der VAETER.blog

lebe deinen Traum!

16 Jahre Vaeter.NRW

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Mittwoch 8. Juni 2022

Interview mit Andreas Haase und Alexander Bentheim

Lieber Andreas, du hast gemeinsam mit Alexander Bentheim das Portal vaeter-nrw.de aufgebaut. Kannst du dich noch daran erinnern, wie Ihr an den Auftrag gekommen seid?

Andreas Haase Ja. Es gab einen Fachtag im Jahr 2005 zum Thema Väterarbeit in NRW auf der Basis der Untersuchungen von Martin Verlinden. Diesen hatten wir als männerwege GbR für das Ministerium konzipiert und organisiert. Er war in der Vernetzung der Akteure in der Väterarbeit so erfolgreich, dass das Ministerium danach an diesem Thema weiterarbeiten wollte. In einem Brainstorming-Workshop im Spätsommer 2005 mit uns und Martin Verlinden entstand dann die Idee eines Portals, auf dem alle wichtigen Informationen und Anregungen für Väter und Fachpersonal gebündelt werden sollten.

Alexander Bentheim … neben Martin Verlinden war zeitweilig noch Robert Richter dabei, um Optionen für eine arbeitsteilige Umsetzung zu beraten. Die Freischaltung des Portals fand dann am 12. Mai 2006 in Anwesenheit von Armin Laschet, damals NRW-Familienminister, statt.

Welche Erwartungen hat das Familienministerium mit dem Väter-Portal verknüpft?

AH Das Ministerium wollte damals vor allem (jungen) Väter Hilfestellungen geben, ihre Vaterrolle im Sinne einer zugewandten Erziehung auszuüben. Eine weitere Erwartung war sicherlich, dass durch die Bündelung aller Aktiven im Bereich Väterarbeit in NRW, dieses Thema hoch professionell nach außen getragen werden konnte.

Was waren eure persönlichen Ziele beim Aufbau und der Betreuung der Webseite?

AH Meine Ziele bestanden darin, sowohl für die Väter als auch für das Fachpersonal die bestmöglichsten Informationen bereitzustellen, um einerseits die Väter zu motivieren, ihre Vaterrolle anzunehmen und so auszugestalten, dass es dem Kind, ihnen selber und der Familie zu Gute kommt. Zum anderen sollte das Fachpersonal im Bereich Väterarbeit angeregt werden, durch neue Ideen ihren Arbeitsbereich weiterzuentwickeln und sich selber zu reflektieren.

AB Ich fand es spannend, jahrelange Erfahrungen vieler in der Väterarbeit Engagierter in einem ministeriellen Vorhaben konzentriert bündeln und zugänglich machen zu können – exemplarisch in dieser offiziellen Form erstmals und mit Reichweite auch über NRW hinaus. Mein persönliches Ziel war, die Auftraggeber*innen von der Notwendigkeit einer Ermutigung von Vätern für ihre Belange, und natürlich auch der Sichtbarmachung ihrer verschiedenen Lebenslagen, zu überzeugen. Dass wir neben der Zielgruppe Väter parallel auch Fachkräfte und Multiplikator*innen mit entsprechenden eigenen Inhalten direkt erreichen konnten, fand ich folgerichtig und in der hier mit dem Ministerium gemeinsam geteilten Wahrnehmung sehr angenehm.

Rückblickend betrachtet, hat das Projekt die Wirkungen erzielt, die erreicht werden sollten?

AH Ich kann nur für die Jahre 2006 bis 2009 dazu etwas sagen, da wir das Väterportal nur bis 2009 gepflegt haben. In dieser Zeit entstand aus meiner Sicht eine gute Vernetzung der Väterarbeit in NRW sowie viele Idee in der Väterarbeit, um Väter mit ihren Anliegen zu unterstützen. Zudem konnten wir m.E. viele Väter durch das Väterportal erreichen, um ihnen auf diesem Wege viele Anregungen und wichtige Informationen rund um ihre Vaterschaft zu vermitteln.

AB … aus meiner Sicht wären fundiertere Wirkungsanalysen in den Zielgruppen wünschenswert gewesen, weil »gefühlte» Erkenntnisse oder rein statistische Daten zur Nutzungsfrequenz des Portals allein nicht ausreichen, um die Frage valide beantworten zu können.

Wie müsste eurer Meinung nach heute, im ‚Social-Media‘ Zeitalter, ein Portal aussehen, dass Väter anspricht und begleitet?

AB Es müssten sicher mehr Apps und Tools für Smartphones zum Einsatz kommen, um die zu verbreitenden Informationen schneller, prägnanter, übersichtlicher zur Verfügung stellen. Auch Bildmarken und andere kommunikative Elemente spielen heute eine größere Rolle als vor 16 Jahren. Ich denke, dass Väter einen guten Mix aus praktischer Information und auch unmittelbarer Interaktion schätzen würden.

AH Da kann ich leider nicht viel zu sagen, da ich derzeit die Bedürfnisse der Väter, wie eine Informationsaufbereitung aussehen sollte und ihren Umgang mit ‚Social-Media‘ nicht ausreichend genug kenne.

Quelle

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‚… gleichermaßen ist es wichtig, Väter in ihrer Rolle zu bestärken‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Donnerstag 2. Juni 2022

… diese Aussage haben die Grünen in ihrer Stellungnahme zu den Forderungen der LAG Väterarbeit anlässlich der Landtagswahl am 15 Mai getroffen.

Auch vor der Wahl im Mai 2017 haben wir den Parteien 7 Fragen zur Väterpolitik gestellt. Seinerzeit haben die Grünen auf die Frage ‚Welche Hindernisse müssen ausgeräumt werden, damit es Männern ermöglicht wird, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu leben?‘ geantwortet „Wir müssen die Denkstruktur in unserer Gesellschaft verändern. Das bedeutet, durch Kampagnenarbeit auch weiterhin die Rollenverteilungen zu thematisieren. Die Wirtschaft muss vor allem Männern ermöglichen, diese Rolle zu übernehmen, ohne dass Nachteile entstehen.“

Aber auch die CDU äußerte sich ähnlich „Wir möchten Unternehmen dazu ermutigen, familiengerechte Arbeitszeitmodelle zu implementieren und Betriebskindegärten einzurichten. Hier hat das Land Nordrhein-Westfalen mit seinen Behörden als öffentlicher Arbeitgeber eine Vorbildfunktion.“

Die 2017 von der LAG Väterarbeit skizzierten Herausforderungen bestehen nach wie vor und wir sind gespannt, wie sich eine Regierungsbeteiligung der Grünen auf die ‚Denkstruktur‘ der Landesregierung auswirken wird.

