brei anrühren: Alles Aufgaben für Mütter? Nicht ganz! Immer mehr Väter klinken sich aus dem Berufsleben aus. Sie wollen sich um ihren Nachwuchs kümmern. Besonders in Bayern und in München – hier hat sich die Zahl seit Einführung des Elterngeldes mehr als vervierfacht!
Aktuelles Beispiel: Münchens CSU-Fraktionschef Josef Schmid überlegt ernsthaft, im Oktober und November Elternzeit zu nehmen. Stefan Rößle, CSU-Landrat von Donau-Ries, hat sich bereits entschieden: Seit Anfang März ist das Diensthandy ausgeschaltet und seine politischen Ämter ruhen.
Spötter nannten es abfällig „Wickel-Volontariat“ – Familienministerin Christine Haderthauer schüttelt bei solchen Sätzen verärgert den Kopf. „Immer mehr Männer engagieren sich in der Familie. Mit einem Anteil von 22 % an allen bewilligten Elterngeldanträgen sind die bayerischen Männer bundesweit vielen anderen Männern einen großen Schritt voraus“, sagt sie.
Außerdem nehme die Akzeptanz in den Unternehmen für die Auszeit der Väter zu. „Die Elternzeit der Väter bringt den Firmen ein Mehr an sozialen Kompetenzen und eine erhöhte Motivation und Bindung an das Unternehmen“, so die Ministerin.
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Erstellt von Hans-Georg Nelles am 9. März 2009
Mit seinen kleinen Schützlingen spielt und tobt Mehran Aghadavoodi und ist stolz darauf, stundenweise den Papa spielen zu können. Ernähren kann ihn der Job aber nicht.
Seit September 2005 ist der Vater von drei Söhnen als Tagesvater in Köln tätig und kann damit wohl fast als Unikat bezeichnet werden. Unter den 390 beim Jugendamt registrierten Tagespflegepersonen befinden sind gerade mal acht Männer.
„Wenn wir die Betreuung durch Tagesväter anbieten können, dann wird das sehr positiv aufgenommen“, sagt eine Mitarbeiterin der Stadt Köln. Die registrierten Tagesväter seien überwiegend Väter in der Elternzeit, die dann diese Zusatzqualifikation machten. „Erziehung ist aber meistens immer noch Frauensache. Das sieht man ja auch in den Kindergärten und Grundschulen, wo Erzieher und Lehrer Mangelware sind.“
Dass Erziehung oft immer noch als „Frauensache“ abgestempelt wird, hat auch Mehran Aghadavoodi feststellen müssen. Zwölf Jahre lang war der Programmierer mit seiner eigenen Firma selbstständig, doch irgendwann reichte ihm das nicht mehr aus. Seine Frau brachte ihn schließlich auf die Idee, Tagesvater zu werden. Im Tagesmütterlehrgang war er der der einzige Mann. „Wenn wir dann mal Rollenspiele gemacht haben, hieß es immer direkt: »Du spielst jetzt den Papa!«“.
Seit dreieinhalb Jahren ist Aghadavoodi mittlerweile als Tagesvater gefragt und in einer Familie schon zur nächsten Geschwistergeneration „weitergereicht“ worden, wie er stolz berichtet. Vor allem alleinerziehende Mütter wissen Mehran Aghadavoodi als männliche Bezugsperson zu schätzen. Dass ein Mann als Bezugsperson wichtig für Kinder ist, vertritt der Tagesvater mit Überzeugung und behauptet sich gegenüber der großen weiblichen Betreuungs-Konkurrenz:
„Tagesmütter gehen doch oft viel zu vorsichtig mit den Kindern um. Vorsichtig bin ich natürlich auch, aber ich erziehe die Kinder auch sehr zu Selbstständigkeit. Wenn die männlichen Bezugspersonen erst im Gymnasium auftauchen, ist das eindeutig zu spät.“
Die konservativen Vorurteile und Rollenbilder, die immer noch in den Köpfen vieler Menschen festsitzen, kennt der 54-Jährige zur Genüge. „Wieso sollte ein Mann das können?“ ist die harmlosere Variante des Misstrauens, „in ganz extremen Fällen wird ein Mann als Sexualverbrecher verdächtigt.“ Solchen Vorurteilen musste sich der Tagesvater selbst noch nicht stellen. Bei der eigenen Mutter allerdings traf die berufliche Neuorientierung ihres Sohnes nicht auf Begeisterung: „Kindern den Hintern abwischen? Was willst Du denn damit?“, sei ihre erste Reaktion gewesen.
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