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lebe deinen Traum!

# Es geht nur gemeinsam

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Mittwoch 14. September 2022

Die digitale und kulturelle Transformation eines Geschäftsbereichs starten und umsetzen, dabei eine inspirierende und motivierende Führungskraft sein, eine Partnerschaft auf Augenhöhe führen und über allem ein aktiver Vater die beiden Söhne sein.

In seinem Buch ‚Working Dad, Vereinbarkeit von Familie und Karriere leben‘ beschreibt Roman Gaida ehrlich und authentisch seinen Weg, den er gegangen ist, um das alles hinzubekommen aber auch seine Ängste und Zweifel, mit denen er sich an entscheidenden Abzweigungen auseinandergesetzt hat.

Die Erfahrungen, die er dabei gemacht hat beschreibt er ausführlich und lässt den Leser und natürlich auch die Leserinnen daran teilhaben. Am Ende fast jedes der 45 Kapitel gibt es ‚Tools‘. Hacks‘ oder Checklisten, die den Abschnitt zusammenfassen und leicht anwendbare Werkzeuge darstellen.

Am Anfang steht diese Erkenntnis „Was einem auch niemand sagt, ist, wie es einen Mann verändert, wenn er Vater wird. Natürlich nehmen wir uns vor, ein guter Vater zu sein. Ein Vater, der da ist, sich um die Familie kümmert und trotzdem weiter an seiner Karriere schraubt. Aber die Realität sieht ganz anders aus.“

Wichtig ist es, dass jeder Vater für sich entscheidet, was für ihn Sinn macht oder besser noch die Leidenschaft brennt. Und „vor allem für uns Väter ist es an der Zeit, Karriere neu zu definieren – weg von gesellschaftlichen Normen und vermeintlichen Selbstverständlichkeiten hin zu individuellen Lebensmodellen“.

Und dies ist ja in einer Partnerschaft nicht nur eine Karriere, eine berufliche Entwicklung. Es geht darum, in einem kurzen Lebensabschnitt, der Rushhour des Lebens, die Beziehung zur Partnerin, die Bindung zu den Kindern und die Verantwortung im Job in einen guten Rhythmus zu bekommen. Karriere ist nämlich auch, und das steht nicht im Buch, wenn die Beziehung hält.

Für die Beziehung zu den Kindern braucht vor allem Zeit, „die Entscheidung fällt auf dem Spielplatz“ zitiert der Autor Björn Süffke. Wichtig sei die emotionale Präsenz als Vater, „die wir nur in allen Facetten des täglichen Lebens bieten können. … Unsere Gefühle, die schönen und eben auch die nicht so schönen, unsere Ängste, Freuden, Trauer – und ja, auch wenn wir mal nicht mehr weiterwissen – machen uns zu einem Menschen.“

Dafür müssen Entscheidungen getroffen werden und die haben Konsequenzen bzw. einen Preis. Eine Entscheidung, die jeder werdende Vater für sich und gemeinsam mit seiner Partnerin treffen muss, und zwar rechtzeitig, ist die Inanspruchnahme der Elternzeit und die Verteilung von bezahlter Erwerbs- und unbezahlter Familienarbeit, die faire Aufteilung von Financial und Mental Load

„Wenn wir erst miteinander darüber sprechen, wer sich nun zu Hause um alles kümmern soll, wenn das Baby schon da ist, dann sind Chaos und eine Beziehungskrise vorprogrammiert. Mama bleibt zu Hause, und Papa geht zur Arbeit. In einigen Fällen mag das beide auf Dauer glücklich machen, aber in vielen Fällen eben nicht. Weder Väter noch Mütter wollen sich heute in die Schublade der alten Geschlechterrolle quetschen lassen, um stillschweigend Vorgelebtes zu wiederholen. Mütter möchten völlig zu Recht ihre ebenfalls mühsam aufgebaute Karriere nicht ganz begraben. Väter wollen nicht das Gewohnheitsrecht der F rauen auf die Kindererziehung akzeptieren. Neue Väter brauchen auch neue Mütter. Kommunikation und Abstimmung bereits vor dem ersten Kind kann helfen, nicht in diese Vereinbarkeitsfalle zu tappen.“

Das ist auch seit über 25 Jahren ein Grundsatz meiner Beratungsarbeit in dem Feld. Diese Fragen müssen auf Augenhöhe verhandelt werden, wenn beide im Job sind.

Und was die Elternzeit angeht, braucht es auch 15 Jahre nach ihrer Einführung in Deutschland noch viel Ermutigung. Gaida hat sie nach der Geburt seiner beiden Söhne nicht in Anspruch genommen.

„Nicht weil mich mein neuer Arbeitgeber davon abgehalten hätte oder die Signale dafür negativ waren, sondern schlichtweg, weil ich Angst hatte, es könnte alles, was ich mir bis dahin aufgebaut hatte, zerstören. Seit meiner Zeit an der Maschine in Schichtarbeit hatte ich so viel investiert, um im Management zu landen. Das wollte ich jetzt nicht leichtfertig verspielen.“

Mit dieser Angst Mit der Angst, stehe er jedoch nicht allein da und führt eine Befragung der Soziolog:innen Thordis Reimer und Mechthild Oechsle aus dem Jahr 2017 an, nach der 45% der Väter befürchten, das eine Elternzeit sich negativ auf ihre berufliche Entwicklung auswirken könnte.

Das dem nicht so ist hat ein Jahr zuvor Mareike Bünning, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), in einer Studie herausgefunden. Wenn Väter Elternzeit nehmen, wirkt sich das nicht negativ auf die Entwicklung ihrer Löhne aus. Wählen Väter dagegen Teilzeit, um Beruf und Familie besser zu verbinden und mehr Zeit für ihre Kinder zu haben, müssen sie mit Lohneinbußen und Karrierenachteilen rechnen. Schon 2015 berichtet das Forschungsinstitut Sowitra in einer Studie: „Langfristige berufliche Nachteile für die Elterngeldväter sind laut der Studie kaum nachweisbar. Mit vorübergehenden Beeinträchtigungen sei allerdings durchaus zu rechnen. Jeder zehnte Befragte berichtet von temporären Auswirkungen auf den Karriereverlauf, wobei die Gefahr mit der Dauer der Elterngeldnutzung ansteigt.“

Roman Gaida thematisiert diese Ambivalenzen jedoch auch und reflektiert seine Verantwortung als Führungskraft an dieser Stelle: „#1 Zu erfahren, dass man Vater wird, ist der schönste Moment im Leben eines Mannes. Denk daran, wenn der nächste Mitarbeiter zu dir kommt und dir freudig davon erzählt, dass er Vater wird.“

In den weiteren drei Teilen geht es dann um die Themen ‚Familienfreundlichkeit: Win-Win für Unternehmen und Leadership‘, ‚Familie‘ und ‚Me-Time‘, in denen der Autor sein Füllhorn an Fragen, Erfahrungen und Tipps ausschüttet. Einer der letzten, meines Erachtens aber sehr wichtigen im Abschnitt ‚Vergesst euch nicht als Paar‘ lautet „Nur wenn beide glücklich sind und sowohl berufliche als auch private Bedürfnisse befriedigt werden, ist Vereinbarkeit möglich.“

Das Buch ist am 14. September beim Campus Verlag erschienen, hat 224 Seiten und kostet 24 €.

