Tillmann Prüfer
ist Vater von vier Töchtern und lebt mit seiner Familie in Berlin. Er
ist Autor des Buchs ‚Vatersein, Warum wir mehr denn je neue Väter
brauchen‘ und der Zeit Kolumne ‚Prüfers Töchter‘. Bei der Eröffnung
derAusstellung ‚kinder machen Väter – Väterbilder im Wandel‘ am 16. Mai,
um 19 Uhr, im KAP1 in Düsseldorf, wird im Gespräch mit dem Vorsitzenden
der LAG-Väterarbeit darlegen, warum Feminismus eine große Chance für
Väter ist, auch ihr Schweigen zu brechen und aus dem aktuellen Buch
lesen.
(C) ARD
Ergänzen Sie bitte den Satz ‚Vater werden ist …‘
das Größte, was man im Leben erleben kann, besser wird es dann nicht mehr.
Welche Eigenschaften fallen ihnen beim Wort ‚Vater‘ ein?
Ein Vater soll der sein, der seinen Kindern Zuversicht vorlebt, der
zeigt, dass das Leben mit allem was es bietet, bewältigbar und
spannend ist. Er soll trösten können und nahbar sein – und er soll
vermitteln das dort immer jemand ist, auf den man sich verlassen kann.
Kurz: Er soll da sein (all das kann eine Mutter übrigens genauso gut).
Was sollte Mann beim Vater werden unbedingt beachten?
Man soll sich gut darauf vorbereiten, genau wie man sich auf alle
andere wichtige im Leben vorbereitet. Am besten zusammen mit der
Partnerin.
Was würde Ihrer Meinung nach Vätern in Zukunft das Vater sein erleichtern?
Wenn Sie von der Idee befreit werden, dass ein guter Familienvater auch immer ein Vollzeit-Familienernährer sein muss.
An welches Erlebnis mit Ihrem Vater erinnern Sie sich am liebsten?
Als er mir sehr überzeugend davon berichtet hat, dass er als Pirat in der Karibik gearbeitet hatte, bevor er wegen des Kinder seinen Job gewechselt hatte.
… und liegt der Redaktion des ARD Hauptstadtstudios ‚exklusiv‘ vor. Das meldet der Sender gestern Nachmittag und titelt mit der Überschrift „Gesetzentwurf Sonderurlaub nach Geburt des Kindes“ Bundesfamilienministerin Lisa Paus wolle mit dem „Familienstartzeitgesetz“ eine gerechtere Verteilung der Kinderbetreuung und Hausarbeit stärken. Der Partner oder die Partnerin der entbindenden Person soll künftig zwei Wochen nach der Geburt bezahlt freigestellt werden. Finanziert werden soll die Freistellung durch eine Umlage analog zur Mutterschaftsfreistellung sechs Wochen vor und acht nach der Geburt. Über die Höhe der Lohnersatzleistung wird in dem Beitrag nichts gesagt.
Bereits im Dezember 2021 habe ich in einem Interview
Stellung zu den ‚kritischen‘ Punkten dieses Vorhabens, dass nach EU Recht auch
in Deutschland schon längst gängige Praxis sein müsste, Stellung bezogen.
Wo könnte es Herausforderungen oder Stolpersteine bei der
Umsetzung geben?
… Eine Herausforderung ist sicherlich die Finanzierung. Wenn
diese jedoch analog zum Mutterschaftsgeld organisiert, also in einem
Umlageverfahren durch alle Arbeitgebenden finanziert wird, sehe ich an dieser
Stelle keine großen finanziellen Belastungen auf die durch Corona strapazierte
Staatskasse und einzelne Arbeitgebende zukommen.
Zufriedene Väter sind ein Gewinn für jeden Betrieb und die Kompetenzen, die sie
durch ihr Engagement in Familie erwerben, gleichen die Kosten für die Umlage
sehr schnell wieder aus.
Sind zwei Wochen bezahlter Urlaub für das zweite
Elternteil genug, um eine Bindung zum Neugeborenen aufzubauen?
Die zwei Wochen bezahlte Freistellung sind meines Erachtens
kein ‚Urlaub‘ im landläufigen Sinn. Sie ermöglichen einen niedrigschwelligen
Einstieg ins Vatersein, nach der Geburt hat jeder neuer Vater die Möglichkeit,
seine Partnerin in der Zeit des Wochenbetts zu unterstützen und eine Beziehung
zu seinem Kind aufzubauen. Für eine sichere Bindung sind zwei Wochen eine zu
kurze Zeit, aber es geht um einen guten Einstieg und die gesellschaftliche
Zuschreibung ‚Mann du kannst ein guter Vater sein und du bist bedeutsam für die
Entwicklung deines Kindes‘.
Wie viele Elterngeldmonate für Paare würden Sie sich
wünschen? Wie viel bezahlte Freistellung beider Elternteile ist Ihrer Meinung
nach nötig?
Bislang gibt es ja 14 Elterngeldmonate, die nach dem Muster
12 plus 2 konstruiert sind und durch Regelungen wie ‚Elterngeld-Plus Monate‘
und dem ‚Partnerschaftsbonus‘ auf bis zu 28 bezahlte Monate Elternzeit ausgedehnt
werden können. Die Regelungen sind kompliziert, auch wenn in der Corona Zeit
schon einiges vereinfacht worden ist.
