der VAETER.blog

lebe deinen Traum!

Archiv für die 'Väterbilder' Kategorie

Wollen Frauen den neuen Mann?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 27. November 2006

So lautete der Titel einer Untersuchung von Peter Döge und Rainer Volz aus dem Jahre 2002. Sie beschäftigten sich mit traditionellen Geschlechterbildern als Blockaden einer Geschlechterpolitik, die es Männern ermöglicht, sich ihren Einstellungen und Wünschen entsprechend, auch als neue Männer und Väter zu verhalten.

Die aktuelle Beilage des Schweizer Tages Anzeigers und der Basler Zeitung, ‚Das Magazin‘ liefert unter der Überschrift ‚Liebe ist keine Bedingung‘ vier aktuelle Beispiele für derartige Blockaden:

‚ … Der Markt hat vielleicht auch die Liebe rationalisiert. Zumindest scheint die Idee der Liebe als spontanes und einzigartiges Gefühl an Kraft verloren zu haben. Nathalie erlebte es noch mit keinem Mann. Dabei sind in ihrem Leben Kinder eingeplant. Die ersten vier Jahre bliebe sie ganz sicher zu Hause. Dank ihrer pädagogischen Arbeit weiss sie, wie wichtig das ist. Später will sie wieder in ihrem Beruf arbeiten, «um weiterzukommen», worauf ihr Mann ja hoffentlich auch stolz wäre. Ist es vorstellbar, dass er dereinst den Haushalt macht und zu den Kindern schaut? Nathalie schüttelt vehement den Kopf: «Das hat mit dem Ernstnehmen und Respektierenkönnen zu tun. Ein Hausmann ist absolut unsexy. Höchstens einen Tag. Aber ein Mann in einer Kaderposition könnte sein Pensum eh nicht reduzieren. Es ist doof, ich weiss, denn eigentlich gibt es nichts Schöneres als einen Vater, der Zeit mit seinen Kindern verbringt. Aber man denkt doch einfach: Was ist das nur für ein Mann?»‘

Das männerforum, die Zeitschrift der Männerarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland, beschäftigt sich in seiner aktuellen Ausgabe ebenfalls mit dem Thema: ‚Richtige Kerle? Wie Frauen sich die Männer wünschen‘.

Abgelegt unter Väterbilder | Keine Kommentare »

Fragebogenaktion ‚Vater und Mutter Courage‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 21. November 2006

Wie erleben eigentlich Väter die Geburt ihrer Kinder und wie kommen sie mit den Anforderungen vor, während und nach einer Geburt zurecht? Wie kommen sie mit dem Geburtserlebnis zu Recht, wie beurteilen sie die pränatalen Kontrolluntersuchungen, wie schätzen sie die Betreuungssituation von Schwangeren und Gebärenden, aber auch ihre eigene Situation als Geburtspartner ein? Wie kommen sie mit der Situation als frischgebackene Familienväter zurecht? Gibt es auch für Väter ein Problem der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und welche Verbesserungsvorschläge für die Familienbetreuung gäbe es aus Vätersicht?

Dies sind einige der Fragen, die mit der Fragebogenaktion von Dr. Bettina Ullmann ergründet werden sollen. Gleichzeitig ist dieser Fragebogen eine Ergänzung zu den Erfahrungen von jungen Müttern, die ebenfalls befragt werden. Die Fragebögen können im Internet heruntergeladen werden.

Abgelegt unter Männer, Väterbilder | Keine Kommentare »

Die Nestbauer – Männer in anderen Umständen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 21. November 2006

Die SWR-Autoren Susanne Müller und Andreas Coerper haben werdende Väter durch die Zeit der Schwangerschaft begleitet. Ihr Film wird von Phönix zu drei verschiedenen Terminen ausgestrahlt:

Donnerstag, 23.11.2006 um 20:15 Uhr; Freitag, 24.11.2006 um 07:30 Uhr und Samstag, 25.11.2006 um 10:30 Uhr

Moritz Reichelt ist gerade 50 geworden. Dass er schon bald nach diesem runden Geburtstag ein Regal für Babywindeln bauen würde, hatte sich der freischaffende Künstler nicht träumen lassen. Wie und wo er von der Schwangerschaft erfahren hat, darüber streiten seine Frau Katja und er noch: War es im Büro oder vor dem Kühlschrank? Auf jeden Fall war es früh am Morgen und Moritz hat die frohe Botschaft nach eigener Aussage „mit Fassung“ getragen.

