Die Namen der Minister*innen Paus, Buschmann und Lindner beherrschen
die Schlagzeilen und in erster Linie geht es um Geld. Viele Milliarden
bei der Kindergrundsicherung und 100 € beim Unterhalt.
Es wird von Streit und Konflikten berichtet, zwischen den
Politiker*innen um die Schuldenbemse und Eltern, die durch neue
Regelungen beim Unterhalt verschärft würden.
Beim nächsten MemberMeeting der LAG-Väterarbeit am Dienstag, den 19. September werden wir hinter die Kulissen schauen und versuchen herauszufinden, ob es noch einen roten, grünen oder gelben Faden in der Familienpolitik gibt, was aus den Vorhaben im Koalitionsvertrag geworden ist und was in der 2. Hälfte der Legislatur noch zu erwarten ist.
Im Mittelpunkt dabei steht vor allem die Perspektive von Vätern, von
Anfang an aktiv für ihre Kinder da sein zu können und die dazu passenden
strukturellen Rahmenbedingungen.
Das Zoom Meeting der LAG-Väterarbeit am 19. September, um 15:30 Uhr, ist auch für interessierte Noch-Nicht-Mitglieder offen.
Der erste VäterSummit in NRW steht bevor und verspricht
einen Tag voller Erkenntnisse, Austausch und spannender Aktivitäten für Väter
mit ihren Kindern und Fachkräften aus der Familienarbeit.
Es gibt ein Kinderprogramm mit kostenloser Betreuung!
📆 26. Aug. 2023
⏳ 9:30 bis 16:30 Uhr
📍 Hövelstraße 71, 45236
Essen
Am 26. August in Essen erwartet euch ein inspirierender Tag
voller Diskussionen, Impulsvorträge und Sessions. Unter dem Leitthema
„Vater sein… mach, was du kannst!“ widmen wir uns den Fragen: Welche
besonderen Fähigkeiten bringen Väter mit? Was können sie noch dazulernen, um
ihre Rolle zu stärken? Und wie können Väter voneinander lernen und gemeinsam
wachsen? Was brauchen Fachkräfte für die Arbeit mit Vätern?
Keynote 🎤 Teresa Bücker arbeitet
als Journalistin und Autorin zu gesellschaftspolitischen und feministischen
Fragen der Gegenwart und Zukunft und wird in ihrem Vortrag die Frage behandeln,
ob es radikal ist, wenn Väter sich mehr Zeit für die Familie nehmen.
Stand-up & Satire 🎭 Florian Hacke ist der
Vater unter Müttern. Er nimmt euch mit auf eine amüsante Reise durch seine
Erfahrungen als Vater unter lauter Müttern beim Babyschwimmen und auf
Spielplätzen. Mit treffender Mimik, Gestik und satirischen Texten lässt er die
Herausforderungen und Kuriositäten des Elternseins humorvoll aufleben.
🎓 BarCamp Das BarCamp ist
eine Konferenz, in der die Teilnehmenden als Experten Sessions übernehmen. In
zwei Runden gibt es Gelegenheit, sich aktiv einzubringen und gemeinsam mit anderen
Vätern Ideen und Lösungsansätze zu entwickeln.
Jetzt kostenlos anmelden 🙏🏼
Der #VaeterSummitNRW wird von der @vaeterarbeitnrw in Zusammenarbeit mit den Gleichstellungsstellen in Bonn, Dortmund, Essen, Münster und Recklinghausen organisiert.
Der von Andreas Eickhorst und Christoph Liel editierte Sammelband
„Vater in den Frühen Hilfen“ greift die Zielgruppe der
Unterstützungsangebote für Eltern in der frühen Familienphase heraus, die in
der Praxis zunehmend an Bedeutung gewinnt, bislang aber zu wenig im Fokus
stand.
Aus Perspektive der Forschung betreten sie mit diesem Band
Neuland. Denn so intensiv die Frühen Hilfen für Familien während der
Schwangerschaft und der ersten Lebensjahre von Kindern auch ausgebaut wurden,
werden Väter in den einzelnen Konzeptionen und auch in den konkreten Angeboten in
der Regel noch nicht ausreichend berücksichtigt.
Vor diesem Hintergrund waren verschiedene Bemühungen am
Deutschen Jugendinstitut (DJI) in den Jahren 2015 bis 2020 darauf ausgerichtet,
Vätern dezidierte Aufmerksamkeit in der Forschung und Konzeptentwicklung zu
Angeboten der Frühen Kindheit zukommen zu lassen. Die Aktivitäten verfolgten im
Wesentlichen zwei Ziele:
Zum einen ging es darum zusammenzutragen, was an generellem
wissenschaftlichem Hintergrundwissen mit Relevanz für das Feld der Frühen
Hilfen sowie an (wenigen) vorhandenen konkreten Programmen und Praxisbeispielen
verfügbar ist, um dieses Wissen für die deutschsprachige Fachöffentlichkeit
aufzubereiten. Zum anderen war es wichtig, durch das Generieren und Erheben von
Daten sowie das Ableiten von Handlungsempfehlungen für die Praxis neue Impulse
im Feld der Frühen Kindheit zu setzen, die in der Folge von der Fachpraxis (und
gegebenenfalls wissenschaftlichen Akteuren) aufgegriffen, ausprobiert und
weiterentwickelt werden können.
Das vorliegende Buch bündelt die Ergebnisse dieser Bemühungen
und ist ein erster verbindender Aufschlag für Praktikerinnen und Praktiker und
ebenso für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, um einen Fachdiskurs rund
um das Thema der Ansprache von Vätern mit Frühen Hilfen anzuregen. Das damit intendierte
breite Zielpublikum des Buches bedingt eine heterogene Zusammenstellung von
Beitragen aus Wissenschaft und Fachpraxis.