Quelle

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Paternal Leave und Elternzeiten für Väter in Europa

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Montag 5. September 2022

Berufstätige Väter in der EU haben ab dem 23. August einen Anspruch auf zehn Tage Freistellung unmittelbar nach der Geburt. Eigentlich … In Deutschland wird die Vorschrift zunächst nicht umgesetzt – Eltern seien hierzulande schon jetzt „bessergestellt“ erklärt das zuständige Ministerium und verweist auf die zwei Partnermonate.

Dass es sich bei der obligatorischen Freistellung nach der Geburt um etwas grundsätzlich anderes handelt, wird nicht berücksichtigt. Abgesehen von der Höhe der Lohnersatzleistung geht es um elementare Weichenstellungen in der Phase der Familiengründung. Väter können sich von Anfang an als selbstwirksam erleben und erkennen, dass es die ‚geborene Mutter‘ nicht gibt. Ihre Partnerin und sie selbst erlernen den Umgang und die notwendigen ‚Handgriffe‘, indem sie sich auf das Kind einlassen.

Und was die vermeintliche Besserstellung angeht: In einer Studie aus dem Jahr 2020 hat die OECD die Länge des Vaterschaftsurlaubs mit der in diesem Zeitraum geleisteten Bezahlung ins Verhältnis gesetzt und errechnet, wie vielen Wochen vollbezahltem Urlaub dies entspräche. Deutschland lag dabei mit 5,7 „vollbezahlten“ Wochen im oberen Mittelfeld. Spitzenreiter innerhalb der EU sind laut diesem Papier Luxemburg (21,2 vollbezahlte Wochen), Portugal (12,5 vollbezahlte Wochen) und Spanien (12 bzw. seit Anfang 2021 16 vollbezahlte Wochen).

Deutschland

In Deutschland gilt seit 2007 eine Elterngeldregelung, die 14 Monate bezahlte Elternzeit vorsieht. Es gilt der 12 plus 2 Grundsatz, mindestens zwei Monate müssen von der jeweiligen Partnerin bzw. dem Partner in Anspruch genommen werden. Die obligatorischen zwei Mutterschaftsmonate nach der Geburt werden mit der Elternzeit verrechnet.

Die Elternzeitmonate können als sogenannte Basiselterngeld- oder Elterngeldplusmonate genutzt werden. Durch diese Regelung kann die Aufteilung der Elternzeit zwischen Vätern und Müttern flexibler gestaltet und mit einer Teilzeittätigkeit während der Elternzeit, erlaubt sind bis zu 32 Stunden, kombiniert werden. Als zusätzlichen Anreiz für eine partnerschaftliche Aufteilung der Erwerbs- und Familienarbeit gibt es den Partnerschaftsbonus, der für drei Monate in Anspruch genommen werden kann, wenn beide zwischen 24 und 32 Stunden pro Woche erwerbstätig sind.

Das Elterngeld beträgt 65 % des Nettoeinkommens des Vorjahres, mindestens 300 € und höchstens 1.800 € pro Monat. Der Anteil der Väter, die Elterngeld in Anspruch genommen haben, lag im Bundesdurchschnitt im 3. Quartal 2019 bei 44 Prozent.

Dänemark

In Dänemark sind zum 1. August neue Regelungen zur gleichmäßigeren Verteilung der Elternzeit in Kraft getreten. Für beide Elternteile sind jetzt jeweils elf Wochen vorgesehen. Hinzu kommen insgesamt 26 weitere bezahlte Wochen, die beliebig aufgeteilt werden können.

Eltern haben jetzt einen gemeinsamen Anspruch auf insgesamt 48 bezahlte Wochen Elternzeit. Bislang waren nur zwei davon für Väter festgeschrieben, für Mütter 14. Das Elterngeld beträgt durchschnittlich 52,4 Prozent des letzten Verdienstes.

Im Jahr 2018 nahmen 78,3 Prozent der Väter Elternzeit in Anspruch. Insgesamt hat sich der Anteil der Väter, die Elternzeit nehmen, seit 2015 kaum verändert.

Finnland

Die Dauer des „Paternity Leaves“ beträgt 54 Arbeitstage (neun Wochen), davon kann der Vater bis zu 18 Tage in Anspruch nehmen, während die Mutter im Mutterschafts- oder Elternurlaub ist.

Als Lohnersatz werden 70 Prozent bei einem Jahresverdienst zwischen 12.452 € und 39.144 €, 40 Prozent bei einem Verdienst von bis zu 60.225 € und 25 % bei einem höheren, gezahlt. Diejenigen, deren Jahres Jahresverdienst vor der Geburt unter 12.452 € liegt, erhalten einen Mindestpauschalbetrag. Im Jahr 2020 erhielten 3,8 Prozent der Väter die Mindestpauschale. Während des Vaterschaftsurlaubs dürfen die Väter nicht arbeiten.

Nach dem Ende des Mutterschaftsurlaubs können weiter 158 Tage Elternzeit genommen werden. Es handelt sich um einen Familienanspruch, und die Eltern können sich den Urlaub nach eigenem Ermessen aufteilen.

Frankreich

Die Dauer der Vaterschaftsfreistellung beträgt 14 Arbeitstage, diese muss innerhalb der ersten vier Monate nach der Geburt genommen werden.

Die Vergütung beträgt 100 Prozent des Verdienstes, bis zu einer Verdienstgrenze von 3.428 Euro pro Monat. Im öffentlichen Sektor wird der Urlaub voll bezahlt, d. h. es gibt keine Obergrenze. In der Privatwirtschaft zahlen einige Arbeitgebende, insbesondere größere Unternehmen das Gehalt ebenfals in voller Höhe weiter.

Bis das Kind drei Jahre alt ist. besteht ein individueller Anspruch auf Elternzeit, d. h. sowohl Mutter als auch Vater können sie, ggf. auch gleichzeitig, in Anspruch nehmen. In dem Fall wird ein „Erziehungsgeld“ gezahlt. Die Höhe ist unter anderem davon abhängig, ob und in welchem Umfang Vater oder Mutter arbeiten. Die Grundleistung beträgt 398,40 € pro Monat, wenn sie nicht arbeiten; 257,55 € pro Monat, wenn sie weniger als die Hälfte der Vollzeitarbeitszeit arbeiten.

95 Prozent der Väter im Vaterschaftsurlaub nehmen alle Tage in Anspruch, etwa zwei Drittel der anspruchsberechtigten Väter haben im Jahr 2016 diese Freistellung genommen.