Ich würde mir wünschen, dass es für Väter und Mütter jeweils
8 reservierte Elterngeldmonate gibt und dass es weitere 8 bezahlte Monate gibt,
die flexibel bis zum Schuleintritt des Kindes eingesetzt werden können. Damit
würde ein klares Signal dafür gesetzt, dass Väter und Mütter gleichermaßen für
ihre Kinder verantwortlich sind und die damit verbundenen Aufgaben und Arbeiten
von Anfang an partnerschaftlich aufgeteilt werden können.
Die weiteren acht Monate bieten den Eltern dann die
Möglichkeit sich nach Bedarf und flexibel Zeit für die Kinder zu nehmen, wenn
sie gebraucht wird. Neben dem Geld spielt die Zeit, die Väter und Mütter
einsetzen können eine große Rolle.
Dazu kommt noch die Infrastruktur, also zum Beispiel die qualitativ
hochwertigen Kinderbetreuungsangebote, die in ausreichender Zahl und mit
passenden Öffnungszeiten wohnungsnah zur Verfügung stehen.
Gibt es etwas anders, was Sie sich hinsichtlich der
Elternzeit-/Elterngeldregelung wünschen würden?
Ja, ich wünsche mir, dass das Engagement von Vätern für ihre
Familie und insbesondere für ihre Beteiligung an der Erziehung ihrer Kinder
nicht als ‚Ergänzung‘ oder ‚Unterstützung‘ der Leistungen der Mütter betrachtet
werden sondern als genauso notwendig wie selbstverständlich. Und zwar von
Anfang an und nicht nach dem Motto ‚krabbeln lerne ich bei Mama, laufen dann
bei Papa‘.
Damit das Wirklichkeit werden kann, braucht es, quasi als notwendige
Bedingung, gute gesetzliche Regelungen zu Elterngeld und Elternzeit, aber auch
passende strukturelle Rahmenbedingungen wie Arbeitszeitregelungen und
Kinderbetreuungsangebote.
Damit es hinreicht, sind aber auch Haltungen erforderlich,
die Vätern von Anfang an, also schon lange vor der Geburt, Kompetenzen
zuschreiben und ihnen von Geburt an Möglichkeiten geben, diese zu erwerben und
weiterzuentwickeln.
In diesem komplexen Gebilde sind die zwei Wochen Vaterschaftsfreistellung ein ganz wichtiger Baustein.
Die steigende Lebenserwartung führt zu dem Phänomen, dass
Großeltern eine sehr lange Zeitspanne zusammen mit ihren Enkelkindern
verbringen können. Diese Entwicklung wirft die Frage auf, ob und wie Familien
diese Möglichkeit, der von den verschiedenen Generationen gemeinsam verbrachten
Zeit nutzen.
Großväter und Großmütter gestalten heute diese
generationenübergreifen- den Beziehungen gezielt und aktiv. Dabei sind die
Großeltern-Enkelkind-Beziehungen meist von Wärme und Nachsicht geprägt. Diese
intensiven gegenseitigen Kontakte entstehen, obwohl die verschiedenen
Generationen heute meist getrennt voneinander wohnen.
Während man im Bereich der internationalen Forschung viel
Literatur zur Großeltern-Enkelkind-Beziehung finden kann, ist dieses Thema in
Deutschland bisher wenig untersucht worden. Studien aus Deutschland beschränken
sich häufig auf den Aspekt der Enkelkinderbetreuung und haben nicht so sehr die
Beziehung an sich im Fokus.
Familiale Beziehungen haben sich von Zweckgemeinschaften hin
zu einer emotionalen Beziehung, welche von Liebe, Zuneigung und Kontakt auf
Augenhöhe geprägt ist, entwickelt. Dieser Prozess betrifft auch die
Generationenbeziehungen. Gleichwohl spielen wechselseitige Unterstützungsleistungen
zwischen den Generationen eine wichtige Rolle, auch wenn die Generationen nur
noch selten im gemeinsamen Haus(-halt) leben.
Dementsprechend hat sich in der Familienforschung immer mehr
der von Hans Bertram geprägte Begriff der „multilokalen
Mehrgenerationenfamilie“ durchgesetzt. Die internationale Forschung legt nahe,
dass sich die räumliche Distanz unweigerlich auf die intergenerationellen
Kontakte insbesondere im Alltag auswirkt. Trotz des getrennten Wohnens der
verschiedenen Generationen ist die emotionale Nähe zwischen den Generationen
sehr hoch, was auch als „Intimität auf Distanz“ bezeichnet wird.
Mit Hilfe von Sekundärdatenanalysen und Experteninterviews hat die DJI Studie „Generationenübergreifende Zeitverwendung: Großeltern, Eltern, Enkel“ die nachfolgenden Fragen beantwortet.