Auch Alexander Jägers Vaterschaft war nicht von langer Hand geplant. Der 35-Jährige kennt seine Lebensgefährtin gerade mal seit neun Monaten.
Jetzt haben Alexander und Sabine vor der Niederkunft nur noch wenig Zeit sich das Ja-Wort zu geben und eine größere Wohnung zu suchen. Doch mit dem Umzug vom Junggesellen- ins Familienleben scheint sich Alexanders Lebenstraum zu erfüllen.

Während der Bauch ihrer Frau wächst sind die Männer auf der Suche nach einer neuen Rolle. Das Basteln von Regalen, das Fotografieren des runden Bauches gehört zu den beliebten Aktivitäten mit denen der „schwangere Vater“ die Zeit des Wartens auf die Niederkunft zu überbrücken versucht. Doch auch der in Schwangerschaftskursen gedrillte Mann muss dann, wenn die ersten Wehen anfangen, feststellen, dass sein aktiver Anteil an der Geburt begrenzt ist…

… zu diesem Thema führt Bettina Ullmann auch gerade eine Befragung von Vätern durch.

Abgelegt unter TV, Väterbilder | Keine Kommentare »

Der Mann auf dem Drahtseil

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 8. November 2006

Im Rahmen des Grundkurses Soziobiologie setzt sich Eckart Voland heute in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit den neuen Vätern auseinander.

‚Nun, Männer haben bekanntlich zwei alternative Möglichkeiten, dem biologischen Imperativ zu gehorchen. Sie können entweder danach streben, das zu erhöhen, was im Laborjargon der Soziobiologie „Paarungserfolg“ genannt wird, oder aber sie konzentrieren ihren Lebensaufwand in die große Liebe und den daraus hervorgehenden Nachwuchs. Beides gleichzeitig geht nicht, jedenfalls nicht auf Dauer.‘ Diese eingeschränkten Lebensstrategien hätten wir von den Primaten geerbt.

Aber  es gibt sie seit Adam, die Verhaltensoption des fürsorgenden Vaters, ‚… Sie gehört zum evolvierten Repertoire männlicher Strategien. Allerdings konkurriert sie mit anderen Optionen desselben Repertoires. Wann also werden aus Männern Familienväter? So trivial es anmutet, aber eine erste Antwort auf diese Frage lautet: Wenn partout kein anderer den Job macht. In dem gleichen Maße wie Omas, Tanten oder der Wohlfahrtsstaat einen fehlenden Vater ersetzen können, wird er entbehrlich. Ökonomen nennen dies ein „Nullsummenspiel“, und soziobiologische Forschung zeigt, daß die Entscheidungen in diesem Spiel ganz konsequent dem quasi-rationalen Kalkül einer Kosten-Nutzen-Abwägung gehorchen. Kurz: Mann wird dann zum Familienmensch, wenn aus der Verweigerung dieser Rolle mehr Schaden erwächst als andere kompensieren können.‘

Mich erinnert diese deterministische Sichtweise an eine andere Dichotomie: ‚Du musst dich entscheiden, Kinder oder Karriere‘. Nur zwei Möglichkeiten haben zu dürfen, diese Sichtweise engt ein und verhindert den Blick auf innovative Lösungen. Dazu kommt, junge Männer und Frauen wollen heute zunehmend beides: Erfolg in Beruf und Familie. Nicht nur im Gedankengebäude von Voland bedeutet das: Entweder teilen sich beide, Vater und Mutter, die ‚Jobs‘ partnerschaftlich auf, oder der Schaden für unsere Zukunft wird ins Unermessliche wachsen.

Neue Väter sind auch keine besseren Menschen, sie erweitern einfach ihre Möglichkeiten und Erfahrungen.

Den ganzen Artikel finden Sie hier.