Großbritannien

Dauer der Vaterschaftsfreistellung beträgt im Vereinigten Königreich eine oder zwei Wochen. Eine Woche entspricht dabei der Anzahl der Tage, die der Arbeitnehmer normalerweise in einer Woche arbeitet.

Vergütet wird diese Zeit mit einer Pauschalzahlung in Höhe von 151,97 GBP pro Woche oder 90 Prozent des durchschnittlichen Wochenverdienstes, wenn dieser geringer ist.

Die Elternzeit kann erst nach der Geburt des Kindes beginnen und muss innerhalb von 56 Tagen nach der Geburt des Kindes oder innerhalb von acht Wochen nach dem Geburtstermin enden, wenn das Kind zu früh geboren wurde. Sie muss in einem Stück genommen werden.

Island

Das Gesetz unterscheidet nicht zwischen Mutterschafts-, Vaterschafts- und Elternurlaub, sondern spricht nur von „Geburtsurlaub“. Davon sind seit 2021 sechs Monate für Mütter und sechs Monate für Väter vorgesehen, wobei jeder Elternteil bis zu sechs Wochen auf den anderen übertragen kann. Davor galt die Regel drei Monate für die Mutter, drei für den Vater und drei zur freien Verfügung.

Bezahlt wird während dieser Zeit 80 % des durchschnittlichen Gesamteinkommens der Person bis zu einem Höchstbetrag von 4.080 € pro Monat.

Im Jahr 2017 nahmen 86,4 Prozent der Väter eine Elternzeit in Anspruch, wobei sie durchschnittlich 91 Tage nahmen (im Vergleich zu 180 für Mütter).

Niederlande

Die Dauer der Freistellung nach der Geburt entspricht der wöchentlichen Anzahl der Arbeitsstunden Vaters. Bei einer Vollzeitbeschäftigung von 38 Stunden ergibt sich beispielsweise ein Urlaubsanspruch von 38 Stunden (d. h. eine Woche).

Der zusätzlichen Geburtsurlaub beträgt das Fünffache der Anzahl der Arbeitsstunden pro Woche, bis zu einer Höchstdauer von fünf Wochen. Bei einer Vollzeitbeschäftigung von 40 Stunden pro Woche ergibt sich beispielsweise ein Anspruch auf einen zusätzlichen Urlaub von fünf Wochen.

Die erste Woche wird vom Arbeitgeber mit 100 % des Verdienstes bezahlt, Es gibt keine Obergrenze für die Zahlungen. Die Wochen des Zusatzurlaubs werden von der Versicherungsanstalt für Angestellte mit 70 % des Verdienstes bezahlt, mit einer Obergrenze von 70 % des täglichen Höchstlohns von derzeit 223,40 €.

Die erste Woche kann innerhalb von vier Wochen nach der Geburt des Kindes genommen werden. Die zusätzlichen Wochen können flexibel innerhalb von sechs Monaten nach der Geburt des Kindes genommen werden.

Im Jahr 2019 nahmen 83 Prozent der Väter den Urlaub direkt nach der Geburt ihres Kindes, das waren etwas weniger als 2017 (86 Prozent).

Norwegen

In Norwegen ist der Elternurlaub in drei Teile aufgeteilt – einen Teil für die Mutter, einen Teil für den Partner und einem Teil, der frei zwischen beiden Elternteilen aufgeteilt werden kann.

Väter und Mütter können entscheiden, ob Sie 49 Wochen lang Elterngeld bei vollem Gehalt oder 59 Wochen lang bei 80 % Gehalt beziehen möchten. Die von Ihnen getroffene Wahl gilt für beide Elternteile und kann nicht mehr geändert werden, sobald die Elternzeit begonnen hat.

Die so genannte „Vaterschaftsquote“ beträgt 15 Wochen. Nimmt der Partner diesen Urlaub nicht in Anspruch, wird er widerrufen. Wenn der Partner zu krank ist, um sich um das Kind zu kümmern, kann die Mutter beantragen, das väterliche Kontingent zu übernehmen.

Die gemeinsame Zeit des Urlaubs kann von den Eltern frei aufgeteilt werden. Er beträgt 16 oder 26 Wochen, je nachdem, ob Sie sich für 80 oder 100 Prozent Bezahlung entschieden haben. Die Mutter muss arbeiten, wenn ihr Partner während dieses gemeinsamen Zeitraums Elternzeit nimmt.

Partner haben zusätzlich zur väterlichen Quote Anspruch auf zwei Wochen Vaterschaftsfreistellung nach der Geburt eines Kindes. Es besteht jedoch kein gesetzlicher Anspruch auf Bezahlung während dieser zwei Wochen, aber viele Arbeitgeber zahlen während dieser Zeit ein reguläres Gehalt.

Die Inanspruchnahme der Elternzeit in Norwegen durch Väter beträgt etwa 89 Prozent.

Österreich

Seit März 2017 haben Väter Anspruch auf einen „Familienzeitbonus“, eine Geldleistung für erwerbstätige Väter, die ihre Erwerbstätigkeit im Einvernehmen mit dem Arbeitgeber für 28 bis 31 Tagen innerhalb von 3 Monaten nach der Geburt des Kindes unterbrechen.

Seit September 2019 haben alle erwerbstätigen Väter, die mit Mutter und Kind in einem Haushalt leben Haushalt mit Mutter und Kind leben, einen Rechtsanspruch auf einen Monat Vaterschaftsurlaub, wenn sie vor der „Familienzeit“ mindestens 182 Kalendertage erwerbstätig waren.

Zusätzlich gibt es eine Elternkarenz von zwei Jahren. Die Karenzzeit kann maximal zweimal zwischen beiden Elternteilen aufgeteilt, wobei ein Teil mindestens 2 Monate dauern muss, vergütet wird diese Zeit mit dem „Kinderbetreuungsgeld“. Wenn beide Elternteile diese Leistung in Anspruch nehmen (mindestens 20 % der beantragten Tage sind nicht übertragbar), kann das Geld innerhalb eines Zeitraums zwischen 456 Tagen (bei einem Tagesbetrag von 33,88 €) und 1.063 Tagen (bei einem Tagesbetrag von 14,53 €) genutzt werden.

Der Familienzeitbonus beläuft sich auf 22,60 € pro Kalendertag. Entscheidet sich der Vater jedoch später für den Bezug des Kinderbetreuungsgeldes, wird die Leistung um den Betrag des Familienzeitbonus gekürzt, den er unmittelbar nach der Geburt erhalten hat.

Derzeit erhalten etwa 8 Prozent aller Väter während ihres Vaterschaftsurlaubs den „Familienzeit-Bonus“.

Schweden

In Schweden gibt es 10 Tage Partnerschaftsfreistellung. Sie sind dafür gedacht, dass der andere Elternteil (oder die Betreuungsperson) bei der Entbindung dabei ist, sich um ältere Geschwister kümmert, während die Mutter im Krankenhaus ist, und/oder sich an der Kinderbetreuung beteiligt, wenn die Mutter nach Hause kommt. Meistens wird dies vom Vater des Kindes in Anspruch genommen und wurde früher „Vatertage“ genannt.