Wie gestaltet sich die Kontaktstruktur zwischen
Großeltern und Enkeln? Gibt es Unterschiede zwischen Großmüttern und
Großvätern? Gibt es Unterschiede zwischen Enkeln und Enkelinnen? Unterscheiden
sich die Kontakte zu Kindern von Söhnen zu denen von Töchtern
Wie ist die Qualität der
Großeltern-Enkel-Beziehung? Wie lässt sich die gemein- sam verbrachte Zeit
beschreiben? Welche Themen verbinden Großeltern und Enkel? Ergeben sich
Unterschiede aus der Perspektive der Großeltern und der der Enkel?
Was sind Einflussfaktoren auf die
Kontakthäufigkeit zwischen Großeltern und Enkel und die Qualität der Beziehung?
Welche Rolle spielen Merkmale von Großeltern und Enkel, wie Alter, Geschlecht
und Wohnort, aber auch der Gesundheitszustand der Großeltern? Wie relevant sind
sozioökonomische Faktoren, wie Bildung, Einkommen und Erwerbstätigkeit von
Großeltern und Eltern? Welche Bedeutung haben die Eltern für die
Großeltern-Enkel-Beziehung? Welche Bedeutung hat beispielsweise die Einstellung
der Eltern zu Großeltern allgemein und die Beziehung zwischen Eltern und
Großeltern?
Die Großelternrolle wird von den meisten Betroffenen als
positiv erlebt. Die große Mehrheit der Großeltern bezeichnet ihre
Großelternrolle im Jahr 2014 subjektiv als sehr wichtig (55,8 %) oder wichtig
(36,2). Im Vergleich zur Einschätzung der Wichtigkeit der Großelternschaft im
Jahr 2008 bleibt dieser Wert stabil hoch. Verschiedene Studien haben gezeigt,
dass eine positive Großelternidentität sowie emotionale Nähe zwischen
Großeltern und Enkeln mit Wohlbefinden und psychischer Gesundheit, z. B. einem
höheren Selbstwert und geringer Depressivität einhergehen.
Dieser positive Effekt gilt sowohl für die Großeltern selbst als auch für die Enkelkinder. Engagierte Großeltern können dazu beitragen, familialen Stress, elterliche Doppelbelastung oder Vernachlässigung der Kinder zu reduzieren, insbesondere bei zwei vollerwerbstätigen Elternteilen oder bei alleinerziehenden Vätern oder Müttern.
Während das Geschlecht von Großeltern und Enkelkindern bei
der Ausgestaltung des Kontaktes keine Rolle spielt, ist das Geschlecht der
Eltern von Bedeutung: Großeltern haben häufiger Kontakt zu Enkelkindern von
Töchtern. Neben dem Geschlecht der Eltern ist auch der Familienstand der Eltern
entscheidend. Zu Enkelkindern von alleinstehenden Söhnen haben Großeltern am
wenigsten Kontakt. Die Eltern spielen eine wichtige Mittlerrolle für den
generationenübergreifenden Kontakt. Wie häufig Großeltern Kontakt mit den
Eltern der Enkelkinder haben, wirkt sich selbst bei jugendlichen und jungen
erwachsenen Enkelkindern auf die Kontakthäufigkeit aus. Und auch die Qualität
der Beziehung zu den Eltern beeinflusst, wie häufig der Kontakt mit den Enkelkindern
zustande kommt.
Das Vorhandensein eines Partners wirkt sich sowohl in der
Großeltern- als auch in der Elterngeneration positiv auf die
Großeltern-Enkelkind-Beziehung aus, was darauf hindeutet, dass Beziehungen
innerhalb von Familiensystemen eine gewisse Tendenz zur Kongruenz aufweisen.
Geschlechtsunterschiede gemäß der „Kin- Keeper“ Theorie wurden zum Teil auf
Großeltern- und insbesondere auf Elternebene gefunden
Auch wenn Großmütter die Beziehung zu ihren Enkelkindern
etwas positiver einschätzen und mehr Freude in ihrer Rolle als Großeltern
empfinden, zeigen auch die Großväter ein großes Engagement im Kontakt zu den
Enkelkindern. Enkelkinder haben somit die Chance, sowohl zum Großvater als auch
zur Großmutter eine enge Beziehung aufzubauen.
Mit Blick auf das Geschlecht der Eltern lassen sich
Unterschiede feststellen. Großeltern geben häufiger an, mindestens
wöchentlichen Kontakt zu Enkelkindern von Töchtern (46 %), als zu Enkelkindern
von Söhnen (33 %) zu haben. Dies zeigt, dass insbesondere die Töchter darum
bemüht sind, den Kontakt zu ihrer eigenen Herkunftsfamilie aufrecht zu erhalten
und auch ihre Kinder in dieser Richtung prägen. Hinzu kommt, dass im Falle einer
Scheidung der Eltern die Kinder oftmals bei der Mutter aufwachsen. In ihrer
Rolle als Alleinerziehende ist die familiäre Unterstützung durch die Großeltern
besonders hilfreich.