Abgelegt unter Väterbilder, Zukunft | Keine Kommentare »

Dänische Väter schlapper als andere Skandinavier?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 25. Oktober 2006

Der Nordschleswiger, die deutsche Zeitung in Dänemark, setzt sich heute in einem Leitartikel kritisch mit dem Verhalten der dänischen Väter auseinander und lobt unter anderem die deutsche Regelung zu den Vätermonaten:

‚Dänemarks Väter ziehen es vor, den Nachwuchs am Abend in die Arme zu schließen und tagsüber Geld zu verdienen. In den nordischen Ländern, mit denen sich Dänemark zu vergleichen pflegt, sieht dies anders aus. Dort bleiben viel mehr Väter länger bei ihren Neugeborenen als im hiesigen Königreich. Das ist aber nicht allein Schuld der Väter, sondern in hohem Maße auch der Politik und der Wirtschaft, hat Bente Marianne Olsen, die sich wissenschaftlich mit dem Thema beschäftigt, herausgefunden.

In den nordischen Nachbarländern gibt es klare Quoten, die da sagen: Wenn Elternurlaub, dann müssen Vater und Mutter daran beteiligt sein. Sogar in Deutschland wurde schlussendlich eine Regelung erreicht, nach der ein gewisser Zeitraum nur gegeben wird, wenn die Väter sich um ihre Kinder kümmern. In Island gibt es das Recht auf neun Monate Elternurlaub: drei für die Mutter, drei für den Vater und die letzten drei Monate können die Eltern unter sich aufteilen.

In Dänemark gibt es derartige Regeln nicht. Hier haben die Mütter 14 Wochen lang nach der Geburt Recht auf Tagegeld, das in den meisten Tarifverträgen auf den vollen Lohn ergänzt wird. Die Väter haben das Recht auf nur zwei Wochen. Danach stehen dann 32 Wochen Elternzeit zur Verfügung, währenddessen Tagegeld gezahlt wird. Aber nur gut sechs Prozent dieser Elternzeit wird von den Vätern genommen, zeigen die jüngsten statistischen Zahlen. Das heißt, dass im fortschrittlichen Dänemark immer noch die alte Rollenteilung greift: Mutter hütet – zeitweise – Heim, Herd und Kinder und Vater zieht hinaus in die feindliche Welt.

Es existiert kein Klima, in dem Männer ganz selbstverständlich in den Väterurlaub gehen. Die Zeiten, in denen ein Mann, der sich um sein Neugeborenes, und waren es auch nur die zwei Wochen, kümmern wollte, sich gegen alle Widerstände durchsetzen, Mobbing aushalten musste und dennoch wie ein gefährlicher Exot betrachtet wurde, sind zwar vorbei. Begeisterung kommt aber auch heute noch nur bei den wenigsten Firmenchefs auf, während bei Ikea in Schweden nur der Mann richtig Karriere machen kann, der sich im Fall der Fälle auch als Vater zu Hause bewährt hat.

Allerdings arbeiten auch viele Frauen im öffentlichen Sektor oder in Firmen, die daran gewöhnt sind, dass ihre weiblichen Mitarbeiter für eine Elternzeit mittelfristig pausieren.
Es dabei zu belassen, ist allerdings der verkehrte Weg. Es müssen sich eben mehr Firmen daran gewöhnen, dass auch Männer dies tun. Der sogenannte Fertilitätsquotient, der zeigt, wie sich die Dänen vermehren, liegt bei 1,7 und damit an der Spitze in Europa, nur noch übertroffen von Irland mit einem Quotient von zwei. Aber es könnte ja auch in Dänemark noch besser kommen, wenn die Männer noch mehr mitmachen. Abgesehen davon, dass Kinder Mutter und Vater haben und enorm davon profitieren, wenn sie beide gut kennenlernen und der eine nicht nur der Abendgast ist.
In den ersten Lebensjahren sind Kinder ohnehin viel zu häufig nur mit Frauen zusammen, weil es meist Erzieherinnen und Grundschullehrerinnen sind, von den Tagesmüttern ganz zu schweigen.‘

Die Schlussfolgerung der Redaktion: ‚Wenn es nicht von selbst geht, dann müssen die Männer vielleicht zu ihrem Glück gezwungen werden.‘

Abgelegt unter Elternzeit, Väterbilder | Keine Kommentare »

Die neue ‚V – Klasse‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 22. Oktober 2006

Thea Dorn, freie Autorin und Moderatorin der Bücher-Talk-Sendung Literatur im Foyer im SWR hat soeben ‚Die neue F-Klasse – Wie die Zukunft von Frauen gemacht wird‘ veröffentlicht.