Den Ausgangspunkt der Aktivitäten bildete eine Fachtagung
zum Thema „Vater in den Frühen Hilfen“ am Deutschen
Jugendinstitut in München im Jahr 2015, bei der Themen und Beiträge dieses
Buches mit Väter-Expertinnen und -Experten aus den Frühen Hilfen und
angrenzenden Arbeits- und Forschungsfeldern diskutiert wurden.
Immer mehr jungen Vätern ist es ein echtes Anliegen, sich
als Vater zu engagieren, für sein Kind da zu sein, seine Partnerin zu
unterstutzen, sich aber auch selbst zu einem wesentlichen Anteil über die
Vaterrolle bzw. die direkte Beziehung zu seinem (Klein-)Kind mit all den damit
verbundenen Verantwortlichkeiten zu definieren und diese Rolle entsprechend
wahrzunehmen.
Dieses gestiegene Potenzial bei den Vätern zu nutzen, das
systemisch betrachtet einen wesentlichen Beitrag zum Entwicklungsprozess der
Familie als Ganzes, aber auch ihrer einzelnen Mitglieder leisten kann, ist in
den letzten Jahren äauch ein Anliegen im Rahmen der Frühen Hilfen. Es wäre fahrlässig,
in den Fällen, in denen Väter eine grundlegende Bereitschaft sich einzubringen zeigen,
nicht dazu beizutragen, dass diese Bereitschaft auch in Taten umgesetzt wird.
Die Wahrscheinlichkeit, dass dies nicht nur den Kindern,
sondern auch den Müttern und nicht zuletzt auch dem Vater selbst zugutekommt,
ist hoch, zumal gerade in den ersten Lebensjahren der Kinder die involvierten
Familienmitglieder in aller Regel stark emotional verbunden und Familien als
kommunikative Einheiten zu verstehen sind.
Das zentrale Anliegen dieses Buches ist es, Anregungen zu
liefern, wie es besser gelingen kann, Frühe Hilfen auch vatergerecht, maßgeschneidert,
gut durchdacht und annehmbar zu gestalten, insbesondere „an
den Mann“, an die Väter zu bringen, diese „an Bord zu
holen“.
Der Sammelband ist im Beltz-Verlag erschienen, kostet in gedruckter Form 48 €, kann jedoch als pdf kostengfrei heruntergeladen werden.
… und dass nicht erst durch Pandemie, Klimakrise und Inflation.
Unter der Überschrift „Ein Tag hat 24 Stunden …“ legt der Vorsitzende
der LAG Väterarbeit in der aktuellen Ausgabe der Deutschen
Hebammenzeitschrift dar, dass mehr Zeit für Familien nur durch eine
Umverteilung von Zeit und die in ihrem Verlauf ausgeübten Tätigkeiten
zwischen Vätern und Müttern entstehen kann.
„Eltern und Familien stehen unter Druck, und dass nicht erst durch
Pandemie, Klimakrise und Inflation. Schon vor 25 Jahren hieß es in der
von der Konrad Adenauer Stiftung beauftragten Studie „Eltern unter
Druck: Selbstverständnisse, Befindlichkeiten und Bedürfnisse von Eltern
in verschiedenen Lebenswelten“: „Eltern stellen heute hohe Anforderungen
an ihre Mutter- und Vaterrolle; sie haben das Bedürfnis und
Pflichtgefühl, in der Erziehung alles richtig machen zu wollen. Der
persönliche Anspruch, diesen Vorstellungen auch in der Praxis zu
genügen, setzt Eltern häufig unter großen Druck. Vor allem Väter
befinden sich in einer unbestimmten Situation: Der Wandel des
Rollenbilds vom Ernährer zum Erzieher kollidiert im Familienalltag mit
den gestiegenen Ansprüchen im Berufsleben.“
Damit ist eine Dimension beschrieben, die „Stress im Familiensystem“
auslösen kann: die eigenen Vorstellungen vom Mutter- Vater- und
Elternsein, die auf Rahmenbedingungen treffen, die in vielen Fällen
nicht förderlich sind. In diesem Beitrag wird jedoch weder davon
ausgegangen, dass Vereinbarkeit eine „Lebenslüge“ ist, noch einer
Selbstoptimierung das Wort geredet. Der Autor beschreibt die
Herausforderungen für Väter und Mütter in verschiedenen
Lebenssituationen, vor allen denen, in denen Weichen gestellt bzw.
Entscheidungen getroffen werden, die für zukünftige Aufteilungen von
bezahlter Erwerbs- und unbezahlter Care-Arbeit bedeutsam sind. Außerdem
werden Wege und Rahmenbedingungen skizziert, die es Vätern und Müttern
erleichtern, ihre mehrheitlich geäußerten Wünsche bzw. Lebenskonzepte
einer partnerschaftlichen Arbeitsteilung tatsächlich zu leben.
„Keine Zeit …“ – Fakten und Gedanken zur Verteilung und Verwendung von Zeit
„Es ist eine Frage der Gerechtigkeit, wie Zeit verteilt ist, wie sie
genutzt werden kann, wie ihr Wert bemessen wird und wie sie erlebt wird.