Auch in einer anderen Studie berichten die Enkelkinder, mehr
Kontakt zu Großeltern mütterlicherseits zu haben. 52 Prozent der Enkelkinder
geben an, ihre Großmutter mütterlicherseits mindestens wöchentlich zu sehen
(siehe Abb. 14). Beim Großvater mütterlicherseits ist der Prozentsatz mit
mindestens wöchentlichem Kontakt mit 44 Prozent bereits deutlich geringer,
liegt jedoch trotzdem noch höher als die Angaben zu den Großeltern
väterlicherseits (Großmutter: 39 %; Großvater: 34 %).
Für volle Parität sind weitere gesetzliche Maßnahmen erforderlich
Wie Destatis heute berichtet, hat sich die Zahl der Männer
mit Elterngeldbezug im Vorjahresvergleich um 10.000 oder 2,1% erhöht. Dagegen
ging die Zahl der leistungsbeziehenden Frauen um 32.800 oder 2,3% zurück.
Dadurch stieg der Anteil der männlichen Bezieher an allen Elterngeldbezügen
(Väteranteil) im Jahr 2022 auf 26,1 % (2021: 25,3 %). Der
kontinuierliche Anstieg des Väteranteils hat sich damit fortgesetzt. Im Jahr
2015 hatte er noch bei 20,9 % gelegen.
Der Väteranteil gibt den Anteil der männlichen Bezieher an
allen Elterngeldbezügen an. Er würde also genau 50 % betragen, wenn bei allen
Kindern sowohl der Vater als auch die Mutter gleichermaßen Elterngeld beziehen
würde.
Die Stellschrauben, die eine Entwicklung zu dieser
partnerschaftlichen Aufteilung beschleunigen können, sind hinlänglich bekannt.
Da die Weichen unmittelbar nach der Geburt gestellt werden, ist eine voll
bezahlte ‚Vaterschaftsfreistellung‘ in Höhe von mindestens 14 Tagen, wie in der
EU Vereinbarkeitsrichtlinie vorgesehen, ein erster Schritt.
Der zweite wäre eine gleichmäßige Aufteilung der für Väter
und Mütter vorgesehenen bezahlten Elterngeldmonate, mindestens aber eine
deutliche Ausweitung auf 4 Monate, wie auch vom Bündnis Sorgearbeit fair
teilen, gefordert. Dazu muss auch noch eine Angleichung der 2007 festgelegten
Elterngeldbeträge an die Preisentwicklung sowie eine Vereinfachung der Anträge erfolgen.
606 000 Bezieherinnen und Bezieher von Elterngeld
planten im Jahr 2022 die Inanspruchnahme von Elterngeld Plus, und zwar
38,7 % der berechtigten Mütter und 16,1 % der Väter. Seit seiner
Einführung wird das Elterngeld Plus somit immer stärker nachgefragt.
2016, im ersten Jahr nach seiner Einführung, bezogen 20,1 % der Mütter und
8,2 % der Väter Elterngeld Plus. Zwar fällt das Elterngeld Plus in der
Regel monatlich niedriger aus als das sogenannte Basiselterngeld, wird dafür
aber länger gezahlt.
Der Vollständigkeit halber auch die weiteren in der
Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes veröffentlichten Zahlen: Die
durchschnittliche Dauer des geplanten Elterngeldbezugs lag bei den Frauen im
Jahr 2022 – wie schon im Vorjahr – bei 14,6 Monaten (2020: 14,5 Monate; 2019:
14,3 Monate). Die von Männern angestrebte Bezugsdauer war mit durchschnittlich
3,6 Monaten dagegen deutlich kürzer und hat sich im Vergleich zu den
vergangenen Jahren sogar leicht verringert (2019 bis 2021: 3,7 Monate).
Spitzenreiter im Bundesländervergleich mit einem Väteranteil
von 30,2 % im Jahr 2022 war – wie im Vorjahr – Sachsen, gefolgt von
Thüringen (28,4 %), Bayern (28,3 %) und Baden-Württemberg
(28,3 %). Am niedrigsten lag der Väteranteil 2022 – ebenfalls wie im
Vorjahr – im Saarland (20,8 %).
Viele Großeltern beteiligen sich regelmäßig an der Betreuung
ihrer Enkelkinder. Sie haben so die Möglichkeit, eine enge Beziehung zu ihren
Enkelkindern aufzubauen und entlasten gleichzeitig die Eltern, insbesondere,
wenn diese erwerbstätig sind und die Arbeitszeiten nicht vollständig durch
Kitas und Schulen abgedeckt werden können.
Wie hat sich die Corona-Pandemie auf die Enkelbetreuung
ausgewirkt? Hier sind Entwicklungen in zwei verschiedene Richtungen denkbar.
Einerseits stieg der Bedarf an privat erbrachter Kinderbetreuung schlagartig
an. Kitas und Schulen wurden geschlossen oder hatten stark eingeschränkte
Präsenzzeiten. Eltern sahen sich auf einmal damit konfrontiert, Kinderbetreuung
und Distanzunterricht parallel zu ihrer eigenen Erwerbstätigkeit zu bewältigen.
Eine Entlastung durch Großeltern wurde wichtiger denn je.