Bezahlt wird für diesen Zeitraum 77,6 Prozent des Verdienstes bis zu einer Verdienstgrenze von 35.678 € pro Jahr. Die Zahlungen werden von der schwedischen Sozialversicherungsanstalt geleistet.

Darüber hinaus können beide Elternteile zusammen 480 Tage freinehmen, um sich um die Kinder zu kümmern. Vergütet wird diese Zeit mit bis zu 80 Prozent des Gehalts. 300 Tage können sich die Eltern dabei völlig frei aufteilen.

Eltern mit gemeinsamem Sorgerecht haben Anspruch auf jeweils 240 Tage Elterngeld, wobei einige Tage zwischen ihnen übertragen werden können, während andere nicht übertragbar sind. Für jeden Elternteil sind 195 der 240 Elternzeittage einkommensabhängig. Für Kinder, die nach 2016 geboren wurden, können 90 dieser Tage nicht auf den anderen Elternteil übertragen.

Eltern, die Anspruch auf einkommensbezogene Leistungen haben, werden 195 Tage zu 77,6 % des Verdienstes bis zu einer jährlichen Obergrenze von 47.571,04 € bezahlt. Im Jahr 2020 nahmen rund 76,5 Prozent der Väter, gleichgeschlechtlicher Partner oder andere benannten Personen die Elternzeit in Anspruch.

Schweiz

Schweizer Väter haben seit dem 1. Januar 2021 Anspruch auf 2 Wochen bezahlten Vaterschaftsurlaub.

Der Anspruch ermöglicht einen Anspruch von 10 Tagen, wobei diese am Stück oder in einzelnen Tagen bezogen werden können. Der Bezug hat innerhalb von 6 Monaten nach der Geburt des Kindes zu erfolgen. Der Anspruch besteht zusätzlich zum normalen Urlaubsanspruch.

Der Erwerbsausfall aufgrund der zusätzlichen Arbeitsfreien Zeit wird entschädigt. Sie kommt den Vätern zugute, wenn sie die folgenden Voraussetzungen erfüllen: Erwerbstätigkeit zum Geburtszeitpunkt, entweder als Arbeitsnehmer oder als Selbstständige, in den 9 Monaten vor der Geburt in der Arbeits- und Rentenversicherung obligatorisch versichert und in diesem Zeitraum für mindestens 5 Monate erwerbstätig waren.

Der Erwerbsersatz entspricht jenem für Mütter im Mutterschaftsurlaub, nämlich 80 Prozent des durchschnittlichen Erwerbseinkommens vor der Geburt, höchstens jedoch 196 CHF pro Tag. Im Normalfall wird der Lohn durch den Arbeitgeber bezahlt, der den Betrag erstattet bekommt.

Spanien

Seit dem 1. Januar 2021 steht Vätern in Spanien genauso viel Elternzeit wie Müttern zu. Mit der Besonderheit, dass diese Zeit nicht auf die Mütter übertragbar ist.

Väter haben damit Anspruch auf 16 Wochen Elternzeit. Die ersten sechs Wochen direkt nach der Geburt müssen Väter nehmen, die restlichen zehn Wochen können sie bis zum 1. Geburtstag des Kindes am Stück oder als einzelne Wochen nehmen.

Für die 16 Wochen erhalten sie einen vollen Lohnausgleich.

Faktoren die die Inanspruchnahme von „Paternal Leave“ und Elternzeiten durch Väter begünstigen

  • (Eltern-) Zeiten die für die Väter reserviert sind
  • Höhe der Vergütung während der Elternzeit
  • Gleichstellungsorientierte Familienpolitik
  • Väterbewusste Unternehmenskulturen
  • Berufstätigkeit und -orientierung der Partnerin
  • Zuschreibung von Kompetenzen und Bedeutung als Vater

Und zum Schluss noch eine Anmerkung zu der Bezeichnung ‚Urlaub‘, der wörtlichen Übersetzung von ‚Leave‘. Es geht um eine arbeitsrechtliche Einordnung, Urlaub bedeutet eine voll vergütete, zeitlich befristete Freistellung von der Arbeit mit dem Recht im Anschluss am selben Arbeitsplatz weiter tätig sein zu können.

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… mir fehlt vor allem eine systemische Perspektive

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Freitag 2. September 2022

Interview mit Christoph Liel

Christoph, du hast deine Dissertation zum Thema ‚Väter und familiäre Gewalt‘ geschrieben. In der politischen Diskussion wird der Begriff ‚häusliche Gewalt‘ verwendet. Ist damit das Gleiche gemeint?

Nein, der Begriff „häusliche Gewalt“ ist mittlerweile eigentlich sehr etabliert, auch über verschiedene Bereiche hinweg. Also die soziale Arbeit oder auch die Strafverfolgung und Polizei, und beschreibt Gewalt ja eigentlich zwischen erwachsenen Menschen, die in einer Beziehung leben oder in einer intimen Partnerschaft, und ist dadurch sehr spezifisch wirklich auf diesen Bereich Partnerschaftsgewalt zugeschnitten.

Der Begriff „familiäre Gewalt“ ist dagegen ein bisschen breiter und spezifischer, auch leicht antiquierter. War für meine Dissertation aber sehr passend, weil er eigentlich so alle Formen von Gewalt, die es in Familien gibt, ja, weil er diese beschreibt. Also Gewalt zwischen den Eltern, auch Gewalt gegenüber Kindern. Und meine Dissertation beschreibt genau diese Überschneidungen von letztlich Partnerschaftsgewalt und Kindesmisshandlung.

In der Vergangenheit ist häufig ‚Väter sind Täter‘ gereimt worden. Was sind die Faktoren, die dazu beitragen, dass Männer zu Tätern und Frauen zu Täterinnen werden?

Also mein Eindruck ist schon, dass es da sehr viele Geschlechtsstereotype gibt, die so im Hintergrund eine Rolle spielen. Also dass man bei Männern eher davon ausgeht, dass sie durchsetzungsstark sind, damit auch zu Gewalt neigen, während Frauen eher, fürsorglicher sind und solche Dinge. Dass das implizit so eine Rolle bei der Thematik spielt und auch bei diesen Zuschreibungen.

Und wir wissen in der Tat auch, es gibt deutliche Anzeichen, zumindest bei schweren Formen von Gewalt, sowohl in der Partnerschaft als auch gegenüber Kindern, dass dort Väter häufiger die Täter sind. Das heißt aber nicht, dass das generell so ist. Auch bei leichteren Formen, also beispielsweise bei körperlicher Disziplinierung von Kindern, wissen wir, dass sogar Mütter gleichermaßen oder teilweise sogar stärker aktiv sind.