Menschen sind unterschiedlich zeitarm und unterschiedlich zeitsouverän,
und das ist nicht zufällig, sondern als Ergebnis gesellschaftlicher
Machtstrukturen.“ (Bücker 2022, 14)
Zeiten sind unterschiedlich verteilt. Dies fängt bei Möglichkeit über
ihre Verwendung zu entscheiden an und hört bei der Bezahlung und
Wertschätzung der ausgeübten Tätigkeiten noch lange nicht auf. Wie viel
Zeit bleibt den Menschen in Deutschland neben Arbeit, Schule oder
Haushalt für Freundschaften und Familie? Wie viel Zeit wenden Männer und
Frauen für „Care-Arbeit“, also unbezahlte Arbeit wie Kinderbetreuung,
Hausarbeit, Ehrenamt oder Pflege von Angehörigen auf? Antworten auf
diese und weitere Fragen liefert die Zeitverwendungserhebung, kurz ZVE,
die alle 10 Jahre durchgeführt wird.
Die aktuell vorliegenden Zahlen stammen aus dem Jahr 2012. Mütter
bzw. Väter mit Kindern wenden für die Bereiche ‚Erwerbstätigkeit‘,
‚Haushaltsführung und Betreuung‘ sowie ‚Ehrenamt, freiwilliges
Engagement‘ in der Summe 8 Stunden und 26 Minuten bzw. 8 Stunden und 31
Minuten auf. Der Anteil Haushaltsführung und Betreuung beträgt bei den
Müttern 5 Stunden 46 Minuten und bei den Vätern 3 Stunden und 1 Minute.
Die tägliche Zeitverwendung für unbezahlte Arbeit ist bei den Vätern von 2001/2002 bis 2012/2013 um 7 Minuten gestiegen, Mütter haben diese Tätigkeiten im selben Zeitraum um 6 Minuten reduziert. Von einer Gleichstellung der Geschlechter kann also weder bei der bezahlten noch bei der unbezahlten Arbeit gesprochen werden. Nach wie vor liegt eine geschlechtsspezifische Arbeitsteilung vor, wobei Väter insgesamt (unbezahlt wie auch bezahlt) täglich 13 Minuten mehr arbeiten als Mütter. …“
bedeutsame Ereignisse werfen ihre Schatten voraus:
… in knapp vier Wochen, am Samstag, den 26. August findet der 1. VäterSummit NRW, in Essen statt.
Die LAG Väterarbeit veranstaltet das Event für Väter und ihre Kinder
sowie an Väterarbeit interessierte Fachleute gemeinsam mit den
Gleichstellungsstellen in Bonn, Dortmund, Essen, Münster und
Recklinghausen.
Es gibt sowohl für die Väter als auch die Kinder den ganzen Tag spannende Angebote:
So wird unter anderem der Comedian Florian Hacke in zwei Auftritten
Szenen aus dem Väterleben zum Besten geben und die Autorin und
Journalistin Teresa Bücker wird sich in ihrem Vortrag mit dem Thema ‚Ist
es radikal, wenn Väter sich mehr Zeit für die Familie nehmen?‘
auseinandersetzen.
Für die Kinder im Alter von 3 bis 12 Jahren gibt es den ganzen Tag
über Bastel-, Mal-, Spiel- und Sportangebote. Am Nachmittag wird Mr. Tom
seine Zirkus- & Zauber-Show aufführen, außerdem gibt es eine
FotoBox, mit der sich Väter mit ihren Kindern porträtieren lassen
können.
Informationen zum gesamten Programm und eine Anmeldemöglichkeit gibt es hier, der Flyer kann hier heruntergeladen werden:
Bei der Veranstaltung wird es auch einen ‚Markt der Väterangebote in
NRW‘ geben, auf dem Sie Mitglieder der LAG-Väterarbeit und Beschäftigte
der Gleichstellungsstellen persönlich kennenlernen können
Bitte geben Sie diese Informationen an die Väter in Ihren
Einrichtungen weiter und weisen andere über Ihre Kanäle auf den
VäterSummit hin
Kinder machen Väter
Vom 16. Mai bis zum 14. Juni zeigte die LAG Väterarbeit NRW in der
Zentralbibliothek in Düsseldorf Schwarz-Weiß-Fotografien von Vätern und
ihren Kindern. Martin Moog, Fotograf aus Frankfurt, der seit knapp 20
Jahren als ‚Tagesvater‘ arbeitet, hat Väter mit ihren Kindern und
Männer, die in verschiedenen Situationen für Kinder Verantwortung
übernommen haben, porträtiert. Seine Fotografien zeichnen ein Bild
davon, wie ‚engagierte Vaterschaft‘ aussehen kann und welche
Zufriedenheit Männer und Kinder in dieser Zweisamkeit ausstrahlen.
Einen Bericht über die Ausstellung und die Lesungen von Tillmann Prüfer und Fabian Soethof können Sie hier lesen.
Die Ausstellung kann ausgeliehen und an anderen Orten gezeigt werden. Nachfragen können Sie an die LAG-Väterarbeit stellen, wir unterstützen Ihr Vorhaben gerne.
Jetzt erst recht!
Vor einem Monat hat die Veröffentlichung von Umfrageergebnissen der
Organisation ‚Plan International‘ großen Wirbel verursacht. Begriffe wie
‚Retraditionalisierung‘ und ‚Rollback in Sachen
Geschlechtergerechtigkeit‘ waren noch die harmlosesten, die mit den
Antworten der befragten Männer im Alter von 18 bis 35 Jahren in
Verbindung gebracht wurden.
Bei den Vorstellungen zur Aufgabenteilung in der Familie sehen 52
Prozent der jungen Männer ihre Rolle darin, im Beruf genug Geld zu
verdienen, die Zuständigkeit für die Carearbeit weisen sie ihrer
Partnerin zu.