Empirische Untersuchungen zur Enkelbetreuung während der
Corona- Pandemie sind rar. Eine europäische Studie, die Veränderungen in der
Kontakthäufigkeit zwischen älteren Menschen und ihren erwachsenen Kindern
untersucht, kommt zu dem Ergebnis, dass intergenerationale Kontakte insgesamt
weitgehend stabil blieben und sich sogar tendenziell noch verstärkten, wobei
nicht untersucht werden konnte, inwieweit physische Kontakte durch Kontakte per
Telefon/Internet ersetzt wurden. Ältere Männer und Menschen mit niedriger
Bildung berichteten jedoch von reduzierten Kontakten zu ihren erwachsenen
Kindern.
Vor diesem Hintergrund untersuchten Mareike Bünning, Ulrike
Ehrlich, Felix Behaghel und Oliver Huxhold in einer Studie für das „Deutsche
Zentrum für Altersfragen“, wie sich der Anteil der Großeltern, die Enkelkinder
betreuen, und der zeitliche Umfang der Enkelbetreuung während der Pandemie
verändert haben. Konkret betrachtet wurde die Situation im Winter 2020/21 als
die Schulen noch überwiegend geöffnet waren und die Impfkampagne noch nicht
gestartet war. Auch Schnelltests waren zum Befragungszeitpunkt noch nicht
verfügbar.
Unter anderem wurden folgende Forschungsfragen beantwortet:
1. Haben Großeltern in der Pandemie die Enkelbetreuung eher
intensiviert oder eher reduziert?
Der Umfang der Enkelbetreuung bleibt weitgehend stabil. Im
Jahr 2017 haben 39 Prozent der Großeltern ihre Enkelkinder regelmäßig betreut.
Im Winter 2020/21 waren es 34 Prozent. Der augenscheinliche Rückgang in der
Betreuungsquote ist allerdings nicht statistisch signifikant. Auch der
zeitliche Betreuungsumfang, den Großeltern für ihre Enkelkinder leisten, ist
während der Pandemie stabil geblieben.
2. Entscheiden sich vor allem ältere Großeltern in der
Pandemie dagegen, ihre Enkelkinder zu betreuen?
Großeltern, die sich in der Übergangsphase zum Ruhestand
befinden, betreuen ihre Enkelkinder in der Corona-Krise seltener als noch 2017.
Großeltern in der Altersgruppe 60 bis 69 Jahre kümmerten
sich während der Pandemie (37 Prozent) deutlich seltener um ihre Enkelkinder
als noch 2017 (47 Prozent). Bei älteren Großeltern im Alter von 70 bis 90
Jahren sowie jüngeren Großeltern im Alter von 45 bis 59 Jahren zeigten sich
hingegen keine signifikanten Veränderungen.
3. Welche Rolle spielen Risikofaktoren für eine schwere
COVID-Erkrankung dafür, ob Großeltern ihre Enkelkinder betreuen?
Gesundheitliche Risikofaktoren gehen kaum mit verringerter
Enkelbetreuung einher. Bei fünf von sechs untersuchten Risikofaktoren für einen
schweren COVID- 19-Verlauf (Bluthochdruck, Herzschwäche, Krebs, chronische
Lungenerkrankungen und Diabetes) zeigte sich, dass betroffene Großeltern ihre Enkelkinder
2020/21 zu ähnlichen Anteilen betreuten wie 2017. Nur Großeltern mit starkem
Übergewicht betreuten ihre Enkelkinder während der Pandemie mit 33 Prozent
deutlich seltener als noch 2017 (42 Prozent).
4. Wie stark ist die Entscheidung, Enkelkinder zu betreuen,
durch die Wohnentfernung vorgegeben?
Weiter entfernt lebende Großeltern kümmern sich in der
Pandemie seltener um ihre Enkelkinder als vorher. Ob die Enkelkinder in der
Nähe wohnen, ist insgesamt der wichtigste Faktor für Enkelbetreuung. Die
Betreuungsquote von Großeltern, die im selben Ort wie ihre Enkelkinder leben,
hat sich in der Pandemie kaum verändert (2017: 57 Prozent; 2020/21: 54
Prozent). Großeltern, die von ihren Enkelkindern weiter entfernt leben,
engagieren sich während der Pandemie 2020/21 (21 Prozent) seltener in der
Betreuung als noch 2017 (28 Prozent).
5. Wie ist der Beitrag der Enkelbetreuung zur
wirtschaftlichen Wertschöpfung im Pandemiejahr einzuordnen?
Der wirtschaftliche Wert der Enkelbetreuung beläuft sich auf
16 bis 18 Mrd. Euro oder rund 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Rechnet
man den Umfang der Enkelbetreuung 2020/21 in Stunden pro Jahr auf die
Gesamtbevölkerung hoch, ergibt sich ein Volumen von etwa 1,75 bis 1,95 Mrd.
Stunden.
Sowohl Großmütter als auch Großväter betreuten 2020/21 etwas
seltener ihre Enkelkinder als noch 2017. Im Winter 2020/21 lag die
Betreuungsquote von Großmüttern bei 36 Prozent, die von Großvätern bei 31
Prozent. Im Jahr 2017 hatten 43 Prozent der Großmütter und 35 Prozent der
Großväter ihre Enkelkinder betreut. Der Rückgang in der Enkelbetreuung ist jedoch
nicht statistisch signifikant. Zudem zeigt sich, dass die
Geschlechterungleichheiten abgenommen haben. Für 2017 zeigte sich noch, dass
Frauen ihre Enkelkinder signifikant öfter als Männer betreuten. Das Ergebnis
von 2017 bestätigt also den aus der Literatur bekannten Befund, dass Großmütter
stärker in die Enkelbetreuung involviert sind als Großväter. Im Winter 2020/21
ist der Geschlechterunterschied nicht mehr statistisch bedeutsam.