Politik für Väter in NRW

Ist das Schwerpunktthema der LAG im m Mai und Juni. Im Vorfeld der Landtagswahl hat die LAG Väterarbeit 5 Forderungen aufgestellt und alle im Landtag vertretenen Parteien um eine Stellungnahme gebeten. Die Antworten haben wir auf unserer Webseite dokumentiert und am 11. Mai kommentiert:

„Zumindest bei drei Parteien ist eine verbale Aufgeschlossenheit vorhanden und es bleibt abzuwarten, wer mit wem koalieren wird bzw. kann und was dann auch tatsächlich vereinbart wird.

Die LAG Väterarbeit wird diesen Prozess in jedem Fall kritisch begleiten und wir werden die Parteien an ihre wenn auch vagen ‚Zusagen‘ erinnern.“

Bei dem Werkstattgespräch am 30. Juni werden wir einen ersten Blick darauf werfen, was bei den Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und Grünen vereinbart worden ist bzw. was sich an Ergebnissen abzeichnet.

Rückblick

Am 5. Mai berichte Alexander Stathopoulos, Geschäftsführer des Verbands Binationaler Familien in Frankfurt, beim Werkstattgespräch der LAG Väterarbeit von den Erfahrungen des Arbeitskreises Migrationssensible Väterarbeit (MiseV) in Hessen.

Nach seinem Vortrag entspann sich eine interessante Diskussion, deren wichtigste Punkte wir in einem Bericht zusammengefasst haben.

Väter profitieren vom Austausch mit anderen Vätern. In Frankfurt existiert seit 2020 eine Vätergruppe, die sich aus Vätern mit unterschiedlichen Herkünften zusammensetzt. Diese ‚globale‘ Zusammensetzung hat sich als gewinnbringend für alle Beteiligten herausgestellt.

‚Herkunftssprache ist Herzenssprache‘, für den Fall, dass Väter über zu geringe deutsche Sprachkenntnisse verfügen, kann zunächst auch eine sprachhomogene Gruppe angezeigt sein, aber Menschen verstehen sich nicht automatisch gut, nur weil sie eine gemeinsame Sprache sprechen. Die Gemeinsamkeit entsteht in der Regel in beiden Varianten über das Vatersein und das Interesse, sich mit den eigenen Kindern zu befassen. Väter haben in der Regel auch positiv darauf reagiert, wenn sie auf Spielplätzen angesprochen und auf die Vätergruppe hingewiesen worden sind.

Ausblick

Am 19. Juni ist Internationaler Vätertag. Bis zu diesem Sonntag wird auch die vor einem Jahr gestartete Petition zur Einführung einer ‚Vaterschaftsfreistellung‘ laufen. Was, insbesondere nach einem Interview der ehemaligen Familienministerin Anne Spiegel. Nach einem Selbstläufer aussah, erweist sich jetzt doch als schwierig. Im aktuellen Referent*innenentwurf zur Umsetzung der EU- Vereinbarkeitsrichtlinie ist dieses Vorhaben nicht erwähnt.
Bislang sind mehr als 9.000 Unterschriften zusammengekommen. Gemeinsam können wir bis zum Internationalen Vatertag ein deutliches Zeichen setzen. Dafür benötigen wir gerade jetzt Eure und Ihre Unterstützung, zeichnen Sie bitte die Petition.

In den beiden Sommermonaten Juli und August werden wir uns mit dem Thema ‚Väter und Kinder als Opfer häuslicher Gewalt‘ beschäftigen. Am Donnerstag, den 17. August wird Tobias Schiefer in einem Werkstattgespräch über die Erfahrungen in der Düsseldorfer Gewaltschutzwohnung ‚Freiraum‘ berichten

Alle Beiträge und Terminhinweise finden Sie auf der Webseite www.lag-vaeterarbeit.nrw

Termine

14. Juni 2022, Online Member Meeting der LAG Väterarbeit

30. Juni 2022, 16 bis 17:30 Uhr, Online Werkstattgespräch ‚Migrationssensible Väterarbeit‘

Nordrhein-Westfalen hat gewählt und die beiden Gewinner*innen der Wahl, CDU und Grüne haben am vergangenen Wochenende beschlossen, Koalitionsverhandlungen aufzunehmen. In Sondierungsgesprächen haben sich die beiden Parteien auf Eckpunkte geeignet die in einem 12 seitigen Papier zusammengefasst worden sind.

Im Abschnitt ‚ ‚Kinder, Jugend, Familie, Frauen und Vielfalt‘ tauchen die Begriffe Väter und Mütter nicht auf, das Papier konzentriert sich auf „zentrale Aspekte für die Zukunft Nordrhein-Westfalens“, die in den Koalitionsgesprächen ergänzt werden sollen.

In dem Werkstattgespräch am Donnerstag, den 30. Juni werden wir einen ersten Blick auf die Ergebnisse werfen und nachfragen, was die zukünftige Landesregierung unternehmen wird, um eine partnerschaftliche Arbeitsteilung in den Familien auf Landesebene zu stärken und Väter zu ermutigen, mehr Verantwortung in Familie zu übernehmen.

Zu dieser Veranstaltung können Sie sich hier anmelden:

https://www.surveymonkey.de/r/LAGV_20220630

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Werkstattgespräch ‚Väter & Familien – Was plant die neue Landesregierung in NRW?‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Dienstag 31. Mai 2022

‚… gleichermaßen ist es wichtig, Väter in ihrer Rolle zu bestärken‘

Nordrhein-Westfalen hat gewählt und die beiden Gewinner*innen der Wahl, CDU und Grüne haben am vergangenen Wochenende beschlossen, Koalitionsverhandlungen aufzunehmen. In Sondierungsgesprächen haben sich die beiden Parteien auf Eckpunkte geeignet die in einem 12 seitigen Papier zusammengefasst worden sind.

Im Abschnitt ‚ ‚Kinder, Jugend, Familie, Frauen und Vielfalt‘ tauchen die Begriffe Väter und Mütter nicht auf, das Papier konzentriert sich auf „zentrale Aspekte für die Zukunft Nordrhein-Westfalens“, die in den Koalitionsgesprächen ergänzt werden sollen.

In dem Werkstattgespräch am Donnerstag, den 30. Juni werden wir einen ersten Blick auf die Ergebnisse werfen und nachfragen, was die zukünftige Landesregierung unternehmen wird, um eine partnerschaftliche Arbeitsteilung in den Familien auf Landesebene zu stärken und Väter zu ermutigen, mehr Verantwortung in Familie zu übernehmen.

In Ihren Antworten auf die Fragen der LAG-Väterarbeit haben ja alle im Landtag vertretenen Parteien einiges dazu angekündigt.

Datum 30. Juni 16 bis 17:30 Uhr

Online per Zoom

Anmeldung https://www.surveymonkey.de/r/LAGV_20220630

Quelle

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#VaterschaftistMEHR

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Donnerstag 26. Mai 2022

auch in diesem Jahr sind mehr als 25 Väter der Einladung von Heiner Fischer gefolgt und haben zum Vatertag in einem kurzen Videostatement erzählt, was Vaterschaft für sie bedeutet und haben sich so als Väter in Verantwortung sichtbar gemacht.