In seiner Stellungnahme hat der Vorstand der LAG Väterarbeit die Frage
gestellt, ob diese Rollenerwartung wirklich aus der Welt ist. Das
Gerangel um die Familienstartzeit, die als Vaterschaftsfreistellung im
Koalitionsvertrag verankert ist, Kürzungen im Bereich des Elterngeldes
und ausbleibende Reformen im Familienrecht wecken Zweifel am politischen
Willen.
Was Väter jetzt unbedingt brauchen, haben wir dort aufgeschrieben.
LAG Väterarbeit auf Instagram
Seit Anfang des Jahres gibt es auf dem Instagram Kanal
der LAG Väterarbeit wöchentlich spannende Hinweise zur Väterarbeit und
zum Vatersein. Falls Sie noch keine Follower sind, es lohnt sich.
Auch auf der Webseite gibt es aktuelle Informationen zu unserer Arbeit, zum Beispiel einen Bericht mit den Ergebnissen der Kurzumfrage zur Kinderbetreuung nach Trennung und Scheidung.
Termine
August 2023, VäterSummit in Essen mit einer Keynote von Teresa Bücker
November 2023 Mitgliederversammlung der LAG Väterarbeit in Düsseldorf
Lieselotte Ahnert beschreibt in ihrem Buch ‚Auf die Väter kommt es an‘, wie es Paaren gelingen kann, in gemeinsamer Verantwortung ein Kind großzuziehen und zitiert nach dem Modell von Mark Feinberg fünf Kernelemente:
Zufriedenheit mit der Arbeitsteilung in Haushalt
und Kinderbetreuung
Absprachen zum Umgang mit dem Kind
Aushandlungsprozesse
gegenseitige Unterstützung
Solidarität des Elternpaares
Zu dem Punkt der Arbeitsteilung, der ja seit einigen Jahren
unter der Überschrift ‚Mental Load‘ diskutiert wird, führte Feinberg 2003 unter
anderem aus:
Die zweite Komponente der gemeinsamen elterlichen Sorge
bezieht sich auf die Aufteilung der Pflichten, Aufgaben und
Verantwortlichkeiten im Zusammenhang mit der täglichen Routine bei der
Kinderbetreuung und den Aufgaben im Haushalt sowie auf die laufende
Verantwortung für finanzielle, rechtliche und medizinische Fragen im
Zusammenhang mit dem Kind.
Die meisten Untersuchungen in diesem Bereich haben sich auf
Familien mit zwei Elternteilen, Mutter und Vater, konzentriert. Mütter berichten,
dass die Frage der Hausarbeit der wichtigste Auslöser für Konflikte in der Zeit
nach der Geburt ist. Die Wahrnehmung der Mütter in diesem Bereich scheint von
entscheidender Bedeutung zu sein, wahrscheinlich weil Mütter im Allgemeinen die
meisten Aufgaben im Haushalt übernehmen und die letztendliche Verantwortung für
fast alle kinderbezogenen Fragen tragen.
Die Wahrnehmung der Mütter, dass die Beiträge der Väter fair
sind, steht in Zusammenhang mit einer höheren Ehequalität während des Übergangs
zur Elternschaft, während die Wahrnehmung von Ungerechtigkeit mit einer
geringeren Ehequalität verbunden ist. Die Wahrnehmung der Arbeitsteilung bei
der Kindererziehung durch Mütter oder Väter ist jedoch für sich genommen nicht
aussagekräftig für die Anpassung der Eltern oder des Paares. In diesem Bereich
geht es um die Zufriedenheit: Sind die Eltern sowohl mit dem Prozess des
Aushandelns von Verantwortlichkeiten als auch mit der daraus resultierenden
Aufteilung zufrieden?
Die Zufriedenheit ergibt sich daraus, inwieweit die
Arbeitsteilung mit den Erwartungen und Überzeugungen der Eltern in Bezug auf
ihren Beitrag zur Kindererziehung übereinstimmt. Die Diskrepanz zwischen den
Erwartungen beider Elternteile und der Wahrnehmung der Verantwortung für die
Kinderbetreuung steht in signifikantem Zusammenhang mit Depressionen und der
Anpassung der Ehe beider. Wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden, kann ein
Gefühl der Ungerechtigkeit und des Grolls entstehen, was zu erhöhtem
elterlichen Stress führt, der eine warme, einfühlsame Interaktion mit dem Kind
beeinträchtigen kann.
Frau Jaque-Rodney, sie
arbeiten seit mehr als 30 Jahren als Familienhebamme und haben im Jahr 2000 das
Netzwerk der Familienhebammen in Deutschland mitbegründet. Was war Ihre
Motivation, diesen beruflichen Weg einzuschlagen?
Für mich war meine
Motivation wirklich, die Familie als System zu sehen, die Familie als Ganzes zu
sehen. Mann, Frau, Frau, Frau, Mann, Mann, egal welche Konstellationen das war.
Und hier reden wir von einer Mann-Frau-Konstellation. Das war für mich wichtig,
einfach das weiter zu verfolgen und das auch zu unterstützen, da ich schon
damals als Hebamme gemerkt habe, wie wenig Kontakt wir zu den Männern
eigentlich haben und wie schade das ist.
Und für mich, ich habe auch
Soziologie studiert und das ist etwas, was mich auch beflügelt hat als Hebamme,
viel, viel mehr mit den Männern, mit den Partnern in Kontakt zu kommen. Und
dann, als ich relativ früh in Deutschland war und mir diese Tätigkeit angeboten
wurde beziehungsweise die Qualifizierung erstmal, habe ich gedacht, das ist
genau das, was ich will. Dieses familiäre Feld, also wo sowohl Frau als auch
Mann als gleichwertige Ressource für das Kind angesehen werden und das will ich
unterstützen.