Letztlich hilft uns das aber relativ wenig, weil es ja eigentlich, mir zumindest, nicht darum geht aufzurechnen wer da jetzt irgendwie gewalttätiger ist. Und zu den Ursachen muss man sagen, wissen wir noch gar nicht so viel über geschlechtsspezifische Zuschreibungen. Gibt es wahrscheinlich auch nicht.

Es gibt sehr viele Rahmenbedingungen, die in dem Bereich eine Rolle spielen. Sogenannte Risikofaktoren, also soziale Problemlagen, Hintergrund der Familie. Wir wissen bei Vätern aber insbesondere, dass alles eine Rolle spielt, was dazu führt, dass Väter in der Lage sind, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Also wie gut sind sie in der Lage, andere Menschen zu verstehen? Also ihre Partnerin zu verstehen, die Kinder zu verstehen und auch deren Situation zu verstehen. Bei Müttern gibt es, bei Kindesmisshandlungen zumindest, Anzeichen, dass da noch stärker auch Dinge wie Stress oder auch wie Depressionen eine Rolle spielen können. Das gilt natürlich für beide Geschlechter, das sind so grob gesagt Punkte, die eine Rolle spielen.

In einer Familie leben häufig auch Kinder, welche Zusammenhänge zwischen der Partnerschaftsgewalt und möglichen Kindesmisshandlungen gibt es?

Partnergewalt ist eigentlich, das wissen wir aus ganz vielen Studien, ein Indikator dafür, dass es auch ganz viele andere Problemlagen in der Familie gibt. Und unter anderem eben auch Kindesmisshandlungen. In der Forschung spricht man dann davon, dass es ein Mediator ist. Das heißt, sobald Partnerschaft vorliegt, erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit, dass es Gewalt gegenüber Kindern gibt. Das lässt sich nicht generalisieren. Das gilt auch nicht für alle Bereiche. Wir wissen, dass es bei Vätern Überschneidungen in dem Bereich gibt. Und wir wissen auch, dass wir diesen ganzen Komplex eigentlich sehr viel systemischer betrachten müssen, also zwischen Vätern, Müttern und Kindern.

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Wann kommt die Vaterschaftsfreistellung?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Montag 20. Juni 2022

Offener Brief an Lisa Paus macht Anliegen von Vätern deutlich

Auf Initiative des Bundesforum Männer – Interessenverband für Jungen, Männer & Väter e.V. fordern insgesamt 19 Organisationen aus der gleichstellungsorientierten Männer- und Väterarbeit Bundesfamilienministerin Lisa Paus in einem offenen Brief dazu auf, bei Vereinbarkeitsfragen Väter offensiver in den Blick zu nehmen und eine zweiwöchige Vaterschaftsfreistellung mit Lohnausgleich noch in diesem Jahr einzuführen.

In ihrem Koalitionsvertrag »Mehr Fortschritt wagen« einigten sich SPD, Grüne und FDP im vergangenen Jahr unter anderem darauf, Eltern dabei zu unterstützen, Erwerbs- und Sorgearbeit partnerschaftlicher aufteilen zu können. Ein zentrales Vorhaben in dieser Hinsicht ist die zweiwöchige vergütete Freistellung für Partner:innen nach der Geburt.

Genau eine solche Leistung ist als Vaterschaftsfreistellung (§4 paternity leave) bereits in der EU-Vereinbarkeitsrichtlinie verankert. Die Richtlinie definiert Mindeststandards zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben für alle Mitgliedsstaaten der EU. Sie muss bis August 2022 in nationales Recht umgesetzt werden. Die Erwartung aus der Zivilgesellschaft war insofern, dass die vergütete Freistellung nach Geburt als erste große Maßnahme für mehr Partnerschaftlichkeit nun im Sommer kommt.

Jetzt aber verweist die Bundesregierung darauf, die Vaterschaftsfreistellung aufgrund der in Deutschland geltenden umfassenderen Regelungen bei Elterngeld und Elternzeit nicht im Rahmen der Umsetzung der Richtlinie einführen zu müssen. Geplant sei demgegenüber, die im Koalitionsvertrag verabredete „zweiwöchige vergütete Freistellung für die Partnerin oder den Partner nach der Geburt eines Kindes“ in einem eigenen Gesetzgebungsverfahren auf den Weg zu bringen – immerhin angestrebt noch für das Jahr 2022.

Ein hartes Datum zur Einführung dieser wichtigen familien- und gleichstellungspolitischen Leistung ist damit vom Tisch. Auch ist nun politisch erst mal offen, wie diese Leistung konkret ausgestaltet sein wird. Und im Gegensatz zur EU-Vereinbarkeitsrichtlinie, wird Vaterschaft im Wortlaut der Leistung nicht mehr explizit in den Fokus genommen. Dabei wäre aus unserer Sicht gerade dies notwendig, um die gleichstellungspolitische Bedeutung von Vätern hervorzuheben. Viele Väter wollen heute mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen und sich partnerschaftlich einbringen. Sie sind ein selbstverständlicher Teil der Familie und von Anfang an wichtig. Daher müssen Väter bei politischen Maßnahmen, die sie betreffen, auch deutlich als Zielgruppe adressiert werden.

Gemeinsam mit allen am offenen Brief Beteiligten fordert die LAG Väterarbeit NRW die Bundesfamilienministerin deshalb auf, den Koalitionsvertag ernst zu nehmen und durch die schnelle Einführung der Vaterschaftsfreistellung eine partnerschaftliche und gleichstellungsorientierte Familienpolitik zu stärken. Dazu sind in dem Offenen Brief Eckpunkte zur Ausgestaltung formuliert.

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Bringing Baby Home – Väter im ersten Jahr nach der Geburt

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Donnerstag 16. Juni 2022

‚Bringing Baby Home‘ lautet der Titel der aktuellen Studie des britischen Fatherhoodinstituts. Dabei wurden empirische Daten über Väter und Vaterschaft im Vereinigten Königreich im ersten Jahr nach der Geburt untersucht. Wer sind die Väter, wie agieren sie, was beeinflusst ihr Handeln, welche Wirkungen auf Kinder und Mütter haben sie und wie gehen die Gesundheitsdienste mit ihnen um.

Was das Fatherhoodinstitut herausgefunden hat, bestätigt eine bedauerliche Tatsache: Die Gesundheits-Systeme sind nicht darauf ausgerichtet, neue Väter anzusprechen und zu unterstützen, obwohl es eindeutige Beweise dafür gibt, dass ein routinierter Umgang mit ihnen in der Perinatalperiode dringend erforderlich ist. Es gibt drei klare Gründe, die für eine bessere Unterstützung sprechen:

  1. Die körperliche und seelische Gesundheit der Väter hat erhebliche Auswirkungen auf die künftige Gesundheit und das Wohlbefinden des Kindes. Zu den negativen Folgen für das Kind, die nachweislich mit den Eigenschaften und Verhaltensweisen der Väter zusammenhängen, gehören ein erhöhtes Risiko für Fettleibigkeit, Atemprobleme und eine beeinträchtigte kognitive Entwicklung.
  2. Mütter wollen und können von einer besseren Einbindung des Vaters profitieren, indem sie bessere Geburtsergebnisse und -erfahrungen, eine bessere Unterstützung bei der Erholung nach der Geburt und bei der Aufnahme und Fortsetzung des Stillens sowie ein größeres Potenzial für eine Aufteilung der Betreuungsaufgaben erhalten
  3. Die Perinatalperiode ist ein „goldener Moment“, um Gesundheitsprobleme und Verhaltensweisen der Väter selbst zu erkennen und anzugehen.