Väter wollen mehr Verantwortung übernehmen

Das sieht selbst das Arbeitgeber*innen nahe Kölner Institut der Deutschen Wirtschaft: In einem Beitrag zum Vatertag ist zu lesen: „Die meisten Väter wünschen sich eine gleiche Aufgabenteilung bei der Kindererziehung:
Die positiven Entwicklungen beim Elterngeld weisen darauf hin, dass sie es ernst meinen. … War Kindererziehung lange Zeit fast ausschließlich Frauensache, wollen sich die Väter heutzutage mehr engagieren. 55 Prozent der Männer mit Kindern unter zehn Jahren wollen die Hälfte der Betreuung übernehmen, 23 Prozent sogar den größeren Anteil.
Dass es den Vätern mit der Kinderbetreuung ernst ist, zeigt sich beim Elterngeld: Nutzten dies bei den im Jahr 2008 geborenen Kindern knapp 21,2 Prozent, waren es bei 2018 geborenen Kindern mit 42,1 Prozent bereits nahezu doppelt so viele. Ein weiterer Anstieg zeichnet sich ab. Allerdings nehmen die meisten Väter bisher lediglich die zwei vorgesehen ‚Partnermonate‘ in Anspruch.“

Das ist nicht nur in Deutschland so, auch in Island, wo seit langem die Regelung 3 Monate für die Mütter, 3 für die Väter und 3 zur freien Verfügung gilt und mehr als 90 % der Väter Elternzeit nehmen, sind es die für sie ‚vorgesehenen‘ drei Monate.

Da liegt es doch auf der Hand, die Zahl der für Väter reservierten Monate heraufzusetzen und am besten eine paritätische Aufteilung: je sieben Monate für Väter und Mütter einzuführen.

Der Lackmustest dafür, wie die Arbeitgeber*innen tatsächlich zu mehr väterlichem Engagement von Anfang an stehen, ist ihre Haltung zur 14tägigen ‚Vaterschaftsfreistellung‘ unmittelbar nach der Geburt. Die ersten Reaktionen auf die Ankündigung der ehemaligen Familienministerin Anne Spiegel, dieses Vorhaben schnell umzusetzen, ergab eine falsche Färbung.

In dem üblichen Abwehrreflex ließen sie verlauten, die bisherigen tariflichen Regelungen, d.h. eine Freistellung an einem Tag, reiche vollkommen aus.

Die Kampagne #VaterschaftIstMehr wird auch an dieser Stelle ‚dran bleiben‘.

#Vatertag2022 #VaterschaftIstMehr #NeueVäter #Familie #Vereinbarkeit #Vaeter #vaeterarbeitnrw

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Vaterschaftsfreistellung jetzt einführen!

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Samstag 21. Mai 2022

Petition noch bis zum 19. Juni unterzeichnen

Vor drei Jahren wurde die EU-Vereinbarkeitsrichtlinie beschlossen, um in der Europäischen Union notwendige Mindeststandards zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben herzustellen und die Rahmenbedingungen für eine partnerschaftliche Aufteilung von Haus-, Sorge- und Erwerbsarbeit zwischen den Geschlechtern zu verbessern.

Bis August 2022 muss die Vereinbarkeitsrichtlinie in nationales Recht umgesetzt werden. Ein zentraler Bestandteil der Richtlinie ist die Einführung einer Vaterschaftsfreistellung. Eine solche Leistung gibt es in dieser Form in Deutschland bisher nicht, anders als in anderen EU-Mitgliedsstaaten.

Das Bundesfamilienministerium hat Ende April einen Referent*innenentwurf für ein Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie vorgelegt. Die Vaterschaftsfreistellung wird darin mit keinem Wort erwähnt, obwohl die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag angekündigt hat, „eine zweiwöchige vergütete Freistellung für die Partnerin oder den Partner nach der Geburt eines Kindes ein[zu]führen.“

Die LAG Väterarbeit NRW, die sich von Anfang an für die Umsetzung der Richtlinie eingesetzt hat ist darüber sehr irritiert und fordern die Bundesregierung auf, zeitnah zu klären und öffentlich bekannt zu machen, wann und in welcher Form eine vergütete Freistellung für Väter (und andere zweite Elternteile) nach der Geburt gesetzlich eingeführt werden soll. Die Gleichstellung der Geschlechter geht nur gemeinsam und wird nur dann nachhaltig gelingen, wenn auch Jungen, Männer und Väter dabei stärker als bisher in den Blick genommen werden.

Anlässlich des »Vatertags« am 26. Mai möchten wir daran erinnern. Jetzt ist es an der Ampelkoalition zu zeigen, dass sie es beim Thema Gleichstellung ernst meint und auch Männer für das Thema gewinnen will.

Bis zur Vorlage des Gesetzentwurfs schien die Vaterschaftsfreistellung politisch ein Selbstläufer zu sein. Die vormalige Familienministerin Anne Spiegel kündigte sie im vergangenen Dezember als wichtiges Vorhaben an. Nun schweigt allerdings der Referent*innenentwurf der Bundesregierung ausgerechnet zur Vaterschaftsfreistellung. Diese ist wichtig, um einen klaren rechtlichen Rahmen auch gegenüber Arbeitgeber*innen zu schaffen, damit Väter sich in dieser wichtigen ersten Phase voll und ganz auf ihre Kinder und die Unterstützung ihrer Partnerinnen konzentrieren können.

In einem offenen Brief an Bundesfamilienministerin Lisa Paus vom 20. Mai 2022 fordert Holger Strenz vom Projekt »Papaseiten.de« des Väterzentrum Dresden die Einführung der Vaterschaftsfreistellung nicht weiter hinauszuzögern. Vor einem Jahr hat Papaseiten.de eine Petition zur Vaterschaftsfreistellung initiiert, die auch von der LAG-Väterarbeit NRW unterstützt wird und die noch bis zum Internationalen Vatertag am 19. Juni 2022 mitgezeichnet und geteilt werden kann.

Bislang sind mehr als 9.000 Unterschriften zusammengekommen. Gemeinsam können wir bis zum Internationalen Vatertag ein deutliches Zeichen setzen. Dafür benötigen wir gerade jetzt Eure und Ihre Unterstützung!