Aufgrund Ihrer Erfahrungen
waren Sie in den folgenden Jahren an der Ausarbeitung zahlreicher Curricula für
die Aus- und Fortbildung von Familienhebammen beteiligt. Welche zusätzlichen
Qualifikationen benötigen Hebammen, um als Familienhebammen tätig werden zu
können?
Auf jeden Fall braucht man
diese Qualifizierung, die vom Land angeboten wird, hier in Nordrhein-Westfalen umfasst
sie 400 Stunden. Das ist ein bisschen unterschiedlich, es gibt eine
Mindestqualifikation von 200 Stunden, aber die meisten Länder haben 400 Stunden
und diese Qualifikation beinhaltet unterschiedliche Lerneinheiten,
unterschiedliche Themen.
Da muss man über das
Systemische Bescheid wissen, da muss man auch über das Bild und überhaupt über
die Definition Familie wissen. Was bedeutet Familie, was ist eine Familie aus
dem Soziologischen, aber auch aus dem rein Statistischen? Was ist eine Familie,
wie bildet sich eine Familie ab? Das ist Thema oder eine Lerneinheit.
Was Familienhebammen auch brauchen
ist Kommunikation. Wie kann ich mit Eltern gut und wertfrei kommunizieren wo
möglich? Also sowohl die gewaltfreie Kommunikation als auch die motivierende
Gesprächsführung. Das sind Themen, die auch dann vorkommen und Themen wie die
Entwicklung des Kindes. Themen wie Kindeswohlgefährdung sind auch ganz wichtig,
aber auch Themen wie Lebenswelt, Familie, so was verstehe ich unter Lebenswelt
Familie?
Als Familienhebamme gehen
wir in unterschiedliche Lebenswelten und es kommt sie nicht einzuengen, weil
ich sie nicht kenne, sondern einfach zu verstehen, die Lebenswelt Familie ist
sehr divers und sehr vielfältig. Das sind so einige Themen,
Qualitätsmanagement, Dokumentation, das sind einige Lerneinheiten, die eine
Familienhebamme braucht, um umfassend Familien begleiten zu können.
Familienhebammen haben, noch mehr als Hebammen bei der
Geburtsvorbereitung und der Geburt das gesamte Familiensystem im Blick. Dabei
spielen Väter, ob sie anwesend sind oder nicht, eine wichtige Rolle. In welchem
Umfang wird diesem Thema bei der Aus- und Fortbildung von Familienhebammen
Rechnung getragen?
Ja, die spielt eine
wesentlich größere Rolle als bei der originären Hebammenausbildung. Es ist
gewachsen, am Anfang war das Thema Vater oder Väter vielleicht nicht so
präsent, aber in Nordrhein-Westfalen auf jeden Fall. Da ich die Qualifikation
auch durchführe, war das für mich von Anfang an ein sehr wichtiges Thema und es
spielt eine wichtige Rolle. Also es gibt unter der Lerneinheit Lebenswelt
Familie auch Einheiten, wo das Thema Väter, Vater, die Rolle des Vaters vorkommt.
Das könnte vielleicht eine größere Rolle spielen. Aber sie spielt auf jeden
Fall im Vergleich zu der originären Ausbildung, finde ich, eine sehr wichtige
Rolle, die man dann ausbauen muss.
Jeder Anbieter macht das
ein bisschen anders. Ich habe von Anfang an dabei auch Männer wie Herrn Vonnoh eingeladen,
um über das Thema zu sprechen. Jürgen Grah war auch lange Jahre in meinem
Qualifizierungskurs. Also für mich spielt es eine größere Rolle, nicht nur zum
Thema Vater, sondern zum Thema überhaupt Kind kriegen, schwanger sein.
Wenn eine Frau mit
jemanden zusammen ist, dann ist der Partner auch zu sehen und auch
wertzuschätzen. Und auch die Fragestellung, wie können wir auch Väter
beflügeln, dass sie nicht nur sich als Ressource sich sehen, sondern sich auch als
wichtiger Bestandteil diese Einheit, diese Triade zu sehen. Wir reden viel zu
häufig darüber, dass die Väter eine Ressource sind. Ja, das stimmt, aber sie
sind eine wichtige Person einfach, wenn sie da sind.
Und auch die
unterschiedlichen Stile der Väter. Wir haben unterschiedliche Modelle, wir
haben Modelle, die sind sehr patriarchal, die sind sehr fürsorglich. Wir haben
Väter, die aus einem anderen Land kommen oder auch aus Deutschland kommen und
ein Verständnis vom Vater sein übernommen haben oder auch nicht. Und das auch
zu verstehen, es gibt die unterschiedlichen Modelle von Vatersein, von Vätern.
Und das müssen wir in den Kontext unserer alltäglichen Arbeit bringen.
Familienhebammen sind ja
dort im Einsatz, wo die frühen Hilfen sagen: Da ist eine Familie, die hat einen
besonderen Unterstützungsbedarf. Und da ist es vielfach so, dass aus dem
Blickwinkel der Familienhebammen Väter in dem Moment keine Ressource sind,
sondern ein Teil eines Problems. Und es gibt auch Studien, wo Familienhebammen
beobachtet worden sind, die sagen, dass dann Familienhebammen dazu neigen,
dieses „Problem“, also die Väter, erst einmal auszuklammern und zu sagen, jetzt
gucken wir doch erstmal, dass die Mutter mit dem Kind zurechtkommt. Und das
Problem mit dem Vater, das können wir vielleicht später angehen. Wie schätzen
Sie das ein?