F_Klasse.jpg

‚Wir haben eine Kanzlerin, die Männerdämmerung ist ausgerufen und noch nie in der Geschichte waren so viele Frauen so erfolgreich wie heute. Gratulation, die Beauvoirs und Schwarzers haben ganze Arbeit geleistet. Wie bitte? Gut ausgebildet und zur Selbstständigkeit erzogen, halten Frauen zwar heute den Geschlechterkampf für beendet, doch wer klar sieht, stellt fest: Der Erfolg der Emanzipation ist ein Märchen, solange Frauen siebzig Prozent der Niedrigverdiener ausmachen und der Großteil der Akakemikerinnen als Versorgerin von Mann und Kind im schwarzen Loch des Eigenheims verschwindet. Da hilft es auch nicht, wenn die Herren Chefredakteure die Frauen neuerdings wieder als Multi-Gebärende und große Aufopferungsvolle preisen.‘

Spiegel online hat einige Auszüge veröffentlicht, die die Rolle der Männer und die der Väter thematisieren:

‚Die Frage, wie moderne Elternschaft aussehen kann, ist eine der Fragen, die unsere Gesellschaft in den nächsten Jahren am meisten beschäftigen wird – jenseits der zynisch-verlogenen Hochglanz-Parolen, mit ein bisschen Lässigkeit und Spaß sei schon alles unter einen Hut zu zaubern. Was bedeutet es physisch und psychisch für eine Frau, ein Kind und einen herausfordernden Beruf zu haben? Welche Rolle müssen die Väter in derart veränderten Familien-Konstellationen spielen? Welche Institutionen muss der Staat bereitstellen? Gerade weil diese Fragen so dringend sind, ist es unerlässlich, sich bei denen umzuschauen, die bereits in zeitgemäßen Familienverhältnissen angekommen sind. Und gefährlich, die Thematik für den berufsjugendlichen beziehungsweise den als solchen kaschierten Spießer-Diskurs zu missbrauchen.‘

Interessanterweise glaubten auch die (von Männern betriebenen) Naturwissenschaften bis vor zweihundert Jahren, Kinder entstünden, indem der Mann seinen „Geist“ in die Frau hineingießt – oder wie es Dietrich Schwanitz in seinem Bestseller „Männer – Eine Spezies wird besichtigt“ formuliert: „Der Vater war der alleinige Schöpfer und die Mutter nur der Brutofen. Er war der Pflanzer und sie der Topf (und manchmal ein zerbrochener Krug).“ Es war eine der katastrophalsten Begriffsverwirrungen der Menschheitsgeschichte, zu behaupten, das männliche Pendant zum weiblichen Gebären sei das Schöpfen. Nein! Nein!! Nein!!!

Wenigstens im 21. Jahrhundert sollten wir endgültig einsehen, dass der dem Gebären komplementäre Vorgang das Zeugen ist. Und wenn dieser relativ überschaubare biologische Akt des Sperma-Abladens den Herren im Vergleich zum langwierigen und komplizierten Prozess der Schwangerschaft und Geburt zu bescheiden erscheint, als dass sie sich darauf etwas einbilden könnten – dann dürfen sie ihr Selbstbewusstsein liebend gern daraus beziehen, dass sie Zeitungsartikel schreiben oder Rasenmäher erfinden. Aber sie sollen bitte nie wieder erzählen, es sei „unfair“, wenn Frauen diese Dinge auch tun, wo sie doch schon die supertolle Gabe des Gebären-Könnens besitzen. Noch einmal zum Mitschreiben: Frauen gebären. Männer zeugen. Alles andere können beide Geschlechter.‘

Abgelegt unter Emanzipation, Literatur, Väterbilder | 1 Kommentar »

Oh, Mann – Männer sind anders

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 20. Oktober 2006

Was typisch Mann ist, war auch schon mal klarer. Heute engagieren sich Männer ganz selbstverständlich in Haushalt und Familie. Sie beteiligen sich an der Zubereitung der Mahlzeiten, kümmern sich um die Instandhaltung von Haus und Wohnung, übernehmen ihren Part bei der Betreuung der Kinder und sind sozial aktiver, als man ihnen nachsagt. Kurzum: Männerleben ist im Wandel. Nur verhindern starre Job-Strukturen in den Unternehmen, dass Männer so können, wie sie wollen. Gefragt ist mehr Raum für individuelle Lebensentwürfe. 

