Mit Vätern rechnen
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Sonntag 25. Mai 2008
Dahinter steckt weniger die soziale Art des Management, sondern harte betriebswirtschaftliche Kalkulation: Wenn Väter und Mütter ihren Nachwuchs versorgt wissen, arbeiten sie besser.
„Wir beobachten, dass in der Wirtschaft zurzeit ein Mentalitätswandel stattfindet“, sagt ein Sprecher des Bundesfamilienministeriums. Dahinter steckt weniger die soziale Ader des Managements, sondern harte betriebswirtschaftliche Fakten. Es rechnet sich, Müttern und Vätern familienfreundliche Arbeitsmodelle anzubieten.
Auch der demografische Wandel zwingt die Firmen zum Handeln: Wegen des Geburtenrückgangs erwarten Wirtschaftsexperten ab 2012 einen drastischen Mangel an Fachkräften. 40 000 fehlen schon heute, schätzt der Industrie- und Handelskammertag.
Zu den Pionieren der familienfreundlichen Unternehmensführung zählt der Düsseldorfer Henkel-Konzern. Seit 1940 gibt es eine betriebseigene Kindertagesstätte, seit 1975 können Eltern auch flexible Arbeitszeiten in Anspruch nehmen. Inzwischen haben Mütter und Väter auch die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten. Computer und Netzwerkleitung werden vom Unternehmen gestellt.
„Mit diesen Investitionen machen wir Gewinn anstatt Verlust“, sagt Anke Meier, die Personalmanagerin bei dem Persil-Hersteller ist. Die Henkel-Eltern kehrten schneller ins Berufsleben zurück, so dass kostspielige Zwischenlösungen wie Zeitarbeit überflüssig würden. Außerdem seien die Mitarbeiter produktiver. „Wir beobachten, dass sie motivierter bei der Sache sind, wenn der Kopf frei ist von familiären Sorgen“, sagt Meier.
Eine Studie des Forschungszentrums Familienbewusste Personalpolitik (FFP) der Uni Münster weist nach, dass es sich für Unternehmen auszahlt, wenn sie mehr Angebote für Eltern machen. Mithilfe einer familienfreundlichen Personalpolitik konnte die Elternzeit in den 61 untersuchten Unternehmen um rund 10 % verkürzt werden. Nach dem 2007 eingeführten Elternzeit-Gesetz können sich Mütter und Väter maximal drei Jahre freistellen lassen. Darüber hat das FFP herausgefunden, dass die Fehlzeitenquote der Mitarbeiter von 7,7 auf 5,7 % sanken, weil die Firmen für alternative Betreuungsmöglichkeiten sorgten, wenn ein Kind zu Hause krank im Bett lag.
Arbeitgeber entdecken Familienpolitik aber auch zunehmend als Instrument, um im enger werdenden Wettbewerb um Fachkräfte zu punkten. „Für viele hoch qualifizierte Berufseinsteiger ist das heute ein Kriterium bei der Suche des Arbeitsplatzes“, sagt FFP-Chef Helmut Schneider.