Die Studie sowie eine Zusammenfassung der Ergebnisse finden Sie hier.

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16 Jahre Vaeter.NRW

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Mittwoch 8. Juni 2022

Interview mit Andreas Haase und Alexander Bentheim

Lieber Andreas, du hast gemeinsam mit Alexander Bentheim das Portal vaeter-nrw.de aufgebaut. Kannst du dich noch daran erinnern, wie Ihr an den Auftrag gekommen seid?

Andreas Haase Ja. Es gab einen Fachtag im Jahr 2005 zum Thema Väterarbeit in NRW auf der Basis der Untersuchungen von Martin Verlinden. Diesen hatten wir als männerwege GbR für das Ministerium konzipiert und organisiert. Er war in der Vernetzung der Akteure in der Väterarbeit so erfolgreich, dass das Ministerium danach an diesem Thema weiterarbeiten wollte. In einem Brainstorming-Workshop im Spätsommer 2005 mit uns und Martin Verlinden entstand dann die Idee eines Portals, auf dem alle wichtigen Informationen und Anregungen für Väter und Fachpersonal gebündelt werden sollten.

Alexander Bentheim … neben Martin Verlinden war zeitweilig noch Robert Richter dabei, um Optionen für eine arbeitsteilige Umsetzung zu beraten. Die Freischaltung des Portals fand dann am 12. Mai 2006 in Anwesenheit von Armin Laschet, damals NRW-Familienminister, statt.

Welche Erwartungen hat das Familienministerium mit dem Väter-Portal verknüpft?

AH Das Ministerium wollte damals vor allem (jungen) Väter Hilfestellungen geben, ihre Vaterrolle im Sinne einer zugewandten Erziehung auszuüben. Eine weitere Erwartung war sicherlich, dass durch die Bündelung aller Aktiven im Bereich Väterarbeit in NRW, dieses Thema hoch professionell nach außen getragen werden konnte.

Was waren eure persönlichen Ziele beim Aufbau und der Betreuung der Webseite?

AH Meine Ziele bestanden darin, sowohl für die Väter als auch für das Fachpersonal die bestmöglichsten Informationen bereitzustellen, um einerseits die Väter zu motivieren, ihre Vaterrolle anzunehmen und so auszugestalten, dass es dem Kind, ihnen selber und der Familie zu Gute kommt. Zum anderen sollte das Fachpersonal im Bereich Väterarbeit angeregt werden, durch neue Ideen ihren Arbeitsbereich weiterzuentwickeln und sich selber zu reflektieren.

AB Ich fand es spannend, jahrelange Erfahrungen vieler in der Väterarbeit Engagierter in einem ministeriellen Vorhaben konzentriert bündeln und zugänglich machen zu können – exemplarisch in dieser offiziellen Form erstmals und mit Reichweite auch über NRW hinaus. Mein persönliches Ziel war, die Auftraggeber*innen von der Notwendigkeit einer Ermutigung von Vätern für ihre Belange, und natürlich auch der Sichtbarmachung ihrer verschiedenen Lebenslagen, zu überzeugen. Dass wir neben der Zielgruppe Väter parallel auch Fachkräfte und Multiplikator*innen mit entsprechenden eigenen Inhalten direkt erreichen konnten, fand ich folgerichtig und in der hier mit dem Ministerium gemeinsam geteilten Wahrnehmung sehr angenehm.

Rückblickend betrachtet, hat das Projekt die Wirkungen erzielt, die erreicht werden sollten?

AH Ich kann nur für die Jahre 2006 bis 2009 dazu etwas sagen, da wir das Väterportal nur bis 2009 gepflegt haben. In dieser Zeit entstand aus meiner Sicht eine gute Vernetzung der Väterarbeit in NRW sowie viele Idee in der Väterarbeit, um Väter mit ihren Anliegen zu unterstützen. Zudem konnten wir m.E. viele Väter durch das Väterportal erreichen, um ihnen auf diesem Wege viele Anregungen und wichtige Informationen rund um ihre Vaterschaft zu vermitteln.

AB … aus meiner Sicht wären fundiertere Wirkungsanalysen in den Zielgruppen wünschenswert gewesen, weil »gefühlte» Erkenntnisse oder rein statistische Daten zur Nutzungsfrequenz des Portals allein nicht ausreichen, um die Frage valide beantworten zu können.

Wie müsste eurer Meinung nach heute, im ‚Social-Media‘ Zeitalter, ein Portal aussehen, dass Väter anspricht und begleitet?

AB Es müssten sicher mehr Apps und Tools für Smartphones zum Einsatz kommen, um die zu verbreitenden Informationen schneller, prägnanter, übersichtlicher zur Verfügung stellen. Auch Bildmarken und andere kommunikative Elemente spielen heute eine größere Rolle als vor 16 Jahren. Ich denke, dass Väter einen guten Mix aus praktischer Information und auch unmittelbarer Interaktion schätzen würden.

AH Da kann ich leider nicht viel zu sagen, da ich derzeit die Bedürfnisse der Väter, wie eine Informationsaufbereitung aussehen sollte und ihren Umgang mit ‚Social-Media‘ nicht ausreichend genug kenne.

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‚… gleichermaßen ist es wichtig, Väter in ihrer Rolle zu bestärken‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Donnerstag 2. Juni 2022

… diese Aussage haben die Grünen in ihrer Stellungnahme zu den Forderungen der LAG Väterarbeit anlässlich der Landtagswahl am 15 Mai getroffen.

Auch vor der Wahl im Mai 2017 haben wir den Parteien 7 Fragen zur Väterpolitik gestellt. Seinerzeit haben die Grünen auf die Frage ‚Welche Hindernisse müssen ausgeräumt werden, damit es Männern ermöglicht wird, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu leben?‘ geantwortet „Wir müssen die Denkstruktur in unserer Gesellschaft verändern. Das bedeutet, durch Kampagnenarbeit auch weiterhin die Rollenverteilungen zu thematisieren. Die Wirtschaft muss vor allem Männern ermöglichen, diese Rolle zu übernehmen, ohne dass Nachteile entstehen.“

Aber auch die CDU äußerte sich ähnlich „Wir möchten Unternehmen dazu ermutigen, familiengerechte Arbeitszeitmodelle zu implementieren und Betriebskindegärten einzurichten. Hier hat das Land Nordrhein-Westfalen mit seinen Behörden als öffentlicher Arbeitgeber eine Vorbildfunktion.“

Die 2017 von der LAG Väterarbeit skizzierten Herausforderungen bestehen nach wie vor und wir sind gespannt, wie sich eine Regierungsbeteiligung der Grünen auf die ‚Denkstruktur‘ der Landesregierung auswirken wird.