Im Gespräch mit Anja Dilk äüßert sich Peter Döge, Geschäftsführer des Instituts für anwendungsorientierte Innovations- und Zukunftsforschung (IAIZ) Berlin und Autor der Studie ‚Männer – Paschas und Nestflüchter?‚ im changeX Interview zu den Handlungsmöglichkeiten und -strategien von Männern und Unternehmen.

Auf die Frage, warum  die meisten Männer die vorhandenen (gesetzlichen) Möglichkeiten nicht wahrnehmen antwortete Döge:

‚Gute Frage. Männer wagen es nicht. Jene, die aktiv ihre Vaterschaft leben wollen, vernetzen sich kaum. Zudem gibt es in den Betrieben keine Ansprechpartner für sie. Es gibt fast keine Vätergruppen oder Männerworkshops. Wir haben überall Gleichstellungsbeauftragte – doch niemand ist für die Väter zuständig. Wenn wir schon über Gender diskutieren, wieso besetzen wir diese Posten nicht paritätisch mit Frauen und Männern? Zumindest einige Männer könnten darunter sein. Dann würden Männer auch der Genderberatung mehr zuhören, sie ernster nehmen. Allerdings bin ich optimistisch: Angesichts der demographischen Entwicklung wird den Betrieben keine Wahl bleiben, als den Männern mehr Flexibilität zuzugestehen. Wenn in zehn Jahren eine Führungskraft sagt: Ich komm die nächsten zwei Jahre nur, wenn ich auf 30 Stunden reduzieren kann, wird der Arbeitgeber wohl abnicken müssen. 

Welche Konsequenzen ziehen Sie für die Geschlechterpolitik? Wie kann man Handlungschancen und Chancengleichheit beider Geschlechter verbessern?

Geschlechterpolitik verstehe ich als Baustein von Managing Diversity. Es kommt darauf an, Unterschiede der Geschlechter zu erkennen und zu managen. Falsch ist der defizitäre Ansatz, mit dem wir es zurzeit meist zu tun haben. Er geht davon aus, dass es ein bedürftiges, benachteiligtes Geschlecht gibt, das gefördert werden muss, um nachzuziehen. Dieser Ansatz ist eher kontraproduktiv, denn er belässt den Defizitstatus bei den Frauen. Es sollte vielmehr darum gehen, beide Geschlechter in ihren Fähigkeiten wahrzunehmen, nicht die vermeintlichen Mängel des einen oder anderen auszubügeln. Wir brauchen eine Vielfalt der Konzepte. …‘

Das ganze Interview finden Sie bei changeX

Abgelegt unter Unternehmen, Väterbilder | Keine Kommentare »

Aktive Vaterschaft als männliches Statussymbol

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 15. Oktober 2006

Die Bundesregierung hat jetzt ein Interview veröffentlicht, das Bundesfamilienmisterin Ursula von der Leyen am 29. September der Berliner Zeitung gegeben hat. Dort hat sie sich unter anderem für eine Väterbewegung in Deutschland ausgesprochen, die eine Emanzipation der Männer von alten Rollenklischees beschleunigen soll und auch angeregt, aktive Vaterschaft als männliches Statussymbol anzuerkennen, wie dies in Schweden längst der Fall sei.
Auszüge aus dem Interview:

Berliner Zeitung: Frau von der Leyen, es wird zurzeit viel darüber diskutiert, ob der Feminismus am Ende ist und Frauen sich wieder auf die Mutterrolle beschränken sollten. Was sagen Sie dazu?

Ursula von der Leyen: Wir haben nicht zu viel Emanzipation, sondern zu wenig. Die gläserne Decke, die Frauen am beruflichen Aufstieg hindert, existiert nach wie vor. Frauen haben zwar viel mehr Chancen als früher, aber die Frage ist jetzt: Wer hat beruflich die Folgen zu tragen, wenn Kinder geboren werden?