Die Betreuungsquoten haben sich also angeglichen, obwohl
Männer ein höheres Risiko als Frauen haben, schwer an COVID-19 zu erkranken und
es deshalb zu erwarten gewesen wäre, dass Männer in der Pandemie die
Enkelbetreuung stärker verringern als Frauen.
Fotografien von Martin Moog mit Texten und Impulsen zur
Vielfalt von Vätern in NRW
Das Selbstverständnis von Vätern sowie die Zuschreibungen
und Erwartungen an sie sind seit Jahrzehnten im Wandel. Väter wollen gute Väter
sein, von Anfang an für ihre Kinder da sein, ihre Entwicklung aktiv begleiten,
es besser machen als ihre eigenen, vielfach abwesenden Väter.
Im Alltag fällt es ihnen, auch aufgrund von unpassenden Rahmenbedingungen, schwer,
diese Vorstellungen zu leben.
Martin Moog, Fotograf aus Frankfurt, der seit knapp 20
Jahren als ‚Tagesvater‘ arbeitet, hat Väter mit ihren Kindern und Männer, die
in verschiedenen Situationen für Kinder Verantwortung übernommen haben,
porträtiert. Seine Fotografien zeichnen ein Bild davon, wie ‚engagierte
Vaterschaft‘ aussehen kann und welche Zufriedenheit Männer und Kinder in dieser
Zweisamkeit ausstrahlen.
Konfrontiert und ergänzt werden die Fotografien mit Wünschen
von Vätern sowie Zahlen und Fakten zu den vielfältigen Lebenswirklichkeiten von
Vätern in NRW.
Ausstellungseröffnung
Dienstag, 16. Mai, 19 Uhr
Tillmann Prüfer, Autor des Buchs ‚Vatersein, Warum wir mehr
denn je neue Väter brauchen‘ und der Zeit Kolumne ‚Prüfers Töchter‘ wird im
Gespräch mit dem Vorsitzenden der LAG-Väterarbeit darlegen, warum Feminismus
eine große Chance für Väter ist, auch ihr Schweigen zu brechen und aus dem
aktuellen Buch lesen.
Ausstellungszeitraum
Dienstag, 16. Mai bis Mittwoch, 14. Juni, Freiraum im KAP1
Eine Ausstellung der Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit in NRW im Rahmen der ‚Tage der Familie‘ des Ministeriums für Kinder, Jugendliche, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW.
„Großeltern im Blick- Gedanken zur Rolle von Großvätern im
Familiensystem“
… lautete der Titel des Werkstattgesprächs der LAG Väterarbeit am 16. März. Jürgen Haas, Referent beim Institut Kirche und Gesellschaft
in Villigst, ist dabei unter anderem auf folgende Fragen eingegangen:
Welche Veränderungen hat es in den letzten
Jahrzehnten gegeben?
Wovon ist eine gute
Großeltern-Enkelkind-Beziehung abhängig und
welche Herausforderungen ergeben sich?
Welche Beziehung haben wir selbst zu unseren
Großeltern und
welche Erinnerungen sind damit verknüpft?
„Großeltern sind für Enkelkinder wichtig“, zu diesem und
anderen interessanten Ergebnissen kommt eine Studie des Deutschen
Jugendinstituts, die der Referent zitierte. Vorab schilderte er seine
persönlichen Erfahrungen mit dem Großvater werden und wie diese Erfahrung auch
die Arbeit mit Vätern beeinflusst hat.
Nie zuvor hat es eine Generation von Kindern gegeben, denen
der Zugang zu den leiblichen und sozialen Großeltern in dem derzeitigen
zeitlichen Umfang möglich war. Von einem guten Kontakt profitieren beide –
Enkelkinder und deren Großeltern.
Neben den leiblichen Großeltern gibt es oft auch Nenn-Omas bzw. Opas, ältere Menschen
in der Nachbarschaft, die das Aufwachsen der Kinder begleiten, in der
Anonymität der Großstädte und aufgrund großer Entfernungen zur eigenen
Herkunftsfamilie inzwischen auch ‚Leih-Omas bzw. Opas‘.
Die Bedeutung der Großeltern, die in aktuellen Studien
vielfach auf die Betreuungsfrage ‚reduziert wird‘ ist vielschichtig und
komplementär zu den Erziehungsaufgaben der Eltern: Sie sind Beziehungspersonen,
Entwicklungshelfer, Vermittler von Werten und Ritualen, in der Erziehenden
Rolle und unterstützen ihre Kinder und Enkelkinder auf vielfältige Weise.
Insbesondere Jugendliche schätzen an ihren Großeltern, dass diese Zeit haben
ihnen zuzuhören.