Quelle

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Perspektiven zukünftiger Väterpolitik in NRW

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Sonntag 15. Mai 2022

Einschätzung der Stellungnahmen der Parteien zu den Forderungen der LAG Väterarbeit zur Landtagswahl

Schon bei der Fachtagung im vergangenen November haben sich 80 Teilnehmende vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit der Corona Pandemie mit möglichen Weichenstellungen für mehr väterliches Engagement auseinandergesetzt. Ein Ergebnis, dass Frau Buschmeyer vom Deutschen Jugend Institut auf den Punkt gebracht hat war: „Grundsätzlich scheint es vielen Vätern eigentlich ein Bedürfnis zu sein, zumindest überlange Arbeitstage und Überstunden zu reduzieren, um mehr Zeit für die Familie zu haben – gleichzeitig tun sie es nicht. Und dann gilt natürlich, dass jede Arbeitsstunde, die im Büro verbracht wird, nicht für die Familie zur Verfügung steht. … Vielleicht kann dies ja der Anfang sein, als Vater auch für seinen Wunsch einzustehen, mehr zuhause und dort auch wirklich verfügbar zu sein und damit auch andere traditionelle Muster zu überwinden.“

Um aus diesem Anfang nachhaltiges Verhalten und kulturelle Veränderungen zu verwirklichen sind vor allem auch passende Rahmenbedingungen erforderlich. Viele werden auf der Bundesebene entschieden, andere ebenso entscheidende auf der Landesebene.

Der Vorstand der LAG-Väterarbeit hat im Vorfeld der Landtagswahl nach Diskussion mit Mitgliedern folgende fünf Forderungen verabschiedet und an die Im Landtag vertretenen Parteien mit der Bitte um eine Stellungnahme versandt.

Im Folgenden werden wir eine Einschätzung zu den Antworten der vier Parteien abgeben. Den Link zu den kompletten Antworten finden Sie am Ende des Textes.

Vor dem Hintergrund, dass in der Phase vor und nach der Geburt entscheidende Weichen für die Aufteilung von bezahlter Erwerbs- und unbezahlter Care-Arbeit gestellt werden, lautet die erste Forderung: Förderung von flächendeckenden Angeboten zur Geburtsvorbereitung für Väter, die werdende Eltern auch dabei unterstützen, partnerschaftlichen Rollenvorstellungen zu realisieren.

Die CDU weist in ihrer Antwort auf die 2017 eingerichtete Projektgruppe „Strukturelle Weiterentwicklung Geburtshilfe“ hin. Aufgabe der Projektgruppe war es unter anderem, Umsetzungsvorschläge zur Verbesserung der Rahmenbedingungen der geburtshilflichen Versorgung und zur Senkung der Kaiserschnittrate zu erarbeiten. Ergebnisse sollten innerhalb eines Jahres vorliegen.

Auf der Webseite des zuständigen Ministeriums finden sich neben der Beschreibung des Auftrags Hinweise auf zwei Studien zur geburtshilflichen Versorgung durch Hebammen. Mit der Geburtsvorbereitung für Väter und dem Thema partnerschaftliche Aufgabenteilung hatte die Projektgruppe nichts zu tun.

Für die FDP ist eine partnerschaftliche Rollenvorstellung und -verteilung ein wichtiges Anliegen. Sie unterstützt die Vorhaben der Bundesregierung in diesem Feld und weist darauf hin, dass zahlreiche Krankenkassen Geburtsvorbereitungskurse als Kassenleistung anbieten. Das ist löblich, aber das Problem ist ja, dass diese Angebote insbesondere im ländlichen Raum nicht existieren.

Die Grünen erkennen ebenfalls an, dass auch Väter auf die Geburt und die Zeit als Elternteil angemessen vorbereitet werden müssen, aber … Die von der Ampel im Koalitionsvertrag geplante und jetzt im vorliegenden Referentenentwurf nicht umgesetzte ‚Vaterschaftsfreistellung‘ ist ein wichtiger Baustein für die Zeit nach der Geburt.

Die SPD geht auf die eigentliche Forderung ebenfalls nicht ein und nennt die Freistellung nach der Geburt, die von Schwesig 2015 vorgeschlagene ‚Familienarbeitszeit‘ als Möglichkeiten zur Unterstützung einer partnerschaftliche Rollenaufteilung ‚werdender Eltern‘. Das ist eine gute Idee, die sich aber leider nicht im Koalitionsvertrag der Ampel wiederfindet. Neu einzuführende Familienbüros sollen sich um Antragstellungen und notwendigen ‚Papierkram‘ nach der Geburt kümmern.

Fazit: Keine der befragten Parteien geht auf die konkrete Forderung ein, die angeführten Maßnahmen werden größtenteils in Berlin entschieden. Außer dem grundsätzlichen Bekenntnis zu ‚partnerschaftlichen Rollenaufteilung‘ können Väter nichts erwarten

Bei der zweiten Forderung haben wir ein Thema aufgegriffen, bei dem die Landesregierung durch die Evaluation der familienpolitischen Leistungen den ‚Finger in die Wunden‘ gelegt hat: „Beim differenzierten Blick auf die Einrichtungsarten wird deutlich, dass Väter 2019 am häufigsten Angebote in Beratungseinrichtungen in Anspruch nahmen, am seltensten in Einrichtungen der Eltern- und Familienbildung. Gerade mit Blick auf die Einrichtungen der Eltern- und Familienbildung deuten die Ergebnisse darauf hin, dass sich der Anteil der männlichen Teilnehmer im Verhältnis zur Bestandsaufnahme von 2006 kaum verändert hat.“

Vor diesem Hintergrund ist die Forderung nach „Einrichtung eines Bildungsbudgets im Rahmen des Weiterbildungsgesetzes (§17 WbG) um neue Zugänge, offene Angebote, aufsuchender Bildung für die bislang kaum erreichte Zielgruppe der Väter zu entwickeln und durchzuführen. Dadurch wird auch die regionale Vernetzung und sozialräumliche Ausrichtung der Angebote gewährleistet.“ naheliegend

Um es vorweg zu nehmen, keine der vier Parteien nimmt Bezug auf die Ergebnisse der 2021 auf einer Fachtagung in Essen vorgelegten Evaluation. Hingewiesen wird stattdessen auf die von den vier Fraktionen im Landtag getragene Novellierung des Weiterbildungsgesetzes, die laut CDU Nordrhein-Westfalen eine Spitzenplatz bei der gemeinwohlorientierten Weiterbildung beschert.

Die Grünen sind allen Ernstes der Meinung, dass es besser sei, die Einrichtungen entscheiden zu lassen, wie sie auf welche Zielgruppe zugehen. Oder besser gesagt nicht zugehen. Was dass für die Zielgruppe Väter bedeutet, hat die Evaluation deutlich aufgezeigt.

Die FDP hebt auf die Vereinbarkeit von Weiterbildung und Familie ab und sieht familienfreundliche Weiterbildung als Karrierechance, insbesondere im Sinn einer lebenslangen Aus-, Fort- und Weiterbildung. An dieser Stelle erfolgt dann auch wieder ein Verweis auf das von der Bundesregierung geplante ‚Lebenschancen-BAFöG‘.