Ja, diese Konstellation
gibt es auch, wo die Väter eine ganz schöne Herausforderung sein können für die
Entwicklung der Familie als solche, die gibt es auch. Ich schaue eher sehr
positiv da hin, wenn die Väter da sind, wie wir sie auch unterstützen und wie
wir sie auch beflügeln und befähigen können. Und bei den Vätern, die abwesend
sind, sie sind manchmal nicht da, aber sind trotzdem im Gedächtnis der Frau da,
es ist trotzdem ein Thema.
Und wenn die Frau mir auch
zeigt, dass das für sie wichtig ist, auch wenn er nicht da ist, der wohnt
woanders, da versuche ich trotzdem ihn auch mit einzubinden in einem Gespräch
mit der Frau. Mit der Fragestellung: Okay, was machen wir denn mit diesem
Vater, der nichts von seinem Kind wissen will? Ich frage die Frau, was ist ihre
Lösung? Aber ich bin eher sehr positiv auch von der Erfahrung. Die Väter, die
da sind und wirklich auch mit einbezogen werden wollen, da habe ich sehr gute
Erfahrungen gemacht.
Da, wo Gewalt
möglicherweise ein Thema ist da muss eine Frau geschützt werden. Und das mache
ich auch und darüber sprechen wir in der Qualifizierung, wie das gehen kann.
Also was und worauf wir achten können. Aber eher positiv denken. Das Hebammen
oft für die Mutter da sind und der Vater ihnen egal ist – das ist er für mich
nicht, das war für mich noch nie der Fall. Ich finde, wenn die Väter da sind,
dann sind sie so wertvoll und brauchen genauso eine Unterstützung wie manche
Frauen.
Also Unterstützung im
Sinne vom Familienleben, Unterstützung bei Themen wie, was ist Bindung, wie
kann ich das ermöglichen? Und wir wissen als Familienhebammen, dass Väter die
Informationen möglicherweise anders aufnehmen als eine Frau? Sie brauchen möglicherweise
Videos, vielleicht auch Studien, vielleicht andere Väter. Und da muss man
gucken, wie kann ich diesen Vater erreichen mit dem, was er braucht auf seine
Art und Weise?
Und selbstverständlich
Väter, die nicht gut für die Familie sind, wo die Frau sowieso mit dem nichts
zu tun haben will. Ich versuche sie nicht mit einzubeziehen in der Begleitung,
wenn die Frau von Anfang an das nicht will. Aber ein
abwesender Vater ist nicht immer ein Vater, der nicht gewünscht ist. Da
muss man schauen, wie ist das für die Frau und wie kann ich ihn einbeziehen in
meine Tätigkeiten.
Welche Erfahrungen haben Sie mit der Zielgruppe ‚jugendliche
Väter‘ gemacht und welche zusätzlichen Unterstützungsbedarfe sehen sie bei den
Jugendlichen?
Ja, also gerade am Anfang
meiner Tätigkeit als Familienhebamme viel, viel mehr als jetzt, muss ich sagen.
Aber die Statistiken, also die Evidenzen, sprechen auch dafür, dass jugendliche
Schwangerschaften, die Zahlen runtergegangen sind. Aber am Anfang hatte ich
sehr viel mit jugendlichen Eltern und jugendliche Väter zu tun. Das war nicht
immer einfach, da manche von diesen Jugendlichen mit 15, 16, 17 Vater geworden
sind. Und in ihrem Jugend sein und in ihrer Entwicklung und die Hormone und alles
Mögliche nicht immer sehr gut zu erreichen waren.
Was ich aber allerdings
gemerkt habe damals und auch jetzt, wenn sie sehr jung sind, also unter 18 sind
oder unter 21, ihnen erstmal zu sagen, als Familienhebamme bin ich auch für sie
zuständig, sie sind für mich auch wichtig. Und es gibt auch keine Frage, die zu
dumm ist und es gibt auch keine Frage, die sie nicht stellen können. Also ihnen
von Anfang an zeigen, dass sie wichtig sind. Und gerade bei den Jugendlichen,
bei den jugendlichen Väter, ist das echt sehr wichtig, dass sie den Eindruck
haben, okay, sie ist nicht nur für meine Freundin da, sondern sie interessiert
sich auch für mich. Sie also von Anfang an einzubeziehen.
Aber einfach ist es nicht,
einfach ist es nicht, da braucht man einen langen Zeitraum, wo Vertrauen
wächst. Da muss man auch das „jugendliche“ in dem Vater ansprechen und auch
anerkennen und auch mit einbeziehen. Das heißt, dass, wenn er darüber spricht,
dass er am Wochenende mit seinen Freunden „durch die Gemeinde ziehen möchte“,
das nicht zu verpönen, sondern auch die Frage zu stellen, okay, wie kann das
denn gehen? Also wie stellst du dir das vor? Also bei den jugendlichen Vätern
anzudocken.
Bei den jugendlichen
Vätern sind neben den Familienhebammen unter Umständen auch andere Hilfesysteme
eingebunden. Wie schätzen Sie das ein, sind diese Systeme auf jugendliche
Eltern vorbereitet oder sehen sie auch Handlungsbedarfe an Unterstützung für
die Hilfesysteme selber?