Politik für Väter in NRW

Ist das Schwerpunktthema der LAG im m Mai und Juni. Im Vorfeld der Landtagswahl hat die LAG Väterarbeit 5 Forderungen aufgestellt und alle im Landtag vertretenen Parteien um eine Stellungnahme gebeten. Die Antworten haben wir auf unserer Webseite dokumentiert und am 11. Mai kommentiert:

„Zumindest bei drei Parteien ist eine verbale Aufgeschlossenheit vorhanden und es bleibt abzuwarten, wer mit wem koalieren wird bzw. kann und was dann auch tatsächlich vereinbart wird.

Die LAG Väterarbeit wird diesen Prozess in jedem Fall kritisch begleiten und wir werden die Parteien an ihre wenn auch vagen ‚Zusagen‘ erinnern.“

Bei dem Werkstattgespräch am 30. Juni werden wir einen ersten Blick darauf werfen, was bei den Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und Grünen vereinbart worden ist bzw. was sich an Ergebnissen abzeichnet.

Rückblick

Am 5. Mai berichte Alexander Stathopoulos, Geschäftsführer des Verbands Binationaler Familien in Frankfurt, beim Werkstattgespräch der LAG Väterarbeit von den Erfahrungen des Arbeitskreises Migrationssensible Väterarbeit (MiseV) in Hessen.

Nach seinem Vortrag entspann sich eine interessante Diskussion, deren wichtigste Punkte wir in einem Bericht zusammengefasst haben.

Väter profitieren vom Austausch mit anderen Vätern. In Frankfurt existiert seit 2020 eine Vätergruppe, die sich aus Vätern mit unterschiedlichen Herkünften zusammensetzt. Diese ‚globale‘ Zusammensetzung hat sich als gewinnbringend für alle Beteiligten herausgestellt.

‚Herkunftssprache ist Herzenssprache‘, für den Fall, dass Väter über zu geringe deutsche Sprachkenntnisse verfügen, kann zunächst auch eine sprachhomogene Gruppe angezeigt sein, aber Menschen verstehen sich nicht automatisch gut, nur weil sie eine gemeinsame Sprache sprechen. Die Gemeinsamkeit entsteht in der Regel in beiden Varianten über das Vatersein und das Interesse, sich mit den eigenen Kindern zu befassen. Väter haben in der Regel auch positiv darauf reagiert, wenn sie auf Spielplätzen angesprochen und auf die Vätergruppe hingewiesen worden sind.

Ausblick

Am 19. Juni ist Internationaler Vätertag. Bis zu diesem Sonntag wird auch die vor einem Jahr gestartete Petition zur Einführung einer ‚Vaterschaftsfreistellung‘ laufen. Was, insbesondere nach einem Interview der ehemaligen Familienministerin Anne Spiegel. Nach einem Selbstläufer aussah, erweist sich jetzt doch als schwierig. Im aktuellen Referent*innenentwurf zur Umsetzung der EU- Vereinbarkeitsrichtlinie ist dieses Vorhaben nicht erwähnt.
Bislang sind mehr als 9.000 Unterschriften zusammengekommen. Gemeinsam können wir bis zum Internationalen Vatertag ein deutliches Zeichen setzen. Dafür benötigen wir gerade jetzt Eure und Ihre Unterstützung, zeichnen Sie bitte die Petition.

In den beiden Sommermonaten Juli und August werden wir uns mit dem Thema ‚Väter und Kinder als Opfer häuslicher Gewalt‘ beschäftigen. Am Donnerstag, den 17. August wird Tobias Schiefer in einem Werkstattgespräch über die Erfahrungen in der Düsseldorfer Gewaltschutzwohnung ‚Freiraum‘ berichten

Alle Beiträge und Terminhinweise finden Sie auf der Webseite www.lag-vaeterarbeit.nrw

Termine

14. Juni 2022, Online Member Meeting der LAG Väterarbeit

30. Juni 2022, 16 bis 17:30 Uhr, Online Werkstattgespräch ‚Migrationssensible Väterarbeit‘

Nordrhein-Westfalen hat gewählt und die beiden Gewinner*innen der Wahl, CDU und Grüne haben am vergangenen Wochenende beschlossen, Koalitionsverhandlungen aufzunehmen. In Sondierungsgesprächen haben sich die beiden Parteien auf Eckpunkte geeignet die in einem 12 seitigen Papier zusammengefasst worden sind.

Im Abschnitt ‚ ‚Kinder, Jugend, Familie, Frauen und Vielfalt‘ tauchen die Begriffe Väter und Mütter nicht auf, das Papier konzentriert sich auf „zentrale Aspekte für die Zukunft Nordrhein-Westfalens“, die in den Koalitionsgesprächen ergänzt werden sollen.

In dem Werkstattgespräch am Donnerstag, den 30. Juni werden wir einen ersten Blick auf die Ergebnisse werfen und nachfragen, was die zukünftige Landesregierung unternehmen wird, um eine partnerschaftliche Arbeitsteilung in den Familien auf Landesebene zu stärken und Väter zu ermutigen, mehr Verantwortung in Familie zu übernehmen.

Zu dieser Veranstaltung können Sie sich hier anmelden:

https://www.surveymonkey.de/r/LAGV_20220630

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Werkstattgespräch ‚Väter & Familien – Was plant die neue Landesregierung in NRW?‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Dienstag 31. Mai 2022

‚… gleichermaßen ist es wichtig, Väter in ihrer Rolle zu bestärken‘

Nordrhein-Westfalen hat gewählt und die beiden Gewinner*innen der Wahl, CDU und Grüne haben am vergangenen Wochenende beschlossen, Koalitionsverhandlungen aufzunehmen. In Sondierungsgesprächen haben sich die beiden Parteien auf Eckpunkte geeignet die in einem 12 seitigen Papier zusammengefasst worden sind.

Im Abschnitt ‚ ‚Kinder, Jugend, Familie, Frauen und Vielfalt‘ tauchen die Begriffe Väter und Mütter nicht auf, das Papier konzentriert sich auf „zentrale Aspekte für die Zukunft Nordrhein-Westfalens“, die in den Koalitionsgesprächen ergänzt werden sollen.

In dem Werkstattgespräch am Donnerstag, den 30. Juni werden wir einen ersten Blick auf die Ergebnisse werfen und nachfragen, was die zukünftige Landesregierung unternehmen wird, um eine partnerschaftliche Arbeitsteilung in den Familien auf Landesebene zu stärken und Väter zu ermutigen, mehr Verantwortung in Familie zu übernehmen.