Die SPD stellt an dieser Stelle die geplanten Familienbüros in den Vordergrund, die Familienbildung und -beratung bündeln und so sozialräumlich auch ‚Initiativen für Väter‘ bewerben können. Die Familienzentren in KiTas und Grundschulen, letztere gibt es lediglich an Modellstandorten, sollen gestärkt werden und im Rahmen der Elternarbeit auch Väter adressieren.

Fazit: Es ist erschreckend, dass das Land die eigenen Angebote evaluieren lässt und die Parteien die Ergebnisse entweder nicht kennen, oder was noch schlimmer wäre kennen und keinerlei Konsequenzen daraus ziehen

Dies gilt zumindest teilweise auch für die nächste Forderung, die die Familienberatung betrifft. Auch hier werden Väter nur am Rande erreicht, insbesondere wenn es um für sie schwierige und krisenhafte Situationen geht. Die Stadt München hat daraus Konsequenten gezogen und die Einrichtung eines ‚Väterberatungszentrums ausgeschrieben: „Das Väterberatungszentrum soll eine offene und niederschwellige Anlaufstelle für Väter sein – auch für jene, die von klassischen Beratungsangeboten nicht erreichbar sind – und damit das Wohl der Kinder fördern. Der offene Ansatz als Treffpunkt und Kommunikationsort für Väter fördert soziale Begegnungen von Vätern und deren Kindern. Der Ort des Austausches und der Informationsvermittlung soll den Zugang zu Beratung erleichtern und die Akzeptanz für pädagogische Angebote erhöhen.“

Vor diesem Hintergrund lautet die dritte Forderung der LAG-Väterarbeit: „Finanzierung von zunächst einer qualifizierten Beratungseinrichtung für Väter je Regierungsbezirk. Dazu gehört auch, dass entsprechende Fachkräfte weitergebildet und gefördert werden, um vätersensibel beraten zu können.“

Die CDU zählt an dieser Stelle die von verschiedenen Vorgänger Regierungen und von ihr nach 2017 weiterfinanzierten Maßnahmen auf. vaeter.nrw ist 2006 vom damaligen Familienminister Armin Laschet initiiert worden, in der erwähnten Datenbank finden Väter allerdings lediglich Verweise auf die Webseiten der 155 Familienbildungsstätten in NRW. Hintergrund ist, dass es seit 2018 keine Reaktionsteam für vater.nrw mehr gibt. Die Fachstelle Väterarbeit 2014 nach langen Vorgesprächen erstmalig finanziert worden hat Väterangebote in 10 Städten in allen fünf Regierungsbezirken des Landes vernetzt und Bedarfe aufgegriffen. Die Expertenworkshops waren Teil der von der ehemaligen Familienministerin Kampmann initiierten Kampagne ‚Vater ist, was du draus machst‘.

Das Vorhaben, in der Jugendhilfe verpflichtende und ständige Weiter- und Fortbildungsangebote für Fachkräfte zu etablieren, um für vielfältige Beratungssituationen zu schulen, ist zu begrüßen und eigentlich eine Antwort auf die letzte Forderung.

Die FDP möchte bestehende Beratungseinrichtungen so stärken, dass diese auch väter- und kultursensibel Beratung und Unterstützung leisten können.

Die Grünen sind der Überzeugung, dass „natürlich […] auch vätersensible Beratung angeboten werden muss“. Sie werden die Bedarfe prüfen und Entwicklungsmöglichkeiten mit bestehenden Beratungsangeboten und ggf. darüber hinaus beraten.

Die SPD zieht auch an dieser Stelle ihren ‚ Joker‘ Familienbüros, die dabei einen Fokus auf Väter legen sollen.

Fazit: An dieser Stelle ist zumindest ansatzweise zu erkennen, dass der Handlungsbedarf gesehen und nach Lösungen gesucht wird.

Die vierte Forderung greift das Thema ‚Männer und Väter als Subjekte der Gleichstellungspolitik auf. Vor neun Jahren ist ja der Versuch gescheitert, diesen Rechte im Bundesgleichstellungsgesetz zuzuschreiben aber die Zeiten haben sich weiterentwickelt und in NRW gibt es inzwischen in fünf kommunen: Bonn, Düsseldorf, Dortmund Essen und Münster, Männer in den Gleichstellungsbüros, –stellen bzw. -ämtern.

In der Ausschreibung der Stadt Essen hieß es seinerzeit: „Als offene, tolerante Stadt und Ort der Vielfalt versteht die Stadtverwaltung Gleichstellung als ganzheitliche zukunftsgerichtete Strategie. War Gleichstellungsarbeit bislang überwiegend auf frauenspezifische Belange fokussiert, sollen nunmehr verstärkt auch Männer in die Wahrnehmung und in den Fokus der Gleichstellungspolitik gerückt, tradierte Rollenzuweisungen für die verschiedenen Geschlechter hinterfragt, neue Lebenskonzepte und -formen erarbeitet und unterstützt werden.“

Vor diesem Hintergrund lautet die Vierte Forderung: „Weiterentwicklung des Gesetzes zur Gleichstellung von Frauen und Männern für das Land Nordrhein-Westfalen (LGG) in dem Sinne, dass zunächst in allen Kreisen und Kreisfreien Städten neben den Gleichstellungsbeauftragten auch die Stelle eines Ansprechpartners für Väter eingerichtet und zusätzlich finanziert wird.“

In ihrer Antwort verweist die CDU auf den im März 2021 veröffentlichten Atlas zur Gleichstellung in NRW, aus dem für alle Kreise und kreisfreien Städte gleichstellungspolitische Handlungsbedarfe abgeleitet werden können. Väter sp ielen lediglich in dem Abschnitt Elterngeldbezug eine Rolle. Auf die Zusammenhänge zwischen der Inanspruchnahme von Elternzeiten und Elterngeld und der Besetzung von Leitungspositionen in Verwaltungen wird nicht eingegangen.

Die Bildung einer Infrastruktur für von Gewalt betroffene Männer in Form von 20 Plätzen in Gewaltschutzwohnungen ist der zuständigen Ministerin Scharrenbach hoch anzurechnen. NRW belegt damit bundesweit den Spitzenplatz. Darum ging es bei der Forderung allerdings nicht.

Die FDP möchte das Landesgleichstellungsgesetz zu einem ‚Landesdiversitätsgesetz‘ weiterentwickeln, um die realen Lebensverhältnisse abzubilden und auch die Belange von Männern und Diversen aufnehmen und sie als Bewerbende für das Amt des/ der Diversitätsbeauftragten zulassen.

Die Grünen möchten in der öffentlichen Verwaltung Strukturen stärken, die der Vielfalt von Lebensrealitäten, aber auch Diskriminierungserfahrungen Rechnung tragen und diese Vielfalt gleichzeitig als Bereicherung für Verwaltungen und Unternehmen begreift. Der öffentlichen Verwaltung komme dabei eine Vorbildfunktion zu.