Ich glaube, dass wir auf
einem guten Weg sind im Vergleich zum Beginn meiner Tätigkeit, wo ich damit
konfrontiert worden bin auch mit anderen Systemen in Kontakt gekommen bin. Ich
glaube, dass es trotzdem noch nicht ausreichend ist. Die Jugendhilfe und auch
Sozialarbeiter oder Sozialarbeit grundsätzlich mit Jugendlichen, die braucht viel
mehr Wissen darüber, wie sie ticken und wie sie kommunikativ an sie herantreten
können. Ich glaube, da können wir uns auf jeden Fall verbessern. Aber im Vergleich
zu der 90iger-Jahren, wo ich angefangen habe, wo meiner Meinung nach in der
Jugendhilfe Väter nicht so wertschätzend behandelt worden sind, sind wir auf
jeden Fall in einer guten Entwicklung.
Zum Schluss ein Blick in die Zukunft. Viele junge Eltern
wünschen sich eine partnerschaftliche Aufteilung von unbezahlter Care und
bezahlter Erwerbsarbeit. Die Weichen dafür werden unmittelbar vor und nach der
Geburt gestellt. Welchen Beitrag könnten Hebammen und Familienhebammen Ihrer
Meinung nach leisten, um den Eltern die Verwirklichung dieses Wunsches zu
erleichtern?
Ich glaube, wir müssen
dazu viel, viel mehr Öffentlichkeitsarbeit machen, dass die jungen Familien
wissen, was kommt da auf sie zu, gerade bei Familienhebammen. Aber auch die
originäre Hebamme einbeziehen, wir müssen mehr Öffentlichkeitsarbeit machen im
Sinne von, wie können wir junge Eltern unterstützen und nicht immer so sehr von
der Mutter sprechen, sondern wirklich von jungen Eltern.
Heutzutage haben wir auch
den Transmann, der auch schwanger ist, hatten wir hier gerade vor ein paar
Monaten. Das heißt, dass ändert sich auch alles. Aber mehr
Öffentlichkeitsarbeit zu machen auch im Sinne von, warum brauchen Kinder denn
Väter, welche Grundbedürfnisse haben Kinder und was brauchen sie, um sich gut
zu entwickeln? So eine Art Aufklärung zu machen in Form von einem Video
vielleicht, nicht immer in Form von Vortrag oder Text. Aber solche bildlichen
Sachen zu entwickeln, die möglicherweise junge Eltern auch mehr ansprechen.
Ich erhoffe mir auch gerade
bei den jungen Eltern, dass wir sie über die Sozialen Medien anders erreichen
können, das sind die Medien, wo wir sie finden. Wir müssen uns öffnen, Facebook,
Instagram und TikTok, auch wenn man das nicht immer gut findet. Aber man kann
auch seine Stimme benutzen, um die jungen Eltern auch anzusprechen, um ihnen
Hinweise zu geben. Ich habe damit angefangen und ich habe ja auf jeden Fall ein
supergutes Feedback von den jungen Eltern.
Dieses kurz, knapp, aber
Klarheit über unterschiedliche Themen, Vitamin D, über postpartalen Babyblues,
was man machen kann, über Windeln wechseln. Junge Eltern müssen wir dort
abholen, wo sie sind und nicht wo wir denken wo sie sind. Und das auch unter
anderem über die sozialen Medien. Und dann können wir sie sicher machen, dann
können wir sie stark machen. Mir ist es wichtig, dass die jungen Eltern wissen,
dass wenn ich mit denen spreche, dass ich nicht so lehrhaft ankomme, dass sie
getriggert werden wie in der Schule.
Ich möchte mit ihnen sprechen,
so wie ich mit jedem anderen spreche. In der Regel geht es gut, manchmal geht
es nicht gut. Wenn es nicht gut geht, muss ich mir auch eingestehen, ich kann
die Energie nicht aufbringen für dieses Paar. Und dann muss ich sie
weiterleiten an ein anderes Angebot, an die Jugendhilfe oder dahin, wo sie die
Sache mehr ernst nehmen.
Vielen Dank, dass sie sich
die Zeit für das Gespräch genommen haben
Mehr Informationen zu Frau Jaque-Rodney finden Sie auf ihrer Webseite
Stefan Hallen
ist Sozialpädagoge bei der Fachberatungsstelle für Familien mit
Gewalterfahrung, Diakonie Düsseldorf; Systemischer Berater (DGSF),
Selbstbehauptungstrainer für Jungen, Trainer für Kampfesspiele ® und Fachkraft für Täterarbeit nach Häuslicher Gewalt (BAG).
Nach langjähriger freiberuflicher Erfahrung im Bereich individualpädagogischer Jugendhilfe-Settings arbeitet er seit 2005 bei der Diakonie Düsseldorf, wo er über 10 Jahre eine innovative, geschlechterbezogene Jungenarbeit aufgebaut hat. Jetzt ist er bei der Fachberatungsstelle für Familien mit Gewalterfahrung im Bereich Täter- und Väterarbeit beschäftigt.
Ergänze bitte den Satz ‚Vater werden ist …‘
wie eine Initiation. Plötzlich stehst du nicht mehr am Ende einer langen Reihe von Ahnen, sondern dazwischen.
Welche Eigenschaften fallen dir beim Wort ‚Vater‘ ein?
Was sollte Mann beim Vater werden unbedingt beachten?
Du bist nicht allein.
Nimm dir Zeit. Das erste Lebensjahr ist nicht das Leichteste.
Auch eine förderliche, möglichst liebevolle Grundhaltung und
Einstellung gegenuber der Mutter des Kindes. Alles andere wurde das Kind
spuren und sich negativ auf eure Beziehung auswirken.
Was würde deiner Meinung nach Vätern in Zukunft das Vater sein erleichtern?
Mehr Zeit zu haben für das und mit dem Kind, gerade in den ersten
Lebensjahren. Und dass die Mutter dieses Geschenk auch gut annehmen
können
An welches Erlebnis mit deinem Vater erinnern du sich am liebsten?