Dass Großeltern eine derartige Bedeutung erlangt haben, ist
nicht zuletzt auch der Verlängerung der Lebenserwartung zu verdanken:
Vor 100 Jahren hatten 80% aller 20jährigen eine
Mutter
Heute haben 90% aller 20jährigen eine Großmutter
und
20% aller Großeltern werden auch Urgroßeltern
Das liegt auch daran, dass 36% bei der Geburt ihres ersten
Enkelkindes noch keine 50 Jahre alt sind, 45% sind im Alter zwischen 50 und 60
Jahren.
Angesichts von zahleichen Trennungen und Scheidungen ging es
auch um die Frage, ob Großeltern ein eigenes Umgangsrecht haben. Dies ist im
BGB § 1685 ‚Umgang des Kindes mit anderen Bezugspersonen‘ geregelt: „(1)
Großeltern und Geschwister haben ein Recht auf Umgang mit dem Kind, wenn dieser
dem Wohl des Kindes dient.“
Im Streitfall müssen die Großeltern begründen, dass ihr Umgang dem Wohl des
Kindes dient und im Konfliktfall wiegt das Erziehungsrecht der Eltern schwerer
als das Umgangsrecht der Großeltern.
Auch in der Väterarbeit sind aktive Großväter eine Ressource. Sie können Enkelkinder bei Vater-Kind-Angeboten begleiten, wenn der Vater, aus welchen Gründen auch immer, nicht zur Verfügung steht. Und Großväter sind selbstverständlich auch eine eigene Zielgruppe von Väterarbeit, wie z.B. das Wochenendseminar ‚Gemeinsam unterwegs‘ der Männerarbeit der Vater-Kind-Agentur der evangelischen Kirche.
„Es wird deutlich, dass sich in der aktuellen Krisensituation die Prioritäten und Möglichkeiten der Politik verändern.“ In dieser ‚Krise‘ hat die Familienministerin Lisa Paus einen Familienbarometer in Auftrag gegeben um die Stimmungslage und die Aussichten für die geplanten familienpolitischen Vorhaben priorisieren zu können. Dass was Väter und Mütter am meisten bedrückt bzw. unter Druck setzt wird konsequenterweise an die erste Stelle gesetzt: „Eine gute finanzielle Absicherung aller Kinder ist wichtiger denn je, und auch die Bedeutung einer qualitativ hochwertigen und verlässlichen Kinderbetreuung rückt noch mehr an die Spitze aktueller familienpolitischer Bedarfe.“
Kindergrundsicherung, bedarfsgerechter Kitaausbau und der
Ganztag in der Grundschule sind die dringendsten Vorhaben. Bei den anderen,
schon in diversen Koalitionsverträgen und zuletzt im 9. Familienbericht benannten
Vorhaben, wie die Weiterentwicklung des Elterngeldes und vor allem aber die
rechtlichen Bestimmungen zu Unterhalt und Sorgerecht nach Trennung und Scheidung,
wird es darauf ankommen, „die Familienorientierung in vielen Bereichen der
Gesellschaft zu stärken, um Entwicklungen im Familienleben wirkungsvoll und
konstruktiv zu begleiten.“
In Zeiten knapper Kassen kommt es auch darauf an, Maßnahmen mit großer Wirkung in die Wege zu leiten. In der Pressemitteilung zur Veröffentlichung des Familienbarometers wird Lisa Paus auch mit folgender Aussage zitiert: „Nach der Geburt des ersten Kindes stellen Eltern zentrale Weichen bei der Aufgabenteilung zwischen Familie und Beruf. Die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit aber ist dabei in vielen Familien groß. Mit einer Elternstartzeit schaffen wir nun auch einen Schutz- und Schonraum für die erste intensive Phase mit einem neugeborenen Kind, stärken den familiären Zusammenhalt und setzen einen wichtigen Impuls für partnerschaftliche Aufgabenteilung in Familien.“
Aus der Partner- bzw. Vaterschaftsfreistellung wird eine ‚Elternstartzeit‘,
was aus dem ‚Impuls langfristig wachsen soll ist im Barometer zu lesen: „Wenn
aktive Väter den Spielraum für Mütter vergrößern, eine Erwerbstätigkeit
aufzunehmen beziehungsweise auszubauen, werden Erwerbstätigkeit und -umfänge
von Müttern weiter zunehmen.“
Das Familienpolitik auch Antworten auf den Fachkräftemangel liefern kann, zumal
solche, die den Wünschen von Müttern und Vätern entsprechen, ist selbstverständlich.
Aktive Vaterschaft in ‚He for She‘ Manier auf eine ‚Variable‘ zur Steigerung
der Erwerbstätigkeit von Müttern zu reduzieren, ist weniger als zu kurz
gesprungen.
Die erste Zeit nach der Geburt eines Kindes ist für Väter
und Mütter zentral, um eine enge Bindung zum Kind aufzubauen und die Weichen
für eine partnerschaftliche Aufteilung von Erwerbs und Sorgearbeit zu stellen. Die
im Familienbarometer an dieser Stelle formulierten Relativierungen ‚ganz zentral‘,
‚auch wichtige‘ und ‚für die spätere partnerschaftliche Aufteilung von
Sorgearbeit‘ sind nichts anderes als eine Verstärkung traditioneller Rollen-
und Bindungsmuster.