In Ihren Antworten auf die Fragen der LAG-Väterarbeit haben ja alle im Landtag vertretenen Parteien einiges dazu angekündigt.

Datum 30. Juni 16 bis 17:30 Uhr

Online per Zoom

Anmeldung https://www.surveymonkey.de/r/LAGV_20220630

Quelle

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#VaterschaftistMEHR

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Donnerstag 26. Mai 2022

auch in diesem Jahr sind mehr als 25 Väter der Einladung von Heiner Fischer gefolgt und haben zum Vatertag in einem kurzen Videostatement erzählt, was Vaterschaft für sie bedeutet und haben sich so als Väter in Verantwortung sichtbar gemacht.

Väter wollen mehr Verantwortung übernehmen

Das sieht selbst das Arbeitgeber*innen nahe Kölner Institut der Deutschen Wirtschaft: In einem Beitrag zum Vatertag ist zu lesen: „Die meisten Väter wünschen sich eine gleiche Aufgabenteilung bei der Kindererziehung:
Die positiven Entwicklungen beim Elterngeld weisen darauf hin, dass sie es ernst meinen. … War Kindererziehung lange Zeit fast ausschließlich Frauensache, wollen sich die Väter heutzutage mehr engagieren. 55 Prozent der Männer mit Kindern unter zehn Jahren wollen die Hälfte der Betreuung übernehmen, 23 Prozent sogar den größeren Anteil.
Dass es den Vätern mit der Kinderbetreuung ernst ist, zeigt sich beim Elterngeld: Nutzten dies bei den im Jahr 2008 geborenen Kindern knapp 21,2 Prozent, waren es bei 2018 geborenen Kindern mit 42,1 Prozent bereits nahezu doppelt so viele. Ein weiterer Anstieg zeichnet sich ab. Allerdings nehmen die meisten Väter bisher lediglich die zwei vorgesehen ‚Partnermonate‘ in Anspruch.“

Das ist nicht nur in Deutschland so, auch in Island, wo seit langem die Regelung 3 Monate für die Mütter, 3 für die Väter und 3 zur freien Verfügung gilt und mehr als 90 % der Väter Elternzeit nehmen, sind es die für sie ‚vorgesehenen‘ drei Monate.

Da liegt es doch auf der Hand, die Zahl der für Väter reservierten Monate heraufzusetzen und am besten eine paritätische Aufteilung: je sieben Monate für Väter und Mütter einzuführen.

Der Lackmustest dafür, wie die Arbeitgeber*innen tatsächlich zu mehr väterlichem Engagement von Anfang an stehen, ist ihre Haltung zur 14tägigen ‚Vaterschaftsfreistellung‘ unmittelbar nach der Geburt. Die ersten Reaktionen auf die Ankündigung der ehemaligen Familienministerin Anne Spiegel, dieses Vorhaben schnell umzusetzen, ergab eine falsche Färbung.

In dem üblichen Abwehrreflex ließen sie verlauten, die bisherigen tariflichen Regelungen, d.h. eine Freistellung an einem Tag, reiche vollkommen aus.

Die Kampagne #VaterschaftIstMehr wird auch an dieser Stelle ‚dran bleiben‘.

#Vatertag2022 #VaterschaftIstMehr #NeueVäter #Familie #Vereinbarkeit #Vaeter #vaeterarbeitnrw

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Vaterschaftsfreistellung jetzt einführen!

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Samstag 21. Mai 2022

Petition noch bis zum 19. Juni unterzeichnen

Vor drei Jahren wurde die EU-Vereinbarkeitsrichtlinie beschlossen, um in der Europäischen Union notwendige Mindeststandards zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben herzustellen und die Rahmenbedingungen für eine partnerschaftliche Aufteilung von Haus-, Sorge- und Erwerbsarbeit zwischen den Geschlechtern zu verbessern.

Bis August 2022 muss die Vereinbarkeitsrichtlinie in nationales Recht umgesetzt werden. Ein zentraler Bestandteil der Richtlinie ist die Einführung einer Vaterschaftsfreistellung. Eine solche Leistung gibt es in dieser Form in Deutschland bisher nicht, anders als in anderen EU-Mitgliedsstaaten.

Das Bundesfamilienministerium hat Ende April einen Referent*innenentwurf für ein Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie vorgelegt. Die Vaterschaftsfreistellung wird darin mit keinem Wort erwähnt, obwohl die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag angekündigt hat, „eine zweiwöchige vergütete Freistellung für die Partnerin oder den Partner nach der Geburt eines Kindes ein[zu]führen.“

Die LAG Väterarbeit NRW, die sich von Anfang an für die Umsetzung der Richtlinie eingesetzt hat ist darüber sehr irritiert und fordern die Bundesregierung auf, zeitnah zu klären und öffentlich bekannt zu machen, wann und in welcher Form eine vergütete Freistellung für Väter (und andere zweite Elternteile) nach der Geburt gesetzlich eingeführt werden soll. Die Gleichstellung der Geschlechter geht nur gemeinsam und wird nur dann nachhaltig gelingen, wenn auch Jungen, Männer und Väter dabei stärker als bisher in den Blick genommen werden.

Anlässlich des »Vatertags« am 26. Mai möchten wir daran erinnern. Jetzt ist es an der Ampelkoalition zu zeigen, dass sie es beim Thema Gleichstellung ernst meint und auch Männer für das Thema gewinnen will.

Bis zur Vorlage des Gesetzentwurfs schien die Vaterschaftsfreistellung politisch ein Selbstläufer zu sein. Die vormalige Familienministerin Anne Spiegel kündigte sie im vergangenen Dezember als wichtiges Vorhaben an. Nun schweigt allerdings der Referent*innenentwurf der Bundesregierung ausgerechnet zur Vaterschaftsfreistellung. Diese ist wichtig, um einen klaren rechtlichen Rahmen auch gegenüber Arbeitgeber*innen zu schaffen, damit Väter sich in dieser wichtigen ersten Phase voll und ganz auf ihre Kinder und die Unterstützung ihrer Partnerinnen konzentrieren können.

In einem offenen Brief an Bundesfamilienministerin Lisa Paus vom 20. Mai 2022 fordert Holger Strenz vom Projekt »Papaseiten.de« des Väterzentrum Dresden die Einführung der Vaterschaftsfreistellung nicht weiter hinauszuzögern. Vor einem Jahr hat Papaseiten.de eine Petition zur Vaterschaftsfreistellung initiiert, die auch von der LAG-Väterarbeit NRW unterstützt wird und die noch bis zum Internationalen Vatertag am 19. Juni 2022 mitgezeichnet und geteilt werden kann.

Bislang sind mehr als 9.000 Unterschriften zusammengekommen. Gemeinsam können wir bis zum Internationalen Vatertag ein deutliches Zeichen setzen. Dafür benötigen wir gerade jetzt Eure und Ihre Unterstützung!

Quelle

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