Wir waren mal 6 Wochen zu zweit in Australien, wohin sein Bruder, mein Onkel ausgewandert ist. Dort haben wir im Outback einmal im Freien übernachtet und er erzählte mir, dass es für ihn das erste Mal sei, dass er unter freiem Himmel schlafe. Auf dieser Reise hat er mir auch erzählt, dass er es bedaure, sich früher nicht mehr Zeit für uns genommen zu haben, als wir noch klein waren. Das hat gutgetan.
Vor einem Monat hat die Veröffentlichung von
Umfrageergebnissen der Organisation ‚Plan International‘ großen Wirbel
verursacht. Begriffe wie ‚Retraditionalisierung‘ und ‚Rollback in Sachen
Geschlechtergerechtigkeit‘ waren noch die harmlosesten, die mit den Antworten der
befragten Männer im Alter von 18 bis 35 Jahren in Verbindung gebracht wurden.
Bei den Vorstellungen zur Aufgabenteilung in der Familie sehen
52 Prozent der jungen Männer ihre Rolle darin, im Beruf genug Geld zu
verdienen, die Zuständigkeit für die Carearbeit weisen sie ihrer Partnerin zu.
In seiner Stellungnahme hat der Vorstand der LAG Väterarbeit die Frage
gestellt, ob diese Rollenerwartung wirklich aus der Welt ist. Das Gerangel um
die Familienstartzeit, die als Vaterschaftsfreistellung im Koalitionsvertrag
verankert ist, Kürzungen im Bereich des Elterngeldes und ausbleibende Reformen
im Familienrecht wecken Zweifel am politischen Willen.
„Wir müssen wieder mehr arbeiten“ wird Michael Hüther,
Direktor des arbeitgeberfinanzierten Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), im
Spiegel zitiert. Er will dem Fachkräftemangel mit längeren Arbeitszeiten
entgegenwirken. Es brauche eine Ausweitung der individuellen Arbeitszeit im
Jahr, „nicht den unrealistischen Traum der Viertagewoche“. Bereits im Jahr 2023
würden 4,2 Milliarden Arbeitsstunden fehlen.
An anderer Stelle haben sein und andere Wirtschaftsinstitute
vorgerechnet, dass eine Erhöhung der wöchentlichen Arbeitszeit von Müttern mit
Kindern unter 18 Jahren um eine Stunde einen jährlichen Zugewinn von mehr als
100 Millionen Stunden bewirken würde.
Eine aktuelle Veröffentlichung zeigt auf, wie es um die Nutzung dieser ‚Stellschraube‘ für die Volkswirtschaft und die Möglichkeiten für Väter zur Reduzierung ihrer Erwerbsarbeitszeit im Sinne einer geschlechtergerechten Aufteilung von Care- und Erwerbsarbeit bestellt ist.
Die Erwerbsbeteiligung von Müttern in Deutschland ist in den
vergangenen zwei Jahrzehnten zwar angestiegen. 2022 gingen 73 Prozent aller
Mütter mit minderjährigen Kindern in Westdeutschland und 75 Prozent aller
Mütter in Ostdeutschland einer bezahlten Tätigkeit nach, die meisten von ihnen jedoch
in Teilzeit. Bei der Einstellung zur Müttererwerbstätigkeit zeigen sich nach
wie vor erhebliche Unterschiede, wie die neue Studie des Bundesinstituts für
Bevölkerungsforschung (BiB) belegt. Demnach ist die Einstellung gegenüber einer
Erwerbstätigkeit von Müttern stark vom Alter des jüngsten Kindes und der
Herkunft der Eltern abhängig.
Darüber hinaus wurden auch die
Einstellungen zur Erwerbstätigkeit von Vätern erfasst. Die Mehrheit der
befragten Männer und Frauen spricht sich hier für eine Vollzeiterwerbstätigkeit
aus. Ist das jüngste Kind in der fiktiven Konstellation zwei Jahre alt, findet
eine Teilzeiterwerbstätigkeit von Vätern zwar durchaus noch Zustimmung – ab
einem Alter von vier Jahren aber nicht mehr. Frauen befürworten zudem eher als
die Männer selbst eine Teilzeitbeschäftigung von Vätern.
Diese Erwartungen erfüllen Väter vollumfänglich. Väter von kleinen Kindern mit einer Vollzeitstelle arbeiten durchschnittlich 44 Stunden pro Woche. Und die Ausgangsfrage lässt sich momentan leider nur mit ‚NEIN‘ beantworten.
Väter sind unglaublich flexibel sind, wenn es darum geht,
was sie für ihre Familien leisten können und den Anforderungen der jeweiligen
Situation gerecht werden zu können.
Dr. Mairi Macleod, Evolutionsbiologin, Wissenschaftsautorin
und Beraterin, hat bei einem DADx-Sitzung des Fathers Network Scotland erklärt,
warum Männer biologisch so angepasst sind, dass sie, wenn die Bedingungen
stimmen, zupackende Väter sind, und auch danach zu fragen:
Wie können wir die Praxis am Arbeitsplatz
ändern, damit Väter Väter sein können?
Was sind die Vorteile für Arbeitgeber, Väter und
die ganze Familie?
Und wie könnte die globale Pandemie dazu
beitragen, die Dinge in Zukunft zum Besseren zu wenden?
Dr. Macleod leistet Pionierarbeit, wenn es darum geht, gewachsene Motivationen zu verstehen und aufzuzeigen, wie wir unser Umfeld, unsere Gewohnheiten und unsere Einstellungen so verändern können, dass sie unseren Bedürfnissen in der modernen Welt besser entsprechen.