Auch die SPD fördert selbstverständlich die Gleichstellung von Frauen und Männern. Die gleichstarke Vertretung von Männern und Frauen auf allen politischen Ebenen soll durch ein Paritätsgesetz erreicht werden. Die besonderen Bedarfe von Vätern mit Akteuren vor Ort geklärt werden.

Fazit: Die Bedarfe von Männern und Vätern werden gesehen, es fehlt aber bei fast allen der Mut, strukturell verankerte Beteiligungsmöglichkeiten zu etablieren und Väter den Status von gleichstellungspolitisch handelnden Subjekten zu geben.

In der letzten Forderung ging es um die Kompetenzen von denjenigen, die an den unterschiedlichen Stellen pädagogisch handelnd, beratend oder im Kontext von Geburtsvorbereitung und Geburten mit Vätern zu tun haben. Dass die Praktiker*innen für diese Aufgabe teilweise unzureichend ausgebildet und vorbereitet sind wird zum Beispiel im Abschlussbericht des Projekts ‚Bedeutung von Vätern im Geburtsprozess‘ deutlich:

„Die Annahme, Väter und Mütter im Kontext der Geburtsvorbereitung anzusprechen und dort das Anliegen ‚partnerschaftliche Aufgabenteilung‘ zu thematisieren ist richtig, da in diesem Zeitraum entscheidende Weichenstellungen vorgenommen werden.
Da mehr als 90 % der Väter an der Geburt und, zumindest beim ersten Kind, auch an angebotenen Kursen zur Vorbereitung teilnehmen, sind Hebammen entscheidende ‚Player‘ auf diesem Feld.
Auf der Basis freiwilliger Fortbildungen für Hebammen und mit dem Hinweis, ihnen nützliche Methoden für die Arbeit mit und die Ansprache von Vätern zur Verfügung stellen, lässt sich das Ziel nicht erreichen. Das liegt zum einen, an der von der, an den unterschiedlichsten Stellen beschriebenen Haltung der Hebammen, die Frauen und Männern traditionelle Rollen zuweisen und selbst wenn sie Angebote für Väter machen, diesen Unterstützungs- und Assistentenaufgaben zuweisen.“ Auch in den Curriculas für eine universitäre Ausbildung nimmt diese Thema nicht viel mehr als eine Semesterwochenstunde in Anspruch.

Vor diesem Hintergrund lautet die fünfte Forderung: „Hinwirkung des Landes darauf, dass in den (Rahmen-) Lehrplänen für Erzieher*innen, Sozialarbeiter*innen und -pädagog*innen sowie Hebammen Aus- und Fortbildungsinhalte geplant werden, die diese Fachkräfte in die Lage versetzen, Väter gendersensibel in den Blick zu nehmen, anzusprechen und einzubeziehen.“

Die Stellungnahme der CDU ist auch bei dieser Forderung die umfangreichste, geht aber vollkommen am Thema vorbei. Familienzentren, KiBiz und digitales Familienzentrum NRW sind wichtige Vorhaben, haben aber nichts mit den Kompetenzen zu tun, die dort Beschäftigten in die Lage zu versetzen, Väter gendersensibel in den Blick zu nehmen, anzusprechen und einzubeziehen.

Die FDP strebt an, die Rolle von Vätern in den genannten Lehrplänen noch stärker in den Fokus zu rücken und unterstützt eine Weiterentwicklung und Anpassung an die heutigen Lebensverhältnisse jenseits tradierter Rollenbilder.

Auch die Grünen sind der Überzeugung, die Vielfalt von Familienformen genauso in Aus-, Fort- und Weiterbildung zu integrieren, wie insgesamt gender- und diversitätssensible Ansätze zu vermitteln. Gleichermaßen halten sie es für  wichtig, Väter in ihrer Rolle zu bestärken und Geschlechter-stereotype, auch in Bezug auf Elternschaft, zu durchbrechen.

Die SPD hat sich vorgenommen, in der kommenden Legislatur sich mit den Ausbildungsordnungen und dem Sozialberufeanerkennungsgesetz zu befassen. Die Einbeziehung eines vatersensiblen Blicks halten ist für sie ein wichtiger Hinweis.

Fazit: Zumindest bei den drei zuletzt genannten Parteien ist eine verbale Aufgeschlossenheit vorhanden und es bleibt abzuwarten, wer mit wem koalieren wird bzw. kann und was dann auch tatsächlich vereinbart wird.

Die LAG Väterarbeit wird diesen Prozess in jedem Fall kritisch begleiten und wir werden die Parteien an ihre wenn auch vagen ‚Zusagen‘ erinnern.

Den vollständigen Überblick der Stellungnahmen können Sie hier downloaden Stellungnahmen der Parteien zu den Forderungen der LAG Väterarbeit zur Landtagswahl am 15. Mai 2022

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Trennungskinder – Wenn Eltern auseinander gehen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Donnerstag 12. Mai 2022

Knapp ein Viertel aller Eltern in Deutschland trennen sich – jedes Jahr sind davon etwa 200.000 Minderjährige betroffen. Mehr als drei Millionen Trennungskinder gibt es insgesamt.

Wie erleben Familien die Trennung und wie können Eltern und Kinder sie gut bewältigen? Was können Eltern beachten, um das Wohl ihrer Kinder im Blick zu behalten? Vier getrennte Familien zeigen, welche unterschiedlichen Lösungen sie gefunden haben.

Der erste Teil der Doppelfolge widmet sich der Anfangsphase. Wie sagt man den Kindern, dass die Eltern sich nicht mehr lieben? Wie gibt man ihnen Halt, wenn die Familie zerbricht? Über mehrere Monate gewähren Trennungsfamilien Einblicke in ihr Leben.

Jenny und Alex haben es drei Monate herausgezögert und ihren vier Kindern dann im Sommerurlaub erzählt, dass sie sich trennen. Bea und Benedikt wählten das gemeinsame Frühstück. Claudia und Safet stritten sich so oft und so heftig, dass ihre beiden Söhne die Trennung quasi miterlebt haben. Ähnlich lief es auch bei Michaela und ihrem Ex-Partner.

Wie wählt man den richtigen Zeitpunkt, es den Kindern zu sagen und wie geht es danach weiter? Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes ergründet, was Eltern beachten können. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Fachbereichen geben konkrete Hilfestellungen, wie eine Trennung zum Wohle aller und insbesondere mit Rücksicht auf die Kinder gelingen kann.

Welche langfristigen Folgen die Trennung der Eltern auf das zukünftige Leben der Kinder hat, erforschen Experten der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universität Leipzig. Verändert sich das Verhalten von Kindern, die eine Trennung erleben? Unsere Trennungskinder machen den Test.