Die Vaterschaftsfreistellung, die Erhöhung der Partnermonate und vor allem eine Anpassung des Elterngeldes an die tatsächlichen Bedarfe setzen „noch stärkere Anreize für eine partnerschaftliche Aufgabenteilung“. Diese können dann auch zum Anlass genommen werden, Väter, Mütter und Arbeitgebende über die Ansprüche von Eltern, sich mehr Zeit für ihre Kinder nehmen, indem sie Elterngeld beziehen, zu informieren.
Am 8. März 2006 wurde der Preis ‚Spitzenvater des Jahres zum
ersten Mal verliehen. Die Verleihung stieß auf heftige Kritik, warum bekommen
Väter einen Preis für etwas, was eigentlich selbstverständlich ist und von
Müttern täglich geleistet wird. Der Begriff des #MentalLoad war damals noch
nicht so gebräuchlich.
Das die Motive der Initiatorin des Preises, Frau Ulrike Detmers, aber 17 Jahre später immer noch aktuell sind, macht die Aktion des @Fatherhood Institute aus London deutlich. Es würdigte am Weltfrauentag die Arbeit von sechs Väterforscherinnen und veröffentlichte ihre Antworten auf die Frage „: Warum ist es für Sie, für Frauen und für die Gesellschaft wichtig, Männer als engagierte Väter und Betreuer zu unterstützen?“.
Auch ich teile die Vision von einer Gesellschaft, in
der alle Kinder eine starke und positive Beziehung zu ihrem Vater haben, in der
sowohl Mütter als auch Väter als Erwerbstätige und Betreuungspersonen
unterstützt werden und in der Jungen und Mädchen auf ihre künftige gemeinsame
Rolle bei der Betreuung von Kindern vorbereitet werden.
Die Beteiligung der Väter bringt nicht nur ihren
Kindern viele Vorteile. Auch für die Mütter ist sie von Bedeutung, denn sie
trägt dazu bei, ihre Mutterschaft und ihre Beziehung zu ihrem Baby zu
gestalten, und ermöglicht eine gleichberechtigtere Aufteilung von Betreuung und
Hausarbeit.
Aus diesem Grund ist meine Unterstützung engagierter Vaterschaft ein
Schlüssel zu einer geschlechtergerechten Welt – einer Welt frei von
Vorurteilen, Stereotypen und Diskriminierung.
Gewürdigt wurden Dr. Helen Norman, Dr. Jasmine Kelland, Jane van Zyl, Professorin Tina Miller, Nikki van der Gaag und Dr. Anna Machin, deren Buch „The Life of Dad: The Making of the Modern Father“ auch in Deutschland unter dem Titel „Papa werden, Die Entstehung des modernen Vaters“ erschienen ist. Ihr Antwort lautet:
„Wir wissen, dass Männer biologisch genauso für
die Elternschaft prädestiniert sind wie Frauen, dass sie genauso starke Bindungen
aufbauen wie Mütter, sich aber in einzigartiger und wichtiger Weise von ihnen
unterscheiden, und dass sie eine einzigartige und eigenständige Rolle in der
Entwicklung ihres Kindes spielen. Als
Gesellschaft müssen wir die Väter als die große ungenutzte Taskforce für die
psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen anerkennen: Ihre besondere
Rolle beim Aufbau von Resilienz kann das Risiko von Einsamkeit, geringem
Selbstwertgefühl und Depressionen bei unseren Kindern verringern.“
Der Preis „Spitzenvater des Jahres“ ist übrigens eingestellt worden. In der Stellungnahme von Frau Detmers heißt es dazu: „Auch wegen der stark angestiegenen Energiekosten und erhöhten Rohstoffpreise mussten wir leider als Familienunternehmen kurzfristig diverse Sparmaßnahmen ergreifen. Das hat unter anderem dazu geführt, dass der Gleichstellungspreis Spitzenvater des Jahres ab sofort eingestellt werden musste.“
… Die Tatsache, dass die Mutter ihrem Kind am Anfang seines
Lebens körperlich näher ist als der Vater, vermindert dessen Fähigkeiten bei
der Betreuung und Versorgung seiner Kinder nicht. In Stresssituationen gilt der
‚hinreichend gute‘ Vater nach der Mutter als wichtigste Bindungsperson für das
Kind und gibt dem Kind ebenfalls das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.
Die Bindungssicherheit, die Kinder an ihre Väter entwickelt
haben. Ist recht stabil. Eine Längsschnittstudie an 112 Vätern und ihren
Kindern, die im Alter von 13 Monaten und 3 Jahren untersucht worden waren,
zeigte nicht nur eine hohe Stabilität über diesen Zeitraum, sondern auch, dass
die Bindungssicherheit der Kinder mit einer langfristigen Zunahme der
väterlichen Feinfühligkeit verbunden war – sicher Kinder sind also eine gute
Entwicklungschance für Väter!
Inge Seiffge-Krenke, Väter, Männer und kindliche Entwicklung, Mainz 2015, S.15