Berliner Zeitung: Die Antwort dürfte klar sein.

von der Leyen: Lassen sie es mich so sagen: Mit der Emanzipation der Männer sind wir noch weit zurück. Deutschland braucht eine Väterbewegung.

Berliner Zeitung: Wie meinen Sie das?

von der Leyen: Emanzipation heißt doch, dass man seine eigene Rolle entwickelt und erweitert. In Deutschland ist ein Mann nach wie vor nur dann ein echter Mann, wenn er erfolgreich im Beruf ist. Die Rolle als Vater ist noch recht unterentwickelt. In Skandinavien gehört aktive Vaterschaft zum Erfolg in Beruf und Gesellschaft dazu, sie ist ein männliches Statussymbol.

Berliner Zeitung: Bei uns wird neuerdings beklagt, dass Jungs von den Mädchen abgehängt werden. Teilen Sie die Sorge?

von der Leyen: Ich finde es nicht schlimm, dass Mädchen in Sachen Bildung an den Jungen vorbeiziehen. Wären die Zahlen anders herum, würde kein Hahn danach krähen. Man würde es als Gott gegeben betrachten. Dennoch müssen wir genauer hingucken, was mit den Jungs los ist.

Berliner Zeitung: Und was ist mit ihnen los?

von der Leyen: In der Gruppe der Jugendlichen ohne Schulabschluss und ohne berufliche Qualifikation sind überwiegend Jungen, viele mit Migrationshintergrund. Sie fühlen sich abgehängt und klammern sich umso stärker an tradierte Rollenmuster. Aus Angst, komplett die Orientierung zu verlieren. Diese Jungs sind in den ersten Lebens- und Schuljahren zu wenig integriert worden, sie haben kaum männliche Vorbilder im Alltag erlebt, die sie für Bildung und Verantwortung für andere als Wert an sich begeistert haben. Das Drama der bildungsarmen Kinder ist doch, dass sie isoliert sind …

Berliner Zeitung: …und Dass diese Jungen keine Partnerin mehr finden.

von der Leyen: Das ist kein deutsches Phänomen, das konnte man bereits vor 15, 20 Jahren etwa in Schweden beobachten. Dort haben sich daraufhin Werte und Ziele für Männer verändert. Ein akzeptierter Mann ist nicht mehr der Boss, sondern der, der Partnerschaft ernst nimmt. Er schätzt die Bildung der Frau und betrachtet sich im Bezug auf Kinder nicht als zweitklassige Mutter, sondern als erstklassiger Vater. Das hat die Gesellschaft enorm verändert und das Gleichgewicht auf dem Ehemarkt wieder hergestellt.

Berliner Zeitung: Wie reagieren eigentlich die Herren in Ihrer Partei, wenn Sie so reden?

von der Leyen: Bei den über 60-Jährigen hat sich eine gewisse Wachheit entwickelt.

Berliner Zeitung: Bezogen worauf?

von der Leyen: Bezogen auf ihre erwachsenen Töchter. Die Männer sind stolz auf deren berufliche Erfolge, aber bedauern, dass die Enkelkinder ausbleiben. Und weil sie ihre Töchter lieben, realisieren sie, dass Kinderlosigkeit eben nicht das Ergebnis einer selbstsüchtigen Generation ist.

Berliner Zeitung: Verraten Sie uns, wer von den Unionsmännern das erkannt hat?

von der Leyen: Es wäre nicht fair, nur einen zu nennen. Aber ich kann Ihnen sagen, dass Edmund Stoiber mich sehr unterstützt hat, als es in den Koalitionsverhandlungen um Vereinbarkeit von Beruf und Familie ging.

Berliner Zeitung: Aha. Und was ist mit den Jüngeren?

von der Leyen: Ein wachsender Anteil erkennt, dass wir den jungen Menschen Antworten auf ihre ganz realen Probleme geben müssen. Wir können nicht mit Rezepten kommen, die vielleicht noch vor 30 Jahren galten. Eines der realen Probleme ist, dass Männer unsicherer werden, ob sie eine Familie ernähren könnten. Berechtigt. Deshalb müssen wir konsequent daran arbeiten, dass Partner gleichermaßen Verantwortung für Einkommen und Erziehung übernehmen. Nur so lässt sich auch die Kinderarmut reduzieren.