Ein Thema – zwei Formate: Während ZDFneo die Perspektive aller Familienmitglieder beleuchtet, kommen in dem „PUR+ spezial: Meine Eltern trennen sich“ vor allem die Kinder der Familien zu Wort. Das Format von ZDFtivi für den KiKA bietet Reportagen und konkrete Tipps für Trennungskinder.

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Hebammen – Auf die Welt kommen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Mittwoch 11. Mai 2022

Der Alltag von Hebammen bewegt sich an der Schwelle, wo neues Leben entsteht und manchmal Leben vergeht.

Für Helena Bellwald sind Schwangerschaft und Geburt etwas Natürliches, das am besten gelingt, wenn sie möglichst nicht eingreift. Sie begleitet Eltern während der Schwangerschaft, der Hausgeburt und im Wochenbett. Aber auch, wenn Eltern ein Kind verlieren.

Lucia Mikeler ist Beleghebamme. Auch sie betreut Paare von der Schwangerschaft bis zum Wochenbett und geht für die Geburt in das Spital. Lucia ist es wichtig, dass die Frau ihre Geburt so gestalten kann, wie sie es für richtig hält.

Jeanette Gröbli, Sara Lehner und ihr Team zeigen uns den regen Spitalalltag, wo 97 von 100 Geburten in der Schweiz stattfinden. Sie sehen die Frauen zum ersten Mal, wenn sie mit Wehen ins Spital kommen. Sie begleiten sie routiniert und empathisch durch diese existenzielle Erfahrung.

Der Film gibt einen intimen Einblick in die natürlichste Sache der Menschheit. Sie fasziniert uns bis heute, einerseits als Wunder, andererseits als hochriskantes medizinisches Ereignis.

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Väter als Experten für Väter

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Dienstag 10. Mai 2022

Am 5. Mai berichte Alexander Stathopoulos, Geschäftsführer des Verbands Binationaler Familien in Frankfurt, beim Online Werkstattgespräch der LAG Väterarbeit NRW von den Erfahrungen des Arbeitskreises Migrationssensible Väterarbeit (MiseV) in Hessen.

Nach seinem Vortrag entspann sich eine interessante Diskussion, deren wichtigste Punkte hier kurz zusammengefasst werden.

Väter profitieren vom Austausch mit anderen Vätern. In Frankfurt existiert seit 2020 eine Vätergruppe, die sich aus Vätern mit unterschiedlichen Herkünften zusammensetzt. Diese ‚globale‘ Zusammensetzung hat sich als gewinnbringend für alle Beteiligten herausgestellt.

‚Herkunftssprache ist Herzenssprache‘, für den Fall, dass Väter über zu geringe deutsche Sprachkenntnisse verfügen, kann zunächst auch eine sprachhomogene Gruppe angezeigt sein, aber Menschen verstehen sich nicht automatisch gut, nur weil sie eine gemeinsame Sprache sprechen. Die Gemeinsamkeit entsteht in der Regel in beiden Varianten über das Vatersein und das Interesse, sich mit den eigenen Kindern zu befassen. Väter haben in der Regel auch positiv darauf reagiert, wenn sie auf Spielplätzen angesprochen und auf die Vätergruppe hingewiesen worden sind.

Mehrsprachige Flyer führen nicht kurzfristig zu mehr Teilnehmenden

Mit einem mehrsprachigen Flyer auf eine Veranstaltung hinzuweisen führt nach Erfahrung des Referenten nicht dazu, dass sich spontan mehr Teilnehmer anmelden. „Ich kann nicht sagen, dass wir über Flyer jemals viele Väter gewonnen hätten.“
Mehrsprachiges Informationsmaterial ist aber dennoch wichtig, da damit signalisiert wird, wir haben auch die Väter, die nicht schon immer hier gelebt haben und deutsch sprechen auf dem Radar, sondern auch die, die hier nicht verwurzelt sind.

Diese Flyer haben also einen mittelfristigen Effekt, sie etablieren den Eindruck, hier gibt es auch was für mich, hier finde ich Antworten auf meine Fragen.

Undokumentierte Menschen, seien es Flüchtlinge oder mit Touristenvisum eingereiste, die hier geblieben sind, spielen bei den Angeboten für Väter bislang noch keine Rolle. Da sie keiner (legalen) Erwerbsarbeit nachgehen können, keinerlei Unterstützung oder medizinische Behandlung erhalten haben sie massive Probleme und sind außer für die Migrationsberatung kaum zu erreichen.
Zugänge sind unter Umständen über ‚Vertrauenspersonen‘ oder ‚Medinetze‘ möglich.

‚Männer mit Migrationshintergrund erreichen finde ich sehr schwierig‘

oder ‚Wie mache ich denen begreiflich, was für ein tolles Angebot ich habe?‘ Äußerungen wie diese spiegeln eher die eigene Haltung wider als tatsächliche Haltung. Auch bei dieser Zielgruppe kommt es darauf an, dorthin zu gehen, wo die Väter eh sind: Sportplätze, Schwimmbäder, Kitas, Barber Shops, Migrantenselbstorganisationen aber auch Teestuben, Cafés und Moscheevereine sind mögliche Anspracheorte.
Es kommt darauf an Treffpunkte der möglichen Teilnehmer in der Umgebung des Angebots zu identifizieren und die Väter dort anzusprechen und einzuladen. Vertrauen aufzubauen und ‚Mund zu Mund Propaganda‘ wirken zu lassen braucht aber Zeit und kann nicht übers Knie gebrochen werden.

Falls die ‚Hürden‘ für zum Beispiel ein Beratungsangebot zu hoch sind, können durch niedrigschwellige Väterangebote wie Vater-Kind-Treffs, gemeinsames Grillen oder Treffen in Parks ‚Rampen‘ gebaut werden. Die Väter können sich untereinander und auch den ‚Berater‘ kennenlernen.

Eine weitere Möglichkeit Väter einzubeziehen ist auch, Mütter über die Angebote für ihre Partner zu informieren. Häufig fragen dies auch schon selbst nach Angeboten für Väter. Väter sind auch leichter über gemeinsames Tun zu erreichen und eine Einladung über ihre Kinder in der Kita ebenfalls sehr wirksam.

Diskriminierungserfahrungen sind alltäglich

… aber nicht so einfach zu thematisieren, zumindest nicht als Einstiegsthema.
In der Frankfurter Vätergruppe waren die Morde in Hanau Anlass, über eigene Diskriminierungserfahrungen zu sprechen. Wichtig ist in jedem Fall, diese Erfahrungen ernst zu nehmen, gemeinsam zu überlegen, wie Kinder gestärkt und eine Vertrauensbasis aufgebaut werden kann.
In dem Kontext spielen für Väter auch die Fragen, ‚was möchte ich meinen Kindern vermitteln‘ und ‚was möchte ich ihnen aus meiner Herkunftskultur mit aus den Weg geben‘ eine große Rolle.

Wissenschaftliche Kategorien wie ‚Mehrfachzugehörigkeit‘ und ‚hybride Identitäten‘ haben für sie praktische Alltagsbedeutung.

Die Frage inwieweit die beiden Fluchtbewegungen 2015, bei der junge Männer und Väter ohne ihre Kinder nach Deutschland gekommen sind und der aktuellen, bei der Frauen und Mütter mit ihren Kindern, aber ohne deren Väter nach Deutschland kommen. Auswirkungen auf die Arbeit ‚mit Vätern‘ bzw. mit Kindern ohne Väter haben wird, gab es mehr Fragen als Antworten.

Es wird darauf ankommen, die Bedürfnisse der Kinder zu adressieren und ihnen bei Bedarf männliche Bezugspersonen ‚Ersatzpapas‘ zur Verfügung zu stellen.

Als Abschlussresümee äußerte der Referent, auch wenn sich im Arbeitskreis MiseV und auch hier beim Werkstattgespräch eine ‚Positivauswahl‘ trifft, ist die Bereitschaft sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und neue Angebote auszuprobieren und zu etablieren in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen.

Materialien und Hinweise

Präsentation vom 5. Mai https://www.lag-vaeterarbeit.nrw/wp-content/uploads/2022/05/Input-Werkstattgespraech.pdf

Aufzeichnung des Vortrags https://youtu.be/s7MiQHv0PtI

Studien und Dokumentation der Veranstaltung im Dezember 2019 https://www.verband-binationaler.de/projekte/papa-kann-das-abu-baba-tata-auch-frankfurt

Link zur Vätergruppe https://www.vaeter-binational-global.de/

Link zur Fachveranstaltung am 3. Juni: https://eveeno.com/vaeter+als+experten

Quelle

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‚Das Thema ist, wenn überhaupt, im Umfang einer Semesterwochenstunde eingeplant‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Montag 9. Mai 2022

„Die Annahme, Väter und Mütter im Kontext der Geburtsvorbereitung anzusprechen und dort das Anliegen ‚partnerschaftliche Aufgabenteilung‘ zu thematisieren ist richtig, da in diesem Zeitraum entscheidende Weichenstellungen vorgenommen werden.
Da mehr als 90 % der Väter an der Geburt und, zumindest beim ersten Kind, auch an angebotenen Kursen zur Vorbereitung teilnehmen, sind Hebammen entscheidende ‚Player‘ auf diesem Feld.
Auf der Basis freiwilliger Fortbildungen für Hebammen und mit dem Hinweis, ihnen nützliche Methoden für die Arbeit mit und die Ansprache von Vätern zur Verfügung stellen, lässt sich das Ziel nicht erreichen. Das liegt zum einen, an der von der, an den unterschiedlichsten Stellen beschriebenen Haltung der Hebammen, die Frauen und Männern traditionelle Rollen zuweisen und selbst wenn sie Angebote für Väter machen, diesen Unterstützungs- und Assistentenaufgaben zuweisen.“

Abschlussbericht des Projekts ‚Bedeutung von Vätern im Geburtsprozess‘

Stellungnahmen der Parteien zu den Forderungen der LAG Väterarbeit zur Landtagswahl

Die LAG Väterarbeit hat im Vorfeld der Landtagswahl am 15 Mai fünf konkrete väterpolitische Forderungen aufgestellt und die im Landtag vertretenen Parteien darum gebeten darzulegen, inwieweit eine Stimme für Ihre Partei zu einer Umsetzung in den kommenden 5 Jahren beitragen wird.

Die fünfte Forderung lautet:

„Hinwirkung des Landes darauf, dass in den (Rahmen-) Lehrplänen für Erzieher*innen, Sozialarbeiter*innen und -pädagog*innen sowie Hebammen Aus- und Fortbildungsinhalte geplant werden, die diese Fachkräfte in die Lage versetzen, Väter gendersensibel in den Blick zu nehmen, anzusprechen und einzubeziehen.“

Die CDU hat dazu geantwortet:

Unsere Familienzentren sind für viele Familien erste Anlaufstelle. Wir werden daher unseren Kurs des Ausbaus, der finanziellen Stärkung und der Vernetzung mit den Angeboten der Familienförderung fortsetzen. Ein wichtiger Bestandteil für die kommenden Jahre wird dabei die Etablierung des digitalen Familienzentrums NRW sein. Das neue Kinderbildungsgesetz überwindet dabei mit 1,3 Milliarden Euro pro Jahr zusätzlich die strukturelle Unterfinanzierung im System der Kindertagesbetreuung in NRW. In den letzten fünf Jahren haben wir die Anzahl von Familienzentren ausgebaut und familienunterstützende Angebote zum Beispiel im Bereich der Familienbildung gestärkt. Hebammen dienen zusätzlich gerade in den ersten Wochen nach der Geburt in einem geschützten Rahmen als Ansprechpartnerinnen für alle medizinischen und psychosozialen Fragen. Sowohl für Mutter und Kind, als auch für Väter, Partner oder Geschwisterkinder stellen sie dabei eine besondere Begleitung und Unterstützung dar und können auf die individuellen Bedürfnisse in den Familien reagieren.

Die FDP hat dazu geantwortet:

In den genannten Lehrplänen sind schon bereits vielfältige Lebensmodelle und Rollenbilder berücksichtigt. Wir streben an, dass die Rolle von Vätern hierbei noch stärker in den Fokus gerückt wird und unterstützen diese Weiterentwicklung und Anpassung an die heutigen Lebensverhältnisse jenseits tradierter Rollenbilder.

Die Grünen haben dazu geantwortet:

Pädagogische Fachkräfte und Hebammen sind wichtige Ansprech- und Bezugs-personen für Familien. Deshalb ist es wichtig, die Vielfalt von Familienformen genauso in Aus-, Fort- und Weiterbildung zu integrieren, wie insgesamt gender- und diversitätssensible Ansätze zu vermitteln. Gleichermaßen ist es wichtig, Väter in ihrer Rolle zu bestärken und Geschlechter-stereotype, auch in Bezug auf Elternschaft, zu durchbrechen.

Die SPD hat dazu geantwortet:

Wir werden uns in der kommenden Wahlperiode mit den Ausbildungs-ordnungen und dem Sozialberufe-anerkennungsgesetz befassen. Die Ausweitung auf einen vatersensiblen Blick ist ein wichtiger Hinweis. Die Einbindung des Vaters in der Geburtshilfe und auch das Eingehen auf väterliche Ängste und Sorgen ist eine wichtige Ergänzung für die jungen Familien. Wir sehen, dass sich immer mehr Väter engagieren, dies muss sich nun auf die Praxis in den Einrichtungen übertragen. Väterarbeit in die Ausbildung aufzunehmen, kann dies erleichtern.

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