Abgelegt unter Väterbilder, Visionen | Keine Kommentare »

Vätertag 2007

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 6. Oktober 2006

Forschungsergebnisse zeigen: Das alltagsnahe Engagement der Väter ist für das Aufwachsen von Jungen und Mädchen und das partnerschaftliche Funktionieren von Elternbeziehungen wichtig. Dieses Engagement ist oft zu wenig vorhanden oder kann nicht gelebt werden. Positive Väterbilder und väterfreundliche Rahmenbedingungen sind Mangelware. Oft wird väterliches Engagement zu wenig gewürdigt.

In dieser Situation führt männer.ch als Dachverband der Schweizer Männer- und Väterorganisationen den Vätertag in der Schweiz ein. In den deutschsprachigen Nachbarländern, den Benelux-Staaten, den USA und vielen weiteren Ländern existiert zum Teil bereits seit 100 Jahren ein Vätertag. Der Schweizer Vätertag ist als grosser Aktionstag geplant und liefert eine sympathische Plattform, um Wertschätzung für väterliches Engagement auszudrücken und Hürden auf dem Weg zu einem erfüllten Vatersein zu thematisieren.

Der Vätertag ist einerseits ein Vater-Kind-Aktionstag: Väter unternehmen und erleben mit ihren Kindern und anderen Vätern und Kindern gemeinsam etwas. Der Vätertag ist ebenso ein Vaterschafts-Thementag: Väter und die Gesellschaft setzen sich mit Wünschen, Ansprüchen und Widersprüchen modernen Vaterseins auseinander.

Der Vätertag ist damit nicht einfach eine Kopie des Muttertags. Es geht nicht um den bloßen Dank an die Adresse der Väter, sondern um eine respekt- und lustvolle Auseinandersetzung mit dem Vatersein in einer Zeit, in der sich die traditionellen Rollenmodelle auflösen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie mehr und mehr auch zum ‚Männerproblem‘ wird.

Der Schweizer Vätertag wird nach niederländischem Modell auf den dritten Sonntag im Juni gelegt und soll ab 2007 in jedem Jahr gefeiert werden.

«Die Auseinandersetzung mit Kindern ist nicht nur schön, sondern ebenso fordernd wie bereichernd. Diese Erfahrungen kommen Männern nicht nur persönlich, sondern auch im Arbeitsleben zugute. Als Unternehmer weiß ich diese Qualifikationen zu schätzen. Der Schweizer Vätertag trägt diese Wertschätzung weiter. Das ist eine tolle Sache.» äußert Otto Ineichen Unternehmer, Nationalrat

Abgelegt unter Väterbilder | Keine Kommentare »

Väter erziehen Kinder!

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 5. Oktober 2006

In dem soeben erschienenen Jahresbericht der ask Familienberatungsstelle Hanau ist als Fachartikel von Paul Scherfer – Samide ‚Der Beitrag einer Erziehungsberatungsstelle zur Diskussion über Familienmodelle, das „partnerschaftliche Modell von Elternschaft“ und die Rolle der Väter‘ zu lesen.

Der Artikel weist die aktuellen Tendenzen junger Väter auf, sich intensiver auf ihre Rolle als Bezugsperson für ihre Kinder einzulassen, was Zustimmung bei vielen (nicht nur „frauenbewegten“) Frauen, Teilen der Politik und manchen Unternehmen findet. In einer historischen und ökonomischen Betrachtung wird die Hypothese aufgestellt, dass dieser Trend zu aktiver Vaterschaft ein notwendiger ist. In der Praxis der Erziehungs- und Familienberatung tauchen allerdings zu einem hohen Prozentsatz die abwesenden oder wenig verantwortungsvollen Väter auf, so die Erfahrung des Autors, der aus systemischer und entwicklungspsychologischer Sicht aktive Väter begrüßt und diese unterstützt.

Ein lesenswerter Text, denn innovative Gleichberechtigungspolitik muss Männer, insbesondere Väter, zu einem veränderten aktiven Verhalten auffordern und sie als Bündnispartner für die Gleichverteilung von Erwerbs- und Familienarbeit gewinnen.

Abgelegt unter Väterbilder, Visionen | Keine Kommentare »